Fürstenwalde (Oder-Spree) - Strom aus erneuerbarer Energie kann durch Netzausbau besser genutzt werden
In Brandenburg entsteht mit Wind- und Solarparks erneuerbare Energie für Haushalte auch über die Region hinaus. Um diese wirklich nutzbar machen zu können, fehlt es derzeit noch an Verteilnetzen.
Der Ausbau erneuerbarer Energien geht in Brandenburg voran – so gut, dass die Verteilnetze kaum mithalten können. Nach Angaben des Netzbetreiber E.DIS in Fürstenwalde (Oder-Spree), zuständig für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wird derzeit Strom mit einer Leistung von 14 Gigawatt erzeugt. Das ist etwa sechs Mal so viel wie in beiden Ländern zu Spitzenzeiten verbraucht wurde.
Kathrin Goldammer, Expertin für Energiewirtschaft vom Reiner Lemoine Institut Berlin, fordert einen raschen Ausbau der Stromnetze. Laut ihr kann ein großer Teil der Projekte für erneuerbare Energie derzeit nicht abgeschlossen werden. Sie sieht dies als verschenkte Chance. "Wir können mit einem Netz, das sich zukünftig digitalisiert, deutlich mehr solcher Projekte in kürzerer Zeit schaffen. Netzbetreiber stehen vor ziemlichen Herausforderungen", sagte sie dem rbb.
Laut Goldammer beginnt dies schon beim Ortsnetz, wo Haushalte ohne Speicher ihren überschüssigen Strom einspeisen können. Für jede neue Anlage müsse auch eine Umspannstation vorhanden sein, um Strom abzutransportieren, ins Netz zu geben und so in andere Regionen zu verteilen.
Strommenge abhängig vom Wetter
Im Solarpark zwischen Frankfurt (Oder) und Müncheberg (Märlisch-Oderland) sollen jährlich bald 70 Millionen Kilowattstunden erneuerbare Energie zusätzlich entstehen. Damit könnten 23.000 Haushalte versorgt werden.
Windparkplaner Heinrich Lohmann sagte dem rbb, dass es ausreichend Strom gebe – zumindest zu bestimmten Zeiten: "Wenn es sehr windig ist, haben wir Windstrom-Überfluss. In den Mittagsspitzen der Sommerzeit haben wir zu viel Solarstrom", so Lohmann.
Behinderung des Netzausbaus durch langwierige Genehmigungsverfahren
Dieser Strom wird laut Wolfram Axthelm vom Bundesverband Erneuerbare Energie gebraucht. Der Ausbau der Erneuerbaren sei notwendig, um steigende Strombedarfe zu decken - etwa um Wärmepumpen zu betreiben, Rechenzentren zu bauen oder Wasserstoff zu erzeugen. Axthelm springt den Netzbetreibern zur Seite. Sie müssten entlastet werden.
Axthelm sagte dem rbb: "Wenn ich in einer bestehenden Trasse das Kabel erneuern möchte, um dort mehr Strom durchzuleiten, darf es nicht zu einem Genehmigungsverfahren kommen, das so komplex ist, als ob ich dort eine neue Trasse bauen würde." Laut ihm muss eine Anzeige gegenüber den örtlichen Behörden ausreichen. Die Netzbetreiber seien nicht diejenigen, die der Energiewende im Weg stünden.
Da der Netzausbau derzeit laut Investoren wie Heinrich Lohmann nicht Schritt halten kann, wird er selbst aktiv. Er übernehme teilweise die Arbeit der Netzbetreiber, baue eigene Umspannwerke und sorge selbst dafür, dass Wind- und Solarparks ans Netz angeschlossen werden.
Stromrechnung für Brandenburger könnte 2025 sinken
Allerdings: Menschen in Brandenburg könnten von dem Energieüberschuss durch Erneuerbare ab kommendem Jahr auch profitieren. Grund ist eine neue Kostenverteilung des Stromnetz-Ausbaus, die die Bundesnetzagentur vorschreibt. Die Entgelte für die Privatkunden und Unternehmen sollen geringer ausfallen, um die finanziellen Lasten des milliardenschweren Umbaus der Energienetze fairer zu verteilen.
Die in Brandenburg tätige E.DIS Netz GmbH reduziert die Entgelte um 20 Prozent. Bei der ebenfalls in Ostdeutschland aktiven Mitnetz mbH aus Cottbus wird es zehn Prozent günstiger.
Der Energiekonzern Eon teilte auf Anfrage mit, dass seine Verteilnetz-Töchter alle Netzentgelte teilweise deutlich absenken. Diese Firmen decken etwa 700.000 Kilometer Stromleitungen ab und damit circa ein Drittel des gesamten deutschen Verteilnetzes. Netzentgelte werden von Gas- und Stromlieferanten als eine Art Gebühr an die Netzbetreiber gezahlt und an die Verbraucher weitergeleitet. Auch die Kosten für den Stromnetzausbau werden auf die Netzentgelte umgelegt.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.10.2024, 19:40 Uhr