Brandenburger Gesundheitsministerin - Nonnemacher zufrieden mit Kompromiss zur Krankenhausreform

Mo 10.07.23 | 18:59 Uhr
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Archivbild: Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz. (Quelle: dpa/F. Sommer)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 11.07.2023 | Jana Wochnik | Bild: dpa/F. Sommer

Die Brandenburger Gesundheitsministerin hat die geplante Krankenhausreform in Deutschland oft kritisiert. Doch nach langem Ringen haben Bund und Länder sich auf einem Kompromiss geeinigt, dem Nonnemacher "guten Gewissens" zugestimmt hat.

Die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat positiv auf die Verständigung von Bund und Ländern zur Krankenhausreform reagiert. "Das ist ein sehr ordentlicher Kompromiss, dem ich guten Gewissens zustimmen konnte", sagte sie am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Die sehr intensiven Verhandlungen zwischen Bund und Ländern hätten sich gelohnt. "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden." Sie zeigte sich auch erfreut, dass das ostdeutsche Flächenland Mecklenburg-Vorpommern in einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe vertreten sei, die über den Sommer den Gesetzentwurf schreiben wird. "Das ist ein gutes Signal." Außerdem sind auf Länderseite Hamburg, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen beteiligt.

Auch die Berliner Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) teilte dem rbb mit, sie sei "sehr froh" über den gefundenen Kompromiss. Vor Berlin liege viel Arbeit, betonte sie. Man wolle gemeinsam mit den Häusern die Krankenversorgung in die Zukunft führen und damit eine gute medizinische Betreuung für alle Menschen in Berlin sicherstellen.

Vergütungssystem für Kliniken wird geändert

Der Bund hat sich nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit den Ländern grundsätzlich über die Neuaufstellung der Krankenhäuser verständigt. Den Eckpunkten stimmten 14 der 16 Länder zu, wie der Vorsitzende der Gesundheitsminister, Manne Lucha (Grüne) aus Baden-Württemberg, mitteilte. Dies sei damit ein gültiger Beschluss. Bayern stimmte mit Nein, Schleswig-Holstein enthielt sich.

Die Pläne sehen im Kern vor, das Vergütungssystem mit Pauschalen für Behandlungsfälle zu ändern, um Krankenhäuser von finanziellem Druck zu immer mehr Fällen zu lösen. Daher sollen sie einen großen Anteil der Vergütung allein schon für das Vorhalten von Leistungsangeboten bekommen. Die Reform soll zum 1. Januar 2024 in Kraft treten.

Lauterbach: Es werden noch Kliniken in Insolvenz gehen

Die Pläne hatten Befürchtungen ausgelöst, dass kleine Häuser von der Schließung bedroht sind. Auch Nonnemacher hatte sich mehrfach kritisch geäußert. Die Ministerin sagte, sie hoffe, dass so viele Kliniken wie möglich in Brandenburg erhalten blieben.

In Brandenburg gibt es laut Krankenhausplan etwas mehr als 50 Krankenhäuser. Das Krankenhaus Spremberg hatte im vergangenen Jahr Insolvenz beantragt.

Forderungen der Länder nach Geld vom Bund für die Kliniken noch vor der Reform setzten sich nicht durch. Lauterbach sagte auch mit Blick auf die Haushaltslage, es werde geprüft, fügte aber hinzu: "Ich kann da keine Hoffnungen machen." Bis die Reform wirke, würden leider noch Kliniken in die Insolvenz gehen - das liege aber daran, dass die Reform nicht schon früher gemacht worden sei.

Lausitzer Krankenhäuser reagieren positiv

Im Naomi-Wilke-Stift in Guben (Spree-Neiße) äußerte sich Geschäftsführer Andreas Mogwitz positiv zu den Reformvorhaben. Schon vor Jahren habe er angefangen, das Krankenhaus zu spezialisieren, sagte er dem rbb. "Im Prinzip haben sich in dem Grundversorgerbereich 'Innere Chirurgie' die Patientenzahlen fast halbiert. Somit war klar, dass wir etwas tun müssen, damit dieser Standort eine Überlebenschance hat." Es komme jetzt aber auf die konkrete Ausgestaltung der Reform an.

Auch der Geschäftsführer der Lausitzklinik Forst (Spree-Neiße), Hans-Ulrich Schmidt, zeigte sich "in großen Teilen zufrieden", wie er dem rbb sagte. Nach den aktuellen Plänen bekäme sein Haus einen festen Sockelbetrag für die Grundversorgung der Region, zum Beispiel für eine Geburtsstation, und könnte zusätzliches Geld damit verdienen, sich auf bestimmte Behandlungen zu spezialisieren. "Für Landkrankenhäuser ist wichtig, dass Bereiche wie Geburtshilfe, Notfallmedizin gestärkt werden. Aber wir müssen unsere Spezialitäten herausarbeiten", so Schmidt. In Forst sei das beispielsweise das Thema Altersmedizin.

Auch der Großversorger in der Region, das Carl-Thiem-Klinikum Cottbus (CTK), reagierte positiv auf die Reformpläne. “Insbesondere die Kopplung von Leistungen mit bundeseinheitlichen medizinischen Qualitätskriterien, die die Krankenhäuser nachweisen müssen, bietet den Patienten und Patientinnen sowie den niedergelassenen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen Sicherheit und Transparenz", hieß es auf rbb-Anfrage. Das gelte auch für die zugeordneten Versorgungsstufen. Aus Sicht des Krankenhauses sei es wichtig, dass die Planungshoheit für Krankenhäuser weiter bei den Ländern bleibe - "und diese bei regionalen Besonderheiten individuelle Entscheidungen für eine bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung treffen können".

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.07.2023, 19:00 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    " Da war ich auch IN der Klinik schlecht dran.-."

    bedauerlich, aber die GKV hat bezahlt ?

  2. 8.

    Gute Frage. Als ich die letzten Male im Krankenhaus war in den vergangenen Jahren, waren das solche katastrophalen Erfahrungen, dass ich dankbar bin dass es kein ganz schlimmer Schlag war. Aber wie immer: Kannste Glück haben und es gibt ein freies Bett, Du verstehst den Arzt und er Dich, die nötigen Apparate funktioneren und es kommt jemand wenn Du ein Problem hast. Dieses Glück hatte ich nicht immer in den letzten Jahren. Da war ich auch IN der Klinik schlecht dran.-.

  3. 7.

    " an dem ich in keine Krankenkasse mehr einzahlen werde, "

    und dann schlägt das Schicksal zu, und eine Krankenhausbehandlung ist unabwendbar . Was machen Sie dann ?

  4. 6.

    Also es werden noch Kliniken in Insolvenz gehen. Dazu kommt ein hohes Durchschnittsaltern bei Hausärzten. In manchen Regionen ist die hausärztliche Versorgung bereits zusammengebrochen. Eine Reihe von (wichtigen) Medikamenten ist nicht mehr selbstverständlich in der Apotheke erhältlich. Apotheken sind auch vom Fachkräftemangel betroffen. Der Punkt ist nicht mehr fern, an dem ich in keine Krankenkasse mehr einzahlen werde, weil ich sowieso nichts mehr an medizinischer Versorgung zu erwarten habe.

  5. 5.

    Das Ampelbashing verstehe auch ich nicht. Diese Regierung trägt schwer an den Folgen der vorherigen, und räumt nun auf und muss und kann nur peu a peu Reformen auf den Weg bringen. Deren Wirkungen sollte man erstmal abwarten, bevor man sinnlos verbal draufhaut in konservativen Stammtischgehabe!

  6. 4.

    So ist das halt. Die Kosten laufen immer mehr aus dem Ruder. Jedoch sind Versicherte nicht aus ihrer Komfortzone herauszubekommen. In Deutschland gibt es viel zu viele Krankenhausbetten. Außerdem werden viele Operationen stationär durchgeführt, obwohl dies ambulant möglich ist.

    Letztlich muss es entweder Leistungskürzungen oder Beitragserhöhungen geben. Anders geht's nicht.

    Da hilft auch kein Geschwafel von Gewinnen und Klinikkonzernen.

    Realität tut halt weh.

  7. 3.

    Ich kann dieses Ampel- Bashing nicht nachvollziehen. Die Regierung liefert sinnvolle Reformen. Dass der Patient in den Mittelpunkt gestellt wird ist längst überfällig.

  8. 2.

    Ich kann die Bayern gut verstehen. Auch ich würde diese Form des schleichenden Sozialismus ablehnen.

    'Es werden noch Kliniken in Insolvenz gehen' - "Einwandfrei" - dieser Plan.

    Und, war ich doch der Ansicht, dass aus Sicht der Grünen keiner in die Insolvenz geht.

  9. 1.

    Das ist doch nur heiße Luft aus der Ampel.
    Ein vager Entwurf, eine Art Prospekt, allgemeine Zielformulierung.
    Herr Lauterbach sollte den Inflationsausgleich liefern, der nötig ist, um die Konkurswelle zu verhindern.
    Da muss Geld fließen, sonst bricht die stationäre Versorgung zusammen.
    Sorry, aber jeder kann sich ja mal ausrechnen, was die jetzige Inflation im Krankenhauswesen anrichtet.
    Herr Lauterbach ist überfordert.
    Wenn er sagt, er gehe auch davon aus, dass jetzt Krankenhäuser sterben, ist das ein Offenbarungseid des Politischen.
    Was sagte der Bundespräsident? Wir brauchen eine "Konjunktur der Problemlöser."
    Schön wäre es ja...

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