Neues Ultimatum für Tarifangebot - GDL-Streik beendet, Bahn will wieder verhandeln

Fr 08.03.24 | 13:41 Uhr
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Menschen warten am 07.03.2024 an einem Bahnsteig am Berliner Hauptbahnhof. (Quelle: dpa-Bildfunk/Hannes P Albert)
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Der fünfte Bahnstreik innerhalb kurzer Zeit endete am Freitag um 13 Uhr. Die Auswirkungen sollen aber auch danach noch zu spüren sein. Von der Bahn gibt es ein neues Verhandlungsangebot an die GDL.

Der aktuelle Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Personenverkehr der Deutschen Bahn (DB) ist nach 35 Stunden am Freitag um 13 Uhr beendet worden.

Die Deutsche Bahn rechnet auch nach Streikende noch mit Verspätungen und Ausfällen. Der Verkehr werde sich erst im Laufe des Tages normalisieren, hieß es. Ab Samstagmorgen soll wieder der übliche Fahrplan gelten.

Generell hatten sich Bahnreisende in Berlin und Brandenburg relativ gut auf den Bahnstreik eingestellt. Zudem fiel der Berufsverkehr am Freitag aufgrund des Feiertags in Berlin sehr viel ruhiger aus. Die Züge der privaten Bahnunternehmen Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) und Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) verkehrten beziehungsweise verkehren so gut wie störungsfrei.

Neue Verhandlungen am Montag?

Zum Streikende stellte die GDL der Bahn ein neues Ultimatum in dem schwelenden Tarifkonflikt. In einer Mitteilung der Gewerkschaft vom Freitag heißt es, man erwarte bis Sonntagabend, 18 Uhr, ein neues, schriftliches Angebot der Arbeitgeberseite. Die bisherigen Vorschläge der Moderatoren in dem Konflikt seien nicht ausreichend. Neben dem Nichterreichen der 35-Stunden-Woche gebe es eine ganze Reihe weiterer wichtiger Gründe, warum.

Sollte bis zum Fristende ein neues Angebot vorliegen, könne man am Montag weiter verhandeln, hieß es. Falls nicht, werde es bei den bereits angekündigten Arbeitskampfmaßnahmen bleiben.

Zuvor hatte die Deutsche Bahn die Lokführergewerkschaft für Montag zu neuen Tarifverhandlungen eingeladen. Grundlage solle der Vorschlag sein, den die beiden Moderatoren, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (beide CDU), in der vergangenen Woche in der gescheiterten Verhandlungsrunde vorgelegt haben. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler richtete den Vorschlag zunächst in einer Mail an den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky.

In dem Schreiben schlägt der Bahn-Personalvorstand vor, die Verhandlungen am Montag um 13 Uhr in Berlin wieder aufzunehmen. Seiler betonte, die Bahn habe den Vorschlag der beiden Moderatoren, anders als von der GDL dargestellt, nicht abgelehnt: "Vielmehr hatten wir uns in ihrer Anwesenheit und in Anwesenheit der Moderatoren unmittelbar am 26. Februar 2024 bereit erklärt, über unsere Schmerzgrenze hinaus zu gehen und auf der Grundlage des Gesamtvorschlags der Moderatoren die Verhandlungen zu Ende zu führen."

Die beiden Moderatoren hatten unter anderem vorgeschlagen, die Wochenarbeitszeit ab 2026 auf 37 Stunden und ab 2028 weiter auf 36 Stunden zu verringern, jeweils bei vollem Lohnausgleich. Das kommt der Kernforderung der GDL, einer schrittweisen Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, sehr nahe.

Unternehmensverbände fordern GDL zu weiteren Verhandlungen auf

Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg haben die GDL derweil dazu aufgerufen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Andernfalls disqualifiziere sich die Gewerkschaft als Gesprächspartner, erklärte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Andreas Schulz, am Freitag. Drohungen mit weiteren Arbeitskämpfen müssten unterlassen werden.

Schulz sprach von einem "sinnlosen Streik", der in der Hauptstadtregion erneut enorme Schäden angerichtet habe. Insbesondere Tourismusbranche und Messewirtschaft, aber auch viele andere Branchen hätten massive Einbußen erlitten. Die GDL habe der Zuverlässigkeit und dem Ansehen des Verkehrsträgers Schiene einen Bärendienst erwiesen.

GDL-Chef Weselsky mit Streikverlauf zufrieden

GDL-Chef Claus Weselsky zeigte sich schon vor dem Ende des Streikes zufrieden. Er sagte am Donnerstagabend der ARD, "die Zwischenbilanz ist 1a, unsere Kolleginnen und Kollegen treten an gegen ihren eigenen Arbeitgeber. Die Streikbeteiligung ist hoch." Der Wille, sich durchzusetzen und die 35-Stunden-Woche und die Entgelterhöhung zu erreichen, die in 28 anderen Verkehrsunternehmen schon Tariflage sei, der sei natürlich groß, sagte Weselsky weiter.

Sollten die GDL und die Deutsche Bahn am Montag nicht gemeinsam weiterverhandeln, drohen bereits weitere Streiks: GDL-Chef Weselsky hat sogenannte Wellenstreiks angekündigt und betont, die Gewerkschaft werde sie nicht wie bisher 48 Stunden vorher ankündigen. Es würden aber sowohl Anfang als auch Ende benannt, sagte er am Donnerstag. Die Deutsche Bahn warnt bereits, bei solchen Streiks könne sie auch kein Grundangebot mehr anbieten. Damit sei das deutsche Eisenbahnsystem massiv gefährdet.

Die Bahn benötigt mindestens 48 Stunden Vorlauf, um Notfallfahrpläne zu erstellen. Ein Bahnsprecher appellierte deshalb erneut an die GDL, zukünftige Streiks rechtzeitig anzukündigen.

Sendung: rbb24, 08.03.2024, 13:00 Uhr

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60 Kommentare

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  1. 60.

    Fakten contra "argumente": "Die GDL hat mit den genannten 28 Eisenbahnunternehmen in fairen und schnellen Verhandlungen gute Kompromisse erzielen können – fast überall ohne Streiks. Die DB hingegen ist klar erkennbar auch weiterhin nicht daran interessiert, den Konflikt zu befrieden und im Sinne der GDL-Mitglieder und ihrer eigenen Beschäftigten einen Tarifvertrag abzuschließen" https://www.gdl.de/aktuelles/news/db-provoziert-verhandlungsabbruch-und-erneute-streiks/ Der DB-Vorstand will nicht durch Nachgeben um eine Stunde auf 35 Wochenstunden dem Beispiel der 28 nichtbundeseigenen Eisenbahnen folgen und will nicht mit attraktiven Abeitsplätzen neu auszubildende Lokführer anwerben, obwohl die DB jetzt schon an Lokführermangel krankt. Vielleicht wäre die Auflösung der DB insgesamt der neue Erfolg: Keine hohen Vorstandsgehälter mehr, Übernahme von Personalen und Fahrzeugen durch nichtbundeseigene Eisenbahnen, zumal Mehdorns erträumter Bösrsengang bis heute nicht funktioniert.

  2. 59.

    Komische Fantasien, hier Teile davon oder das Streikrecht insgesamt als kriminell einzutüten. Vor dem vorletzten Streik ist der DB-Vorstand mit einem Eilantrag und einer Klage gegen den vorletzten Bahnstreik vor Gerichten gescheitert - warum wohl? // Stichworte 'Geiselhaft' und 'Erpressung': Weshalb hat der DB-Vorstand wohlwissend nicht die DB-Hausjuristen mit entsprechenden Klagen gegen die GDL beauftragt? >>weil 'Geiselhaft' und 'Erpressung' anlässlich vom im Grundgesetz verankerten Streikrecht und allen diesen legalen Streiks nicht auf das deutrsche Streikrecht anwendbar sind: https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_9.html

  3. 56.

    Auto Fahrer streiken nicht!

    Wann kippt die Bereitschaft der Deutsche Wähler weiterhin massive in OeV Infrastruktur , wenn die Bahnen so unzuverlaessig geworden sind. Zu Gunsten der Individual Verkehrs das immer noch funktioniert.

    PGL

  4. 55.

    Bevor sie nicht belegen können, das sich angeblich die meisten Lokführer krank melden würden an Streiktagen sollten sie vorsichtig sein mit solchen Behauptungen.
    Da bewegen sie sich sich schnell auf sehr dünnem Eis.

  5. 54.

    Mit welchem Recht nehmen Sie sich heraus zu Behaupten, das die meisten Lokführer sich an Streiktagen Krank melden ?
    Woher wollen sie das wissen ?
    Belegen Sie das mal, bevor Sie irgendwelche Behauptungen aufstellen.

  6. 53.

    Mich stört an den ganzen Streiks auch noch, das man jetzt das Streikrecht ändern will. Und zwar so, das der Kunde, also wir, noch mehr und noch länger unter Streiks leiden werden.

    Da man das Streikrecht aus wirtschaftlichen Gründen jetzt so einschränken will, das nicht alle gleichzeitig streiken dürfen/können. Mit anderen Worten heißt das, das sich die Streiks noch mehr in die Länge ziehen. Bis mal irgendwann eine Lösung oder Einigung gefunden wird/wurde.

  7. 52.

    Die Streikkasse bleibt gefüllt, weil die meisten Lokführer sich an Streiktagen krank melden. Insbesondere bei den angegekündigten "Wellenstreiks" (geht auch gar nicht anders). Es ist so offensichtlich aber die DB und wir alle lassen uns immer noch am Ring durch die Manege ziehen.

  8. 51.

    Weselsky pokert, genau wie Selensky, sehr hoch. Sie mögen moralisch im "Recht" sein, nur Recht haben und Recht bekommen, sind, wie das Leben lehrt, oft nicht beieinander.
    Ich bin lebenslang mit Kompromissen, immer ans Ziel gekommen.
    Muss eben jeder für sich entscheiden.

  9. 49.

    Nach den letzten Berichten und einigen Interviews in den Medien heute Nachmittag bekomme ich das unangenehme Gefühl das dieser Herr solange streiken lassen will bis die Bahn ihm mehr anbietet als er selber fordert!
    Interessant wäre vielleicht einmal die Frage wie lange die Streikkasse der GDL eigentlich reicht - das könnte ja auch irgendwann mal “nach hinten” losgehen….

  10. 47.

    Es ist ein absolutes Unding wie sich ein ganzes Land von einer solchen Bonsai Gewerkschaft erpressen lassen muss. Wenn deren Vorsitzender nicht mal in der Lage ist ein Papier zu lesen und aus purer Selbstüberschätzung streiken lässt. Hier muss die Gesellschaft einfach Mittel und Wege finden dies zu verhindern. Das ist dann der Demokratie zu viel. Dieser alte Mann gehört auf das Abstellgleis und den Lockführern sollte der Kopf gewaschen werden. Wir werden immer mehr erpresst von Gewerkschaften welche nur noch nach Maximalforderungen gieren. So schafft sich Deutschland ab.

  11. 46.

    Was hat man mit den Kardinälen gemacht, als sie sich nicht auf einen Papst einigen konnten?
    Nehmt W. sein Dienstauto weg, für immer.

  12. 45.

    Die sich hier artikulierenden Motzer/innen haben vor allem eines: null fachliche Ahnung.

  13. 44.

    "Evtl. hört jetzt dieses Boni-Thema auf bzw. wird in richtige Relation gesetzt." hat rein garnichts mit Ihrem "unter den Tisch kehren" zu tun!

    P.S. Und ich wollte Sie schon für den Vorstand vorschlagen, um denen mal zu zeigen, wie "arbeiten und argumentieren" richtig geht!

  14. 43.

    Heuern Sie einfach bei DB an, lassen Sie sich zum Lokführer ausbilden und lernen Sie dann den Knochenjob richtig und von innen kennen.

  15. 42.

    "Nicht nur die Bahn wird erpresst, sondern wir alle" -Dem Teil nach dem Komma stimme ich voll zu, da nicht verstehbar ist, wieso der DB-Vorstand nicht endlich attraktive Arbeitsplätze schaffen will, weshalb das Nachwuchsproblem der Lokführer unbewältigt bleibt. Die Züge könnten längst wieder streiklos rollen, würde sich der DB-Vorstand nicht wegen der einen Stunde so haben. Es ist gut so, daß es im Tarifrecht keine verbindliche Regel zur Schlichtung gibt (außer bei einigen Tendenzbetrieben). Die Wirtschaft leidet schon deshalb nicht unter den GDL-Streiks, weil ein Großteil der Gütertransporte nicht über DB-Cargo läuft, sondern übe die nichtbundeseigenen Eisenbahnen, die bei Streiks mehr freie Trassen haben. GDL-Mitglieder, bleibt hart, ihr habt einen Super-Verhandlungsführer. Außerdem wird in anderen europäischen Ländern öfter und länger gestreikt - kein Grund in Deutschland zu jammern.

  16. 41.

    Sorry, darum ging es überhaupt nicht.
    Bitte noch einmal lesen, auf was ich geantwortet habe.
    Danke!

    Ansonsten stimme ich Ihnen ja in Teilen sogar zu ;-)

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