Nach Großangriff der Hamas - Etwa 2.000 Menschen demonstrieren in Berlin Solidarität mit Israel

So 08.10.23 | 22:39 Uhr
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Menschen nehmen am 08.10.2023 an einer Solidaritätsdemo für Israel auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor teil (Quelle: dpa / Fabian Sommer).
Video: rbb24 Abendschau | 08.10.2023 | Phil Beng | Studiogast: Ahmad Mansour | Bild: dpa

Hunderte Menschen sind tot, verletzt oder verschleppt: Das brutale Vorgehen der islamistischen Hamas hat in Berlin eine Reihe von Solidaritätsbekundungen ausgelöst. Am Sonntagnachmittag kamen rund 2.000 Menschen zum Brandenburger Tor.

  • Demonstration in Solidarität mit Israel am Brandenburger Tor
  • Israelische Flaggen an Reichstagsgebäude und Schloss Bellevue
  • Sorge über Ausweitung der Kämpfe im Nahen Osten
  • Verstärkung von Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen in Berlin und Cottbus

Angesichts der massiven Angriffe der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel hat es eine Solidaritätsdemonstration am Brandenburger Tor gegeben. Nach Angaben der Polizei nahmen am Sonntagnachmittag etwa 2.000 Menschen teil.

Dazu aufgerufen hatte die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) sowie die Jüdische Studierendenunion der jüdische Verein Werteinitiative. In Köln, Düsseldorf, Halle und weiteren deutschen Städten waren ebenfalls Kundgebungen geplant.

Neben anderen Berliner Politikerinnen und Politikern, dem israelischen Botschafter und der US-Botschafterin sprach der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Die terroristischen Angriffe der radikalislamischen Hamas auf Israel seien durch nichts zu rechtfertigen, sagte Wegner. Die Stadt werde alles tun, um jüdisches Leben und Institutionen zu schützen.

Die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) nannte das Vorgehen der Hamas Terrorismus: "Hier geschehen Verbrechen. Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Wer feiert, wird zum Komplizen", sagte Pau. Die Demonstration verlief laut Polizei friedlich.

Blau-weiße Flaggen über Berlin

Vertreter von Muslimen in Deutschland verurteilten die Angriffe der islamistischen Hamas und warnten vor Auswirkungen auf Deutschland. "Angesichts des Konflikts im
Nahen Osten dürfen jüdische und muslimische Gotteshäuser und Einrichtungen in Deutschland nicht zur Projektionsfläche dieser gewalttätigen Auseinandersetzung werden", forderte der Koordinationsrat der Muslime, die Dachorganisation der größten islamischen Organisationen in Deutschland, am Sonntag. "Gewalt und Hass hat keinen Platz auf deutschem Boden."

Am Berliner Reichstagsgebäude wurde am Sonntag die israelische Flagge gehisst, um Solidarität mit dem angegriffenen Staat auszudrücken, so ein Sprecher des Parlaments. Auch am Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten, und dem Kanzleramt wehte ab den Mittagsstunden die blau-weiße Flagge Israels. Auf dem Berliner Abgeordnetenhaus wurde sie am Nachmittag ebenfalls gehisst.

Wegner hatte bereits am Samstag veranlasst, dass das Brandenburger Tor blau-weiß angestrahlt wird. Unterhalb der Quadriga des berühmten Denkmals war eine Projektion der israelischen Flagge mit Davidstern zu sehen. Wegner, der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und andere Spitzenpolitiker hat am Samstag ihre Solidarität und ihr Mitgefühl mit Israel ausgedrückt.

Menschen in Israel getötet, verletzt und entführt

Bewaffnete Hamas-Kämpfer waren am Samstagmorgen aus dem blockierten Gazastreifen in nahe gelegene israelische Städte eingedrungen, unterdessen wurden Tausende Raketen auf israelische Ortschaften abgeschossen [tagesschau.de].

Hunderte Israelis haben ihr Leben verloren. Allein auf dem Gelände eines Musikfestivals in der Nähe von Gaza wurden mehr als 260 Leichen entdeckt. Die Zahl der Verletzten wurde zuletzt auf 2.000 geschätzt.

In sozialen Netzwerken kursierten Videos, die zeigen, wie bewaffnete Hamas-Kämpfer Zivilisten entführten. Die Bundesregierung geht davon aus, dass auch deutsche Staatsangehörige unter den Verschleppten sind. Von Reisen nach Israel und die Palästinensergebiete wird dringend abgeraten.

Bei Gegenangriffen Israels wurden mindestens 413 Menschen im Gazastreifen getötet, wie das Gesundheitsministerium in Gaza am Sonntagabend mitteilte.

Pankower Jugendliche auf Gruppenreise in der Nähe von Gaza

Eine Jugendgruppe aus dem Bezirk Pankow, die sich während des Beginns der Angriffe in der Stadt Aschkelon aufhielt und damit nur wenige Kilometer von der Grenze zu Gaza entfernt, befindet sich mittlerweile in Tel Aviv. Wann die Jugendlichen zurückkehren können, war am Sonntagabend unklar. Ein Rückflug zum BER war am Nachmittag gestrichen worden.

Berlin verstärkt Schutz israelischer und jüdischer Einrichtungen

Die Berliner Polizei hat den Schutz israelischer und jüdischer Einrichtungen verstärkt, wie eine eine Sprecherin dem rbb bestätigte. Die Berliner Innensenatorin Spranger (SPD) teilte auf X, ehemals Twitter, mit: "Sämtliche Einsatzkräfte" seien "für die Lage sensibilisiert und die Streifentätigkeiten stadtweit intensiviert".

Die Brandenburger Polizei teilte mit, sie sehe derzeit keinen Anlass die Sicherheitsvorkehrungen an jüdischen Einrichtungen zu erhöhen. Eine Polizeisprecherin erklärte auf Anfrage von Antenne Brandenburg vom rbb am Sonntagmorgen, die Einsatzkräfte seien sensibilisiert worden. Sie wurden zudem gebeten mit Vertretern der jüdischen Gemeinden Kontakt aufzunehmen. Im akuten Fall könnten Objekte auch rund um die Uhr geschützt werden.

Die Polizei in Cottbus kündigte an, verstärkt ein Auge auf die Synagoge in der Stadt sowie auf das Umfeld des Gebäudes zu haben. Das sagte ein Polizeisprecher auf rbb-Nachfrage am Sonntag. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. Die jüdische Gemeinde Cottbus hat nach eigenen Angaben aktuell rund 430 Mitglieder.

Ermittlungen nach Freudenfeiern in Berlin

Nach pro-palästinensischen Aktionen am Samstag in Neukölln hat die Polizei am Sonntag Ermittlungen gegen mehrere Männer aufgenommen. Es besteht der Verdacht der "Billigung von Straftaten". Am Abend fanden sich nach Angaben der Polizei 50 Menschen ein, um gemeinsam den Krieg zu feiern. Sie skandierten Parolen und warfen einen Stein auf einen Polizeiwagen.

Das Netzwerk Samidoun feierte den Angriff auf Israel, indem es Süßigkeiten auf der Sonnenallee im Stadtteil Neukölln verteilte. Zu Fotos von der Aktion schrieb die Organisation auf der Internetplattform X: "Es lebe der Widerstand des palästinensischen Volkes."

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Sendung: rbb24 Inforadio, 08.10.2023, 12 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Wo sind 2.000 Demonstranten wenn Siedler wieder Palästinenser vertreiben mit Hilfe der Armee und sich weiteres Land ungestraft aneignen. Alles hat seinen Grund - der Westen schweigt dazu weil es nicht Russland ist das Nachbarn bombardiert und Land raubt

  2. 19.

    Was mich wundert ist, dass hier anscheinend Meinungen von jüdischen Mitbürgern hier nicht erscheinen.
    Auch wundert mich, dass Die Linke noch zu keiner Solidaritätsbekundung aufgerufen hat, streiten sie sich nicht, die Hamas als Terroristen einzustufen? Unterstützen sie nicht auch die Mörderbanden moralisch und mit Geld?
    https://taz.de/Kritik-oder-Nicht-Kritik-an-Hamas/!5524158/

  3. 18.

    Wer sich WIRKLICH mit dem Nahost-Problem auskennt, weiß, dass die Befriedigung nur in der Zweistaatenlösung in Verbindung eines neutralen Jerusalems liegen kann.
    Der Nährboden für Terrorgruppen wie Hamas, Hisbollah und den schiitischen Strippenziehern liegt nach wie vor in der fehlenden Einsicht der Notwendigkeit der Umsetzung der UN-Resolution 194, also der Hängepartie mit den Palästinensern, deren Rechte seit 1995 aber spätestens mit dem Tod von Ariel Sharon nur noch mit Füßen getreten werden.
    Präsidenten wie Jimmy Carter und Bill Clinton waren sich dieses Ziels auch immer bewusst.

  4. 17.

    Was in diesem Konflikt Putin für eine Rolle spielt haben einige offenbar noch viel Nachholbedarf. Auf sein geheucheltes Getue kann Israel sicher verzichten.

  5. 16.

    Stimmt, aber nicht so ganz. Der Staat Israel - in seinen damaligen Grenzen - war Folge des UN-Teilungsplans für Palästina von 1947. Der wurde von den Arabern nicht akzeptiert. Bis heute nicht. Die wollen ein Palästina ohne Israel.

  6. 15.

    …gegen einen solchen Angriffskrieg aus! Ich versuche nur für mich zu sortieren, was ursprünglich war. Die Hamas hat eine Kriegserklärung gegen die Demokratie gestern erklärt. Und wir Deutschen sehen hier auch eine historische Verantwortung. Ich fühle mich zur Zeit überfordert mit den Krisen, Kriegen usw. in unserem Land. Wo führt das hin?

  7. 14.

    Verstehe ich das richtig: der Vertreter dieser ultrarechten Regierung und eines Regierungssystems, welches von Amnesty International und Human Rights Watch aufgrund seiner Apartheidspolitik wiederholt verurteilt wurde, ruft im Herzen Berlins zu militärischen Schlägen gegen die Zivilbevölkerung Gazas auf und kriegt dafür auch noch Applaus?

    Gaza wurde von Amnesty International und Human Rights Watch übereinstimmend als "größtes Freiluftgefängnis der Welt" bezeichnet und bei militärischen Schlägen hat die Bevölkerung dieser dicht bewohnten Agglomeration keine Möglichkeit sich selbst in Sicherheit zu bringen! Selbstverständlich ist die Terroroperation der Hamas zu verurteilen, aber im gleichen Atemzug müssen auch die Androhungen von Vertretern der ultrarechten Regierung in Israel, die auf eine bewusste Inkaufnahme von "Kollateralschäden" hindeuten, verurteilt werden! Ich schlage vor den isr. Botschafter einzubestellen und als unerwünschte Person zu deklarieren!

  8. 13.

    Ich bitte um Korrektur, wenn ich falsch liege. Der Israelische Staat wurde 1947 von den Briten festgelegt und im weiteren völkerrechtlich anerkannt. Geschichtlich gab es bis dahin kein Israel, sondern Palästina . Dass im dortigen Gebiet seit Jahrhunderten eine Feindschaft herrscht, hat mit Judentum/Islam zu tun. Dieser aktuelle Konflikt aber ist für mich der geschichtlichen Betrachtungsweise der Palästinenser. Ich weiß, wer die Hamas sind und ich spreche mich auch absolut….

  9. 12.

    Mit Ihren Worten ist Israel die Unschuld vom Lande.
    Es kann aber auch sein dass Sie sich nicht mit dem Nahostkonflikt beschäftigt haben.

  10. 11.

    Es ist OK sich nicht mit dem Nahost-Konflikt auseinanderzusetzen, dann sollte man aber auch nicht kommentieren. Selbstverständlich arbeiten Iran und Russland ganz offen zusammen. Bekannt ist auch, dass die Angreifer Israels vom Iran unterstützt und finanziert werden. Also erst informieren und dann kommentieren.

  11. 10.

    Es gibt Leute, die sich mit dem Nahostkonflikt nicht auseinandersetzen willen oder können und dann gleich zu Putin umschwenken. Völlig daneben. Der Konflikt hat leider eine andere historie und Ursache. Und dessen Konflikt gilt es zu lösen. Da hilft ihr glorifiziernder Kommentar leider wenig.

  12. 9.

    Wer sich mit dem Nahostkonflikt auskennt weiß, dass der Iran der Pate von Hisbollah und Hamas ist. Und wer ist der engste Verbündete Putins in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine? Eben dieser Iran, der Unmengen an Raketen und Drohnen an den Schlächter im Kreml liefert. Der Iran hat auch den heimlichen Startschuss für den Terrorfeldzug gegen Israel gegeben, um Annäherungen zwischen Israel und den arabischen Staaten zu torpedieren. Zumindest ist die Situation in Putins Interesse, da sie von seinem schmutzigen Spiel in der Ukraine ablenkt.

  13. 8.

    Ehrlich gesagt ist mein sehnlichster Wunsch für heute, dass es im Umfeld der Demonstration und auch sonst überall in Berlin friedlich bleibt.

  14. 7.

    Au weia! Nun ist der Putin auch noch für diesen Krieg verantwortlich? Billiger Populismus Ihrerseits. Ich empfehle Ihnen die Beschäftigung mit dem Nahostkonflikt.

  15. 6.

    Mit alleinigen Friedensappellen bleibt es nur beim Wunschdenken.
    Egal wo in der Welt, wie jetzt hier auch in Israel geschehen, darf es für einen Angriffskrieg keine Rechtfertigung geben.
    Den Berichten zufolge muss der Hass der Angreifer unbeschreiblich sein ... Vollste Solidarität mit Israel !

  16. 5.

    So so, Herr Putin ist wieder mal schuld... Können Sie das belegen?

  17. 4.

    Was passiert eigentlich mit den deutschen Entwicklungshilfen für die Palästinenser? Indirekt eine Unterstützung der Angriffe gegen Israel? Wer kontrolliert das? Ist nur eine Frage.

  18. 3.

    @User 1 und 2
    Stimmt was Sie schreiben. Bleibt nur die Frage wo hat Putin seine dreckigen Pfoten nicht drin?

  19. 2.

    "Sorge über Ausweitung der Kämpfe im Nahen Osten" Ist da nicht sowieso schon rundum von der Levante bis zum persischen Golf und im Norden über die Kurdengebiete bis Aserbaidjan/Armenien/Geogien im Kaukasus (von dort ist es auch nur einen Katzensprung bis zum Ukrainekrieg) ein großes Kriegsgebiet?

  20. 1.

    Die Welt ist aus den Fugen.
    Kriege bei unseren Nachbarn und in der Ferne.
    Wer geht am Ende als "Sieger" aus einen Krieg hervor?
    Niemand!
    Eltern beweinen den Tod ihrer Kinder, Kinder den ihrer Eltern.
    Verwandte, Freunde alle die unmittelbar Betroffenen stehen an einem Abgrund über den lange Zeit keine Brücke führen wird.
    Als unsere Vorfahren vom Baum gestiegen sind und einen Ast zur Nahrungssuche nutzten kam einer auf die Idee damit seinen Nachbarn zu erschlagen um sich dann dessen Besitz anzueignen.
    Aus Ästen sind Raketen geworden aus Totschlag.., Massenmord.
    Hoffentlich haben Kriege Weltweit bald ein Ende und die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen.

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