Nachfolge des Neun-Euro-Tickets - Verkehrssenatorin Jarasch schlägt Berlin-Brandenburg-Ticket für 29 Euro vor

Mo 05.09.22 | 21:38 Uhr
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Archivbild: Bettina Jarasch bei einer Pressekonferenz. (Quelle: imago images/B. Elmenthaler)
Video: rbb|24 | 05.09.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: imago images/B. Elmenthaler

Bund und Länder diskutieren nach dem Ende des Neun-Euro-Tickets über neue Angebote für den ÖPNV. Was ein Monatsticket in Zukunft kosten soll, ist noch unklar. Nun hat die Berliner Verkehrssenatorin Bettina Jarasch im rbb eine Idee formuliert.

Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hat in der Diskussion um die Nachfolge des Neun-Euro-Tickets ein Angebot mit verschiedenen Preisstufen vorgeschlagen. "Ein 69-Euro-Angebot alleine bringt vielen Menschen in Berlin wenig bei unserem Tarifsystem", sagte Jarasch am Montag dem rbb.

Sie befürworte ein gestuftes Angebot, in dem ein Monatsticket im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg 29 Euro kosten würde und ein bundesweites Ticket für 69 Euro erhältlich wäre. Eine solche Kombination würde der Entlastung und der Verkehrswende dienen. "Das ist eine Riesenchance - wir müssen sie nutzen", sagte Jarasch.

Fahrgastverband fordert Abstufung innerhalb Berlins

Das neue Angebot der Ampel-Koalition ist nach Einschätzung der Verkehrssenatorin für Berlin und Brandenburg eine Basis, um über die Finanzierung eines regionalen Überbrückungstickets ab Oktober zu sprechen. Bei der Senatssitzung am Dienstag sind dazu noch keine Beschlüsse zu erwarten.

Jens Wieseke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbandes, forderte eine Abstufung der Tarife auch innerhalb Berlins. "Mein persönlicher Wunsch wäre ein Flatrate-Ticket für die sozial Schwächeren um die 30 Euro im Monat. Und für die, die nicht so hart gebeutelt sind, um die 50 Euro im Monat", sagte Wieseke dem rbb.

Die Ampel-Koalition im Bund hat sich im Rahmen des dritten Entlastungspakets auf einen Nachfolger für das pauschale Neun-Euro-Ticket geeinigt, das bis Ende August drei Monate lang zu haben war. Der Bund will dafür jährlich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, wenn die Länder das Gleiche drauflegen. Die Koalition strebt für das bundesweit gültige Nahverkehrsticket einen Preis von 49 bis 69 Euro im Monat an.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.09.2022, 19:30 Uhr

87 Kommentare

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  1. 87.

    Selbst das Gesamtnetzticket oder eine Fahrgemeinschaft bringt z.B von FF bis Charlottenburg (ca. 100 km), durch die Pendlerpauschale, einen finanziellen Nettogewinn. Nur mal , um die Ist - Situation zu beschreiben.

  2. 86.

    "Niemand, der einigermaßen bei Sinnen ist, nutzt zum Pendeln den eigenen PKW, wenn es beim ÖPNV eine brauchbare Alternative gibt."

    Genau das möchte ich vehement bestreiten. Die Erklärung liegt in einem, pardon, tendenziell neurotischen Verhalten.

    Dennoch gibt es selbstverständlich gute Gründe, das Auto mindestens bis zum nächsten U- und S-Bahn-Anschluss zu benutzen und diese Gründe liegen in der weit gestreuten Bebauungsentwicklung abseits der vorhandenen Schienenwege, zum anderen in der ehemaligen äußeren Abriegelung des Berliner Westteils vom Umland. Die Natur hat sich da ihr Recht verschafft und Bürger, die die Einheit Berlins hochgehalten haben, treten jetzt gegen die schienenmäßige Konsequenz dieser Einheit ein.

    Es liegt nur zum Teil an den Regierenden, mindestens zur Hälfte an der Inkonsequenz individuellen Verhaltens.

  3. 85.

    Die die nicht so hart gebeutelt sind, sprich die die alles finanzieren und selbst kaum noch Miete oder Energie bezahlen können sollen hier natürlich mehr bezahlen.
    Ist ein Wahnsinn was mit der deutschen mittelschicht passiert und keiner merkt es bzw. Viel zu spät.

  4. 84.

    Wenn die Einführung des 9 € Tickets primär das Ziel hatte Autofahrer zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen, dann müsste als logische Konsequenz daraus folgen, dass Autofahrer jetzt den regulären Ticketpreis zahlen müssen und Menschen ohne PkW als Belohnung den ermäßigten Preis bekommen. Auf dem Land ist ein eigener PkW unerlässlich, aber dort gibt es auch genügend frische Luft. In Großstädten ist jeder abgemeldete PkW ein Gewinn und dank des ausgebauten Nahverkehrs reiner Luxus. Da in der Regel der Geringverdiener in der Stadt kein Auto besitzt, trifft es dann auch die richtigen. Die Gutverdiener, die mit ihrem SUV zum Brötchen holen fahren, können dann auch gerne den doppelten Preis für Tickets zahlen.

  5. 83.

    "Und wenn einige im Forum kostendeck. Preise fordern, dann dürfte das Bbg-Ticket wohl schnell mehr als 105 EUR kosten."

    Die VBB-Gesamtnetzkarte kostet aktuell monatlich 213,60 €. Und schon das ist sicher nicht kostendeckend.

  6. 82.

    Ach ja, Bayern, das am höchsten von der EU subventionierte Bundesland der Republik, in dem immer gerne die Arme für diese aufgehalten werden. Sicher, dadurch gibt es inzwischen auch höhere Steuereinnahmen, nachdem die Bayern vor ihren Milliarden an Agrarsubventionen 37 Jahre lang am Tropf der anderen Länder hingen...

    Und seit 2019 gibt es keinen Länderfinanzausgleich und somit auch keine Überschusszahlungen von Bayern mehr.

    Aber immer schön die Guschn aufreißen.

  7. 81.

    Wenn sie lesen könnten hätten sie bemerkt, dass ich schrieb, dass 95% es ablehnen, da es ihnen nichts bringt, au§er dass Gebühren und Umlagen in Berlin versichern.
    Für 95% der Brandenburger bringt es nichts. Nutznießer ist nur Berlin. Brandenburg wäre ein weiteres Mal nur Geberland.
    Bei 91,4 wurde kürzlich berichtet, dass man im Bundestag darüber diskutiert, wie Berlin in den 3 Monaten 9-Euroticket 400Mill. € verfallen konnte. Ehrlich gesagt verstehe ich das auch nicht. Wieviel Einwohner hat doch gleich Berlin - 14 Millionen ?
    Wurde bisher nicht veröffentlicht.

    Ich hatte schon mal geantwortet. Wurde leider ZENSIERT.

  8. 80.

    Das Argument "Fahrspaß" trifft aber auf Pendler mehrheitlich eben nicht zu, die reden sich nichts schön. Die haben keine echte Wahl. Niemand, der einigermaßen bei Sinnen ist, nutzt zum Pendeln den eigenen PKW, wenn es beim ÖPNV eine brauchbare Alternative gibt. In Brandenburg gibt es aber flächendeckend keine annehmbare Alternative und das liegt ganz gewiss nicht am Preis sondern an Möglichkeiten, überhaupt Bus und Bahn zu nutzen und an Lebens- und Familienzeit, die dabei drauf geht. Es sind diese indirekten "Kosten", die den Umstieg verhindern und der Staat hat dafür immer noch keine Lösung in Aussicht. Es bringt überhaupt nichts, hier die Ticketkosten noch weiter zu reduzieren, weil das Angebot fehlt. In den Städten nutzt ohnehin schon die überwältigende Mehrheit den ÖPNV. Wer das jetzt nicht tut, wird auch nicht umsteigen. Dafür fahren vermehrt Menschen mit, die sonst zu Fuß gegangen wären. Ökologisch sind billigere Tickets also ein Fehlschuss. Es gibt sinnvollere Entlastungsfelder.

  9. 79.

    Und ewig grüßt das Murmeltier. Lokalpolitiker kommen wieder gleich nach Einigung im Bund mit ihren alten Ideen. Warum nicht erstmal mit dem Bund und den anderen Ländern reden? Und wer finanziert die Idee von Frau Jarrasch?

  10. 78.

    Berlin das ärmste Bundesland!! Bayern wollen nicht zusagen, warum?? Weil ständig ÜBERSCHUSSZAHLUNGEN aus Bayern kommen

  11. 77.

    Hm, ganz gerecht fände ich das nicht.
    Der Berlin-Pass gilt für den AB Bereich. Wenn sich für 2 Euro mehr ergibt, die Stadtgrenzen auch mal verlassen zu können und sich schöne Tage in Brandenburg verleben lassen, ist die Forderung doch durchaus berechtigt.
    Als Vollzeit-Arbeitstätige habe ich nicht so viel Zeit dafür. :) Denn irgendwo muss das Geld für Miete, Nebenkosten, Rundfunkbeitrag, Schulbücher, Klassenfahrten, Wohnungsausstattung und Lebensmittel ja her kommen.

  12. 76.

    Der ÖPNV ist schon deshalb ein Zuschussgeschäft, weil der Mensch da vorne, der das Fahrzeug steuert, bezahlt wird und Autofahrende unentgeldliche Arbeit leisten. Da wird sich dann mit Fahrvergnügen herausgeredet, was sich allerdings gemeinsam mit anderen selbst versauert wird.

    Es ist wichtig zu unterscheiden zw. den Gegebenheiten in hochverdichteten städtischen Räumen und den dünnbesiedelten Gebieten des weiten Landes. Ein stündlich oder halbstündlich verkehrender Bus in der kleinsten Ortschaft ist defnitiv kein Beitrag zur Ökologie, weil ja das kleine Gefährt, der PKW, durch ein großes Gefährt ersetzt würde. Ganz anders in der Stadt: Das Hintereinander-Fahren Stoßstange an Stoßstange "schreit" geradezu nach der Bahn. Alles andere ist paradox.

    Die wertvollen städtischen Flächen zustauen zu lassen oder sie - im Stil der 1960er u. 70er Jahre - recht wahllos einer Verkehrsart zu opfern, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, vor dem Hintergrund zerteilter Stadtquartiere.

  13. 75.

    29€ ist doch gut, da haben Pendler auch einen Nutzen. Bei 69€ kann ja gleich der alte Preis bleiben. Einfach in der Chefetage etwas kürzen dann klappt es .

  14. 74.

    Sie haben die Wirkung des Tickets sehr korrekt beschrieben:Deshalb - es war ein Schnellschuss. Das Geld hätte man auch anders anwenden können. Durch die Presse, die reißerisch aufgemacht war mit - jetzt wird Sylt aufgemischt - udgl. wurden gewisse Absurditäten noch befördert. Der dafür Empfänglichen scheint es ja dann doch viele zu geben. Die FDP hats anfangs nicht an den Erfolg glauben wollen.
    Und wenn einige im Forum kostendeck. Preise fordern, dann dürfte das Bbg-Ticket wohl schnell mehr als 105 EUR kosten. Der ÖPNV ht dann die Chance, sich selbst zu tragen, wenn man ohne größere Probleme zu fast "jeder Milchkanne" - Äußerung einer CDU-Politkerin(!)-gelangen kann. Und wollten wir nicht auch etwas für den Umweltschutz tun? Wenn ihr eigenes Gefährt dann mit Solarenergie fahren kann, dann haben sie eine! Komponente wirklich gut erfüllt, bliebe dann noch"das Blech"etc. Also ist der ÖPNV bis dahin ein staatl. Zuschussgeschäft. Nur muss mit dem Ausbau endl. mal seriös angefangen werden!

  15. 72.

    Es wird keine Nachfolgeregelung für das 9-€-Ticket geben.
    Mit diesem Wissen lassen sich leicht Vorschläge machen, weil sie ohnehin keinen Realitätstest zu bestehen haben.
    Es gibt bei Wikipedia eine Karte der deutschen ÖPNV-Verbünde, die ungefähr so anmutet, wie eine Karte von Deutschland zur Zeit des 30jährigen Krieges - ein Flickenteppich. Es bedarf keiner großen Fantasie, um sich auszurechnen, wie viel von den insgesamt 1,5 Milliarden € bei jedem einzelnen Verbund ankommen wird. Der Rest soll von den Kommunen aufgebracht werden.
    Damit hat man die Tickets subventioniert, bleibt aber die Frage, wie viel möchte man für den Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur ausgeben? Überfüllte Züge, Schienenersatzverkehre, Zugausfälle und verspätete Züge sind sicher kein gutes Argument, um vom Auto auf die Schiene umzusteigen.

  16. 71.

    Sicherlich sind die Erfahrungen unterschiedlich; das Ärgerlichste waren eben die Morgenspitzen, wo die Berufspendler und Diejenigen, die einmal durch Deutschland fahren wollten und entsprechend früh losfuhren, dann zusammentrafen. Das Argument der zeitlichen Begrenzung stimmt natürlich und das dürfte auch Etliche bewogen haben, da mal kurz zuzugreifen.

    In eine saubere Analyse über zweifellose Vorzüge - bspw. der hervorragenden Unkompliziertheit - und der eingetretenen Nachteile gehören solche Überlastungsszenarien natürlich mit hinein.

    Mir wird zu viel mit Schnellschüssen gearbeitet, meistens um der eigenen Profilierung willen. Eine Beleg dafür ist der pur selbstverständliche Gebrauch der ...9er Preise. Mit einem kaufmännischen Lehrberuf habe ich das immer als recht salopp und unseriös begriffen und das wird auch so bleiben. Entweder eine präzise Kalkulation mit krummen Preisen (35,43 € bspw.) oder ab gerundete Preise. Weder das eine noch das andere wird ins Feld geführt.

  17. 70.

    Dann doch lieber ein im Berliner Tarifbereich ABC gültiges 365.-€ teures Jahresticket. Jedes b u n d e s w e i t e Ticket ist unnötig und sinnlos und nur der Trick, ein Nachfolgeticket des 9.-€-Tickets zu Fall zu bringen.

  18. 69.

    Das ist wirklich typisch für diesen Senat.
    Gelder der Steuerzahler ausgeben darin sind sie groß aber alles andere lässt sehr zu wünschen übrig.
    Denkt einer dieser Politiker mal an die renovierungsbedürftigen Schulen?
    NEIN warum auch, die Schlagzeile wäre nicht so spektakulär als die, dass GESCHENKE verteilt werden.

  19. 68.

    Leider sagt sie nicht, wer das finanzieren soll.
    Ich hoffe nicht, dass sie es auch noch auf die Steuerzahler abwälzen will.
    Die haben schon genug mit Rechnungen für die überdimensionalen Radfahrspuren zu zahlen.

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