Drohende Schließungen - Spree-Neiße-Landrat fordert in Brandbrief Rettung der regionalen Glasindustrie

Fr 17.01.25 | 12:00 Uhr
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Die Glasmanufaktur GMB in Tschernitz (Quelle: dpa/Andreas Franke)
Audio: Antenne Brandenburg | Studio Cottbus | 17.01.2025 | Daniel Friedrich | Bild: dpa/Andreas Franke

In einem Brandbrief fordert der Landrat des Spree-Neiße-Kreises, Harald Altekrüger (CDU), ein "sofortiges Eingreifen" der Politik, um die Zukunft der Glasbranche in der Lausitz zu sichern. Gerichtet ist der Brief an die Bundes- und die Landesregierung.

Altekrüger hatte bereits vor einem Jahr mit weiteren kommunalen Vertretern einen ähnlichen Brief verfasst, darauf aber nach eigenen Angaben keine Reaktion aus dem Bund bekommen. Nun erneuerte er seine Forderungen nach mehr Unterstützung. Dem rbb sagte Altekrüger am Freitag, dass die Bundesregierung beispielsweise in die Energiepreise eingreifen müsse. Als Landrat sei er selbst "zu klein", um Einfluss nehmen zu können.

Konkret spricht Altekrüger in seinem Brief die Glasproduktionen in Drebkau und Tschernitz an. So drohe dem Ardagh-Glaswerk in Drebkau nach 110 Jahren das Aus, heißt es. Die Unternehmensleitung habe vor einer Woche bestätigt, das Werk vollständig schließen zu wollen, deshalb müsse jetzt gehandelt werden, so Altekrüger am Freitag. Die Belegschaft sei bereits seit Monaten in Kurzarbeit. Die 163 Mitarbeiter produzieren in Drebkau bislang Weißglasbehälter für die Lebensmittelindustrie.

Auch für die Glasmanufaktur Brandenburg (GMB) in Tschernitz seien die Produktionsbedingungen aktuell schwierig; Altekrüger spricht in seinem Brief von einer "prekären" Situation. Die GMB ist europaweit der einzige Hersteller von Solarglas, auch hier drohe die Schließung. Auch im sächsischen Nachbarkreis, in der Stadt Weißwasser kämpfe eine Glashütte mit ähnlichen Problemen.

Die Schwierigkeiten der Unternehmen würden aktuell die Probleme der ganzen Branche widerspiegeln. "Gestiegene und weiter steigende Energiepreise und der Wettbewerbsdruck durch hochsubventionierte chinesische Anbieter belasten auch andere Betriebe der Region schwer", so Altekrüger. Im Falle des Drebkauer Glaswerks sei es beispielsweise durch den Stopp russischer Gaslieferungen nicht möglich gewesen, die Schmelzwanne von Schweröl auf Erdgas umzustellen.

In seinem Brandbrief erklärt der Landrat, dass ein Scheitern der Glasindustrie für einen weiteren vertrauensverlust in die Politik sorgen werde. Man könne nicht einerseits über den Strukturwandel und grüne Modellregionen sprechen, auf der anderen Seite aber eine ganze Branche sterben lassen so Altekrüger.

Die Glasproduktion hat in der Lausitz eine lange Geschichte und gehörte zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in der Region.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.01.2025, 12:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Die Konditionierung "Mehr Subventionen führen zu wenigerWähler für die rechten Parteinen" funktionierte noch nie. Es wurde eher "desto mehr Rechte gewählt werden, desto mehr Subventionen kommen". Die Braunen wählen die Braunen - da kann kommen was will!
    Wie wäre es mal mit "wir haben nicht nur unseren eigenen Willen, sondern lösen unsere Probleme auch selber"!

  2. 10.

    Sie reden von den Strompreisen, obwohl diese Industrie vom Gas und Schweröl abhängig ist. Bitte vergleichen Sie nicht Äpfel mit Birnen. Subventionen, erarbeitet von ärmeren Menschen? Lieber Milliarden an Subventionen, erarbeitet von ärmeren Menschen, als Tausende Arbeitslose, die den Staat auf der Tasche liegen und deswegen irgendwelchen Rechtspopulisten hinterherlaufen.

  3. 9.

    Jagd- und Fischreisteuer und Kreisumlage könnte ja man anders verteilen. Den Gemeinden einreden den Hebesatz zu verringern.
    Ja gut würden wieder Andre darunter leiden aber die Glasindustrie wäre gerettet.

  4. 8.

    Sorry, aber da kennst du dich im Finanzweswn der Kommunen schlecht aus. Woher soll Herr Altekrüger das Geld nehmen? Vielleicht nennst du mir die Nummer aus dem Haushalt des Landkreises.

  5. 7.

    "In einem Brandbrief fordert der Landrat des Spree-Neiße-Kreises, Harald Altekrüger (CDU), ein "sofortiges Eingreifen" der Politik, um die Zukunft der Glasbranche in der Lausitz zu sichern. "

    Tja warum greift er denn nicht ein? Könnte doch Subventionen aus dem Landratshaushalt gewähren.
    Ach ich Trottel aber auch, sollen ja andere bezahlen.

  6. 6.

    Und genau darum fordern Unternehmer wie Politik Senkungen...die Stahlindustrie ist übrigens auch am Abgrund.
    Aber was verstehen die schon von ihren Zahlen.

  7. 5.

    Ja, die Strompreisverzerrung ist im regionalen und globalen Wettbewerb aber stärker geworden, d.h. wir reden allein innerhalb in Europa von Strompreis-Unterschieden, die 200% übertreffen. Im globalen Vergleich noch extremer... und der Unterschied wird kaum weniger werden.

    kWh Industriepreise 2024
    In China zwischen 0,068 Euro und 0,087 Euro
    in den USA bei ungefähr 0,078 Euro (+3.6% im Vergleich zum vorherigen Jahr)
    In Deutschland bei 0,17 EUR bis 0,235 EUR ( BDEW sagt zwar 0,17 EUR ... andere Statistiken nennen 0,23 EUR)
    In Österreich zwischen 0,16 EUR und 0,197 EUR (2014 noch bei median v. 0,054 EUR)
    In Frankreich .. bei ca 0.13 bis 0.17 EUR (Großhandelspreis zum Zeitpunkt Okt 24 war 0,063 EUR)
    In Großbritannien .. bei 0.3 EUR
    In Spanien .. zwi. 0.12 EUR und 0.14 EUR

    In Finnland, Dänemark, Norwegen und Schweden liegen unterhalb 0.1 EUR kWh

  8. 4.

    Der Brief das Landrats in allen Ehren. Glaubt er ernsthaft dass das in Berlin bei uns unserer Bundesregierung irgendjemanden interessiert??? Dort wurden doch die Co 2 Steuer und der gesamte grüne Irrsinn beschlossen und unsere sogenannten gewählten Volksvertreter haben diesem Blödsinn zugestimmt. Es ist doch gleichgültig wieviel Betrieb schon geschlossen wurden bzw. abgewandert sind und noch abwandern. Schade das Politiker nicht ins Ausland abwandern um von dort aus zu regieren. Wäre doch was?

  9. 3.

    Die Strompreise sind auf dem Stand von 2017 für die Industrie. Zugleich bekommt die Region Milliarden an Subventionen, erarbeitet von Menschen in Regionen, die deutlich ärmer sind.
    Wie wäre es mal mit selber machen?!

  10. 2.

    Sehe ich etwas anders als sie .
    Wenn es kein Interesse des weiteren Europa gibt , dann sagt mir das , lasst die Finger davon.
    Oder meinen sie die Milliardenschwere Subvention , die den Betrieb retten sollen ?

  11. 1.

    „ europaweit der einzige Hersteller von Solarglas“ - sagt das eigentlich nicht schon genug über den desolaten Zustand der Wirtschaft dieses Landes?

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