Zahlen der Justizverwaltung - Berliner Justiz muss Hälfte aller Geldwäscheverfahren einstellen

So 05.02.23 | 12:52 Uhr
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Symbolbild: Mehrere 100-Euro-Scheine liegen auf einem Tisch (Bild: dpa/Robert Jaeger)
dpa/Robert Jaeger
Video: rbb24 Abendschau | 05.02.2023 | Jochen Kienbaum | Bild: dpa/Robert Jaeger

Verfahren wegen des Vorwurfs der Geldwäsche sind für die Justiz oft sehr aufwendig. wenn Personal fehlt, wird es hakelig. In Berlin wird laut Senatsverwaltung für Justiz die Hälfte aller Geldwäsche-Verfahren eingestellt.

Die Berliner Justiz muss die Hälfte aller Geldwäscheverfahren in der Hauptstadt einstellen. Das geht aus einer Antwort von Justizstaatssekretär Kanalan auf eine CDU-Anfrage hervor, die dem rbb seit Sonntag vorliegt. Demnach erfasste die Berliner Justiz im Jahr 2016 insgesamt 3.234 Geldwäschedelikte. Im vergangenen Jahr waren es 4.990. Von diesen wurden 2.669 eingestellt. Das ist mehr als die Hälfte. Zuerst berichtete der "Tagesspiegel".

Wirtschaftsverfahren würden eingestellt, wenn absehbar sei, dass sie mit dem knappen Personal kaum noch gewonnen werden könnten, so Justizkreise. Hintergrund sei, dass finanzielle Ressourcen und fachliche Expertise auf Seite der Beschuldigten oft "enorm" seien, wie es ein Beamter ausdrückte.

Das Bundesinnenministerium definiert Geldwäsche als "die Einschleusung von illegal erwirtschafteten Geldern in den legalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf". Sie steht mit Gefängnis von bis zu fünf Jahren unter Strafe.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.02.2023, 19:30 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Diese Meldung überrascht nicht; weniger bekannt ist zum Leidwesen der Mitarbeitenden, dass die sehr massive Personalnot auch und besonders krass die nicht so stark in der Presse beobachteten Gerichtszweige wie die zivilen Amtsgerichte betrifft
    die seit vielen Jahren kein ausreichendes Personal haben und immer weiter Personal an die in der Öffentlichkeit stehenden Bereiche wie Strafjustiz und Sozialgerichte abgeben müssen. Stellen werden nicht oder mit langfristigen Verzögerungen nachbesetzt.

  2. 14.

    Ist Frau Kreck als Justizsenatorin und politischer Verantwortlichen des Desaster bisher nicht aufgefallen, dass ihre Behörde die strafrechtliche Verfolgung großer Teile der Clankriminalität wegen Personalmangel aufgegeben hat?

  3. 13.

    Der Senat soll erstmal alle offenen Stellen bei der Justiz besetzen.

    Ich bin selbst Richter am LG. Wir ersticken in Arbeit. Viele Kollegen gehen in den nächsten Jahren in Pension. Fähigen Nachwuchs gibt's kaum.

    Ich musste neulich einen Angeklagten aus der U-Haft entlassen,da die Frist verstrichen war. Weitere werden diesem Angeklagten folgen.

    Neben den Stellen brauchen wir neue Gebäude mit mehr Verhandlungssälen.

    Das alles kostet viel Geld

  4. 12.

    Geldwäsche ist ein spezielles Gebiet, um große Summen aus kriminellen Aktivitäten "rein zu waschen", ergo geht es um große "Fische".

    Jetzt ahnt man, warum in Deutschland gerne Geld "gewaschen" wird, die Schanze ungeschoren davon zu kommen ist hoch, das spricht sich in diesen Kreisen rum.

  5. 11.

    Vorhin kam ein Bericht im Fernsehen über die Clanstrukturen in Berlin und deshalb wundert es mich nicht mehr, wenn die Berliner Justiz die Hälfte der Geldwäsche-Verfahren einstellen muß.

  6. 10.

    90% von Polizei und Justiz kümmern sich um Delikte die 10% des Gesamtschadens durch Kriminalität ausmachen.
    10% von Polizei und Justiz kümmern sich um den Rest.
    Erkenne das Muster...

  7. 9.

    Äh, Frau Kreck ist von den Linken, genau die Nagel, Neujöllner Ehrenfrau für so manche Clangrösse.

  8. 8.

    Woher nehmen Sie die Weisheit, dass gerade die großen Fische NICHT behelligt werden? So viel Unfug in den Kommentaren zu lesen. Geldwäsche gerichtsfest (!) nachzuweisen, ist hoch kompliziert und komplex. Wenn (größere) Fälle einerseits zu verjähren drohen und andere, trotz bereits erfolgter umfassender Ermittlungen vor Gericht zu scheitern drohen, weil die Beweislage noch nicht ausreicht, MUSS man entscheiden, wie ich das vorhandene Personal dann effizient einsetze. Hinzu kommt, dass ein Freispruch aus Mangel an Beweisen noch einen "Persilschein" ausstellt und der Staat obendrein die gegnerischen Anwalts- und Gerichtskosten i.d.R. mit übernehmen muss. Ich gehe davon aus, dass eine Menge zusätzliches Personal benötigt würde, um die stark gestiegene Fallzahlen halbwegs abzuändern. Bezweifle, dass die Quote (50 % eingestellte Verfahren) zu CDU-Zeiten wesentlich besser war. Wäre interessant. Könnte man einordnen, ob die CDU-Anfrage evtl. mit d. nahenden Wahl zusammen hängt. Nachtigall...

  9. 7.

    Der kleine Sparer muss jeden Cent rechtfertigen, wenn er mal was investieren will und die großen Fische werden nicht behelligt. Armes Deutschland!

  10. 6.

    .....die Justitz ist nicht FDP oder CDU. Nur die die Anfrage zum Sachverhalt kam von der CDU.

  11. 4.

    Personalmangel hin oder her, vielleicht auch geduldete oder gewollte Inkompetenz. Berlin hält stets die schützende Hand über jeglich krimminelle Biotope.

  12. 3.

    Hier muss in Deutschland unbedingt ein stärkerer Fokus drauf gelegt werden. Geldwäsche muss bekämpft werden.

  13. 2.

    mit dem knappen Personal kaum noch gewonnen werden könnten, so Justizkreise. Hintergrund sei, dass finanzielle Ressourcen und fachliche Expertise auf Seite der Beschuldigten oft "enorm" seien, wie es ein Beamter ausdrückte."
    Man muß halt Prioritäten setzen.
    Und dann sind die mutmaßlichen Delinquenten ja auch vermögend und clever-da lässt man besser die Finger von.
    Gibt ja auch sonst genug zu tun:
    Schwarzfahrer und Klimaaktivisten, die sind einfach vom Handlung her ungefährlicher.

  14. 1.

    "Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte im Herbst angekündigt, sich dafür einzusetzen, Bargeldzahlungen nur noch bis maximal 10.000 Euro zulassen. Ermittler begrüßten den Vorstoß, Politiker aus CDU und FDP zeigten sich skeptisch."

    Logisch, das würde ja die eigene Klientel hart treffen.

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