Polizeigewerkschaft, Händler, Sportschützen - Fachleute in Brandenburg sehen Verschärfung des Waffenrechts skeptisch

Do 12.01.23 | 17:21 Uhr | Von Josefine Jahn und Jonas Pospesch
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Ein Mann hält die Waffe AR 15 in der Hand (Foto: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.01.2023 | Josefine Jahn | Bild: rbb

Wer darf eine Waffe besitzen? Und welche? Die Silvester-Krawalle in Berlin haben eine Diskussion über das Waffenrecht angefacht, gefordert wird eine Verschärfung. Experten aus Brandenburg zeigen sich skeptisch. Von Josefine Jahn und Jonas Pospesch

Der vereitelte Putschversuch von einer Gruppe sogenannter Reichsbürger - und Silvester hallen nach. Nach den Krawallen in Berlin wird nicht nur diskutiert, warum junge Menschen Rettungskräfte angreifen, sondern verstärkt auch darüber, wer privat eine Waffe haben darf - und welche Waffe.

In einem Gesetzentwurf von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ist laut Medienberichten von Verschärfungen unter anderem bei Schreckschusswaffen die Rede, außerdem von einem Verbot "kriegswaffenähnlicher halbautomatischer Waffen" [tagesschau.de]. Zuvor hatte Faeser allerdings davon gesprochen, halbautomatische Waffen insgesamt verbieten zu wollen.

Thomas Buchholz in seinem Waffengeschäft (Foto: rbb)
Thomas Bucholz | Bild: rbb

Das sei aber schwierig, sagt Thomas Buchholz, der in Kolkwitz (Spree-Neiße) im Süden Brandenburgs ein Jagd- und Waffengeschäft führt. Denn wenn es um halbautomatische Waffen geht, rede man auch über Kurzwaffen. "Das heißt: Alles, was Jäger oder Sicherheitsdienste oder Sportschützen an Pistolen [haben], fällt unter halbautomatische Waffen. Das wäre aus unserer Sicht nicht umsetzbar."

"Deutschland kann sicher nicht einfach ausscheren"

Der Präsident des Brandenburgischen Schützenbundes, Gert-Dieter Andreas, bleibt mit Blick auf Faesers Äußerungen zurückhaltend, welche Auswirkungen für Sportschützen zu erwarten sind. "Das sind olympische Disziplinen, die weltweit geschossen werden", betont Andreas. "Hier kann ich sicher nicht so einfach als Deutschland aus einem weltweiten Kanon ausscheren." Es gebe auch europaweite Regelungen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so ohne weiteres verboten werden kann." Er wartet nun auf eine klare Aussage von Innenministerin Nancy Faeser.

Eine Detailaufnahme der Waffe AR 15 (Foto: rbb)
Die Waffe AR-15 | Bild: rbb

Polizeigewerkschaft ist nicht überzeugt

Ob ein Verbot von kriegswaffenähnlichen halbautomatischen Waffen oder von halbautomatischen Waffen insgesamt - Waffenhändler Thomas Buchholz hält beide Möglichkeiten für falsch. Das Gewehr des Typs AR-15 könnte als kriegswaffenähnlich möglicherweise verboten werden, mutmaßt er, ein halbautomatisches Jagdgewehr aus Holz aber nicht. Die eine sehe aus wie eine Kriegswaffe, die andere nicht. "Gefährlich sind sie, technisch gesehen, alle gleich", so Buchholz. "Und nur nach dem Anschein einer Waffe zu gehen und dadurch ein Verbot zu projizieren, ist, denke ich, nicht zielführend.“

Auch die Vorsitzende der Brandenburger Gewerkschaft der Polizei, Anita Kirsten, ist von Faesers Vorschlägen nicht überzeugt. Die träfen vor allem Besitzer legaler Waffen. "Das, was wir ja eigentlich wollen, illegale Waffen und Waffenbenutzung in kriminellen Handlungen zu verhindern, oder eben Waffen im öffentlichen Raum zu haben, das werden wir mit diesem Gesetz, oder mit einer Verschärfung des Gesetzes in erster Linie nicht lösen.“

Mehr Rechtssicherheit für Waffenhändler

Neben den halbautomatischen Waffen will Innenministerin Faeser auch Schreckschusswaffen strenger regulieren. Der Kauf soll nur noch mit einem Kleinen Waffenschein möglich sein, was Thomas Buchholz gar nicht schlecht findet. Für ihn als Waffenfachhändler gebe es dann mehr Rechtssicherheit, sagt er, "weil wir wissen, dass derjenige, der den Kleinen Waffenschein hat, ordentlich belehrt ist und sich über die Folgen desselbigen bewusst ist." Den Missbrauch der Waffen an Silvester in Berlin hätte das aber auch nicht verhindert, meint Buchholz.

Polizeigewerkschaft für mehr Prävention

In dieselbe Richtung geht auch die Kritik von Anita Kirsten von der Polizeigewerkschaft. Das Problem müsse ihrer Aussage nach an anderer Stelle angepackt werden. Schaue man sich die Ausgaben in den Bundesländern an, zeige sich, dass im Bereich der Prävention und Sozialfürsorge immer mehr gestrichen werde, sagt sie. "Das ist ein wichtiger Teil, der natürlich uns Polizistinnen und Polizisten am Ende viel mehr helfen würde als noch schärfere Gesetze."

Mit Informationen von Josefine Jahn und Jonas Pospesch.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.01.2023, 14:10 Uhr

Beitrag von Josefine Jahn und Jonas Pospesch

35 Kommentare

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  1. 35.

    Tja Alfred E. Neumann, da liegen Sie vollkommen falsch, ich bin Fleischverkoster. Achso Messer habe ich nicht bemängelt, Pfeil und Bogen übrigens auch nicht.
    Ihre Äußerungen sind primitiv, aber Ihr Name , den Sie gewählt haben steht stellvertretend dazu.
    Und übrigens, ich kann mit Waffen umgehen, weil ich daran ausgebildet worden bin.

  2. 34.

    Herr Märkten, wusste garnicht, dass Feuerlöscher Waffen sind.
    Sie sind wohl einer von der Waffenlobby.
    Klar,dass Sie so idiotisch argumentieren müssen.

  3. 33.

    Evidenzbasierte Politik mit Zahlenmaterial hinterlegt, das wünsche ich mir für Deutschland. Aber Frau Faeser will ja nächstes Jahr als Spitzenkandidatin antreten, das Waffenrecht erneut zu verschärfen kommt als Quick Win gerade recht und das gepaart mit der zufällig medial begleiten Razzia, ein Schelm, wer da was Böses denkt. Daher meine Frage, wie deliktrelvant sind die AR15 in den Statistiken? Was hat das Aussehen einer Waffe mit deren Gefährlichkeit zu tun? Und zum Thema Schreckschusswaffen, warum hat die Polizei die Berliner Jungs nicht verhaftet, das abfeuern auf Straßen ist doch heute schon verboten? Weil wir es leider nicht mehr Schaffen, geltendes Recht flächendeckend durchzusetzen, ich würde mich sehr freuen, wenn wir dies tun würden.

  4. 32.

    Genauuu!!!
    Zuhause nur noch Löffel und Gabel mit einem Zinken!
    Und sie dürfen ihr Steak dann auch an einem Stück essen!
    Aber vermutlich sind sie Veganer

  5. 31.

    Machen wir uns gerade wieder lächerlich?
    Glaubt man wirklich, damit Krawalle zu unterbinden?

  6. 30.

    Ja, klar. Feuerlöscher nur noch für die Berufsfeuerwehr, der Normalbürger könnte ja damit Blödsinn machen.

    Die 60 Millionen Tote der Weltkriege wurden durch legale Waffen verursacht, im Vertrauen der Bürger auf die Politiker.

  7. 29.

    @rbb Wieviele Schreckschusswaffen sind denn in Deutschland in den letzten Jahrzehnten verkauft worden? Also z.B. seit der Wiedervereinigung? Die meisten dürften noch im im Umlauf sein. Gibt's dazu Umsatzzahlen?

  8. 28.

    Endlich mal ein vernünftiger Artikel zu dem Thema. Ich würde mir wünschen, wenn die Politiker endlich mal anfangen evidenzbasierte Politik anstatt Symptom-Politik zu betreiben. Als Grundlage dafür kann ich nur jedem das Bundeslagebild Waffenkirminalität 2021 des BKA empfehlen. Da steht nichts davon drin, dass wir ein Problem mit legalen Waffen haben, sondern mit illegalen Waffen und insbesondere mir deren Einfuhr. Wenn ich mir jetzt den Referentenentwurf von Frau Faeser anschaue, finde ich zu dem Thema leider nichts.......

  9. 27.

    Herr " Nein", woher haben Sie Ihre Informationen, von Donald Trump?
    Vielleicht sind Sie aber auch ein Waffennarr und müssen so argumentieren.

  10. 26.

    Das Problem hat die Politik vor Jahren, bei Einführung des kleinen Waffenscheins selbst geschaffen. Wäre damit auch die Abgabe reglementiert worden, sprich, Verkauf nur an Personen, die diesen Schein besitzen, hätten wir etliche dieser Geräte nicht auf der Straße. Sich nun im puren Aktionismus an WBK Inhabern auszutoben, ist hilflos.

  11. 25.

    Volle Zustimmung. Ihre Aufzählung der zu verbietenden Gegenstände "Und wenn wir schon "sicherheitshalber" alles verbieten wollen. Sollten auch gleich Pflastersteine, Mülltonnen, Flaschen und Absperrpfosten auf die Liste." sollte um Feuerlöscher noch erweitert werden.
    Weil Migranten und extreme Berliner sich nicht benehmen können soll jetzt die gesamte Bevölkerung darunter leiden.
    Der Senat sollte lieber darauf drängen, dass die vorhandenen Gesetze umgesetzt werden. Ich gehe davon aus, dass die "Initiative" von Faeser m Bundesrat abgeschmettert wird und hoffe (wieder einmal) auf den geschärften Blick des Herrn Söder und weiterer objektiver MP.

  12. 23.

    Sehr gut erkannt! Nicht der private Waffenbesitz, das private Feuerwerk zu Sylvester oder der 1. Mai als Feiertag sind das Problem, sondern die Gewaltbereitschaft bestimmter gesellschaftlicher Gruppen.

  13. 22.

    Hallo Ausländerfreund2015.
    Was ist eigentlich der Sinn hinter der Debatte. Wollen wir die Probleme im Land bekämpfen oder ist es das Ziel der eigenen Bevölkerung immer ihrer Rechte und Bräuche anzuerkennen. Vllt muss ich mir die Filme zur Silvernacht nochmal genau ansehen.
    Aber ich bilde mir ein, nicht eine Jagdgesellschaft oder einen Schützenverband mit ihren AR15Gewehren in den Straßen gesehen zu haben.
    Und wenn wir schon "sicherheitshalber" alles verbieten wollen. Sollten auch gleich Pflastersteine, Mülltonnen, Flaschen und Absperrpfosten auf die Liste.
    Von diesen Gegenständen habe ich mehr gesehen.
    Was wir sehen sind die typischen Bauernopfer, die in der heutigen Tabupolitik in Feuer geworfen werden.
    Nur um die unbequemen Themen nicht ansprechen zu müssen. Leider hat Herr Merz mit seiner Aussage im vollen Umfang Recht. Und die hören nicht auf, nur weil wir unsere Feste abschaffen.

  14. 21.

    Nach bestimmten Vorfällen müssen sich Politiker profilieren. Dann sollte man aber nicht über Themen sprechen, von denen man nichts versteht, sondern sich erst umfassend informieren! Oder wissen die Herrschaften eigentlich, wie schwer es ist, in Deutschland offiziell eine Waffe zu bekommen und wie leicht im Ausland?

  15. 20.

    nachvollziehbar - dennoch sollten die rechtlichen Grenzen viel enger geregelt werden, oder wieviel Einsatzkräfte möchte man an Silvester und zum 1. Mai noch weiter opfern? Die nicht zielführende Beschäftigungstherapie bringt es nicht, auch keine Arbeitsgruppen. Beide "feste" gehören abgeschafft.

  16. 19.

    Der Beitrag stellt doch sachlich und differenziert die unterschiedlichen Standpunkte dar. Keineswegs erweckt er den Eindruck, von der Waffenlobby verfasst worden zu sein. Anders als Sie es sehen, dient er durchaus einer Versachlichung der Diskussion.

  17. 18.

    Wissen Sie, wer Ihre Einstellung zu einer komplett entwaffneten Bevölkerung teilt? Adolf Hitler, Josef Stalin, Idi Amin, Mao Tsetung, Kim Jong-Un... Und bei diesen Staatalenkern ging das offensichtlich furchtbar schief. Da hat es sicher niemand für eine gute Idee gehalten, dass nur der Staat Waffen besitzen darf...

  18. 17.

    Der Beitrag liest sich, als wenn er direkt von der Waffenlobby verfasst worden ist. Er dient nicht der Versachlichung der Diskussion.

  19. 16.


    Es geht der Politik doch nur um Wählerstimmen. Der kleine Waffenschein ist schon Quatsch. In den 80er 90er Jahren waren Sylvester davon Millionen auf den Straßen im Einsatz und da ist vergleichsweise nichts passiert. Was wurde schon alles verboten. Verbrecher kaufen sich bestimmt keine Waffen im Laden. Für solche Leute gibt es immer Wege. Das wird sogar politisch gefördert, wenn man Stellen bei der Polizei oder beim Zoll abbaut.

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