Hochhauspläne in Berlin-Mitte - Russischer Baukonzern will Projekt "Alexander Tower" loswerden

Mi 27.12.23 | 10:26 Uhr | Von Boris Hermel
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Modell des "Alexander Tower" des Architekturbüros Ortner & Ortner (Bild: O&O)
Video: rbb24 Abendschau | 27.12.2023 | Boris Hermel | Bild: O&O

Seit mehr als einem Jahr liegt die Großbaustelle neben dem Alexa-Einkaufszentrum brach. Inzwischen steht fest: Der russische Investor Monarch sucht einen Käufer für sein 150-Meter-Hochhausprojekt am Alexanderplatz. Von Boris Hermel

  • Russischer Konzern "MonArch" wollte eigentlich bis Ende 2023 Hochhaus fertigstellen
  • Seit einem Jahr steht die Baustelle neben dem Alexa still
  • Die landeseigene BIM erinnert an Versprechungen des russischen Konzerns
  • Inzwischen werden Rufe nach einem Rückkauf des Geländes durch das Land laut

Der rote Kran neben dem Eingang zur Alexa-Shoppingmall ist unten mit Holzplanken eingehaust. Niemand soll raufklettern können. In den ersten Dezembertagen vor einem Jahr hatten Arbeiter die letzten Planen über den Betonfundamenten festgezurrt. Seitdem ist die Baustelle des Alexander Tower völlig verwaist.

Beim Spatenstich im November 2019 hatte Monarch-Chef Sergej Ambartsumyan noch erklärt, der 150 Meter hohe Luxus-Wohnturm könne bis Ende 2023 stehen. In der Realität ist nur Bodenniveau erreicht. Einzig die vier Untergeschosse sind im Rohbau fertig, samt Treppenhäusern und kahlen Aufzugsschächten.

Landeseigene BIM ist irritiert

Der russische Baukonzern hat sich mittlerweile von der Vision verabschiedet, seinen "Alexander Tower" mit 35 Geschossen und 377 hochpreisigen Wohnungen selbst fertigzustellen. Wegen der Sanktionen infolge von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine bekommt Monarch sein Geld nicht aus Russland heraus, sagt Rechtsanwalt Detlev Stoecker. Er vertritt den Konzern in Berlin.

"Wir verhandeln seit August sehr intensiv und exklusiv mit einem potentiellen Investor", sagt Stoecker. Spätestens bis Ende Januar soll feststehen, ob mit diesem Investor eine Absichtserklärung zur Übernahme des Hochhausprojektes zustande kommt. Bis März könne der Verkauf dann möglicherweise abgeschlossen werden.

Die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH, kurz BIM, beobachtet die Verkaufsabsichten sehr genau. Im ursprünglichen Kaufvertrag für das ehemals landeseigene Grundstück mit der BIM hat sich Monarch zum Erreichen bestimmter Meilensteine beim Baufortschritt verpflichtet. Bislang seien alle relevanten Zusagen jedoch nicht eingehalten worden. "Wir vertrauen ja die ganze Zeit schon, dass da was passiert", sagt BIM-Geschäftsführerin Birgit Möhring. "Aber leider passiert nichts, wir haben Stillstand auf der Baustelle."

Vertragsstrafe nicht gezahlt

Im Sommer hatte die BIM wegen des Bauverzugs bereits eine Vertragsstrafe von fünf Millionen Euro gegen Monarch verhängt. Gezahlt hat der Konzern nicht. Eine Vollstreckung der Strafe scheitert bislang daran, dass die BIM in Deutschland keine pfändungsfähigen Konten des russischen Konzerns finden konnte. Birgit Möhring hofft nun, möglicherweise im Ausland auf Konten zu stoßen. Derzeit aber pausiere die Vollstreckung, weil die BIM abwarten will, ob Monarch der Verkauf des Hochhausprojektes gelingt. Denn: "Das Interesse des Landes Berlin ist natürlich, dass auf der Baustelle wieder etwas passiert", so Möhring.

Monarch-Anwalt Detlev Stoecker lehnt die Zahlung der Vertragsstrafe weiter ab: "Wir sind der Meinung, wir schulden diese Strafe nicht, weil wir für die geopolitische Lage nichts können." Wenn es mit dem Hochhausbau weitergehen solle, dann funktioniere das nur gemeinsam - mit der BIM, dem neuen Investor und Monarch, so Stoecker. In diesem Rahmen werde es dann auch eine Lösung für die Vertragsstrafe geben.

Sollte der Verkauf an einen neuen Investor scheitern, hat die BIM noch einen weiteren Hebel in der Hand. Im Kaufvertrag mit Monarch ist bei weiterem Bauverzug auch ein Ankaufsrecht des Landes verankert, zum Verkehrswert von 2019. Obendrauf kämen die Aufwendungen, die der russische Konzern bislang hatte. Birgit Möhring sagt zwar, soweit sei das Land noch nicht, "aber ich will nicht ausschließen, dass das Land sich irgendwann überlegen muss, ob es dieses Ankaufsrecht ausübt." Sie will sich nicht dazu äußern, was für ein Kaufpreis dabei aufs Land zukommen könnte. Berlins früherer grüner Finanzsenator Daniel Wesener erklärte dazu im Sommer 2022: "Das wäre eine Summe, von der ich sagen kann: Die wäre für Berlin selbstredend leistbar."

SPD und Grüne fordern Rückkauf

In der schwarz-roten Koalition wird dieser Ankauf durchs Land inzwischen laut gefordert. "Meine Geduld ist mittlerweile am Ende", sagt der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Mathias Schulz. "Ich meine, der Senat muss jetzt die zweite Stufe ziehen und den Rückkauf ernsthaft vorbereiten." Schulz glaubt nicht mehr daran, dass Monarch der Verkauf des Hochhausprojekts in naher Zukunft gelingen wird. Berlin müsse alles dafür tun, dass am Alexanderplatz keine dauerhafte Bauruine entstehe.

Auch die oppositionellen Grünen fordern ein entschiedeneres Eingreifen des Landes und der BIM. "Wenn die Vertragsstrafe nicht gezahlt wird, dann muss die Konsequenz sein, dass das Land das Grundstück zurück in den Landesbesitz bringt, um es dann für die Stadt zu entwickeln", sagt Julian Schwarze, Stadtentwicklungspolitiker der Grünen. Sicherlich werde Berlin dann neben dem Alexa-Einkaufszentrum keine Luxuswohnungen bauen. Eine Umplanung aber sei möglich, zum Beispiel für bezahlbaren Wohnraum, den das Land gemeinsam mit einem gemeinwohlorientierten Träger realisieren könne.

Birgit Möhring von der BIM will derweil den Versprechen von Monarch "nicht blind" vertrauen. "Wenn im Lauf des Januars weiterhin nichts passiert, dann werden wir sicher Gesprächsbedarf haben."

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.12.2023, 08:28 Uhr

Beitrag von Boris Hermel

87 Kommentare

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  1. 87.

    Wie das Mynd-Hochhaus gegenüber sollte der Alexander Tower durch einen solventen Investor aufgekauft werden, der das Hochhaus zügig fertig baut, bis zum Erdgeschoss ist es ja bereits errichtet, der Hochbau könnte also sofort losgehen.

  2. 86.

    Ein Glück … Auf das Geld aus der Oligarchen-Kleptokratie verzichte ich gerne … Es soll sich seine VON UNS rechtsstaatlich geschützten Anlageobjekte woanders auf der Welt suchen ... Ist doch wahr !

  3. 85.

    Sie sollten als erstes an Ihrer Wortwahl arbeiten. Zweitens: Wer trägt die Schuld an einem negativen Schufa Eintrag? Drittens können Sie ja mal rechnen: Wie viel haben Sie insgesamt in 30 Jahren an Miete gezahlt und wie viel hätte eine Wohnung im Kauf gekostet? Natürlich rede ich davon, dass der jenige die Miete auch persönlich gezahlt hat. Also unterstellen Sie mir nicht das ich Lüge. Ich unterstelle Ihnen auch kein Neid auf die Besitzer von Wohneigentum. Danke

  4. 82.

    Also ich habe meine Wohnung abbezahlt. Miete oder Rate an die Bank ist egal, wenn man eines von beidem nicht zahlt, verliert man sein Dach über dem Kopf. Das ist also nicht wirklich ein contra-Argument gegen Wohneigentum. Zumal man Eigentum dann ja auch noch mitunter mit Gewinn verkaufen kann, eine Mietwohnung als Mieter zu verkaufen dürfte da nicht so ganz einfach sein, was meinen Sie?

  5. 81.

    Auweia, steht im Internet, muss dann ja stimmen. Angesichts dieser Medienkompetenz wundert man sich nicht mehr, warum Deutschland in Rankings immer weiter nach hinten durchgereicht wird... Echt traurig.

  6. 80.

    Ich empfehle ihnen eine Suchmaschine ihrer Wahl, dort tippen sie dann "Welche steuerlichen Vorteile bringt denn eine selbstgenutzte Immobilie/Wohnung? " ein und sie erhalten die gewünschten Auskünfte. Sogar der Wertverlust der Immobilie ist steuerlich absetzbar.

    Das "verwerflich" wurde mir fälschlicherweise von "Björn" unterstellt, das habe ich in keinster Weise benutzt.

    "Ansonsten steht es jedem frei sich Wohneigentum zu kaufen oder eine Wohnung Haus zu mieten. "

    Auch diese plumpe Lüge Wohneigentum betrefend wurde bereits tausende Male widerlegt, ich werde es nicht nochmal auseinanderklabüstern. Es stimmt einfach nicht. Manchen Menschen ist es sogar verwehrt zu mieten, Stichwort negativer Schufa Eintrag.

  7. 79.

    Das "warum" man nicht zahlen kann ist eben nicht unerheblich, wenn die selben die diese Hinderung durch Verstoß gegen das Völkerrecht, es liegt kein UN Mandat vor und ist somit illegal, nun auf Grund dieses eigenen Verstoßes Strafen darauf erhebt, weil man diese Verbote/Sanktionen einhält oder gezwungen ist sie einzuhalten. Das hat rein gar nichts mehr mit Rechstsstaatlichkeit, Moral oder Werte zutun. Man muss sich ernsthaft fragen, ob das die wertebasierte Grundordnung ist, die wir der ganzen Welt aufzwingen wollen und so anpreisen?
    Man muss sich nicht wundern, dass die meisten der rund 200 Länder auf diesem Planeten da nicht mehr mitspielen wollen.
    Man sieht, dass Putin einen Haftbefehl hat aber alle US Präsidenten die Angriffskriege und Massaker angerichtet haben nicht. Stattdessen sitzt der, der einige dieser Verbrechen aufgedekt hat in Auslieferungshaft an die, die diese Verbrechen begangen haben.

  8. 78.

    Welche steuerlichen Vorteile bringt denn eine selbstgenutzte Immobilie/Wohnung? Meinen Sie damit das Bezahlen der Grundsteuer? Oder meinen Sie die anteilige Aufrechnung bei der Steuer, wenn Arbeiten von Firmen ausgeführt wurden? Das betrifft dann aber nur Anteile des Arbeitlohnes. Und auch dieser Betrag ist gedeckelt. Ansonsten steht es jedem frei sich Wohneigentum zu kaufen oder eine Wohnung Haus zu mieten. Ich kann bei beiden Lösungen nichts verwerfliches finden.

  9. 77.

    "Ihre ganze Iddenwelt läuft darauf hinaus, daß Sie die Gemeinschaft über das Individuum und seine Freiheit stellen möchten und in der Wirtschaft den Zinseszins/das Gewinnstreben ablehnen."

    Und er quetschte den Quatsch... das ist eine ungeheuerliche Unterstellung. Ich habe weder mit den Nazis, noch mit den Sozialisten Gemeinsamkeiten, die sie mir böswillig unterstellen.

    Ich habe auch nicht vor der Wirtschaft "den Zinseszins/das Gewinnstreben " abzusprechen. Ihre ungeheueren Unterstellungen haben nur ein einziges Ziel, mich und meine Ansichten zu diskreditieren um sich mit meinen Kommentaren nicht argumentativ auseinandersetzen zu müssen.

    Kunststück, sie haben ja auch keine Argumente. Und eine "Zusammenschau vieler Kommentare von Ihnen" unterlasse ich mal, obwohl ihre eindeutige Gesinnung damit sehr deutlich wird.

    Ich habe Fakten aufgezählt die sie nicht widerlegen können und deswegen zu unlauteren Mitteln greifen müssen.

  10. 76.

    "Was genau hat meine Aufzählung der Fakten mit einem wie auch immer gemeinten "politischen Geist von vor 80 Jahren" zu tun? Nichts." Doch, sehr viel. Ihre ganze Iddenwelt läuft darauf hinaus, daß Sie die Gemeinschaft über das Individuum und seine Freiheit stellen möchten und in der Wirtschaft den Zinseszins/das Gewinnstreben ablehnen. Das ist der Geist von vor 80 Jahren. Es ist nicht nur dieser Kommentar von Ihnen, es ist eine Zusammenschau vieler Kommentare von Ihnen.

  11. 75.

    Eigentlich wollte ich den Unsinn nicht kommentieren aber...

    Was genau hat meine Aufzählung der Fakten mit einem wie auch immer gemeinten "politischen Geist von vor 80 Jahren" zu tun? Nichts.

    Wo habe ich Wohneigentum als "verwerflich" bezeichnet? Ich habe die Risiken aufgezählt und die sind nunmal Fakt.

    Am 19.07.23 titelte der "Tagesspiegel": "Trauriger Spitzenplatz: Berlin liegt vorn bei Zwangsversteigerungen von Immobilien".

    Selbst 1943 war Wohneigentum nicht "verwerflich", also was sollte diese Unterstellung?

  12. 74.

    Ihre Ideen atmen den politischen Geist von vor 80 Jahren. Diese politische Strömung ist aber zum Glück vorbei und wird nicht wiederkommen - jetzt leben wir in einer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft und das ist Wohneigentum nichts verwerfliches mehr.

  13. 73.

    Doppelter Unsinn.

    1. Auch eine selbst genutzte Immobilie hat Steuervorteile. 2. Werden die wenigsten Luxuswohnungen selbst genutzt.

  14. 72.

    "Keine Mietzahlungen: Wenn Sie eine Wohnung besitzen, müssen Sie keine Miete zahlen. Das bedeutet, dass Sie mehr Geld für andere Dinge haben."

    Sicher... Sie haben mehr Geld die sie an ihre Bank bezahlen dürfen. Und sollte mal etwas unvorgesehenes passiere, wie Unfall oder Krankheit sind sie beides los, Wohnung UND ihr Geld.

    Soviel zu IHRER "Unwissenheit oder etwas anderes..."

  15. 71.

    Dann müßte also die Firma ihre Bank verklagen. Diese könnte auch nicht wegen der Sanktionen und müßte dann wahrscheinlich die EU verklagen, welche wohl wiederrum daraufhin gegen Rußland eine Klage anstrengen wird, das daraufhin eine Gegenklage anstrengt. Und nebenher klagt noch Berlin auf Kosten der Steuerzahler. etc pp Was für ein schönes Beschäftigungsprogramm für Anwaltskanzleien, da kann man Millionen verpulvern ohne, daß etwas produktiv wird.

  16. 70.

    Sie schreiben es selbst. Bitte hören Sie auf zu realitätsfern zu fantasieren. Man kann im aktuellen Umfeld nicht mehr "billig" bauen. Dann nehmen Sie das aktuelle Zinsniveau dazu und schon sehen Sie, dass unter 20 EUR/qm Miete gar nicht mehr möglich ist. Jetzt steigt auch noch der Mindestlohn weiter, die Preise gehen also eher noch weiter hoch. Eine Subvention ist den Steuerzahlern hier nicht zuzumuten, nur weil Menschen, die es sich nicht leisten wollen oder können, billig im Zentrum Berlins wohnen wollen. Geht nun mal nicht!

  17. 69.

    Die Absackbaustelle ist das französische Covivio-Hochhaus am Inter-Hotel Alexanderplatz. Der Ruzze baut am Alexa. ehemaliges Polizeipräsidium, Babylon Berlin und so.

  18. 68.

    "Sanktionen für den Bau nur nicht ausgeben. Sowas nennt man höhere Gewalt"

    Höhere Gewalt sind Kriege und Unwetter. Keine höhere Gewalt ist, wenn der Kunde nicht zahlen kann, das Warum ist unerheblich.

    Wenn mein Konto gesperrt ist und ich meine Miete nicht bezahlen kann, interessiert die Kontosperrung den Vermieter herzlich wenig. Der Vermieter will Geld und keine Ausreden.

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