Tarifverhandlungen - GDL kündigt Streiks ab Donnerstag an - Bahn spricht von Gefährdung des Eisenbahnsystems

Mo 04.03.24 | 20:08 Uhr
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Symbolbild: Bahnhof Cottbus, Zuege der Deutschen Bahn stehen am Abend de 24.08.2021 auf den Gleisen am Hauptbahnhof Cottbus. (Quelle: Picture Alliance/Andreas Franke)
Video: rbb24 Abendschau | 04.03.2024 | P. Höppner | Bild: Picture Alliance/Andreas Franke

Die Lokführergewerkschaft GDL und die Bahn haben sich im Tarifkonflikt nicht geeinigt. Deshalb ruft die GDL zu "Wellen-Streiks" auf. Der Personenverkehr ist ab Donnerstag betroffen. Folgende Streiks sollen nicht mehr vorab angekündigt werden.

  • Ab Donnerstag 2 Uhr wird der Personenverkehr der Bahn bestreikt
  • Weitere Streiks will die GDL nicht mehr vorab ankündigen
  • Streitpunkt der Tarifverhandlungen ist die 35-Stunden-Woche
  • Fahrgastverband Pro Bahn fordert "Osterfrieden"
  • S-Bahn veröffentlicht Notfahrplan

Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hat weitere Streiks bei der Deutschen Bahn angekündigt - ab Mittwochabend, 18 Uhr im Güter- und Donnerstag, 2 Uhr im Personenverkehr. Das sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Montag in Berlin. Der Streik soll demnach jeweils 35 Stunden lang dauern, also bis Freitag, 5 Uhr im Güter- und 13 Uhr im Personenverkehr.

Danach werde es weitere Streiks ohne Ankündigungen als sogenannte "Wellen-Streiks" geben. Somit sei "die Bahn derzeit kein verlässliches Verkehrsmittel", sagte Weselsky vor Journalisten.

Die Streiks würden dann nicht mit der sonst üblichen Frist von 48 Stunden und Länge angekündigt, so Weselsky. Damit werde die Bahn auch keinen Notfahrplan mehr einsetzen können. Weselsky begründete das Vorgehen mit den erneut gescheiterten Tarifverhandlungen mit der Bahn.

Bahn: Forderungen "gefährden massiv das Eisenbahnsystem"

Die Deutsche Bahn wirft der Lokführergewerkschaft vor, mit ihrem Verhalten im Tarifkonflikt und der jüngsten Streikankündigung das deutsche Eisenbahnsystem zu gefährden. Die Gewerkschaft beharre "stur und egoistisch" auf ihren Maximalforderungen, erklärte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Montag. Die Forderungen "sind jedoch unerfüllbar und gefährden massiv das Eisenbahnsystem". "Seile appellierte an die GDL, "zurück an den Verhandlungstisch zu kommen und Lösungen zu finden, die im Interesse aller sind."

Großer Streitpunkt: die 35-Stunden-Woche

Die GDL und die Bahn hatten eigentlich noch bis einschließlich Sonntag verhandeln wollen. Nach Angaben des Unternehmens hätte die Gewerkschaft die Gespräche jedoch vorzeitig platzen lassen.

Ein Streitpunkt ist nach wie vor das Thema 35-Stunden-Woche. "Trotz weitreichender Zugeständnisse" habe die GDL den Verhandlungstisch verlassen, erklärte ein DB-Sprecher damals. Bis zuletzt hätten die Gewerkschafter zudem "dogmatisch auf der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich" beharrt. Dabei hätten die Moderatoren Thomas de Maizière und Daniel Günther (beide CDU) "Kompromissvorschläge auch zur wöchentlichen Arbeitszeit gemacht".

Fahrgastverband Pro Bahn fordert "Osterfrieden"

Der Fahrgastverband Pro Bahn machte GDL und DB schwere Vorwürfe. "Wie es momantan läuft, ist nicht mehr tragbar", sagte Pressesprecher Thmas Schirmer am Montag in der rbb24 Abendschau. Die "Wellenstreiks" seien unangemessen, die Fahrgäste müssten mindestens 24 Stunden vorab informiert werden. Zudem fordert Pro Bahn einen "Osterfrieden": Vom 20. März bis 10. April solle eine Streikpause eingelegt werden, so Schirmer.

Angesichts der verhärteten Fronten in den Tarifgesprächen sieht Schirmer nun die Politik in der Pflicht. Der Bundesverkehrsminister sowie die Verkehrsminister der Länder müssten "eine gemeinsame Linie fahren".

Es ist nicht der einzige Arbeitskampf, der das Reisen in dieser Woche erschwert. Kurz vor der GDL hatte auch Verdi zu Warnstreiks bei der Lufthansa aufgerufen. Das gesamte Bodenpersonal soll am Donnerstag und Freitag die Arbeit niederlegen. Der Ausstand soll am Donnerstag um 4.00 Uhr beginnen und am Samstag um 7.10 Uhr enden.

Grafik: Notfahrplan der S-Bahn Berlin. (Quelle: DB/S-Bahn)

S-Bahn veröffentlicht Notfahrplan

In Reaktion auf die Streikankündingung der GDL veröffentlichte die ebenfalls von dem angekündigten Ausstand betroffene Berliner S-Bahn einen Notfahrplan. Dieser gilt demnach vom Donnerstagmorgen 2 Uhr bis zum angekündigten Streikende am Freitag.

Die S-Bahnen S1, S2, S25, S3, S46 und die S5 sollen im Stundentakt verkehren, die S9 im Halbstundentakt. Die Busersatzverkehre der S25 und der S2 sollen laut S-Bahn-Unternehmensführung im 20-Minuten-Takt verkehren. Weitere Informationen will die S-Bahn in den kommenden Tagen auf ihre Seite sbahn.berlin [Externer Link] veröffentlichen

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.03.2024, 14:20 Uhr

368 Kommentare

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  1. 368.

    Deutsche Bahn: Die Insider! Wer hat diese Sendung im ZDF gesehen?

    Das Streikrecht gilt für alle, es gibt keine Arbeitnehmer und auch keine Gewerkschaften 2. Klasse.

    Es ist immer wieder schön, dem Personalvorstand bei seinen Lügen zuzuhören.

    Es wird höchste Zeit den Vorstand dieses maroden Unternehmens in die Wüste zu schicken. Übrigens, die Herren haben bei ihren "Erfolgsprämien ganz schön zugelangt. Apropos, Erfolg? Der ist weit und breit nicht zu sehen.

    Den Streikenden viel Erfolg.

  2. 367.

    Das der Gesetzgeber einschreitet wäre gut, und damit die GDL zerschlagen wäre besser. In eine Arbeitgeber Institution die die Lokführer angestellt hat und in eine Spartengewerkschft ohne einen Herren W. der Unwahrheiten verbreitet!

  3. 366.

    Da bleibt nur noch eins
    Ich kündige mein Abo,denn auch ohne Streik ist das Angebot der Bahn ein Witz.
    Dann fahren halt die Leute mit dem Auto in die Stadt,soll der Weselsky doch streiken bis er schwarz wird.

  4. 365.

    Macht die Bahn den Menschen ein ordentliches Angebot, dann wird sich auch ich genügend Personal für den Betriebsdienst finden.

  5. 364.

    Die DB leiert ewig die gleichen falschen Argumente rauf und runter. GDL - WEITER SO !!! Es gibt kein Gesetz, oder eine verbidliche Vorschrift, derzufolge Streiks zwingend anzukündigen sind - oder kann jemand welche hieb- und stichfest belegen ???

  6. 362.

    Thomas de Maizière und Daniel Günther

    Sie können auch nachlesen von heute 20.45 Uhr
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/bahn-tarifverhandlungen-schlichtervorschlag-100.html

  7. 361.

    Das er lügt, ist nichts neues.

    Letztlich geht's in diesem Streik nicht um das Wohl der Arbeitnehmer. Herr W. will einen großartigen Abgang und somit sei übergroßes Ego befriedigen. Dazu kommt, dass die Existenz der GDL auf dem Spiel steht

    Nun wird der Gesetzgeber handeln müssen. Für den Steuerzahler wäre eine Zerschlagung und Verkauf den Konzerns die beste Lösung. Ohne Bestandschutz

  8. 360.

    Seit 12 Jahren intensiviert die Bahn die Personalsuche jährlich steigend. Es gibt zu wenig geeignete Interessenten.

    Und ohne etwas 10000 zusätzliche stellen geht's nicht. Und die gibt es nicht. Auch nicht durch attraktivere Stellen.

    Daher ist die Forderung unmöglich zu erfüllen. Es sei denn, dass die 35 Stunden Woche durch Mehrarbeit abgedeckt wird.

    Es ist unbegreiflich, dass das nicht zu verstehen ist.

    Übrigens verdienen Lokführer incl. Zulagen und freiwilligen Leistungen des AG sehr gut.

  9. 359.

    Wer schaltet bei der Bahn den Strom aus?:(

  10. 358.

    Jesse, es fehlen schlicht Menschen. Die Arbeitsplätze sind attraktiv.

    Übrigens ist schon lange bekannt, dass eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen nicht zu mehr Bewerbern führt.

    Vielleicht sollten Sie sich mit der Realität auf dem Arbeitsmarkt befassen.

    Lokführer verdienen inclusive Zulagen und freiwilligen Leistungen des AG überdurchschnittlich gut. Die Fluktuation ist gering.

    Die Bahn kann kein Personal backen. Es ist nun mal Fakt, dass die 35 Stunden Woche so nicht realisierbar ist.

  11. 357.

    Eine Verbesserung geht aber nur ohne Streik. Auch wenn es bessere Arbeitsbedingungen gibt, wird es nicht mehr Personal geben. Die Menschen fehlen auf dem Arbeitsmarkt. Seit 12 Jahren verstärkt die Bahn die Anwerbungen jährlich. Nur finden sich keine Bewerber bzw sind viele Bewerber ungeeignet.

    Da die Menschen auf dem Arbeitsmarkt fehlen, kann auch kein zusätzliches Personal eingestellt werden.

    Letztlich wird die 35 Stunden Woche nur durch Mehrarbeit machbar sein oder können Sie Personal backen

  12. 356.

    Ob erlaubt oder nicht, von Weselsky manche Streiks vorher sie nicht mehr anzukündigen, ist den Arbeitgebern und den Arbeitern allgemein nicht gerecht. Notfälle wie sollen die geplant und eingeordnet werden können?
    Sind Gewerkschaften nun die Macht- Götter, die entscheiden können, wie ein Fahrgast von A nach B/Z kommt?
    Ob einer heute arbeiten kann oder erst übermorgen? Über freie Zeit, Terminverlust, Arbeitszeit entscheidet nun Weselsky? Streik ist normalerweise nur ein Gebot an die Arbeiter die Arbeit niederzulegen. Es sollte jedoch nicht sein, dass Mitglieder/Arbeiter die nicht streiken wollen von ihm eingeschüchtert werden.
    Ich weiß, eine Gewerkschaft hat große Macht, die allerdings nicht Deutschland lahm legen sollte mit Folgen, was andere Menschen teuer dafür bezahlen müssen. Gründe gibt es genügend dazu!

  13. 354.

    mein Deutschlandticket habe ich gekündigt und fahre jetzt wieder Auto.

  14. 353.

    Wie wir jetzt alle durch die Schlichter erfahren haben spricht Herr W. einfach die Unwahrheit!

  15. 352.

    Warum sollte man erwähnen was schon etliche Jahre in den Verträgen steht. Sie wissen dann bestimmt auch, dass die Hausgewerkschaft mit großem TamTamauf dieses Nachverhandeln in der jetzigen Tarifrunde verzichtet hat und was eine Verbesserung der Arbeitszeiten mit der GDL für die Mitglieder der Hausgewerkschaft bedeuten würde, denen eine knallharte Verschlechterung übergeholfen wurde bedeutet, oder? Das die Bahn selbst etwas erwirtschaften kann, sieht man an den Zahlen seit 94 und das die Bahn jetzt gerade versucht sich auf dem Rücken der Mitarbeiter einen Vorteil gegenüber anderen Betreibern zu sichern ist Ihnen ganz sicher auch aufgefallen, oder? Schlecht nur wenn sich die Mitarbeiter nicht weiter pressen lassen während sich der Vorstand, welcher für die Situation im Unternehmen verantwortlich ist, sich selbst Gelder genehmigt die auf Grund der katastrophalen Lage des Unternehmens schlicht unanständig sind.

  16. 351.

    Ist doch richtig so:
    Weniger arbeiten fürs gleiche Geld?
    Funktioniert nicht zusammen mit den Forderungen nach "normaler" Lohnerhöhung und Inflationsausgleich.

    Evtl. überschlagen Sie einmal grob, die monatlichen Ausgaben bei ca. 190.000 Schichtarbeiter.

    Vielleicht wäre ja eine Einigung zu erzielen, wenn Herr W. auf die "normale" Lohnerhöhung verzichtet?

  17. 350.

    Aber die Bahn wird doch jetzt nicht, nach dem sie Monate lang sagte es geht nicht, ihre Meinung ändern...

  18. 349.

    Oh da werden wir aber noch sehr sehr lange mit dem Taxi zur Arbeit fahren. Ich vermute die Streikkassen sind ziemlich gut gefüllt.

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