Problem Fachkräftemangel - Neues Schuljahr hat am Montag in der Hauptstadtregion begonnen
![Schüler betreten am ersten Tag nach den Sommerferien den Eingang zum Rheingau Gymnasium. Neben Berlin startet der Unterricht auch in Brandenburg. (Foto: Kay Nietfeld/dpa) Schüler betreten am ersten Tag nach den Sommerferien den Eingang zum Rheingau Gymnasium. Neben Berlin startet der Unterricht auch in Brandenburg. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)](/content/dam/rbb/rbb/rbb24/2022/2022_08/dpa/schule.jpg.jpg/size=708x398.jpg)
An Berlins und Brandenburgs Schulen ist es am Montag wieder voll geworden. Und stellenweise war noch etwas enger als zuletzt: Denn die Schülerzahl liegt auf Rekordniveau. Eines der vordringlichsten Probleme ist der Fachkräftemangel.
Schluss mit lustig für Berlins Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte: Nach rund sechseinhalb Wochen Sommerferien ist am Montag das neue Schuljahr gestartet.
Ein normales wird es ebenso wenig werden wie die letzten Schuljahre, prognostizierte etwa die Berliner Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) schon vor wenigen Tagen. Denn die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden. Zudem nun müssen nun auch die Schulen Energie sparen und immer mehr Schüler aus ukrainischen Flüchtlingsfamilien drücken die Schulbank.
Im neuen Schuljahr lernen in den Berliner Schulen so viele Schülerinnen und Schülern wie noch nie: Ihre Zahl stieg an den allgemeinbildenden Schulen im Vergleich zum vergangenen Schuljahr um gut 6.800 auf 383.290, so die Bildungsverwaltung.
In Brandenburg beginnt derweil für 303.000 Schülerinnen und Schüler wieder der Unterricht, teilte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Donnerstag bei ihrem Ausblick auf das neue Schuljahr mit.
Erstklässler starten in Berlin erst am 27. August
Nicht alle Berliner Schüler starten am Montag, für die Erstklässler beginnt das Abenteuer Schule erst am 27. August mit der Einschulung, am 29. August startet dann ihr Unterricht. 37.050 Abc-Schützen sind angemeldet, 1.370 mehr als vor einem Jahr. Busse zufolge ist das die höchste Zahl seit 2005.
Dagegen wurden in den meisten Brandenburger Grundschulen bereits am vergangenen Samstag eingeschult. In diesem Jahr kommen rund 24.000 Erstklässler an die 470 Grundschulen, das sind rund 1.000 mehr als im vergangenen Schuljahr.
Fachkräftemangel geht weiter
Wie in den Vorjahren schlägt der bundesweite Fachkräftemangel erneut an den Berliner Schulen durch. Busse zufolge lag der Einstellungsbedarf bei 2.645 unbefristeten Vollzeitstellen, allerdings konnten bisher nicht alle besetzt werden. Die Senatorin bezifferte die Lücke unbesetzter Stellen vor einigen Tagen auf 875 - bei insgesamt mehr als 34.000 Lehrkräften. Unter den Eingestellten - einige auch befristet - sind etliche Quereinsteiger, dazu Pensionäre oder Masterstudenten. Insgesamt startet das Berliner Schuljahr aber mit weniger Quereinsteigern als noch im letzten Jahr. Während es da 790 waren sind es nun 455. Die Bildungsverwaltung vermutet, dass sie der Markt in den vergangenen Jahren abgeschöpft hat.
In Brandenburg wurden 1.322 Lehrkräfte unbefristet eingestellt, darunter 387 Seiteneinsteiger. Zudem erhielten 108 Pädagogen aus der Ukraine eine befristete Anstellung. Insgesamt wurden 1.000 Lehrkräfte zusätzlich befristet eingestellt. Damit seien ausreichend neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt worden, sagte Ernst. Die Einstellungen neuer Pädagogen gingen weiter.
Gewerkschaft klagt, dass immer mehr neue Lehrkräfte nicht vom Fach seien
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte, dass immer mehr neu eingestellte Lehrkräfte keine abgeschlossene Lehramtsausbildung hätten. GEW-Landeschef Tom Erdmann sprach von einer "bildungspolitischen Katastrophe". Die Bildungschancen einer ganzen Generation würden gefährdet, Berlin müsse mehr tun für die Ausbildung von Lehrkräften.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hatte Berlin als letztes Bundesland die Rückkehr zur Verbeamtung von Lehrerinnen und Lehrern beschlossen. Die ersten frischgebackenen Beamten fangen im neuen Schuljahr an: 220 neu eingestellte Lehrkräfte waren im Juli verbeamtet worden.
Schülerzuwachs auch auf Geflüchtete aus der Ukraine zurückzuführen
Ein Gutteil des Zuwachses an Schülern ist auf Geflüchtete aus der Ukraine zurückzuführen. Für das neue Schuljahr meldeten sich rund 1.000 Kinder von dort für den Schulbesuch an. Um die 5.000 Schüler aus der Ukraine lernten bereits vor den Sommerferien an Berliner Schulen, darunter knapp 3.000 in sogenannten Willkommensklassen.
Ähnlich verhält es sich in Brandenburg. Auch hier werden viele Kinder und Jugendliche eingeschult, die mit Elternteilen aus der Ukraine geflüchtet sind. Vor den Sommerferien waren bereits rund 4.500 ukrainische Kinder und Jugendliche an den Schulen gemeldet.
Angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie wird in Berlin das schon vor den Sommerferien praktizierte freiwillige Testen für Schüler und Personal zweimal in der Schule und einmal am Wochenende beibehalten. "Flächendeckende Schulschließungen wollen wir in diesem Schuljahr nicht zulassen, dafür werde ich mich mit Nachdruck einsetzen", sagte Busse. Eine Maskenpflicht gibt es in Berlin nicht bislang für die Schüler - genau so wenig wie Abstandsregeln.
In Brandenburg gilt in der ersten Woche nach den Ferien eine "Schutzwoche". Das heißt, dass sich Schüler und Lehrer drei Mal testen lassen müssen. Doch es gibt hier ein zweites Aber: Wer drei Mal geimpft ist oder genesen ist von einer Coronainfektion in den vergangenen drei Monaten, muss sich nicht testen lassen.
Energiesparen auch in Schulen
Vor dem Hintergrund der Energiekrise will der Berliner Senat zehn Prozent des Energieverbrauches in seinen Liegenschaften reduzieren. Dazu zählen auch rund 700 öffentliche Schulen. Nach Angaben von Senatorin Busse wird die Raumtemperatur in Grundschulen wie auch in Kitas allerdings nicht gesenkt.
An weiterführenden Schulen solle dies mit Augenmaß geschehen. Bislang geht es da, genau wie an Hochschulen, vor allem um das Warmwasser, das abgestellt werden soll.
Auch das Kita-Jahr geht los
Am Montag starten nicht nur die Schul-, sondern auch viele Kinder nach den Sommerferien in ein neues Kita-Jahr. Viele Träger leiden unter den gestiegenen Kosten, Hilfe des Senats ist erst Anfang des nächsten Jahres in Sicht.
Sendung: rbb24 Inforadio 21.08.2022, 07:00 Uhr