Sparmaßnahmen - Berliner Koalition streicht 29-Euro-Ticket

Mo 18.11.24 | 16:21 Uhr
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Symbolbild:Eine U-Bahn fährt ein, im Vordergrund ein Fahrscheinentwerter.(Quelle:imago images/S.Gudath)
Video: rbb24 Abendschau | 18.11.2024 | A. Meyer / A.Breitfeld / Interview mit Sebastian Schöbel | Bild: imago images/S.Gudath

Drei Milliarden Euro muss der schwarz-rote Senat einsparen. Den Verkehrs- und Umweltbereich trifft es härter als andere Ressorts. Vor dem Koalitionsausschuss am Montagabend dringt durch: Das 29-Euro-Ticket im ÖPNV soll komplett wegfallen.

Nach rbb-Informationen haben sich CDU und SPD bei ihren Haushaltsgesprächen darauf geeinigt, das 29-Euro-Ticket im kommenden Jahr wieder abzuschaffen. Am Montagabend trifft sich der Koalitionsausschuss zu dem Thema. Das 29-Euro-Ticket war ein Wahlversprechen der SPD bei der Wiederholungswahl 2023. 300 Millionen Euro waren dafür im Haushalt vorgesehen, wenn auch bei weitem nicht abgerufen.

Ab wann genau das Ticket nicht mehr angeboten wird und was Abonnentinnen und Abonnenten nun beachten müssen, ist noch nicht bekannt. Die BVG wurde laut Beschlusspapier, das dem rbb vorliegt, angewiesen, das Aus "schnellstmöglich"umzusetzen - der 1. Januar 2025 kommt demnach aber wohl zu früh.

Am Dienstag will die schwarz-rote Koalition offiziell bekannt geben, wie genau sie im kommenden Jahr insgesamt drei Milliarden Euro einsparen will. Die Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt muss im Vergleich zu den anderen Bereichen mit 660 Millionen Euro den höchsten Betrag sparen.

Ticket erst seit 1. Juli 2024 im Umlauf

Das Ticket gibt es erst seit vergangenem Juli, für den Tarifbereich AB. Für 29 Euro pro Monat kann man in diesem Tarifbereich beliebig oft mit dem ÖPNV fahren. Im Oktober 2024 hatten etwa 210.000 Menschen in Berlin das Angebot abonniert, der Großteil bei der BVG. Trotz steigender Abonnentenzahlen galt die Abschaffung des Tickets wegen der angekündigten Haushaltskürzungen als wahrscheinlich - die Erwartungen bei der Nachfrage hat es aus Sicht des Senats deutlich verfehlt. Die SPD war nach rbb-Informationen zunächst dafür, den Preis auf 39 Euro im Monat zu erhöhen, die CDU dafür, es ganz zu streichen.

Kritik am Ticket gab es aber auch von den Grünen und Umweltverbänden. Sie argumentieren, dass das Ticket die Finanzierung des Nahverkehrs belastet und das deutschlandweite 49-Euro-Ticket untergräbt. Im Gegensatz zu diesem kann man das Berliner 29-Euro-Ticket, auch "Berlin-Abo" genannt, nicht monatlich, sondern frühestens nach einem Jahr kündigen. Was das nun für die genauen Kündigungsmodalitäten bedeutet, wenn der Senat das Ticket streicht, ist noch offen.

Ende des Berlin-Abos nach Ansicht von Fahrgastverband folgerichtig

Der Berliner Fahrgastverband IGEB hält das voraussichtliche Aus des 29-Euro-Tickets in Berlin für folgerichtig. Das Ticket sei von Anfang an eine "Totgeburt" gewesen, sagte der Vizevorsitzende und Pressesprecher des Verbandes, Jens Wieseke, im rbb24 Inforadio am Montag.

Die Gelder seien an der falschen Stelle eingesetzt worden, so Wieseke. Er verwies auf das Vorgehen in Hamburg. Dort werde das Deutschlandticket für bestimmte Gruppen subventioniert. Bei diesem Vorgehen habe es auch Geld vom Bund gegeben. Das 29-Euro-Ticket dagegen sei ausschließlich vom Land Berlin finanziert worden.

AfD begrüßt Aus für Berlin-Abo, Linke spricht von Katastrophe

Die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus begrüßte das voraussichtliche Ende des Berlin-Abos. Ihr verkehrspolitischer Sprecher Rolf Wiedenhaupt bezeichnete es als "eine gute Nachricht, dass das 29-Euro-Ticket gestrichen wird. Es war von Anfang an falsch konzipiert", so Wiedenhaupt.

Ganz anders sieht das die Linke-Fraktion. "Dass das 29-Euro-Ticket nach vier Monaten schon wieder abgeschafft wird, ist eine absolute Katastrophe", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Kristian Ronneburg. Das Ticketprojekt habe der BVG nun unnötige Arbeit beschert. Er sprach von einer ganz konkreten politischen Niederlage für Franziska Giffey. Die aktuelle Wirtschaftssenatorin hatte im vergangenen Wahlkampf als SPD-Spitzenkandidatin explizit für die Verstetigung des Tickets geworben.

Sendung: rbb24 Abendschau, 18.11.2024, 19:30 Uhr

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184 Kommentare

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  1. 184.

    Vielleicht verstehen Sie jetzt die Problematik des Bahnverkehrs, wo genau so eine Regelung seit 30 Jahren besteht.

  2. 183.

    Fangen Sie bei sich an und leiste Sie Ihren Beitrag, bevor Sie von den untersten unserer Gesellschaft diesen Unsinn fordern!

  3. 182.

    Die geplante Streichung des Tickets belegt ein mal mehr die Konfusion unserer Politiker. Da wird ausnahmsweise ein "Wahlkampfversprechen" umgesetzt, um es nach kurzer Zeit wieder zu annulieren. Wenn man derartig neben der Realität agiert, braucht man sich nicht zu wundern, daß die Wähler der AfD in Scharen zugetrieben werden. Ich bin Abonnent dieses Tickets und bin wirklich mal gespannt, wie man mich zukünftig bezüglich der Vertragserfüllung in die Pflicht nehmen will. Momentan sehe ich es so, daß ich einen Vertrag habe. Dieser wird nicht in der vereinbarten Form abgewickelt und somit entstehen Ersatzansprüche - nämlich meinerseits!

  4. 181.

    Na fein, dann fahre ich bald wieder mit dem Verbrenner durch die Stadt. Elektrisch ist ja leider mangels Lademöglichkeit immer noch keine Alternative. So wird das jedenfalls Nichts mit der Verkehrswende und der CO2-Einsparung.
    Applaus und Kopfschütteln.

  5. 180.

    In den höheren Preisen sind natürlich die preisgünstigen Angebote inbegriffen. Fürs Auto-Ticket dürfen Sie auch Fahrrad fahren, reine Fahrradwege ausgenommen. Da müssen sie ebenso wie die anderen Radfahrer zahlen, als Autofahrer dürfen Sie die ohnehin nicht nutzen.

  6. 179.

    Bürger, fahrt mehr Auto, oder Schwarz.

  7. 178.

    Na wie oft müssen Sie denn zum Arzt? Haben Sie mal versucht nachrechnen ob im Monat X vielleicht die 4er Karte reicht (vielleicht auch 2x die 4er) und im Monat Y dann vielleicht doch eher das Deutschlandticket? Also das Sie aktiv versuchen viele Arzttermine in einen Monat zu schieben um so effektiver das Deutschlandticket zu nutzen?
    Mit Verlaub aber dieses permanente Gemecker ist nicht mehr erträglich. Wir alle sollten MACHEN statt auf Gaben zu warten. Vielleicht finden sich ja auch noch 3 weitere Herrschaften mit denen man sich das Jahresabo teilen kann, die Karte ist immerhin übertragbar.
    Es kann doch nicht sein, dass jeder immer nur nehmen will und null Toleranz für anderes hat! So kommt eine Gesellschaft nicht weiter.

  8. 177.

    Das ist doch albern, es geht um 20 Euro. Als wenn diese im Monat nicht mehr zur Verfügung stehen. Im übrigen kann man auch Wohngeld beantragen, da sollte bei einer geringen Rente die 20 Euro wieder drin sein.

  9. 176.

    Das ist richtig. Für Rentner muß es ermäßigte Tickets geben, ohne Wenn und Aber!!!

  10. 175.
    Antwort auf [Peterdergrosse] vom 18.11.2024 um 18:14

    Deutsch?

  11. 174.

    Dann erklären Sie mir mal die Vorzüge des ÖPNV wenn morgen das Kind zur Krippe mit Kinderwagen gebracht werden muss und es danach zum Job geht.

  12. 172.

    So sehe ich es. Als Rentnerin war das 29 €Ticket genau richtig. Soll ich 48 oder 59 € zahlen, wenn ich zum Arzt oder Drogerie muss hin und wieder? Die einzelfahrscheine sind bereits horrend.

  13. 169.

    Es handelt sich um die DURCHSCHNITTSRENTE. Das heißt, es gibt Rentner mit wesentlich kleinerer, aber auch welche mit wesentlich höherer Rente. Die Zahlen sind auf ZDF heute im Juli 2024 veröffentlicht worden:

    "Durchschnittsrente nach mindestens 45 Versicherungsjahren
    Auch nach der Durchschnittsrente nach mindestens 45 Versicherungsjahren fragte Wagenknecht - die Antwort: bundesweit 1.604 Euro. Im Westen sind es - Stand Dezember 2023 - 1.663 Euro, im Osten 1.471 Euro.

    Allerdings "Unter 1.200 Euro im Monat lag der Rentenzahlbetrag Ende vergangenen Jahres bei rund 1,08 von 5,40 Millionen Altersrenten mit mindestens 45 Versicherungsjahren." https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/rente-altersrente-niedrig-jeder-fuenfte-100.html

    Darum geht es hier allerdings nicht, denn selbst mit 1.600 wird es nach Abzug von Einkommenssteuer, KV, PV, Miete usw knapp genug, um zu überlegen, ob 58 € drin sind.

  14. 168.

    Eine andere Definition:

    Der Begriff "sozial" kommt aus dem Lateinischen und heißt "gemeinsam", "verbunden". Es soll niemand allein gelassen werden, wenn er durch schwierige Umstände in Not geraten ist.

    Zu sozialem Verhalten zählen beim Menschen Fähigkeiten wie Perspektivwechsel, Empathie, Umgang mit Gefühlen sowie Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit.

  15. 166.

    Dass Beamte viel teurer sind für den Steuerzahler sind ist kein Vorurteil, sondern eine Tatsache:

    Rentner 48% vom Durchschnittseinkommen

    Beamte 71,75 des letzten Bruttogehalts

    Beamte 1866, - Euro Mindestversorgung nach nur fünf Jahren.

  16. 165.

    Die Abschaffung des Tickets ist die RICHTIGE Entscheidung !!!

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