Natur-Katastrophe in der Oder - Umweltminister sieht nach Fischsterben "keine akute Krise" mehr

Mi 31.08.22 | 17:29 Uhr
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Eine Abzweigung der Oder im Oderbruch, einem Binnendelta im Märkisch-Oderland (Bild: imago images/Jürgen Ritter)
Audio: rbb24 Inforadio | 31.08.2022 | Amelie Ernst | Bild: imago images/Jürgen Ritter

Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder ist nach den Worten von Umweltminister Vogel das Schlimmste überstanden. Die akute Krise sei vorbei, sagte Vogel im Umweltausschuss. Die Ursache ist jedoch nach wie vor unklar.

Nach dem Fischsterben in der Oder hat Brandenburg ein Signal der Entwarnung gegeben. "Die akute Krisenlage ist vorbei", sagte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Mittwoch im Umweltausschuss des Landtags. Seit Tagen würden keine toten Fische mehr entdeckt. Die Werte für Sauerstoff und Chlorophyll seien rückläufig und entwickelten sich in Richtung der Normwerte.

Die betreffenden Landkreise hätten die Ufer von toten Fischen geräumt. Auch Daphnien - kleine Wasserkrebse, die zur Kontrolle eingesetzt werden - sterben laut Vogel nicht mehr. Das sei ebenfalls ein Indikator für Entspannung an vielen Stellen.

Seit Anfang August tote Fische geborgen

Seit Anfang August war aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweise toter Fisch geborgen worden. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund ist, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.

Hunderte chemische Substanzen können nach Angaben von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) als Mitverursacher der Umweltkatastrophe in Frage kommen. Das Fischsterben hatte zu Verstimmungen im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen geführt. Polen pocht auf einen Ausbau der Oder, Deutschland will einen Stopp.

Die genaue Ursache für das Fischsterben ist nach Angaben des Brandenburger Umweltministers noch nicht abschließend geklärt. Bis Ende September solle der Abschlussbericht einer deutsch-polnischen Expertengruppe über die Ursachen vorliegen. Nach Angaben aus seinem Umweltministerium könnte die Einleitung von Salz legal gewesen sein.

An diesem Freitag soll voraussichtlich grünes Licht dafür gegeben, dass Nutztiere wieder mit Oderwasser getränkt werden dürfen.

Entschädigungen für Fischer werden geprüft

Die Brandenburger Landesregierung prüft, ob betroffene Fischereibetriebe für die Umweltkatastrophe entschädigt werden können. "Die entsprechenden Mittel würden auch zur Verfügung stehen, vorausgesetzt, das ist rechtlich einwandfrei", so Vogel.

Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hatte zuvor gesagt, aus dem europäischen Lebensmittelrecht lasse sich kein rechtlicher Anspruch auf Entschädigung ableiten: Der Landesregierung sei klar, dass die Existenzgrundlage der Fischer gefährdet sei. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) habe angekündigt, mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen und Lösungen auszuloten.

Dabei geht es um zwölf Fischereibetriebe an der Oder. Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Binnenfischerei, Uwe Brämick, hatte die Verluste der Betriebe als drastisch bezeichnet. "Wir gehen davon aus, dass es zwei bis vier Jahre dauern wird, bis sich die Potenziale der Bestände wieder so entwickelt haben, wie es vor dieser Entwicklung der Fall war", sagte Brämick.

In der Oder würden normalerweise etwa 50 bis 60 Tonnen Fisch von den zwölf Betrieben gefangen, die damit 80 Prozent ihrer Erlöse einnehmen. Ebenso viele Tonnen holen Angler jährlich aus dem Fluss. Nonnemacher sagte, solange nicht geklärt sei, was zum Fischsterben geführt habe, könne auch keine Erlaubnis für das Fischen im Fluss erteilt werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 31.08.2022, 19:30 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Dann kann man exakt sagen:
    Warum der Oderausbau mit Erhöhung der Fließgeschwindigkeit nützlich ist, das dass Fischsterben Pech war und nicht entschädigt werden muss, dass man Altlasten nicht gefunden hat und auch nicht beseitigen muss (am einfachsten mit dem Ausbau). Und das "Beste": Wenn man nichts macht, wird es von alleine besser... Raten Sie mal zu welcher Ideologie das dann passt und ob diese in welchem Ministerium vorherrscht?

  2. 13.

    "Keine akut Krise"
    Gut gemacht !
    Ausgesessen !

  3. 12.

    Ernsthafte Uraschenforschung braucht in diesem Fall leider Zeit. Die Gründe sind zu vielfältig als dass man einfach wie in seinen Gartenteich ein Teststäbchen reinhalten kann und man ein belastbares Ergebnis hat. Die Untersuchungen werden deshalb vsl. noch bis Ende andauern - vergl. https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/08/fischsterben-oder-entwarnung-vogel-umweltausschuss.html

  4. 11.

    Ihr Nickname ist Wasserschützer und sie sind für eine weitere Verklappung in die Oder? Hauptsache die sind in einem Kataster registriert? Ich glaube mich hackts gerade.
    Und nochmal für das Verständnis, dass ist keine singuläre Katastrophe sondern ein, durch den Klimawandel (hohe Wassertemperatur, niedriger Wasserstand, etc.), zyklisch zu erwartendes Ereignis, wenn nicht alle anderen menschengemachten Randbedingungen in und an der Oder unverzüglich abgestellt werden. Dazu zählt leider auch vorerst das Angeln und Fischen, oder sollten die Cree mit ihrer Weißsagung tatsächlich Recht behalten. So dumm können wir doch wirklich nicht sein.

  5. 10.

    Lesen Sie genauer: "keine akute Krise" steht ganz fett oben in den Überschrift, "Die akute Krisenlage ist vorbei" später im Text.

  6. 9.

    Was für eine lächerliche Aussage. Müssen denn erst Menschen durch verseuchtes Wasser sterben, damit ernstgemeinte Ursachenforschung erfolgt?! Unfassbar.

  7. 8.

    Was auch immer an giftigen Substanzen zum Fischsterben beigetragen hat ist ja jetzt nicht weg. Bis auf das, was mit den toten Fischen entsorgt wurde, sind diese Substanzen entweder flussabwärts in der Ostsee oder am Grunde des Flusses im Sediment gelandet. Am Ende der Nahrungskette isst der Mensch.
    Ein positives Ergebnis kann das diskutierte Kataster sein, in dem alle (!) Einleitungen in die Oder eingetragen werden müssen. @rbb Was ist daraus geworden? Kommt das jetzt?

  8. 7.

    Es ist doch immer wieder frustrierend, wie gleichgültig und oberflächlich deutsche Politik ist.

  9. 6.

    Der Umweltminister sieht keine Probleme mehr und die Polen werden sich weiterhin nicht um Ökologie sondern nur um Ökonomie kümmern. Da wo es Kohle gibt, von Deutschland oder der EU wird etwas gemacht, der Rest interessiert nicht. Typisch polnisch.

  10. 5.

    " Neue Erkenntnisse zum Fischsterben sollen Ende September vorliegen "

    bis dahin sollte sich Umweltminister Axel Vogel (Grüne) besser zurückhalten

  11. 4.

    >"Aber auch in Brandenburg reagiert offenbar nur das Geld, wie in Polen."
    In Polen noch mehr als in Deutschland. Beim Ostnachbarn gibts nicht solche strengen Umweltauflagen wie in Deutschland. EU-Gesetze hin oder her... das ist in Polen eh nicht so das Thema.
    Ja und auch in Brandenburg auch... wenn den Fischern für ein Jahr der Fang und Verkauf der Fische verboten worden wäre, müsste sich das Land was mit Ausfallentschädigung einfallen lassen.
    Da sich Schadstoffe immer auch im Sediment eines Flusses / Sees ablagern, bleibt das erstmal dort. Denn eine sonst schnelle Fließgeschwindigkeit hat die Oder derzeit und zum Zeitpunkt der Verschmutzung nicht, als dass die Schadstoffe schnell mal durchgespült worden wären. Also bei Fischen aus der Oder wäre ich persönlich derzeit und auch im nächsten Jahr noch vorsichtig, auch wenn die vielleicht derzeit bei den örtlichen Fischern diesseits und jenseits der Oder sehr günstig sind. ;-)

  12. 3.

    " Aber auch in Brandenburg reagiert offenbar nur das Geld, wie in Polen. "

    das ist überall so

  13. 2.

    Was für eine Überraschung? Ich würde mal den nächsten Sommer abwarten. Ich frag mich auch, wenn 25%-50% des Fischbestandes ausgerottet wurden, warum sollen die Fische jetzt für den kommerziellen Verzehr wieder abgefischt werden?
    Sollte man damit nicht warten bis sich die Population wieder erholt hat? Oder schlachtet man die Kuh neuerdings die man melken will? Aber auch in Brandenburg reagiert offenbar nur das Geld, wie in Polen.

  14. 1.

    Die Experten werden Ende September sicher eine für alle Seiten zufriedenstellende Erklärung präsentieren!

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