Der rbb|24-Adventskalender | Abgefahren aufgemacht - 22. Tür: Nachdenken, basteln und Abheben - ein Berliner Überflieger

24 kleine Geschichten rund um Bewegung, Geschwindigkeit oder um das bloße Fortkommen, das Verschwinden oder über Menschen, die etwas in Gang setzen - all das natürlich in Berlin und Brandenburg. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
Aber dort nun, also zurück im Festsaal des Roten Rathauses, werden bei dieser Zeremonie die anwesenden Senatorinnen und Senatoren dem grauhaarigen Alten bejahend zunicken und ihm nach seiner Widmung den Füller mit dem historischen Gleitschirm auf der Kappe wieder abnehmen. Alle versuchen zu lachen, als bekannt wird, was er da reingeschrieben hat. Wenn jemand BER-Witze machen darf, dann doch wohl Engelbert Lütke Daldrup.
Ein Fliegerparadies
Aber nein, er ist viel zu schlau, um BER-Witze zu machen. Er schlägt nämlich mit seinem Zitat den Bogen zu dem großen Flugpionier, der Berlin einst und zuallererst vom Fliegen träumen ließ. Otto Lilienthal war es, der "Fliegen, das ist alles" sagte und 1891 mit selbstgebastelten Flügeln rund 25 bis 30 Meter flog. Lilienthal versuchte das Fliegen, indem er von Hügeln sprang. Er machte Berlin und Brandenburg so zum Fliegerparadies.
Bretter aus Spanholz, Leisten und Leinstoffbahnen bildeten einst das recycelbare Gerüst des Flügelapparats Otto Lilienthals. Seine Flügel baute Lilienthal in der Maschinenfabrik der Familie immer wieder um, erschuf neue Konstruktionen und machte aus seinen ersten rund 25 Flugmetern in fünf Jahren das Zehnfache: 250 Meter. Einer seiner Übungshänge war der Gollenberg in Stölln, was heute zu Rhinow gehört, im Havelland. Vorher und irgendwie parallel hatte er dann noch die Rauen Berge in Steglitz als Versuchsfeld genutzt sowie einen Hügel in Derwitz bei Werder/Havel. Und Lilienthal baute sich nach seinen ersten Versuchen und seiner ewigen Suche nach geeigneten Anhöhen einen eigenen Berg zum Üben, gleich um die Ecke bei sich in Lichterfelde.
Viele Straßen aber nur einen Hafen
Etwa 15 Jahre dauerten den Historikern zufolge Lilienthals theoretische Flugstudien, erst 1889 startete er im Alter von etwa 40 Jahren erste Flugversuche. Sechs, sieben Jahre Konstruieren und Probieren blieben ihm nur. Er verunglückte 1896 tödlich bei einem Flugversuch am Gollenberg im Havelland. Seitdem erinnern viele Städte an Otto Lilienthal. Es gibt Lilienthalplätze - etwa in Hamburg und Braunschweig, es gibt Otto-Lilienthal-Straßen in Bremen, Merseburg und Friedrichshafen, und - das ist das wichtigste - es gibt einen Flughafen, der nach ihm benannt wurde, natürlich in Berlin. Dort in Tegel wird aber schon lange nicht mehr geflogen.
Lilienthal machte es vor. Heute eifert man ihm nach: Wenn die Hinterhöfe in Berlin zu klein werden, geht's in die Fläche nach Brandenburg. Lilienthal hat nicht nur das Fliegen sondern auch den BER erfunden. Und über leichte Umwege kommt er dafür bald ins Goldene Buch.