Potsdam-Mittelmark - Wolf gefunden, Wolf verloren

Do 19.12.24 | 12:33 Uhr | Von Philipp Rother
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Archivbild: Ein Wolf Canis lupus Im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck Landkreis Barnim in Brandenburg am 31.07.2024. (Quelle: IMAGO/Volker Hohlfeld)
Audio: rbb Antenne Brandenburg | 21.11.2024 | Arne Sprung | Bild: IMAGO/Volker Hohlfeld

Ist an der Nieplitz in Potsdam-Mittelmark ein Wolf getötet worden? Spaziergänger hatten das schwer verletzte Tier entdeckt. Kurze Zeit später war es weg. Seitdem fehlt jede Spur. Bis zu 11.000 Euro Belohnung gibt es für Hinweise. Von Philipp Rother

Wölfe gelten als anpassungsfähige und schlaue Tiere. Immer wieder gelingt es ihnen, trotz Sicherheitsvorkehrungen Nutztiere wie Schafe und Ziegen zu reißen. Wölfe dürfen aber nicht getötet werden, stehen streng unter Artenschutz. Die Tötung stellt eine Straftat dar.

Umso brisanter ist der Vorfall, der sich am 19. September 2024 bei Niebel nahe Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) ereignete: Spaziergänger sahen an dem Tag einen schwer verletzten Wolf am Ufer der Nieplitz liegen. Es versuchte, unter Schmerzen aus dem Gewässer zu trinken. Das Tier zeigte laut Zeugen Schussverletzungen.

Am 19.09.2024 wurde in Brandenburg offenbar ein Wolf angeschossen. (Quelle: Sabine Sebald/Jan Janisch)
Dieses Bild wurde im Internet veröffentlicht - es soll den schwer verletzten Wolf an der Nieplitz zeigen | Bild: Sabine Sebald/Jan Janisch

Genetische Analyse war eindeutig

Weil das Tier noch lebte, alarmierten die Spaziergänger sofort Hilfe, doch als ein Wolfsbeauftragter des Landes eintraf, war der Wolf verschwunden. Auch die Polizei rückte an, konnte aber ebenso keinen Wolf finden. "Auch eine Absuche im nahen Umfeld verlief ohne Erfolg", teilte die Behörde auf Nachfrage mit. Im Nachgang sei eine Strafanzeige wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz aufgenommen worden, hieß es weiter.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) leitete Ermittlungen ein, vor Ort wurden Blutproben gesichert. Die genetische Analyse ergab, dass das Tier an der Nieplitz ein Wolf war. Die Auswertung sei eindeutig gewesen. Wolfsspuren, die vom Gewässer wegführten, fehlten jedoch, hieß es weiter. Was vor Ort an der Nieplitz genau ablief, sei unklar.

Bilder und Videos kursieren im Internet

In den sozialen Netzwerken kursieren Bilder und Videos. Darauf ist zu sehen, wie der Wolf regungslos im Schlamm am Ufer liegt. Die Initiative Allianz-Wolf-Brandenburg (AWB) hält es für wahrscheinlich, dass das Tier durch einen Schuss verletzt und danach erschlagen und heimlich entsorgt wurde. Blutspuren und andere eindeutige Hinterlassenschaften würden darauf hindeuten.

"Dies geschah offenbar in der Absicht, den angeschossenen Wolf als Beweismittel der zuvor versuchten Tötung des Tieres zu beseitigen", erklärte AWB-Sprecher Hans-Holger Liste im Gespräch mit dem rbb. Bis heute fehlt von dem Wolf jede Spur. Zuerst hatte die "Märkische Allgemeine Zeitung" über den Fall berichtet.

700 bis 1.000 Wölfe in Brandenburg

Tierschutzorganisationen versuchen mittlerweile, den Fall mit Hilfe von Belohnungen aufzuklären: Peta sprach von einer grausamen Tötung und teilte mit, sie setze 1.000 Euro Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls und Ergreifung des Täters aus. Der Verein Wolfsschutz-Deutschland lobte 3.000 Euro aus. AWB kündigte an, es stünden 11.000 Euro Belohnung zur Verfügung, ein Großteil komme aus Spenden. Die Initiative nehme Hinweise aus der Bevölkerung entgegen, ebenso das LfU, hieß es.

Seit dem Jahr 2000 sind die zuvor über Jahrzehnte ausgerotteten Wölfe in Deutschland wieder ansässig, seit 1990 stehen sie bereits unter strengem Schutz. Laut offiziellen Zahlen wurden in Brandenburg im Wolfsjahr 2022/23 insgesamt 52 Rudel und 10 Wolfspaare in 62 festen Revieren nachgewiesen. Die genaue Anzahl der Wölfe in Brandenburg ist aber umstritten, Schätzungen reichen von etwa 700 bis 1.000 Tiere. Damit gilt Brandenburg aber als Wolfsland Nummer eins in Deutschland. Seit Jahren läuft auch eine Debatte um Obergrenzen.

Hinweise reichen bisher nicht aus

Das brandenburgische Umweltministerium teilte auch mit, dass in Brandenburg in diesem Jahr bislang vier illegale Tötungen von Wölfen festgestellt worden seien. Drei weitere Verdachtsfälle würden noch untersucht. Insgesamt wurden bis Ende Oktober 29 Wölfe tot gefunden, 23 davon kamen bei Verkehrsunfällen um.

Was mit dem in Niebel gesichteten Wolf passiert ist, ist weiter unklar. "Ich kann leider keinen Fortschritt vermelden", erläuterte AWB-Sprecher Liste: "Der Personenkreis, der für diese Tat in Frage kommt, ist bekannt - es sind auch anonyme Hinweise eingegangen, sie reichen aber nicht, um den Täter dingfest zu machen." Die Polizei wollte sich auf Nachfrage nicht zum Stand der Ermittlungen äußern. Klar ist: Die illegale Tötung eines Wolfes kann mit einer hohen Geldstrafe - in Brandenburg bis zu 50.000 Euro - und bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug geahndet werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.11.2024, 5 Uhr

Beitrag von Philipp Rother

32 Kommentare

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  1. 32.

    Warum gibt es immer noch Menschen, die solche abartigen taten, gut finden? Die haben Nichts von der Natur verstanden. Die sollten auch meiner Meinung nach, bestraft werden!

  2. 31.

    Richtig lesen, bevor die Fassung verloren wird. Sich mit dem Thema Wildtiere, deren Verhalten und Lebensweisen auseinanderzusetzen schadet nichts. Ich nehme keinen in Schutz, aber ob hier wirklich etwas kriminelles passiert ist weiss (noch?) keiner.
    Ist noch gar nicht lange her, da hat man über böse Löwenhalter geschimpft, die ihre Tiere frei in der Stadt rumlaufen lassen.
    Ein Jäger, der illegal einen Wolf schießt, riskiert alles. Jagdschein weg, Waffen weg, Verurteilung. Glaube nicht das das einer macht. Mit dem Mundwerk höchstens. Und da sind ja heute viele schnell dabei, gelle?

  3. 30.

    Das ist eine abscheuliche Tat von kriminellen ,,Jägern'' und gehört streng bestraft, sobald man den/die Täter hat! Wer so mit Tieren umgeht, hat das Recht, eine Waffe zu besitzen, verwirkt!

  4. 29.

    Naja, sehen wir doch mal das Populationswachstum von Null auf jetzt und rechnen dann mal hoch, wie lange es dauern wird, bis die ersten Rudel wie Fuchs und Wildschwein hungrig durch die Orte ziehen. Es gab Zeiten, da hatten wir in Europa teilweise katastrophale Zustände in Sachen Wolfsplage. Deshalb sollte man das ganze jagttechnisch sehr genau unter Beobachtung halten.

  5. 28.

    Hallo? Gehts noch? Sie wollen doch nicht ernsthaft, diese Kriminellen in Schutz nehmen? Sind Sie selbst so ,,Einer''. Unfaßbar!

  6. 27.

    Ich weiß nicht, wie man aus der Entfernung beurteilen will, was eine Schussverletzung ist und was nicht. Sicher kann man das eigentlich nur sagen, wenn das am lebenden oder toten Tier untersucht werden kann. Verletzungsursachen sind vielfältig und Wildtiere hart im Nehmen. Der Wolf kann auch aus eigener Kraft da weg gekommen sein. Wölfe werden auch schon mal von ihren „Beutetieren“ verletzt, selbst ein Rehbock kann sich wehren. Schlimm, das direkt wieder versucht wird, so ein Vorkommnis zur Straftat zu erheben und direkt mit dem Finger auf die Jägerschaft gezeigt wird. Leute, lasst die Polizei ermitteln und redet euch nicht die Köpfe heiß, bevor ein Ergebnis vorliegt.

  7. 25.

    Wenn Wölfe vor Menschen wegen ihrer Größe Angst haben, warum gehört dann der noch größere Elch zu ihrer Standardbeute?

  8. 24.

    Wenn man keine Ahnung hat...

    Der Wolf ist gegenüber dem Menschen scheu, weil sich dieser aufrecht und ohne Deckung in der Natur bewegt, ordnet er diesen als Bedrohung, als Jäger ein und meidet ihn. Genau wie gegenüber dem Bären, würde er nur angreifen, wenn er in der Überzahl ist, oder der Magen so tief in den Kniekehlen hängt, dass er verzweifelt ist. Außerdem gehen Lebewesen immer den Weg des geringsten Widerstandes, deshalb legt er sich lieber mit einem Schaf an ;)

    Und woher Sie die Info haben, dass oftmals Hunden die Schuld an Schafrissen gegeben wird, würde mich mal interessieren...

  9. 23.

    2. Versuch
    Diese Verbrecher werden hoffentlich gefaßt. Aber auch Schuld sind einige ,,Wolfshasser'' der Jägerlobby, auch hier bei rbb24, wie auch rbb24 selbst, mit reißerischen ,,Rotkäppchen-Artikeln'' vom bösen Wolf! Diese unsachliche Antiwolfshetze, trägt dazu bei, daß unterbelichtete Kriminelle aus Spaß, Wölfe erschießen.

  10. 21.

    Tiere sind nicht ,,böse“,töten nicht bewußt und zum Spaß! Aber diese Verbrecher, warum nehmen Sie diese noch in Schutz?

  11. 20.

    Aber jeden Tag sein Wurstbrot zu verdrücken ist dann die unvergängliche Art und Weise Tiere um ihr Leben zu bringen oder wie soll ich das jetzt verstehen?

  12. 19.

    Ein streng geschütztes Tier zu schießen ist das eine, dieses dann aber nicht zu töten sondern zu quälen ist mmn. das schlimmere!

  13. 18.

    Das hier sind Spenden der Tierschutzvereine. Die bezahlen im Normalfall keine Toiletten, egal wo. Für Schulen sind die Bundesländer zuständig oder die Eltern spenden.

  14. 17.

    Die Tiere welche dem Wolf zum "Opfer" werden interessieren natürlich niemanden.
    Schon mal nachgedacht wie viele "Bambis" der Wolf reißt ???
    Und da ist der Tod der Beutetiere bestimmt kein sanftes Einschlafen sondern ein absolut grausames Töten.

  15. 16.

    Die Mär vom scheuen Wolf, der Menschen meidet, hält sich äußerst hartnäckig.
    Seltsam ist auch, dass es sich bei dem Tier astrein um einen Wolf handelt aber bei Schafrissen häufig "Hunde" die Verursacher sein sollen.

  16. 15.

    Das ist jawohl wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
    Ein Tierlieben mit einem Schulklo...ganz großes Kino!

  17. 14.

    Bemerkenswert, was für ein Aufwand wegen eines Tieres betrieben wird.

  18. 13.

    Interessant: Soviel Geld ist für sowas da. Aber wenn mal auf einer Schultoilette etwas repariert werden muss, dann braucht man X Anträge, und am Ende für es oft genug abgelehnt. Ich spreche aus Erfahrung !

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