Landesparteitag in Brandenburg - AfD beschließt "massive Abschiebungsinitiative" für Wahlprogramm

Sa 13.04.24 | 15:58 Uhr
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Symbolbild: Teilnehmer des Landesparteitags AfD Brandenburg halten bei einer Abstimmung ihre Stimmkarten hoch am 16.03.2024. (Quelle: dpa/Monika Skolimowska)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 13.04.2024 | Stephanie Teistler | Bild: dpa/Monika Skolimowska

Die Brandenburger AfD hat am Samstag ihr Wahlprogramm für die Landtagswahl im September verabschiedet. Etwa 150 Mitglieder haben einstimmig beschlossen, mit welchen Forderungen die Partei in den Wahlkampf geht.

  • Brandenburger AfD beschließt in Jüterborg einstimmig Wahlprogramm für die Landtagswahl
  • Partei fordert unter anderem mehr Abschiebungen, weniger Klimaschutz und den Umbau des Verfassungsschutzes
  • Am 22. September wird in Brandenburg gewählt, in Umfragen liegt die AfD derzeit vorne

Die Brandenburger AfD lehnt Klimaschutzmaßnahmen und den Ausbau erneuerbarer Energie für Brandenburg ab und will eine "massive Abschiebeinitiative starten. Etwa 150 Mitglieder haben am Samstag in Jüterborg einstimmig das Wahlprogramm für die kommenden Landtagswahlen beschlossen.

Ausbau erneuerbarer Energien bremsen

Den Verfassungsschutz will die AfD "abwickeln". Die Behörde stuft den Landesverband als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein.

Bis 2029 strebt die AfD die "massive Abschiebungsinitiative" für illegal eingereiste und geduldete ausreisepflichtige Menschen an. Sie kündigt ein "Remigrationsprogramm 2029" an – so sollen alle Asylverfahren rückwirkend noch einmal überprüft werden.

Wohnraum soll geschaffen werden über die "Remigration von Migranten und Asylanten ohne Bleiberecht". "Remigration" ist ein unter anderem von der AfD mit geprägter Begriff, der die Abschiebung und Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte meint.

Den Ausbau erneuerbarer Energien möchte die AfD bremsen. Kohle- und Gaskraftwerke sollen weiterlaufen. In Wäldern soll es keine Windräder geben.

Die Grundsteuer will die Partei streichen, die Gewerbesteuer senken – beide sind Einnahmequellen für die Kommunen im Land. Das fehlende Geld und zusätzliche Mittel wolle man zwar aus dem Landeshaushalt an die Kommunen umschichten. Dazu, wie viel dem Landeshaushalt dadurch fehlen würde und welche Bereiche außer Migration und Demokratieförderung demnach wegfallen oder sparen müssten, machte die Partei keine Angaben.

Wenig Änderungen gegenüber dem Entwurf

Der Parteitag hat wenige Änderungen gegenüber dem Entwurf der Programmkommission beschlossen: Zusätzlich ins Programm aufgenommen wurden etwa der Erhalt von Klinikstandorten und mehr Landärztestipendien. Gestrichen wurde der Satz, dass die Partei das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ablehne. Begründet wurde das etwa damit, dass man sich mit dieser Forderung wegen der Lebensumstände der Bundesparteivorsitzenden Alice Weidel öffentlich angreifbar mache.

Diskussionen gab es etwa darum, ob Alleinerziehenden nur dann eine besondere Unterstützung gewährt werden solle, wenn diese "den anderen Elternteil nicht ohne besonderen Grund aus der Teilhabe an der Erziehungsverantwortung […] hinausdrängen". Die Debatte darüber stellte die Frage, wie tief die Partei in private Lebensführung eingreifen solle. Der Antrag auf Streichung der Passage wurde abgelehnt, der strittige Satz beibehalten. Später im Antrag heißt es außerdem, "schwerwiegende Verstöße gegen die eheliche Solidarität" müssten bei Scheidungen berücksichtigt werden.

Manche Punkte betreffen Bundes- oder EU-Politik

Auch der Programmpunkt, welche Familien zukünftig Vergünstigungen beim Hausbau erhalten sollten, war umstritten. So plante die Partei ursprünglich, die Kreditschuld für Bau-Kredite über die Landesinvestitionsbank um 10.000 Euro pro Kind zu senken. Debatten gab es darüber, für wen man diese Regelung einführen könne und ob man EU-Bürger oder Menschen, die erst kürzlich die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hätten, ausschließen könne. Da man keine rechtssichere Formulierung finden konnte, wurde die Krediterleichterung pro Kind wieder gestrichen.

Viele Forderungen des Wahlprogramms beziehen sich auf Bundes- oder EU-Politik und können nicht über Landespolitik geregelt werden. So fordert man etwa das Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen oder die Rückkehr zum Abstammungsprinzip bei der deutschen Staatsbürgerschaft.

Landeschef Springer nicht anwesend

Am 22. September wird in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. In der jüngsten Wahlumfrage für den rbb lag die AfD mit 26 Prozent vorn, sie hätte allerdings aus jetziger Sicht keinen Koalitionspartner.

Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt zeigte sich zuversichtlich, auch wenn die AfD in der rbb-Umfrage vom September mit 32 Prozent deutlich höher lag. "Der Brandenburg-Trend zeigt erstens, dass die AfD weiterhin stärkste Kraft ist und zweitens, dass die SPD gerade noch vom Amtsbonus des Ministerpräsidenten lebt", sagte Berndt. Außerdem werde man alle von der AfD sogenannten "Altparteien jagen", bis man sie aus dem Amt geschafft habe, so Berndt.

Der neue Landeschef René Springer war am Samstag zunächst nicht beim Parteitag in Jüterbog anwesend. Für seine Abwesenheit wurden private Gründe genannt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.04.2024, 14:22 Uhr

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66 Kommentare

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  1. 66.

    Na dann lassen Sie die AfD sich doch mal versuchen, am besten in Koalition - dann geht es gemäßigter zu.

    Wenn dann ein Erfolg (objektiv) eintreten würde, wäre die AfD „die Partei1“.

    Davor haben alle Angst.

  2. 64.

    Klar klingt das“gut“. Allerdings hat mir noch kein AFD-Sympathisant erklären können, wie man Ausländer abschieben will , wenn man nicht weiss, welcher Staat zuständig ist, oder wenn der Staat „nö, den wollen wir nicht zurück haben“ sagt. Gern kann mir das ein AFDler erläutern.

  3. 63.

    Ja, da haben sie recht. Gut klingen könnten auch Musikinstrumente, vorallem die Blockflöten der momentanen Regierungsparteien.
    Ich bevorzuge da endlich mal einen neuen Sound, mit mehr durchsetzungsfreudigen Bass.

  4. 62.

    >"Niemand wählt den eigenen Ruin, wenn er in einer freien Gesellschaft, einer der besten der Welt, frei leben darf."
    Leider doch. Rund 20% würden mit demokratischen Mitteln die Demokratie abwählen.
    Ich wage mal zu behaupten, dass eben diese 20% die Tiefgründigkeit des eigenen Denkens verloren hat. Sonst hätten eben diese die Wahlprogramme der AfD mal gelesen. Nix mehr mit Bürgergeld, nix mehr mit irgendwelchen Sozialausgaben, nix mehr mit Fördermöglichkeiten für den Mittelstand. Und natürlich nix mehr mit EU, deren freier unkomplizierter Warenverkehr für unsere Exportnation Deutschland so wichtig ist.
    Eigentlich haben alle diese 20% ein gutes Negativbeispiel übern Ärmelkanal vor Augen. In GB gehts seit der Abschottung nur noch bergab.

  5. 61.

    Es ist doch gut, wenn die AfD sagt, was sie will. Und wenn rechtsextreme Menschen rechtsextreme Vorstellungen in ihr Programm schreiben wundert es nur naive Menschen.

  6. 60.

    Die AfD könnte in Brandenburg mit der SpD Koalition, dann klappt es mit den Abschiebungen.
    Gut, bei der SpD heißt das dann nicht Remigration, sondern konsequente Abschiebung.
    Was oder was aber meint dieser Lubo mit "NSAfD"? Er scheint ja der Einzige zu sein, der von dieser Buchstabenkombination schwärmt.

  7. 59.

    Die der Vergangenheit haben die Konservativen jede Menge reformiert. Vielleicht sogar Zuviel ? Steuern, Renten, Sozialabgaben, usw. usw. !

  8. 58.

    Sie übersehen, dass auch die meisten „Schwarzen“, d.h. Mitglieder von CDU/CSU mit den Blau-Braunen keine gemeinsame (autoritär-elitäre-) Sache machen wollen. Es gibt Hoffnung für unsere Demokratie - ohne AfD.

  9. 57.

    Bis auf den letzten Satz würde ich alles unterschreiben. Der letzte Satz ist unlogisch, denn wenn die Armen diese Welt als frei empfänden bräuchten sie nicht nach Alternativen suchen.

  10. 55.

    Mindestens diskussionswürdig die von Ihnen genannten „Schäden“, was auch immer beschädigt wurde, ursächlich grüner Politik zuzuschreiben.
    Abzulehnen die dadurch entstehende Relativierung der Zerstörung unserer Grundordnung bzw. eines AfD Wahlprogramms welches mit Brandenburg wenig zu tun hat und somit nur bei Austritt aus der BRD und EU umsetzbar wäre. Praktisch der Untergang von Brandenburg.

  11. 54.

    Das ihre politische Abrechnung hier so durchdringen durfte/konnte, verblüfft mich. Man mag denken wie man will, jedoch haben Sie, zumindest m.E., mit Ihren Äußerungen damit nur zu einer Entgleisung beigetragen.

  12. 53.

    Verbote sind immer dann im Spiel, wenn die Gegenentwürfe ideenlos und blutleer sind. Gleichzeitig stellen sie ein Armutszeugnis der Regierenden da. Eleganter und demokratisch wäre eine überzeugende Politik, aber da wird man vergeblich warten müssen. Leider ist diese Demokratie nicht mehr intakt.

  13. 52.

    Die Kommentare spiegeln nicht die Bevölkerung wieder.

    Nicht jeder hat Bock mit Tauben Schach zu spielen...

  14. 51.

    Genau, so ist es leider. Rechtsextrem und gegen die bestehende Demokratie. Dazu ist die AfD menschenverachtend und aus meiner Sicht verfassungswidrig. Ich frage mich, warum manche Personen jenes nicht begreifen oder wollen Sie es nicht ? Sie werden von der eigennützigen AfD vorgeführt . Die Herde Kühe mtt Scheuklappen. ..

  15. 50.

    „Im rechten Staat können Schwarze und Blaue endlich kooperieren und das Land reformieren.„
    Reformieren mit Konservativen ist schon ein Widerspruch in sich.
    Reformieren mit rückwärtsgewandten Extremisten ist Rückschritt. Beides zusammen trotzdem undenkbar.
    Ziemlich plumper Versuch Blau und Schwarz kompatibel zu schreiben, vor allem solange das Blau mit dicken braunen Streifen durchzogen ist.

  16. 49.

    Die Wahrheit ist doch, die reiten ein populistisches Pferd, bis das Pferd zusammenbricht mit der bitteren Erkenntnis, dass auch keine AfD Migration beeinflussen kann, man aber ohne Migration gar kein Thema hätte, an dem man sich festbeißen kann. Die Wähler der AfD sind die ersten Leidtragenden, die ersten Verlierer, denn Entsozialisierung ist immer ein Thema der Rechten. Siehe Italien, siehe Argentinien.
    Rechtsextreme bringen und brachten nirgends auf der Welt Frieden, Freiheit, Würde, Gerechtigkeit oder Sicherheit. Niemand wählt den eigenen Ruin, wenn er in einer freien Gesellschaft, einer der besten der Welt, frei leben darf.

  17. 48.

    So schlecht kann keine Regierung sein das man solche Nazis wählt zumal ca. 30 andere Parteien zur Auswahl stehen.
    Auch das Narativ vom Protestwähler ist damit widerlegt.
    Die AfD ist eine Rassistentruppe und das einzig gute an ihr sie arbeitet jeden Tag an ihrem Verbot.

  18. 47.

    Die erhoffe Wirkung resultiert dann aber aus der vorsätzlichen Nutzung einer Unwahrheit, und dürfte heute nicht mehr verwendet werden, wo die Korrektheit doch so eine große Rolle spielt.