VBB-Aufsichtsratsitzung - Kann das Berlin-Ticket doch noch verlängert werden?

Di 28.03.23 | 06:05 Uhr | Von Oda Tischewski
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Fahrgäste verlassen eine S-Bahn auf einem Bahnsteig im Berliner Hauptbahnhof. (Quelle: dpa/Carsten Koall)
Video: rbb|24 Abendschau | 28.03.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/Carsten Koall

Zum 30. April läuft das 29-Euro-Ticket aus - dann kommt das Deutschlandticket. Doch das günstige Berlin-Ticket steht bei der VBB-Aufsichtsratssitzung am Donnerstag erneut auf der Tagesordnung. Die SPD will es weiterlaufen lassen. Ist das realistisch? Von Oda Tischewski

  • Eine Weiterführung des 29-Euro-Tickets über den April hinaus scheint unwahrscheinlich
  • Berlin und Brandenburg müssten sich im Verbund einigen – und zwar schnell
  • Laut BVG wäre ein lückenloser Anschluss beim 29-Euro-Ticket schon rein zeitlich nicht mehr machbar

Die Zeit zwischen zwei Regierungen ist fast immer eine Hängepartie: Aus den Projekten des alten Senats wird unter Umständen nichts mehr und der Neue kann noch gar nicht richtig loslegen. So ist es auch beim 29-Euro-Ticket.

Verantwortlich für Ticket-Fragen aller Art ist der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg, kurz VBB. Und der hatte Mitte Dezember beschlossen: Bis zum 30. April 2023 bietet Berlin das 29-Euro-Ticket für die Tarifbereiche A und B an, das ab dem 1.Mai vom 49-Euro-Ticket abgelöst wird. Das gilt dann für ganz Deutschland, ist aber nicht übertragbar, beinhaltet keinerlei Mitnahmeregelungen - und wird eben auch deutlich teurer.

SPD will das 29-Euro-Ticket weiterführen

Für die SPD ist die Weiterführung des günstigen Berlin-Tickets eine ihrer "politischen Prioritäten", so Franziska Giffey, die sie zu ihrem Wahlkampfthema gemacht hat. Die Finanzierung hatte der alte Senat noch gesichert. Und auch ihr wahrscheinlicher Koalitionspartner, die CDU, hat bereits in den Sondierungen Zustimmung signalisiert. Allein: Es könnte zu spät sein. Denn Berlin kann nicht allein entscheiden.

Grüne wollten günstige Tickets durch Rabatte

Denn der alte Senat - genauer: die Verwaltung von Noch-Verkehrssenatorin Bettina Jarasch - hat dem VBB bislang keine neue Vorlage zur Entscheidung präsentiert. Auch, weil die Grünen von Anfang an eine andere Lösung angestrebt hatten: Statt eines separaten Berlin-Angebots für 29 Euro wollten sie das Deutschlandticket durch Rabatte für verschiedenen Kundengruppen preislich absenken. Etwa 60 Prozent der Berlinerinnen und Berliner hätten so die Möglichkeit, Job-, Schüler-, oder andere vergünstigte Tickets zu nutzen – dieselbe Leistung für deutlich weniger als 49 Euro. Zumindest die Verlängerung des 9-Euro-Sozialtickets für den AB-Bereich bis zum Ende des Jahres soll am Dienstag im Senat beraten werden.

Anders beim 29-Euro-Ticket: Weil derzeit keine Grundlage für eine neue Abstimmung beim VBB vorliegt, gilt nach wie vor der alte Beschluss und das Ticket-Angebot läuft damit Ende April aus. Trotzdem steht das 29-Euro-Ticket bei der VBB-Aufsichtsratssitzung am Donnerstag erneut auf der Tagesordnung: Ein Vertreter des Landes Berlin will dort noch einmal für eine Fortführung des Angebots werben.

Bei Brandenburg dürfte er damit auf wenig Gegenliebe stoßen: Schon im Herbst war das Land vom Berliner Alleingang wenig begeistert – schließt das 29-Euro-Ticket die Brandenburger Pendler doch von der günstigen Lösung aus. Wenn das, was damals als Brückenlösung bis zur Einführung des Deutschlandtickets gedacht war, nun eine Dauerlösung werden soll, ist mit Widerstand zu rechnen. Da wird viel Überzeugungsarbeit nötig sein.

Weiterführung sprengt den Zeitplan

Die "Berliner Morgenpost" zitierte bereits aus einem internen Papier, das in den Koalitionsverhandlungen diskutiert wird. Darin stellt die BVG klar, dass eine nahtlose Weiterführung des 29-Euro-Tickets aus ihrer Sicht auch aus praktischen Gründen gar nicht mehr möglich wäre: Weil schon mehr als 100.000 BVG-Kundinnen und -Kunden das Deutschlandticket vorbestellt und viele ihre 29-Euro-Tickets im Abonnement zum Stichtag gekündigt haben, würde eine Weiterführung die BVG vor erhebliche personelle und technische Schwierigkeiten stellen. Realistisch sei lediglich eine Wieder-Einführung des Angebots – etwa zum Jahresbeginn 2024. Die entstehende Lücke wolle die BVG nutzen, um die Einführung des Deutschlandtickets zu evaluieren.

Dazwischen liegen acht Monate, in denen die Kundinnen und Kunden zunächst aufwändig in ein anderes Angebot wechseln und dann wieder zum 29-Euro-Ticket zurückkehren müssten. Mit einer einheitlichen und günstigen Lösung, die den Nahverkehr – innerhalb der Länder und über deren Grenzen hinweg – attraktiver macht, hat dieses Ticket-Chaos derzeit wenig zu tun.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.03.2023, 07:55 Uhr

Beitrag von Oda Tischewski

31 Kommentare

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  1. 31.

    "Alles flüchtet sich ins Studium vor der Arbeit, das muss endlich beendet werden. Wir brauchen Fachkräfte, Handwerker, Pflege.. nicht 5 Mio. Gamedesigner und Mediengestalter."

    Lehrkräfte brauchen Sie also nicht. Wahrscheinlich, damit weniger Menschen genügend gebildet sind, um Ihre kruden und abgehobenen Thesen zu widerlegen.

  2. 30.

    Verbilligte Deutschlandtickets NUR für Jobticket-Inhaber sind ungerecht! Auch Arbeitnehmer bekommen dies nicht, wenn der Betrieb kein Jobticket anbietet. Und das kommt häufig vor.

  3. 29.

    Ich bin zum Deutschlandticket gewechselt und fahre dann deutlich günstiger (und sonntags mal zum Kaffee nach Leipzig oder Dresden)....

  4. 28.

    Das 49 €-Ticket ist KEINE einheitliche und günstige Lösung, wie behauptet wird. Einheitlich nicht, weil es NUR Jobticket-Inhabern günstiger angeboten wird. Günstig nicht, weil für alle anderen Nutzer innerhalb Berlins 49 € zu teuer sind.

  5. 27.

    Jarasch blockiert das 29€-Ticket und will selbst nur halbe Sachen machen. Günstigere Deutschlandtickets nur für Jobticket-Inhaber! Das ist unsinnig und vor allem ungerecht.

  6. 26.

    .. ganz aus diesem Tarifdschungel fallen die Umweltabos heraus. Für diese Bestandskunden ändert sich gar nichts.
    Für 64,50 bleibt alles beim Alten, nicht einmal die Erweiterung auf ABC.

  7. 25.

    NEIN, die Leute sollen sich daran gewöhnen, das sie für das auch bezahlen, was sie nutzen. Ob Wohnung, BVG, Eintrittspreise... Ich finde diese Versorgungsmentalität abgehoben.
    Nein ich habe kein Mitleid mit Schulabbrechern und Dauerstudenten, gescheiterten Youtubern und Instagramstars. ABER es müssen endlich jene, die produktive und unangenehme Arbeit leisten und das Land am laufen halten, besser gestellt sein als all jene in Wohlfühl- und Versorgungsposten. Und auch als Politiker. Ich glaube bei Letzterem muss man nicht über die Höhe des Gehaltes im Verhältnis zur Kompetenz diskutieren. Man sollte den Job nicht machen, wegen des Geldes, sondern wegen der Überzeugung.
    Alles flüchtet sich ins Studium vor der Arbeit, das muss endlich beendet werden. Wir brauchen Fachkräfte, Handwerker, Pflege.. nicht 5 Mio. Gamedesigner und Mediengestalter.

  8. 24.

    Und bitte nicht vergessen, dass die BVG die nächste Preiserhöhung schon beschlossen hat.
    Dann wird alles teurer, auch das normale Abo.
    Muss eben alles finanziert werden

  9. 23.

    Ich werde mein 29€-Ticket kündigen und warten, bis es wieder eingeführt wird. Solange fahre ich wieder Auto in Berlin. Die teure 49€-Mogelpackung brauche ich nicht, da ich den ÖPNV (wie wohl die meisten) nur innerhalb Berlins nutze.

  10. 22.

    Es sollte neben der 49€-Pendler-Subvention auch noch ein 29€-Ticket für Berlin AB geben. Das gehört zur sozial gerechten Verkehrswende. Die Grünen beweisen wieder einmal, dass Sie sozial gerechter Verkehrspolitik nichts verstehen. Das kann die SPD sicherlich besser und wird demnächst zeigen, wie das funktioniert.

  11. 21.

    Es ist ein sozialpolitisches Versagen der Grünen, das Deutschlandticket nur für 60 Prozent der Berliner billiger machen zu wollen und Geringverdiener, Solo-Selbständige und andere Bedürftige bewusst zu übersehen.

  12. 20.

    Schon einmal die Kosten für Ihr Auto berechnet. Zudem Ihr Aussage hat einen gravierenden Denkfehler. Sie können jederzeit sich ein neues 49€-Ticket bestellen auch wenn Sie das alte gekündigt haben!

  13. 19.

    Ich empfehle Ihnen sich auf der Webseite des Bundesministerium der Finanzen sich den Artikel über den Länderfinanzausgleich gründlichst durchzulesen. Danach werden Sie wohl so ein Quatsch nicht mehr erzählen. Zudem schauen Sie sich die Pressemitteilungen der anderen Bundesländer an welche Zusatzleistungen sie zum 49€-Ticket auflegen, darunter auch das Saarland, das sich in einer drohenden Haushaltsnotlage befindet!

  14. 18.

    Das sehe ich genauso wie Sie. Das 49 €-Ticket lohnt sich nur für Pendler. Für Berliner ist oft eine AB-Umweltkarte vorteilhafter.

  15. 17.

    Leider sind wir im VBB vereint. Als vor zwei Jahren die letzte Fahrpreiserhöhung erfolgte, war Brandenburg der Treiber, Berlin hätte es bei den damaligen Fahrpreisen belassen. Der VBB dient in erster Linie den Pendlern, die bei einer Trennung das Nachsehen hätten. Nutzen aus dem VBB zieht also vor allem Brandenburg, wenn die ständigen Streitereien nicht aufhören, sollte man das Projekt VBB beerdigen und jedes Bundesland sollte sein Ding machen.

    Noch etwas zum obigen Text:
    Die Brandenburger Pendler haben das 29 € Ticket sehr wohl genutzt und haben ihre Autos an der Stadtgrenze (B) geparkt, sind dann weiter mit Berliner ÖPNV günstig gefahren, zumindest war dies kürzlich zu lesen, die Barnimer Busgesellschaft hatte heftig über Einnahmeverluste geklagt. Das wird dann beim 49 € Ticket nicht mehr so sein, da anders subventioniert.

  16. 16.

    Erst im Wahlkampf alles versprechen, aber dann nicht leider doch umsetzen. Peinlich für die Berliner SPD

  17. 15.

    Länderfinanzausgleich:
    "Eine Stadt, die im Länderfinanzausgleich absahnt kann sich das, neben vielen anderen Wohltaten, die es in Geberländern nicht gibt, leisten? Beschreibt das nicht den Begriff Dekadent ?"

    eindeutige Antwort: N E I N !

  18. 14.

    Wie bitte … Das 29-Euro-Ticket kann edv-technisch nicht nahtlos fortgeführt werden ?! … Ein Witz, eine (politisch motivierte) Sabotage oder mindestens eine Anmaßung muss das sein … Dilettantisch, lächerlich, peinlich, haltlos und regelrecht skandalös ist diese Ansage.

  19. 13.

    Was mosert Brandenburg ständig rum. Sollen die doch ihr eigenes Ticket finanzieren. Berlin kann selbst entscheiden und umsetzen.

  20. 12.

    Nein, RGR hätte das 29 € Ticket nicht gerettet, da Fr. Jarasch von Beginn an vorhatte, dass 49 € Ticket für bestimmte Personenkreise zu rabattieren und das 29 € Ticket damit abzuschaffen. Da wird auch nichts passieren da, Jarasch an den Verhandlungen mit dem VBB weiter beteiligt ist. Ich bin langjähriger Benutzer einer Umweltkarte AB, die ich mir mit meinem Mann teile. Das wird jetzt auch so bleiben, da Übertragbarkeit und Mitnahmeregelungen bei dem neuen 49 € Ticket ausgeschlossen wurden. Also bleibt es bei mir bei der Umweltkarte für ca. 63 € und ggf. Zukauf von Viererkarten, auch da wir voraussichtlich für evtl. Rabattierungen nicht vorgesehen sein werden. Jeder hat andere individuelle Bedürfnisse, da ist es schwierig für alle eine Lösung zu finden. Ich persönlich fand das 29 € Ticket eine gute Sache, vor allem wenn man überwiegend im Bereich AB unterwegs ist, und nicht vorhat mit Regio-Zügen durch Deutschland zu reisen.

  21. 11.

    Eine Stadt, die im Länderfinanzausgleich absahnt kann sich das, neben vielen anderen Wohltaten, die es in Geberländern nicht gibt, leisten? Beschreibt das nicht den Begriff Dekadent ?

  22. 10.

    Wo ist das Problem es wird für ein Monats ticket AB weiterhin 29,00 Euro abgezogen. Wie bisher
    da brauch es keine große Umstellung.
    Die billigste Lösung für den Umweltschutz übrigens in Wien klappt es hervorragend.

  23. 9.

    Nun zeigt wieder das Ticket Chaos. 49€ mit Rabatt für Studenten etc. , so wie von den Grünen gewollt und nicht weiter mit den unangenehmen Ticket-Profilierungsgehabe von Frau Giffey. In Frankreich , Strasbourg, gibt es mit dem Parkschein im Parkhaus direkt ein Stadtticket. Mal über Berlin hinaus schauen. Die Ideen sind längst vorhanden und digital umsetzbar. Es ist einfach altbackend was Frau Giffey hier in Berlin veranstaltet. Hoffentlich wird sie nicht „Verkehrssenatorin“.

  24. 8.

    Geiz ist geil kehrt zurück!

  25. 7.

    Wenn Berlin den Auto Verkehr durch das günstige 29.-Euro Ticket reduzieren will, muss man sich mit dem VBB auf ein Ticket für die Region Berlin/Brandenburg einigen. Die ganzen Berliner, die auf Grund von fehlenden Wohnungen/teuren Mieten ins Umland gezogen sind, benötigen ein wirklich günstiges ABC Ticket, um vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen. Gerade an den letzten Bahnhöfen der Berliner S-Bahn, die sich im Tarifgebiet C befinden würden viele Menschen auch in den ÖPNV umsteigen, wenn es das Ticket für 29.-Euro gäbe. So aber fahren Brandenburger mit dem Auto verständlicherweise bis zum ersten Bahnhof des Tarifgebietes AB, und parken die Außenbezirke zu. Warum sollte also der Verkehrsverbund BERLIN-BRANDENBURG das Sonderticket nur für Berlin (AB) fortführen?

  26. 5.

    BVG hat die gleichen Ausreden wie GASAG und Co, das es angeblich zu aufwendig wäre, klar wenn man was zu verlieren hat logisch.
    Dabei hat man ja extra die Karte dafür und kann jederzeit mit einem Klick das Ändern von 29 auf 49 oder umgedreht.
    Peinliche IT in Germany.

  27. 4.

    Milliarden für überdimensionierte Autobahnen mitten in der Stadt, die in Zukunft so niemand mehr braucht. Aber Straßenbahnen oder günstiger bedarfsgerechter ÖPNV weiterhin: Pustekuchen!

  28. 3.

    Das 29€-Ticket erinnert an die DDR-Billigmieten. Nicht viel bezahlen wollen aber alles muss auch bezahlt werden. Man sollte eher Rabatte geben für die äußeren Bezirke und die City wieder anheben. Die sind benachteiligter in Spandau/Erkner/KW/Hönow

  29. 2.

    Schade, dass die Entscheidung so verzögert wird.
    Ein 29 Euro Ticket hätte ich weiter genutzt. Nun muss auch ich das Abo kündigen. Zum 49 Euro Ticket rechtzeitig zu wechseln ist nicht mehr möglich,da ich mich bis 15.03. dafür entscheiden musste.Das war mir zu früh, da ich ja auf die Verlängerung des 29 Euro Ticket hoffte. So werde ich wohl wieder auf's Auto umsteigen und seltener die Öffis nutzen. Für das Nutzen des Fahrrads ist der Arbeitsweg leider zu lang (23km einfache Fahrt). Sehr schade.

  30. 1.

    "Mit einer einheitlichen und günstigen Lösung, die den Nahverkehr – innerhalb der Länder und über deren Grenzen hinweg – attraktiver macht, hat dieses Ticket-Chaos derzeit wenig zu tun."

    Ein wesentlicher Grund ist der persönliche Wunsch von Fr. Giffey, die Koalition zu wechseln. Eine Fortführung der bisherigen Koalition hätte das Projekt 29-Euro-Ticket retten können ("Die Zeit zwischen zwei Regierungen ist fast immer eine Hängepartie"). Danke SPD.

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