Zwei Direktmandate verteidigt - AfD gewinnt im Nordosten an Bedeutung, verliert aber Stimmen

Mo 13.02.23 | 13:21 Uhr
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AfD-Spitzenkandidatin Kristin Brinker spricht mit einem Mann in AfD-Jacke (Symbolbild, Sept., 2021). Bild: picture alliance/dpa | Fabian Sommer
Bild: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Die AfD hat bei der Wiederholung der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus insgesamt leichte Gewinne verzeichnet und ihre Wahlkreise von der Erstausgabe der Wahl 2021 verteidigt. In "Marzahn-Hellersdorf 1" und "Marzahn Hellersdorf 3" gewann die AfD bei Erst- und Zweitstimmen.

Auch in einigen umliegenden Wahlbezirken konnte die AfD von der Neuwahl profitieren. Obwohl sie absolut betrachtet sogar weniger Stimmen als 2021 sammelte, steht sie prozentual besser da.

Lindemann und Auricht verteidigen ihre Direktmandate

Die beiden Gunnar Lindemann und Jeanette Auricht gewannen wie schon 2021 ihre Wahlkreise in Marzahn Hellersdorf 1 und 3, beide AfD-Kandidaten siegten dabei deutlicher als letztes Mal. Lindemann konnte sich von 22,7 auf 28,8 Prozent der Stimmen verbessern, Auricht sammelte 25,9 statt 22 Prozent der Stimmen - und das, obwohl beide absolut weniger Stimmen sammelten.

Vor allem die Linke, die 2021 in den beiden Wahlkreisen in Marzahn-Hellersdorf nur knapp hinter den AfD-Kandidaten gelegen hatte, verlor in den betreffenden Bezirken deutlich an Stimmen.

AfD blieb konstant und profitierte von schwachen Wahlergebnissen anderer Parteien

Bei den Zweitstimmen landete die AfD in den Wahlbezirken "Marzahn-Hellersdorf 2", Marzahn-Hellersdorf 6" und "Pankow 1" jeweils auf Platz zwei und verbesserte damit ihr Ergebnis zur Wahl von 2021 teilweise deutlich. In allen drei Wahlkreisen war die Partei zuvor nur dritt- oder viertstärkste Kraft.

Auch insgesamt verbesserte die AfD ihr Ergebnis um 1,1 Prozent - und das obwohl sie insgesamt von 7.902 Menschen weniger gewählt wurde. Möglich machen das die niedrige Wahlbeteiligung und hohe Verluste anderer Parteien. Die AfD ist die einzige Partei, bei der es zu dieser Konstellation kam.

Von den fünf besonders erfolgreichen Wahlkreisen konnte die Partei nur im Wahlkreis Pankow 1 auch tatsächlich mehr Wähler gewinnen als zuletzt. In den üblichen Wahlkreisen verlor die AfD sogar einige Stimmen. Auch die erfolgreichen Politiker Lindemann (104 Stimmen weniger als 2021) und Auricht (470 Stimmen weniger) verloren absolut Wähler, profitierten aber davon, dass ihre Konkurrentinnen und Konkurrenten deutlich mehr Stimmen verloren und sich diese anders verteilten als zuletzt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.02.2023, 9 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Ich habe die Wahlergebnisse doch im Grundsatz nicht relativiert, sondern lediglich angeführt, dass die AfD absolut betrachtet weniger Wählerstimmen als in 2021 hatte, Steffen.

  2. 18.

    Doch sind Sie leider. Die Anzahl der Wähler war bei allen Parteien abseits der CDU geringer, weil die Wahlbeteiligung geringer ausgefallen ist. Es handelt sich damit überhaupt nicht um eine Besonderheit und ist für die Bewertung der Wahlergebnisse schlicht unerheblich.

  3. 17.

    Ich bin auf gar nichts reingefallen, sondern habe mich an den nüchternen Zahlen orientiert. Und die zeigen an, dass die AfD heuer von 7.902 Menschen weniger als in 2021 gewählt wurde. Das ist ein Fakt, der unabhängig vom 1,1%igen Zugewinn aufgrund der geringeren Wahlbeteiligung betrachtet werden kann. Das alle anderen Parteien, ausser die CDU, weit mehr unter der ger. WBTG gelitten haben, ist eklatant. Aber hier geht es nun mal um die AfD, die von sich selbst und auch von ihren Anhängern als Wahlsieger gefeiert wird, was ich doch für etwas übertrieben halte.

  4. 16.

    Es wäre doch ein Träumchen, wenn die Bedeutung der AfD ihren Stimmen weiterhin folgt.

  5. 15.

    Sie sind leider auch auf das Framing hereingefallen! Die Anzahl der Stimmen hängt ausschließlich von der Wahlbeteiligung ab, wenn die niedriger ist, erhalten die Parteien im Durchschnitt bereits bei gleichem Stimmanteil bereits weniger Stimmen. Trotzdem konnte die AfD einen höheren Stimmenanteil erringen, genau so wie die CDU. Das ist in einer Demokratie das einzige, was zählt. Nichtwähler lassen die für sich mitwählen, die zur Wahl gehen.
    Wenn in Berlin alle drei linken Regierungsparteien deutlich an Stimmen verlieren, dann ist das schon aufsehenerregend. Normalerweise ist der Gesamtanteil dieser drei Parteien ziemlich konstant, die Berliner Wähler wechseln üblicherweise zwischen diesen drei Parteien hin und her. Dieser Wahlausgang sollte für RGR ein Alarmsignal sein. Die tun aber so, als wäre nichts gewesen und verkünden bereits ein Weiter so.

  6. 14.

    Frau Jarasch hat nicht gesagt, alle Berliner, sondern nur ihre grüne Klientel gemeint. Politiker, und besonders von den Grünen, neigen gern dazu etwas zu sehen, was es gar nicht gibt. Wenn sie dann auf dem hartem Boden der Tatsachen ankommen, sind sie, wie Frau Giffey stark angefasst. Aber meist nicht lange. Dann geht das Theater wieder von vorne los.

  7. 13.

    Als zugezogener Wessis kann man also auch im tiefsten Osten Berlins Karriere in der Politik machen. Klientelpolitik natürlich. Da sind die Besorgten Bürger dann doch flexibel, wenn's mit der eigenen Ideologie deckungsgleich ist.

  8. 12.

    "Obwohl sie absolut betrachtet sogar weniger Stimmen als 2021 sammelte, steht sie prozentual besser da." Das ist richtig, gilt allerdings in verstärktem Maße für die Grünen.

  9. 11.

    "Effektiv haben die Grünen also innerhalb nur eines Jahres fast ein Fünftel ihrer Wähler verloren.". Das kann nicht sein. Die Frau Jarasch von den Grünen, sie ist schließlich eine diplomierte Politikerin, befand "Klar ist: die Berliner*innen haben sich deutlich für eine starke Grüne Partei ausgesprochen".

  10. 10.

    Sie machen einen Fehler. Die gesunkene Wahlbeteiligung darf man nur bei der AfD anrechnen, die hat also Stimmen "verloren". Bei den Grünen wird momentan diese Betrachtung nicht angestellt, danach hätten die Grünen in der Tat ein Fünftel ihrer Wähler verloren.

  11. 9.

    Mit der Wahlbeteiligung und den Wahlprozenten und den Stimmberechtigten kann man vorzüglich rechnen und hin- und herschieben. Eine Rechnung für die Grünen geht so:
    Sie haben mehr also nur 0,5 Prozentpunkte verloren, weil der absolute Anteil der abgegebenen Stimmen gesunken ist.

    Sie haben also 18,4 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen, aber nur 18,4% * 63,1% = 11,61% der Stimmen der Stimmberechtigten. Also hat nur knapp mehr als jeder Neunte die Grünen gewählt.

    2021 hatten sie noch 18,9% bei 75,4% Wahlbeteiligung, also 14,25% der Stimmen der Stimmberechtigten.

    Effektiv haben die Grünen also innerhalb nur eines Jahres fast ein Fünftel ihrer Wähler verloren.

  12. 8.

    Dann nach jeder Wahl kommen immer die Rechenkünstler. Unter dem Strich sieht es so aus: Die AfD hat nun 17 von 159 Sitzen bekommen. Vor den gestrigen Wahlen hatte sie 13 von 147 Sitzen.

  13. 7.

    Ähem, künftig vertreten sind CDU, SPD, Grüne, Linke und AfD. Und mal ab davon, dass die CDU eine Zusammenarbeit mit der AfD kategorisch ausgeschlossen hat, sollte wer von den "Verbeibenden" denn bitte den "dritten Partner" in der von Ihnen gewünschten Fantasy-Koalition stellen, Teichert? Also manchmal fragt man sich wirklich . . .

  14. 6.

    Wunderbar wie kleingeister gleich auf ein framing anspringen.
    Für mich ist AFD ein klarer Gewinner dieser Wahl, wobei mir persönlich lieber eine Partei zwischen CDU und AFD wäre, eine wirklich konservative Partei der Mitte.
    Aber klar dass in gewissen Bubbles natürlich alles wieder negativ geredet und geschrieben wird.

  15. 5.

    Sie schnallen immer noch nicht dass niemand mit der afd koalieren will und das nun seit 10 Jahren.

  16. 4.

    Also Gewinner sind CDU UND AFD also sollten Sie regieren und sich dritten Partner suchen

  17. 3.

    Also erstmal, haben nicht alle "sogenannte etablierte Parteien" verloren, sondern die CDU mächtig dazu gewonnen. Das mal nebenbei, Martin. Und zweitens, hat die AfD ebenfalls Stimmen verloren und nur aufgrund der geringeren Wahlbeteiligung mehr Prozente als bei der '21er Wahl eingefahren. Deren treue Wähler scheinen also mehr als Wähler anderer Parteien bei der Stange geblieben und an die Urnen getreten zu sein.

    Immerhin nicht schlecht, dass der Putintreue Lindemann, nach dem Russischen Angriffskrieg, in seinem von vielen Russlanddeutschen bewohnten "Rajon" keine zusätzlichen Stimmen eingefahren, sondern sogar, wenn auch minimal, verloren hat.

  18. 2.
    Antwort auf [Sven] vom 13.02.2023 um 15:37

    Hallo,
    es ist doch kein Wunder, wenn die sogenannten
    etablierten Parteien Vertreter so ein schlechtes
    Bild abgeben.
    Haben alle verloren, wollen aber in ihrem
    "Machthunger" , so weitermachen wie bisher.
    Martin

  19. 1.
    Antwort auf [Sven] vom 13.02.2023 um 15:37

    Was genau ist widerlich? Der Wählerwille?

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