Branchenumfrage - Was in Hotels gestohlen wird - und was Gäste am häufigsten vergessen

Sa 02.12.23 | 07:13 Uhr | Von Georg-Stefan Russew
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Ein Mann im Bademantel in einem Hotelzimmer. (Foto:picture alliance / Westend61)
Bild: picture alliance / Westend61

Handtücher, Bademäntel oder Stifte aus Hotels mitnehmen, gilt vielen als Kavaliersdelikt. Manche Hotelgäste allerdings kommen auf weitaus skurrilere Ideen. Von Georg-Stefan Russew

Es gibt fast nichts, was sich Hotelgäste nicht als "Souvenirs" vor dem Auschecken einstecken. Was vielen als Kavaliersdelikt vorkommen mag, ist laut Strafgesetzbuch glasklar Diebstahl. Dies bestätigen auch die Berlin- und Brandenburg-Chefs des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Thomas Lengfelder und Olaf Schöpe. "Es wird schon ziemlich viel gestohlen, um das mal auf den Punkt zu bringen", sagte Lengfelder rbb|24. "Handtücher, Bügel, Seife sind leider Dauerbrenner. So lange es Hotels gibt, ist es ein Thema, dass der eine oder andere sich so ein 'Souvenir' einsteckt", kommentierte Schöpe.

Bei Kulis oder Bügel noch Werbung, bei Handtüchern und Bademäntel hört der Spaß auf

Der Berliner Dehoga-Chef ist selbst aus dem Hotelfach und hat zwölf Jahre die Geschicke des Hotels Berlin, Berlin am Lützowplatz in der City West geleitet. "Man macht als Hotelier, wenn man etwas wertvollere Bilder im Haus aushängen hat, unter die Bilder rote oder farbige Punkte an die Wand, so dass es sofort auffällt, wenn ein Bild weg ist. Sonst merkt ein Zimmermädchen nicht, wenn ein Bild fehlt", so Lengfelder.

Hoteliers versuchen, alle Sachen im Haus irgendwie zu sichern. "Wenn einer nun einen Kleiderbügel oder einen Kugelschreiber mitnimmt, dann mag das noch irgendwie als Werbung für so ein Hotel zu verbuchen sein. Bei Handtüchern und Bademänteln ist der Spaß schon nicht mehr lustig", so der Berliner Dehoga-Chef weiter. Die Wiederbeschaffung mache schon Mühe.

Kein übermäßiges Problem

Einschränkend sagte Lengfelder aber, dass nicht so viel gestohlen werde, dass es einen größeren Einfluss auf das Jahresergebnis eines Hauses hätte. Denn "es ist nun nicht so, dass tausende Bademäntel in einem Jahr verschwinden". Trotzdem nervten die Diebstähle, weil organisatorische Prozesse ausgelöst würden.

Ähnlich äußerte sich Olaf Schöpe, Präsident des Brandenburger Dehoga. Ein übermäßiges Problem in den Bilanzen sei es nicht. Schön sei aber etwas anderes. Fällt das Abhandenkommen auf, könne man sich schon dem Gast verständigen. "Dass man dann zur Polizei geht, habe ich noch nicht gehört", so Schöpe.

Auch Lengfelder sagte, dass man Diebstähle nicht unbedingt an die große Glocke hänge, schränkt aber gleichzeitig ein: "Da muss man sehr feinfühlig sein. Wenn man sich vorstellt, dass man ein Fünf-Sterne-Haus führt und ein Gast nimmt sich dann einen Bademantel mit, und man schreibt hinterher den Gast an - die Reaktion des Gastes darauf kann sich dann jeder vorstellen", erklärte Lengfelder.

Es sei oftmals situationsbedingt, ob man einen Schaden bei einem Gast geltend macht. "Bei einem anderen Gast, der einem als Haus sehr wichtig ist, lässt man es vielleicht lieber sein", so Thomas Lengfelder. Letztlich werde das in Hotels von Fall zu Fall entschieden.

Hotels entwickeln kreative Ideen, um Diebstähle zu verhindern

Die Häuser seien mittlerweile auch sehr kreativ, um Diebstähle zu verhindern. "In manchen Häusern ist es so, dass man sich den Bademantel bei der Hausdame aufs Zimmer bestellen muss, dass er nicht mehr automatisch schon im Zimmer ist", erklärte Lengfelder. Das soll dann den Effekt haben, dass der Gast sich den Mantel nicht einsteckt, weil er ja extra angefordert wurde, so der Berliner Dehoga-Chef weiter.

Umfrage weist die am meisten gestohlenen Sachen aus

Die aktuelle Umfrage des Wellness Heaven Guide [Externer Link] bestätigt die Top 3 der am meisten entwendeten Gegenstände: An Position 1 liegen Handtücher, gefolgt von Bademänteln und Kleiderbügeln. Hier seien 1.376 Hoteliers in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz schriftlich befragt worden.

Skurril: Im Trend liegen laut Umfrage ganze Minibars: Nicht nur, dass die Getränke darin geleert würden - gleich der ganze Eisschrank werde mitgenommen. Auch verschwänden immer wieder ganze Kaffeemaschinen, Luxus-Matratzen oder Tablet-PC. Hoteliers berichteten zudem, dass auch mal ein ganzes Piano verschwunden sei oder eine hochwertige Stereoanlage.

Gäste vergessen aber auch schonmal ihre eigenen Sachen im Hotel

Aber es geht auch andersherum. "Es ist schon lustig, was Hotelgäste in den Zimmern vergessen", erinnert sich der ehemalige Hotelchef Thomas Lengfelder. "Das geht bei Eheringen, Uhren und Brillen los." Auch Gebisse seien schon liegen geblieben. Einfach zurückschicken dürften die Hoteliers das Fundgut aber nicht. Das müssten die Gäste höchstpersönlich abholen. Ansonsten sei man gezwungen, das Fundgut ein halbes Jahr aufzubewahren. "Da gibt es riesige Räume in Hotels, wo das Fundgut aufbewahrt wird." Erst danach könnten die Hotels das Gefundene selbst verwerten.

Ungeschlagen auf Position Eins der im Hotel vergessenen Gegenstände sind nach Lengfelders Angaben Handy-Ladekabel. So blieben pro Hotel und Jahr schon mal 500 bis 1.000 Kabel liegen.

Beitrag von Georg-Stefan Russew

52 Kommentare

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  1. 51.

    Klaro. Habe ca. 5 Kilo bestes Zeug - äh, also Kristallzucker. In Tütchen und Stücken, sehr viele versch. Themen und Motive, aus ganz Europa.
    Leider kann man hier keine Bilder einstellen... Aber ich stell die Sammlung demnächst bei Kleinanzeigen ein.

  2. 50.

    Klar sind Sie kriminell. Geht dooooch gar nicht. Einfach Zuckerrüben mitzunehmen-;). Vielleicht können wir mal unsere Sammlung vergleichen und tauschen-:)

  3. 49.

    Ihr Name ist ja anscheinend Programm.
    Wer sich etwas aneignet, das einer anderen Person oder einer Firma gehört, begeht einfach Diebstahl.
    Für diese Sichtweise bedarf es keines Richters oder Richterin.

  4. 48.

    Schön, dass sich dieser inkompetente Verein 'DeHoGa" nun auch noch anmaßt, zu "bestätigen", wobei es sich um Diebstahl handelt und wobei nicht. Vielleicht sollte man das Richtern überlassen.

  5. 47.

    Es gibt ja auch Leute die ein Container mitnehmen um die Seifeflasche leer zu machen...

  6. 46.

    Da fehlt noch einer… wir waren die Kinder vor denen unsere Eltern uns immer gewarnt haben :-)

  7. 45.

    Natürlich nicht. Diese Haltung " Ich hab ja dafür bezahlt, also darf ich was mitnehmen" ist doch wirklich frech.

  8. 44.

    Wir sind viel unterwegs, weil wir schon die Zeit haben als Senioren. Doch hätten wir ein schlechtes Gewissen, wenn wir aus dem Hotel etwas mitnehmen würden. Solange es Kosmetika ist, die bereits von einem selbst genutzt wurde, klar (z.B. Shampoo/Duschbad in den kleinen Flaschen). Die wird ja wohl vom nächsten Gast nicht weiterverwendet. Was jedoch noch ungeöffnet ist, sollte liegenbleiben, weil auch das vom Hotel erneuert werden muss.
    Im Privaten findet es wahrscheinlich auch niemand toll, wenn seine/ihre Gäste aus dem Bad ab und an Kleinigkeiten o. größeres mitgehen lassen, Und nur, weil man für eine Übernachtung bezahlt hat, heißt es nicht, dass man sich bedienen darf.

  9. 43.

    Auch wenn da im Beitrag auf einen „Wellness Heaven Guide“ verwiesen wird - hier geht es doch wohl um die Hotels die Übernachtungsleistumgen anbieten?
    Und selbst dann: von einem „Wellnesshotel“ würde ich gewisse Dienstleistungen erwarten, so ein Billigschuppen der für viel Geld nicht mal die damit assoziierten Mindestleistungen anbietet gehört entsprechend bewertet!
    Vielleicht sollten sich einige Manager mal überdenken was sie da sagen - ist ja schon schlimm genug wenn da in einem Atemzug geklaute TV mit Statements über diese Miniportionen von Seife und Schampoo auftauchen!
    Deutsche Dienstleister und Gastgewerbe? Schämt euch!!!

  10. 42.

    Ach sehen sie es so: Liebe Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin ;-).
    ... und wer als Kiddie nie einen Apfel vom Baum geklaut hat, werfe die erste Kirsche.

  11. 41.

    Sie brauchen nur ein Wellnesshotel zu buchen und schon ist meistens ein Bademantel im Zimmer oder auf Nachfrage zu erhalten.

  12. 40.

    Ich dachte immer, dass die Ehegatten ihre holde Maid am häufigsten vergessen...
    Schönen 1. Advent liebe Hauptstädter!

  13. 39.

    Antwort auf "Michi" vom Samstag, 02.12.2023 | 10:59 Uhr
    "Aber was sind denn die Benimmregeln in Hotels?" Die gleichen wie zu Hause, finde ich. Da nehme ich auch nicht täglich ein frisches Handtuch. Und möchte auch nicht bestohlen werden. Leider vergessen die Menschen oft jegliche Kinderstube, sobald sie ihre eigenen vier Wände verlassen, das Argument, ja dafür bezahlt zu haben, rechtfertigt offenbar alles.

  14. 38.

    Ja, vor allem bemerkenswert um welche Klasse von Hotels und um welche Gäste es hier geht….
    Also um mal auf dem niedrigen Level zu bleiben: Ich hätte nie einen Bademantel klauen können - ich war selbst auf ‚gehobenen‘ Dienstreisen nie in einem Hotel in dem es solche gab!

  15. 37.

    Herrlich, wie böse ich doch bin.....habt Ihr alle nie gemacht.

  16. 36.

    Es sind wohl eher die Seifen- und Shampoospender gemeint. (Flaschen)
    In den meisten Hotels gibt es den anderen Kleinkram nicht mehr.

  17. 35.

    ...okay, ich werde mich dann freiwillig stellen, damit ich wieder ruhig schlafen kann...
    Ade, schnöde Welt!

  18. 34.

    Rechtlich ist es so: Jedes ungefragte Mitnehmen von Dingen ist Diebstahl. Bei geringwertige Sachen ist es ein "minder schwerer Fall", und da wird die Straftat nur auf Antrag verfolgt. So einen Antrag stellt dann kaum jemand. Den sogenannten Mundraub gibt es als Ausnahme von der Strafbarkeit schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr, er geistert aber immer noch im Volksmund herum :o)

  19. 33.

    Da werden sich die Erben aber sehr freuen, bröckelige Seife und eingetrocknete Kulis in einer Kiste...

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