Nach Bund-Länder-Gesprächen - Giffey und Woidke hoffen auf schnelle Einigung bei Energiepreisbremse

Di 04.10.22 | 23:03 Uhr
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Archivbild: Dietmar Woidke und Franziska Giffey in einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages am 27.02.2022. (Quelle: imago images/Frederic Kern)
Video: rbb24 | 04.10.2022 | Antje Tiemeyer | Franziska Giffey und Dietmar Woidke | Bild: imago images/Frederic Kern

Bürger und Unternehmen sollen in der Energiekrise entlastet werden. Doch wie die Kosten dafür verteilt werden, ist auch nach den Bund-Länder-Beratungen am Dienstag unklar. Dennoch sind die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg zufrieden.

Bund und Länder haben noch keine Einigung über die Verteilung der Kosten für die Entlastung von Bürgern und Unternehmen angesichts der hohen Energiepreise erzielt. "Da gibt es noch Diskussionen, wie das im Einzelnen geschultert werden kann", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach den Beratungen mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder am Dienstag in Berlin.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) sehen die Beratungen dennoch positiv.

Woidke und Giffey fordern schnell Umsetzung der Energiepreisbremse

Am wichtigsten sei, dass die Energiepreisbremse komme, daran würden sich alle weiteren Maßnahmen orientieren, sagte Giffey nach den Beratungen rbb24. Die Expertenkommission der Bundesregierung werde am Wochenende ihren Plan zur Umsetzung vorstellen. Daran würden sich dann auch die Länder auf der nächsten MPK am 20. Oktober beteiligen, so Giffey. Alle, die unter hohen Rechnungen litten, würden sehen, dass echte Entlastungen kämen.

Woidke betonte, er sei froh, dass man eine gemeinsame Position erarbeitet habe. Das sei ein Signal der nationalen Geschlossenheit, dass Bund und Länder in dieser schwierigen Krise gemeinsam agieren wollen, so Woidke in rbb24. Die Gas- und auch die Strompreisbremse müssten jetzt schnell realisiert werden. Damit die Menschen im Land keine Angst vor den kommenden Monaten haben müssten und die Wirtschaft Sicherheit habe, dass sie gut durch die Krise gebracht würde.

Scholz rechnet in der kommenden Woche mit ersten Vorschlägen für die geplante Gaspreisbremse. Die von der Regierung dafür eingesetzte Expertengruppe werde am kommenden Wochenende erneut tagen. Er gehe davon aus, dass es "nächste Woche Ergebnisse" der Expertenkommission geben werde, die dann schnell von der Regierung aufgegriffen werden könnten.

Bis zu 200 Milliarden Euro für Maßnahmenpaket

Woidke schlug aber auch kritische Töne an. So sollten bei der Energieversorgung noch zusätzliche Potentiale erschlossen werden. Neben Entlastungen müsse auch ein breiteres Angebot her, sagte er. Außerdem sei er nicht zufrieden mit der Geschwindigkeit beim Ausbau der Erneuerbaren Energien. Da könne man noch Einiges zulegen, um größere Unabhängigkeit von ausländischen Energieimporten zu haben. Woidke sagte, das helfe die Preise für die Zukunft zu sichern, ohne dass der Steuerzahler ständig in die Bresche springen müsse.

Die Bundesregierung will Verbraucher und Unternehmen mit einem Maßnahmenpaket von bis zu 200 Milliarden Euro vor hohen Energiepreisen wegen des Ukraine-Kriegs schützen. Die Preise für Gas und Strom sollen gedeckelt werden. Für Firmen soll es Liquiditäts- und Eigenkapitalhilfen geben. Details sind aber noch offen. Die Hilfen sollen über Kredite finanziert werden.

Bei den Beratungen ging es auch um eine Nachfolgelösung des Ende August ausgelaufenen Neun-Euro-Tickets für den Nah- und Regionalverkehr.

Sendung: rbb24, 04.10.2022, 21:45 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Das ist immer das Problem mit den wirtschaftsliberalen Kräften, alles auf ideale Märkte abzubilden und den Staat komplett rauszuhauen um so die Gewinnchancen zu maximieren.
    Das Prozedere ist immer dasselbe. Nach der totalen Liberalisierung funktionieren die meist immer komplexer werdenden Modelle nur über eine bestimmte Zeit für alle zufriedenstellend, deswegen glauben ja die Politiker daran, bis sie wettengetrieben aus dem Ruder laufen. Aufgrund der internationalen Verpflechtungen kann kein Staat direkt intervenieren, weswegen die Verluste mit viel Steuergeld über der Zeit sozialisiert, während die Gewinne weiter von den Spekulanten privatisiert werden.
    Angewandter Kapitalismus, war nie anders, wird nur immer raffinierter und globaler.

  2. 15.

    Hab ich geschrieben, dass es schnell geht? Lesen und verstehen.
    Für EU und DEU Verhältnisse schnell!! Wo man schonmal Jahre braucht, um einen Ladegerätestecker der technisch eindeutig besser als alles andere ist zu normieren ist das was wir derzeit erleben eben schnell.
    Vom spanischen Gaspreisdeckel profitieren französische Stromkunden und gleichzeitig treibt er den globalen Gaspreis an. Gerecht?
    Der französische Stromdeckel bei den Problemen mit den eigenen AKWs, die alle anderen ausbaden dürfen, treibt die Nachfrage und Preise im europäischen Netz an. Gerecht?
    Die Marktstärke der EU durch ihre wirtschaftliche Größe wird zu wenig ausgenutzt und durch Alleingänge geschwächt.
    Ja unsere Regierung macht handwerkliche Fehler, vielleicht auch weil sie etwas macht und nicht die Raute vor den Schoß aufstellt und abwartet.

  3. 14.

    Richtig, aber wer bezahlt es? Das Problem ist doch, dass aufgrund des politisch festgelegten Preisfindungsprinzips beim Strom erst vollkommen utopische Preise generiert werden, die dann mit Steuermitteln gekittet werden. Das Geld wandert trotzdem in die Taschen der Erzeuger, also eine weitere Umverteilung von Arm zu Reich. Statt das zu stoppen, wird von der Politik das Schauspiel der großen Unterstützung aufgeführt. Gaspreise können wir nur zum Teil beeinflussen, aber momentan ist vor allem der Strompreis das große Problem für Wirtschaft und Gesellschaft.

  4. 13.

    Wie war das nochmal mit der Preisdeckelung für Energie in Spanien, Frankreich usw.? Das waren auch Alleingänge, nur D braucht immer den Segen aus Brüssel? Und was bezeichnen Sie als schnell? Das Hin und Her der Regierung? Gasumlage ja/nein, AKW an/aus, Einmalzahlungen, die bis heute nicht angekommen sind? Schnell gehen nur jeden Tag neue Ankündigungen. Und Herr Lindner hat auch nach dem "Geschenk " der MWST Absenkung beim Gas fast die gleichen Einnahmen, von Kraftstoff reden wir lieber garnicht.

  5. 12.

    Offenbar souverän, denn andere EU-Länder haben längst die Energiepreisbremse.

  6. 11.

    Weil der enstprechende EU-Beschluss erst letzten Freitag gefasst wurde und nun die Verordnung in den nächsten Tagen veröffentlicht aber dann sofort wirksam wird.
    Erst danach kann eine kompatible deutsche Verordnung veröffentlicht werden.
    Grenze 180€/MWh mit begrenzter Flexibilität für die Mitgliedsstaaten. Also noch ein paar Tage Geduld.
    Die Mühlen mahlen für EU und DEU Verhältnisse ziemlich schnell auch wenn sie schon früher hätten anfangen können.

  7. 10.

    Empfehle den Tageschau-Artikel mit dem schönen Titel "Alles unklar":
    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bund-laender-energiekrise-treffen-keine-ergebnisse-103.html
    Da erfährt man, wie es wirklich war - und nicht das Gewäsch von wegen "Dennoch sind die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg zufrieden."

  8. 9.

    Ich glaube eher, dass alle Menschen hierzulande und nicht nur Deutsche, auf ein entschlosseneres Eingreifen der Regierung warten. Was mich wundert, warum wurde nicht endlich die Entkopplung des Strompreises vom Gaspreise beschlossen? Wir sollen sparen, die Großwirtschaft wird weiter gepudert, während dem Mittelstand und den Menschen langsam die Puste auszugehen droht.
    Von den tollen 300 Euro, die mit dem Gehalt gezahlt wurden, hat sich der Fiskus erstmal 90 EU Steuern abgezogen. Was für eine Mogelpackung, die von der Lindner-Überraschung angekündigt war. Solange der Staat nicht begreift, dass auch im Kapitalismus ein Eingreifen vonnöten ist,, wird das hierzulande nichts. Um uns herum ist's alles bezahlbarer,, wenn man alles ins Verhältnis zum Einkommen setzt. Nur hier sacken die Multis unter den Augen der Regierung die dicken Übergewinne ein und deren Lobbyisten schmieren weiter. Leider spielt das den Antidemokraten in die dreckigen Hände.

  9. 8.

    Wie ernst sind denn die Gegenstimmen aus der EU ob dieses deutschen Vorgehens mit der Preisbremse zu nehmen? Könnte das aus der Richtung (Kommission) auch untersagt werden, bis man sich auf ein EU-weites harmonisiertes Vorgehen geeinigt hat oder sind die EU-Mitglieder in dem Punkt vollsouverän?

  10. 7.

    Es wird diskutiert statt zu handeln und der leidtragende ist der Bürger/in. Aber wieso beeilen man verdient ja an den hohen Preisen über die Mehrwertsteuer kräftig mit.

  11. 6.

    Gut zusammengefasst.

    "Es rollt eine 10-Prozent-Inflationslawine über Deutschland. Die Verlierer der Unbezahlbarkeit des Lebens sitzen in diesen Tagen in kalten Wohnzimmern und erleben im Fernsehen den Zuchtmeister der Republik, den Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller, der täglich vor normalem Gasverbrauch der Privathaushalte warnt. Die Bürger stehen mit zerknautschten Gesichtern an den Supermarktkassen und fühlen sich zu Recht geschröpft an den Zapfsäulen, die wie ausgestreckte Mittelfinger in der Landschaft stehen. Kinder- und Altersarmut haben bereits vor diesem Winter neue Rekorde geknackt. Es trifft Alleinerziehende, Arbeiter, Familien, Rentner – es trifft die ganz normalen Leute, die nicht wissen, wie sie die nächsten Monate überstehen und die teilweise selbstzufriedene Abgehobenheit der Ampel-Regierung länger ertragen sollen. Denn eines ist längst klar: Der Krisenzenit ist noch nicht einmal erreicht."

  12. 5.

    "Außerdem sei er nicht zufrieden mit der Geschwindigkeit beim Ausbau der Erneuerbaren Energien. Da könne man noch Einiges zulegen, um größere Unabhängigkeit von ausländischen Energieimporten zu haben."
    Auch wenn BRB diesbezüglich eine Spitzenposition in DEU einnimmt, kann er selbst mit einer Überarbeitung der brandenburgischen Bauordnung, Schulung und Entbürokratisierung der Bauämter sowie Druck auf die Versorgungsnetzbetreiber einen gehörigen Beitrag dazu leisten, dass BRB auch in Zukunft ein bedeutender Energielieferant für Deutschland bleibt.
    Und wenn Herr Söder mal wieder neben ihm steht, kann er dem auch klar machen wieviel einheimische Energie durch die Bremse bayerischer Netzausbau nicht genutzt werden kann.

  13. 4.

    "Woidke betonte, er sei froh, dass man eine gemeinsame Position erarbeitet habe."
    Wenn es eine gemeinsame Position gäbe, könnte ja alles morgen in Kraft treten. Tut es aber nicht. Geschwätz.

  14. 3.

    Der Bund ist durch die 200 Mrd € in Vorleistung trotz Finanzierungsdefizit getreten, während die Länder im August auf 24,6 Mrd € Finanzierungsüberschüssen alleine im Kernhaushalt saßen. Von den Überschüssen in den Sondervermögen ganz zu schweigen. Das Verhalten der Länder ist scheinheilig, da Bayern schon eine Klage gegen den Länderfinanzausgleich angekündigt hat, obwohl es die Bayern maßgeblich waren, die den neuen Länderfinanzausgleich wollten!

  15. 2.

    Man wartet mit einer Einigung so lange, bis die letzte Bäckerei und der letzte Mittelständler und die privaten Insolvenzen erschwindelnde Höhen erreicht haben. Die Politikergehaelter und - Pensionen sind eben sicher.

  16. 1.

    Da sitzt das Königshaus mit den Landesfürsten einen halben Tag zusammen, die Deutschen wollen Antworten auf die Krise und heraus kommt nix! Wie kann man da mit den "Ergebnissen" zufrieden sein? Aber auf Kosten des Steuerzahlers belegte Brote und Kaffee trinken....

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