Professor aus Wiesbaden wird Beigeordneter -

Potsdam hat einen neuen Beigeordneten für Bildung, Kultur, Jugend und Sport. Die Stadtverordneten haben am Mittwochabend im zweiten Wahlgang Walid Hafezi gewählt.
Im ersten Wahlgang hatten dem 52-jährigen Grünen-Politiker noch fünf Stimmen zur nötigen Absoluten Mehrheit gefehlt, er erhielt 24 von 29 nötigen Stimmen. Im zweiten Wahlgang reichte ihm eine einfache Mehrheit (26 zu 22 Stimmen). Gegenüber Antenne Brandenburg sagte Hafezi, er sei zufrieden mit dem Wahl-Ergebnis.
Hafezi wurde in Teheran geboren. Seit 2008 und bis heute ist er Professor an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden im Fachbereich Sozialwesen mit den Schwerpunkten kommunale Sozial- und Bildungpolitik. Außerdem ist er in Wiesbadener Stadtrat Sprecher der Grünen-Fraktion für Soziales, Senioren und Integration. Er studierte Erziehungswissenschaften, Soziologie und der Soziale Arbeit und wurde als Doktor der Philosophie promoviert.
Vorgängerin hörte überraschend auf
Hafezi folgt auf die Beigeordnete Noosha Aubel. Die parteilose Aubel verließ die Stadtverwaltung vorzeitig zum 28. Februar, für Außenstehende durchaus überraschend. Sie wechselte zu einer Stiftung in Berlin. Als Grund für ihre Entscheidung erklärte sie vor einigen Monaten in einer Rundmail an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: "Ich möchte spürbare und nachhaltige Verbesserungen (...) für die Potsdamer:innen (mit)entwickeln und umsetzen." Dafür habe sie in den vergangenen fünf Jahren ihre ganze Kraft eingesetzt und vieles erreicht. "Leider nicht immer in dem Umfang, wie ich es mir gewünscht hätte, und es wurde in der jüngeren Vergangenheit zunehmend schwerer", schrieb Aubel.
Es soll Unstimmigkeiten zwischen ihr und dem Oberbürgermeister gegeben haben. Vor Aubel hatten bereits mehrere führende Mitarbeiter der Verwaltung oder kommunaler Unternehmen ihre Jobs gewechselt.
Schul- und Sportplätze fehlen, Jugendamt überlastet, strapazierter Haushalt
Der Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte Hafezi vorgeschlagen, er war am Mittwoch der einzige übriggebliebene Kandidat. Insgesamt war er im Verfahren die dritte Wahl, am Ende aber der, mit dem sich die meisten Fraktonen einverstanden erklärten. Die im Bewerbungsprozess erstplatzierte Frau scheiterte am Zuspruch der Grünen für ihren Parteifreund Hafezi. Die Zweitplazierte hatte eigenen Angaben zufolge Vertraulichkeit zugesichert bekommen. Nachdem ihr Name dennoch bekannt geworden war, zog sie sich eigenen Worten zufolge verärgert zurück.
Wann der neue Beigeordnete in Potsdam anfängt, ist wegen seines gültigen Arbeitsvertrages als Hochschullehrer noch unklar. "Sicher nicht schon in vier Wochen, aber auch nicht erst ein einem halben Jahr. Irgendetwas dazwischen", sagte Hafezi nach seiner Wahl den "Potsdamer Neuesten Nachrichten".
Hafezi wird im Potsdamer Rathaus für 490 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig sein, von der Personalie hängt für die Stadt gerade wegen des dringenden Handlungsbedarfs im Bereich Schulen und Kitas viel ab. Außerdem fehlen Sportplätze und das Jugendamt gilt als schwer überlastet. Erschwert werden die Herausforderungen durch Potsdams angespannte Haushaltslage. Hafezi ist für die kommenden acht Jahre gewählt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.05.2023, 18:30 Uhr