Leitantrag zum Wahlprogramm - Brandenburger AfD fordert mehr Abschiebung und Geburtenförderung

Sa 13.04.24 | 08:18 Uhr | Von Amelie Ernst
  85
Archivbild: Delegierte stimmen auf dem Landesparteitag der AfD Sachsen-Anhalt in Magdeburg ab am 03.03.2024.(Quelle: picture alliance/Peter Gercke)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 13.04.2024 | Stephanie Teistler | Bild: picture alliance/Peter Gercke

Die Brandenburger AfD will am Samstag auf einem Parteitag in Jüterbog ihr Programm für die Landtagswahl im September beschließen. Im Leitantrag betont der Landesvorstand sein Ziel, künftig die Landesregierung anführen zu wollen. Von Amelie Ernst

  • Leitantrag der Brandenburger AfD benennt zahlreiche Ziele, die eher Bundes- als Landesaufgabe sind
  • Spitzenkandidat der Brandenburger AfD wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft
  • Forderung nach "Remigrationsprogramm 2029", Ablehnung ausländischer Fachkräfte
  • keine Frauenquote, Kritik an Abtreibung, Stärkung der Geburtenrate

Auf insgesamt 65 Seiten zeigt der Leitantrag auf, was sich in Brandenburg nach der Landtagswahl ändern würde, wenn die AfD in Regierungsverantwortung käme: Unter anderem soll der Verfassungsschutz aufgelöst oder zumindest radikal reformiert werden. Die Sanktionen gegen Russland sollen beendet werden – vor allem wegen der "günstigen und zuverlässigen Energieversorgung" aus Russland. De facto allerdings sind mehrere Ziele im Leitantrag eher Bundes- als Landesaufgabe.

Brandenburger AfD plant "Remigrationsprogramm 2029"

Außerdem muss aus Sicht der AfD auf EU-Ebene ein sogenannter "Remigrations-Pakt" geschlossen werden, mit dem alle aus Sicht der Partei illegalen Zuwanderer in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Der Zustrom integrationsunwilliger Menschen gefährde auch in Brandenburg den sozialen Zusammenhalt – Asylsuchende sollten daher nur noch Sachleistungen erhalten.

Ihre Rückkehr in die Heimat soll forciert werden; Beratung und Integration sollen massiv eingeschränkt werden. "Eine AfD-geführte Landesregierung wird eine massive Abschiebungsinitiative starten", heißt es im Antrag. Geplant sei ein "Remigrationsprogramm 2029". Gemeint ist, dass rückwirkend Altersangaben von Geflüchteten ermittelt und Fluchtgründe hinterfragt werden.

Ziel sei der Entzug der Aufenthaltserlaubnis bei "Missbrauchsfällen". "In einem zweiten Schritt wollen wir den Vollzug der Ausreisepflicht aller illegal eingereisten und geduldeten Ausreisepflichtigen durch neue Verfahrensweisen, insbesondere durch Rückführungen im großen Stil, entsprechend den geltenden Gesetzen, herbeiführen: Als Erstes werden jene Ausreisepflichtigen in den Fokus genommen, die strafrechtlich relevant in Erscheinung getreten sind oder extremistisch auffallen."

Geburtenrate und Abtreibung Themen auf AfD-Parteitag

Ein weiterer Schwerpunkt der AfD-Politik ist laut Leitantrag die Förderung von mehr Geburten in (deutschen, Anm. d. Red.) Familien – ansonsten werde sich die "demografische Katastrophe" weiter fortsetzten und zum Verlust der "kulturellen Identität" führen.

Der Leitantrag kritisiert in diesem Zusammenhang auch Abtreibungen – diese sollen möglichst verhindert werden. Ungewollt schwangeren Frauen müsse die Möglichkeit der Adoption und der anonymen Geburt nahegelegt werden. Außerdem müssten sie "explizit über den Entwicklungsstand der ungeborenen Kinder und mögliche Spätfolgen der Abtreibung" aufgeklärt werden. Gerade Familien mit unterdurchschnittlichen Einkommen will die AfD "Mut zu Kindern" machen, u.a. mit einem zinsfreien Familiendarlehen von 25.000 Euro, das ab dem dritten Kind komplett erlassen wird.

Familien bestehen aus Sicht der AfD aus "Vater, Mutter und Kindern" – ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare wird im Leitantrag abgelehnt. Kinderrechte sollten nicht ins Grundgesetz aufgenommen werden, da damit die "Elternrechte ausgehöhlt" würden.

AfD Brandenburg: Keine Frauenquote, kaum Fachkräfte aus dem Ausland

Eine Frauenquote, etwa in Wirtschaft und Politik, wird im Leitantrag ebenfalls abgelehnt – diese stelle eine Form der Diskriminierung da. Finanzpolitisch fordert der AfD-Vorstand, dass sowohl die Grundsteuer insgesamt als auch die Grunderwerbssteuer für die erste selbstgenutzte Immobilie abgeschafft werden. Ebenso sollen Vermögende künftig ohne steuerliche Abschläge schenken und vererben können. Auch Unternehmen sollen laut den Plänen deutlich weniger Steuern zahlen müssen.

Den Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland will die AfD massiv begrenzen – beispielsweise bei Pflegekräften sowie bei Ärztinnen und Ärzten. Deren im Ausland erworbene Qualifikationen sollten strenger geprüft werden. Stattdessen sollen Träger von Pflegeeinrichtungen und Kliniken mehr Ausbildungsplätze bereitstellen und höhere Löhne für heimische Pflegekräfte zahlen. Zudem müsse die individuelle häusliche Pflege "zu einem Hauptbestandteil der sozialen Sicherungssysteme werden".

Spitzenkandidat der Brandenburger AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft

Im Bereich Umweltpolitik will die AfD laut Leitantrag das Ziel der Klimaneutralität aufgeben und stattdessen "Anpassungsstrategien" für die Land- und Forstwirtschaft, beispielsweise mit Blick auf den Wassermangel, in den Blick nehmen. Wind- und Solaranlagen sollen in der freien Landschaft nicht weiter ausgebaut werden. "Klimaanpassung statt Klimaschutz", so die entsprechende Überschrift. Deutschland solle das Pariser Klimaabkommen aufkündigen; das Erneuerbare-Energien-Gesetz und das Gebäude-Energie Gesetz sollten abgeschafft werden. Stattdessen will die AfD, dass weiter Braunkohle abgebaut wird und Gas- und Kohlekraftwerke weiterlaufen.

Auf einem vorangegangenen Parteitag in Jüterbog hatte die AfD zuletzt bereits ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die Landtagswahl bestimmt: Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft; ebenso mehrere andere Kandidaten auf vorderen Listenplätzen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.04.2024, 10:02 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 13.04.2024 um 13:04 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Beitrag von Amelie Ernst

85 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 85.

    Landsberg ist Mitglied der cDU, ebenso wie Sager. Man macht also Wahlk(r)ampf. Laut dem aktuellen Global Trends Report vom UNHCR waren Ende 2022 weltweit 108,4 Millionen Menschen auf der Flucht. Davon haben 2022 218.000 Flüchtende Asyl in D beantragt.

    Nur um mal die Relation deutlich zu machen.

  2. 84.

    Die ungelöste Migrationsproblematik ist kein Ablenken, sondern sie wird die Wahlen insbesondere In Ostdeutschland maßgeblich beeinflussen. Die Wams ist nur der Überbringer der schlechten Nachricht. Wenn Ihnen die Springer-Medien nicht gefallen, können sie dasselbe auch bei der ZEIT lesen.

    https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-01/migration-fluechtlinge-unterbringung-kommunen

  3. 83.

    1. würde ich der WAMS höchstens das Datum glauben.

    2. netter Versuch vom Thema abzulenken. Hat nur nicht geklappt. Die NSAfD zeigt zu deutllich wie wesensverwandt sie mit der NSDAP ist. Faschistisch und völkisch-national.

  4. 82.

    "Muss immer gleich ein Vergleich mit Nazi Deutschland herhalten?"

    Das macht die NSAfD doch von ganz allein wenn sie sich ihr Programm von den Nazis abkupfert.

    "Die DDR hat eine sehr ähnliche Familienpolitik geführt und war damit auch sehr erfolgreich. "

    Die DDR hat nach völkischen und rassistischen Gesichtspunkten unterschieden? Ganz sicher nicht. Das "abkindern" hat man sich von der DDR abgeguckt, das Familienbild und weiteres von der NSDAP.

  5. 81.

    Dass die rechtsextreme afd ein Interesse daran hat, mehr Einfluss zu nehmen auf die Berichterstattung und einen freien Zugang zu seriösen Informationen einzuschränken, klingt plausibel.

  6. 80.

    Vorsicht mit der Familienpolitik der DDR. Das Einzige positive war kostenfreie Kita und Schulbildung. Ansonsten Fahnenappell, wer nicht überzeugt war, kein Abitur und kein Studium. Die Soldaten sind gelaufen wie beim Österreicher und die Staasi war fast wie Gestapo.
    Keine Diktatur, keine AFD, nur ordentliche Politik für den Bürger mit Nachdenken und ohne Vorschriften wie bei Grünen.

  7. 79.

    Höcke war doch noch beim Springer-Fernsehen sehr moderat. Die Pläne, den GEZ Funk abzuschaffen und stattdessen einen Grundfunk mit 10 % der bisherigen Kosten aus Steuern zu finanzieren, hat der doch noch gar nicht erwähnt.

  8. 78.

    In der DDR waren Abtreibungen legal. Und anders als die Faschisten hat die DDR niemals einen Krieg geführt. Eine Gleichsetzung zwischen DDR und Hitlerdeutschland ist historischer Unsinn.

  9. 77.

    Das sehe ich genauso. Bei mir auf Arbeit gibt es die Frauenquote und das nicht unbedingt zum guten. Sicher gibt es Ausnahmen, aber nur befördert werden wegen der Quote?! Nein, es sollten Können und Erfahrung gelten und wenn der Mann besser den Job machen kann, dann ist es eben so. Als Frau muss ich nicht mehr "gefördert" werden. Ich will es aus eigener Kraft schaffen!!!

  10. 76.

    Und? Ist halt traurig, dass in Brandenburg so viele Menschen rechtsextrem wählen...

  11. 75.

    Und an welchen Punkten machen Sie die Familienpolitik der AfD fest? Ich sehe nur, dass man mehr Kinder will, um den Verlust „kultureller Identität“ aufzuhalten. Ich sehe aber keine Vorschläge, wie der Staat dafür sorgt, dieses Mehr an Kindern zu bewältigen. Nichts zu Kindergeld, Kita-Betreuung oder mehr Lehrern. Nur Mutti, die künftig alles alleine managet und nebenbei noch Opa pflegt.

  12. 74.

    "Muss immer gleich ein Vergleich mit Nazi Deutschland herhalten? [...]"

    Liegt vielleicht daran, dass sich Ideologie sowie Inhalte der afd und der nsdap so sehr ähneln...

  13. 73.

    Das gehört zum Blinden Fleck der dt. Geschichte, wird gern unterdrückt und gern genutzt. Je, wie's grad gebraucht wird.

  14. 72.

    Erstens ist es aufgrund des weltweit ungebremsten Bevölkerungswachstums unverantwortlich, die Geburtenrate noch erhöhen zu wollen und zweitens geht es der AfD nicht um familienfreundliche Politik, sondern darum, ein „wachsendes Volk“ zur Durchsetzung von Großmachtphantasien zu haben, wie es für rechte Parteien nun einmal typisch ist.

  15. 71.

    Wie gehts jetzt mit der illegalen Migration weiter? Die Mehrheit der Bundesländer kann die gemachten Zusagen zur Unterbringung von Asylbewerbern nicht erfüllen, zeigt eine WELT AM SONNTAG-Recherche. Die Errichtung neuer Erstaufnahmestellen wird auch wegen der Ablehnung durch Bürger vor Ort erschwert. Im Sommer droht sich der Mangel zuzuspitzen. Bei der Ampel-Regierung bewegt sich diesbezüglich nichts.

  16. 70.

    Muss immer gleich ein Vergleich mit Nazi Deutschland herhalten? Das hat echt langsam krankhafte Züge. Die DDR hat eine sehr ähnliche Familienpolitik geführt und war damit auch sehr erfolgreich.

  17. 69.

    Wen wollen Sie denn mit solchen sinnfreien Argumenten überzeugen? Dass die deutsche Familienpolitik der letzten Jahrzehnte kontraproduktiv war, kann man doch an der Entwicklung sehen. Wenn Menschen in Beschäftigung deutlich weniger Nachwuchs haben, dann zeigt das doch, dass es keine soziale Kinderpolitik gibt und damit das demografische Problem noch weiter verschärft wird. Die Politik redet viel und kündigt an, aber die wirklich wichtigen Punkte von Bildung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern sich nicht.

  18. 68.

    Soweit ich gelesen habe, ist nach den Wahlvorhersagen zur Zeit die AfD in Brandenburg die stärkste Partei.

  19. 67.

    Andererseits ist das bloße Aufnehmen von Familien mit traditionell vielen Kindern, Enkeln … eine Verstärkung des Problems.

    Die zeitweilige Aufnahme in Notsituationen (Asyl) muss gekoppelt sein an Lösung der ursprünglichen Migrationsgründe, sonst ist es eine Subventionierung eben dieser Ursprungsländer mit entsprechenden Ursachen.

  20. 66.

    Ja, auch mir wird Speichel bei diesen Vorhaben. So dumm können die Menschen doch nicht sein, diese Partei zu wählen!

Nächster Artikel