Flüchtlingsgipfel in Berlin - Stübgen sieht Brandenburg bei Unterbringung Geflüchteter am Limit

Do 16.02.23 | 12:35 Uhr
  44
Transparent, das Solidarität mit Geflüchteten zeigt, bei einer Demonstration (Quelle: imago images/Forian Schuh)
Audio: rbb24 Inforadio | 16.02.2023 | Werner Schoninger | Bild: imago images/Forian Schuh

Am Donnerstag kommen Bund und Länder zu einem Flüchtlingsgipfel zusammen. Der Brandenburger Innenminister erwartet konkrete Lösungen. Ihm geht es vor allem um die Einwanderung über die Balkanroute und die finanzielle Ausstattung von Kommunen.

Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) hat vor dem Flüchtlingsgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag die Situation bei der Aufnahme von Geflüchteten als dramatisch bezeichnet. Das sei in Brandenburg wie auch anderen Ländern so, sagte er im rbb24 Inforadio.

Nötig sei zum einen, die illegale Einwanderung über die Balkanroute zu stoppen und allgemein das Migrationsgeschehen zu steuern. "Wir müssen den illegalen, den irregulären Zugang über die Balkanroute stoppen." Zum anderen müsse die Bundesregierung die Kommunen auch finanziell erheblich besser unterstützen, so der Minister.

Bund, Länder und Kommunen kommen am Donnerstag auf Einladung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Berlin zu einem Flüchtlingsgipfel zusammen. Es soll dabei um die Verteilung der finanziellen und organisatorischen Lasten bei der Unterbringung der Menschen gehen. Faeser will am Nachmittag über die Ergebnisse informieren.

Brandenburger Landräte fordern bessere Verteilung

Ähnlich wie Stübgen äußerte sich der parteilose Landrat von Oberspreewald-Lausitz, Siegurd Heinze. Die Belastungsgrenze der Kommunen sei erreicht, sagte er im Gespräch mit Radioeins vom rbb. Man brauche eine faire Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der Europäischen Union und ein Umsteuern bei der Ausweitung freiwilliger Aufnahmeprogramme von Bund und Land. Auch sollte es eine "Rückführungsoffensive" für Menschen geben, die keine Chance auf Asyl haben.

Der Landrat von Spree-Neiße, Harald Altekrüger (CDU), erhofft sich konkrete Hilfe. Es gehe nicht nur um die gerechte Verteilung, sondern auch um die Integration der Geflüchteten, sagte er Antenne Brandenburg vom rbb. Er nannte sowohl die Unterbringung in Kitas und Schulen als auch die Gesundheitsversorgung. Von großen Problemen sprach auch der Oberbürgermeister von Cottbus, Tobias Schick (SPD).

Auch Berlin an Kapazitätsgrenze

Auch in Berlin beklagen Einrichtungen des Landes, dass sie bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen gerieten. Von den 29.000 Plätzen in regulären Unterkünften des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) waren bereits Ende November 2022 99,5 Prozent belegt. Das geht aus Zahlen der Senatsverwaltung für Integration hervor.

Im Januar kündigte der Berliner Senat an, zusammen mit den Wohlfahrtsverbänden auf die rasant gestiegenen Ankunftszahlen unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter reagieren zu wollen. Im Gespräch war eine mögliche Erhöhung der Bettenzahl in Einrichtungen, die vorübergehende Belegung neuer Räumlichkeiten sowie die Finanzierung zusätzlichen Personalbedarfs.

Länder halten 2,75 Milliarden Euro für zu wenig

Generell verlangen Länder und Kommunen, dass der Bund angesichts der steigenden Zahlen einreisender Geflüchteter seine Kostenbeteiligung erheblich aufstockt. Die hohe Zahl in Deutschland lebender Ukrainerinnen und Ukrainer spielt ebenfalls eine Rolle.

Landkreise und Kommunen verweisen darauf, dass die bisher für dieses Jahr vom Bund zugesagte Summe von 2,75 Milliarden Euro nicht ausreiche. Vor allem aus der Union, aber auch der FDP wird zudem verlangt, stärker gegen Einreisen Geflüchteter aus anderen Ländern vorzugehen und Abschiebungen zu beschleunigen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.02.2023, 14:00 Uhr

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

44 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 43.

    Ihre Frage ist bemerkenswert, weil Sie ansonsten meistens kluge Kommentare schreiben. Ich denke, Sie kennen die Antwort: Weil die Österreicher mehr in die Altersvorsorgekasse einzahlen und Alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rente einzahlen.

  2. 42.

    Rosi Fiebig:
    "Überforderung und Zerfall an allen Ecken."

    Also, ich weiß ja nicht, in welchem Land Sie leben, aber ich sehe nicht "Überforderung und Zerfall" AN ALLEN ECKEN!

    Mein Haus, meine Straße, mein Kiez, meine Straßenbahnlienie, mein S-Bahnhof, meine Arbeitsstelle - nichts davon ist "zerfallen"! Natürlich gibt es auch viele Probleme. Überall, wo viele Menschen zusammenleben gibt es Probleme. Aber es gibt keine Überforderung und keinen "Zerfall an allen Ecken". Wer das so sieht wie "Rosi Fiebig", der muss in einem anderen Land leben oder hat große Wahrnehmungsprobleme der Realität.

  3. 41.

    Ulla:
    "Antwort auf [sigi bruders] vom 16.02.2023 um 14:42
    Wir sind ein reiches Land??? Und warum bekomme ich nach 50 Jahren Arbeit und gutem Einkommen eine miese Rente?"

    "Mies" ist relativ. In den meisten anderen Ländern gibt es mit dieser Arbeitsbiografie sehr viel weniger Lebensqualität im Alter.

  4. 40.

    Leon:
    "Nach 3 Jahren dt. Pässe mit Rentenanspruch"

    Belegen Sie bitte IOhre Behauptung mit überprüfbaren Quellen!
    Oder ist das nur eine frei erfundene Behauptung?

  5. 39.

    Uwe:
    "Die größten Schreierinnen haben noch nie jemand aufgenommen."

    Belegen Sie bitte Ihre Behauptung mit überprüfbaren Quellen!
    Oder ist das nur eine frei erfundene Behauptung?

  6. 38.

    Ich gehöre zu den Boomern und ja, ich pfeife auf unsere Verantwortung. Nur gut, daß ihr unser Leben nicht mehr rückgängig machen könnt.

  7. 37.

    Vielleicht ist in Österreich für die `normalen´ Bürger/innen weniger Geld für eine annehmbare Rente übrig, weil deren Politiker/innen nicht so ein exorbitantes Ruhegeld bekommen wie in Deutschland ?! Nur eine Frage, wäre dankbar für eine Aufklärung.

  8. 36.

    Ist es nicht naiv zu glauben, wenn hier viele auf etwas Wohlstand verzichten würden, ginge es allen Menschen auf der Welt besser? Es würde einfach nur noch mehr Menschen schlechter gehen, weil sich die wenigen, die es auch jetzt schon tun, die Taschen noch voller machen würden.

  9. 35.

    Das Problem ist nur, dass die Aufnahmekapazität voll ist. Daher hilft nur ein Aufnahmestopp. Flüchtlinge und Asylbewerber können auch in anderen EU Staaten Schutz und Aufnahme beantragen. So ist etwa Polen ein sicheres Drittland

    Letztlich sind weder Ukrainer noch alle anderen Flüchtlinge die Lösung des Fachkräfteproblems. Und die Zuwanderung in unsere Sozialsysteme ist nicht mehr finanzierbar

    Daher Aufnahmestopp für alle. Ohne Ausnahme

    Wenn Bürger helfen wollen. Können sie bürgen

  10. 33.

    Weil von den 100% Reichtum das meiste bei 1%–10% liegt, willkommen im Mittelalter. BGE, und es reicht fair für alle. Die 100% fair aufteilen.

  11. 30.

    Eine unfassbare Ignoranz und Arroganz dieser Ministerin. Sie ist die nächste die sofort zurücktreten muss!!! Bis jetzt ist doch jeder dieser Regierung mit seiner Aufgabe völlig überfordert.

  12. 29.

    Kontrollverlust, Innenpolitisch nicht mehr vom Volk akzeptiert Aussenpolitisch nur noch zum Spielball der EU, Nato und USA...und wir feiern Karneval...z.u.






  13. 28.

    Leider haben wir in Deutschland nur blinde , hochbezahlte Politiker,die nicht sehen können (weil blind) was in unserem Land los ist.Überforderung und Zerfall an allen Ecken.Mittlerweile kritisiert das UNCR Deutschland das die Unterbringung der Geflüchteten nicht mehr den Standards entspricht.Alles wird ignoriert. Kein Unterschied ob berechtigt oder unberechtigt : „Alle „herzlich willkommen.
    Weiter und schneller so , dann ist es auch irgendwann vorbei.

  14. 27.

    Oh, wie geistreich. Flüchtende aufzunehmen ist nicht Aufgabe einzelner Menschen, sondern der Gemeinschaft zu der sie sich offenbar nicht zählen.

  15. 26.

    Die Bundesregierung ist nicht mehr in der Lage die unkontrolliert Einwanderung zu stoppen

  16. 25.

    Viele Landräte in diesem Land warnen davor das ihre Landkreise an die Belastungsgrenze stoßen und es immer schwieriger wird Flüchtlinge aufzunehmen. Erst letztens wieder bei M. Lanz ,ein Landrat aus Bayern übrigens von den Grünen, er schildert eindrucksvoll wie es um die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen steht. So sehr Sie es sich auch wünschen noch mehr aufzunehmen, aber irgendwann muss man auch mal sagen es geht nicht mehr,Deutschland stößt an seine Grenzen und wenn ich immer höre wir sind ein reiches Land, dann informieren Sie sich mal,das Verschuldungstempo der Schuldenuhr ist rasant angestiegen von 4.898€ auf 11.240 € pro Sekunde, also nix mehr mit reich,wenn es so weitergeht. Andere Länder in Europa winken nur noch dankend .
    PS. nachdem der grüne Landrat ehrlich seine Meinung zum Thema Flüchtlinge geschildert hat, wurde er jetzt von anderen grünen Parteimitgliedern dazu aufgefordert die Partei doch zu verlassen, soviel zum Thema Meinungsfreiheit.

Nächster Artikel