Pandemie-System soll abgeschafft werden -

Das Berliner Abgeordnetenhaus ist fraktionsübergreifend dafür, den Fahrscheinkauf in Bussen mit Bargeld wieder zu ermöglichen. Fünf der sechs Fraktionen forderten bei einer Debatte am Donnerstag die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf, die vor zweieinhalb Jahren wegen der Pandemie abgeschaffte Bezahlmöglichkeit mit Münzen und Geldscheinen schnellstmöglich wieder einzuführen.
Die Praxis, nur bargeldlose Zahlung beim Busfahrer zu erlauben, grenze Menschen von Mobilität aus, argumentierten mehrere Redner. Zudem widerspreche das den Tarifregelungen innerhalb des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Die AfD sieht außerdem Einnahmeverluste für die BVG, weil etliche Kunden nun eben ohne Fahrschein im Bus unterwegs seien und auch beim Umsteigen auf S- oder U-Bahn keinen Fahrschein mehr lösten.
Nur CDU will am bargeldlosen Bezahlen festhalten
Die CDU schloss sich den Forderungen derweil nicht an. "Berlin hat andere Probleme, ob bar zahlen möglich oder nicht möglich ist", sagte ihr Verkehrsexperte Oliver Friederici. "95 oder sogar 99 Prozent" der BVG-Kunden hätten eine Karte oder zahlten mit dem Handy. Von Ausgrenzung könne keine Rede sein, schließlich könne an Ticket- Automaten bar gezahlt werden. Solche Automaten gibt es allerdings nicht an Bushaltestellen, sondern etwa auf U- oder S-Bahnhöfen.
Die BVG hatte die Möglichkeit zur Barzahlung im März 2020 abgeschafft, um Busfahrer vor Corona-Ansteckung zu schützen. Ein weiteres Argument gegen Bargeld im Bus ist, dass die Fahrerinnen und Fahrer Zeit und Nerven sparen. Möglich ist die Zahlung zum Beispiel per EC- oder Kreditkarte, Handy oder mit einer aufladbaren Geldkarte der BVG.
VBB-Lücke: Passagiere ohne Ticket müssen befördert werden
Vor kurzem hatte auch die Senatsverwaltung für Verkehr deutlich gemacht, dass Barzahlung im Bus nach der Ausnahme wegen der Pandemie nun wieder möglich sein müsse. Sie führe dazu Gespräche mit der BVG. Das Thema ist auch im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und Linken verankert.
Außerdem wurde kürzlich bekannt, dass durch eine Lücke in den Tarif-Regeln der Verkehrsbetriebe Berlin-Brandenburg (VBB) Fahrgäste - zumindest theoretisch - die BVG-Busse in Berlin auch ohne Ticket nutzen können. In einer Antwort der Senatsverwaltung für Verkehr auf eine Anfrage der AfD hieß es, es sei die "Einschätzung des Senats (…), dass Fahrgäste, die nicht bar zahlen können, trotzdem zu befördern sind".
Nach Ansicht der Verkehrsverwaltung muss die BVG diese Fahrgäste auch ohne Ticket befördern - und verweist dazu auf die geltenden VBB-Beförderungsbedingungen, die auch für die BVG gelten. "Die VBB-Tarifbestimmungen implizieren, dass in den Bussen Bargeldverkauf möglich ist", teilte Sprecher Jan Thomsen rbb|24 mit. "Ist dies nicht der Fall, gilt dennoch die Beförderungspflicht."
Sendung: rbb24 Abendschau, 22. September 2022, 19:30 Uhr