Interview | Volleys-Nationalspieler Schott vor WM-Achtelfinale - "Es tut gut, noch einmal die Chance zu bekommen"

Do 01.09.22 | 15:35 Uhr
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BR-Volleys-Nationalspieler Ruben Schott hat es mit Deutschland ins Achtelfinale geschafft (imago images/Bernd König)
Bild: imago images/Bernd König

Nur dank der Schützenhilfe der Konkurrenz sind die deutschen Volleyballer ins WM-Achtelfinale eingezogen. Nationalspieler Ruben Schott von den BR Volleys spricht im Interview über die Stimmung im Team und die Ziele für das restliche Turnier.

rbb: Herr Schott, wie haben Sie geschlafen?

Ruben Schott: Sehr gut und in dem Wissen, dass wir doch noch eine Runde weitergekommen sind.

Sie haben sich mit den deutschen Volleyballern - ohne selbst eingreifen zu können - noch so gerade als einer der besten vier Gruppendritten ins WM-Achtelfinale gezittert. Wie groß ist die Erleichterung?

Wir haben gestern (am Mittwoch, Anm. d. Red.) zusammen in kleinen Gruppen die Spiele verfolgt. Als dann klar war, dass wir doch weiter sind, haben wir uns tierisch gefreut. Eigentlich hatten wir alle schon fast mit dem Turnier abgeschlossen.

Wie haben Sie diesen Wettkampf-Tag erlebt, an dem Sie selbst nichts mehr retten, sondern nur noch auf die Ergebnisse der Konkurrenz hoffen konnten?

Wir hatten gestern den ganzen Tag frei und ich war nur zu den Mahlzeiten im Hotel. Das Hotel ist in einem Industriegebiet, großartig rumspazieren kann man eigentlich nicht. Dafür haben wir direkt nebenan eine Mall, in der ich und ein paar Spieler von uns in einem Café die Spiele auf einem Fernseher verfolgt haben. Ansonsten waren die anderen im Hotelzimmer und haben versucht, sich zu beschäftigen. Der Fernseher lief aber natürlich auch dort die ganze Zeit.

"Ich hoffe, dass wir die Chance bekommen, hier noch ein bisschen weiterzumachen. Wenn nicht, haben wir es ehrlich gesagt auch nicht verdient", hat Ihr Kapitän Lukas Kampa vor der Entscheidung gesagt. Das klingt sehr deutlich. Was hat in der Vorrunde nicht funktioniert?

Für mich lag das vor allem am ersten Spiel gegen Frankreich. Da hatten wir wirklich sehr viele und große Chancen. Im zweiten Satz haben wir 23:18 geführt und konnten den trotzdem nicht gewinnen. Und im Satz darauf hatten wir wieder eine hohe Führung, die wir nicht nutzen konnten. Wenn man solche Chancen liegen lässt, dann kann ich das, was Lukas Kampa gesagt hat, nur unterschreiben. Bei so einer WM zählt jeder einzelne Punkt und jeder Satz und wir hatten eine sehr schwere Gruppe.

Haben Sie - bei allem Frust - auch positive Ansätze gesehen, die Mut machen?

Gerade gegen Frankreich haben wir ja eigentlich ein sehr gutes Spiel gemacht, aber wir konnten uns dafür einfach nicht belohnen. Wir haben viele junge Spieler und die Vorbereitung war für manche nicht optimal. Wir hatten Spieler, die verletzt waren und im ersten Teil des Sommers nicht mitmachen konnten und noch ein bisschen Zeit gebraucht hätten, um wieder richtig reinzukommen. Je länger das Turnier für uns geht, desto besser werden wir.

In der Außenbetrachtung war besonders das klare 0:3 gegen Gastgeber Slowenien im dritten Spiel der Gruppenphase eine Enttäuschung. 12.000 frenetische Fans, die Pflicht, eigentlich punkten zu müssen - war der Druck zu groß?

Es kann schon sein, dass wir uns selbst zu viel Druck gemacht haben. Wir haben gesagt, dass alles von uns abhängt und wir es selbst in der Hand haben. Slowenien war für uns mehr oder weniger ein Endspiel. Wir haben es dann nicht geschafft, in das Spiel richtig reinzukommen. Die Slowenen waren aber von Beginn an sofort da. Für das nächste Spiel am Samstag müssen wir unsere Mentalität ändern und aggressiver auftreten. Vom Spielerischen haben wir auf jeden Fall das Potenzial und wissen alle, dass wir es besser können. Das müssen wir in solchen Spielen dann aber auch abrufen können.

Ist es ein Vorteil, im Achtelfinale jetzt wieder auf Slowenien zu treffen, weil die deutsche Mannschaft aus der Niederlage in der Gruppenphase gelernt hat?

Für uns ist das schon gut. Es tut außerdem gut, da nochmal eine Chance zu bekommen, um zu beweisen, dass wir es besser können. Wir gehen auf keinen Fall mit Angst ins Spiel. Aber wir müssen wie gesagt anders auftreten als beim letzten Mal.

Ein solches emotionales Erlebnis kann ja in einem Turnier manchmal für einen Turnaround sorgen. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass die Revanche gelingt – und was wäre dann im Turnier noch drin?

Erstmal will ich nur, dass wir ein richtig gutes nächstes Spiel machen. Und dann schauen wir mal, was gegen die Slowenen drin ist. Es ist nicht einfach, sie zuhause zu schlagen, gerade auch mit der Kulisse. Wenn wir es schaffen, gucken wir weiter. Unsere Devise ist immer: Das nächste Spiel ist das wichtigste. So haben wir von Anfang an gespielt und so werden wir auch weiter machen. Deswegen haben wir auch noch nicht groß auf den Turnierbaum geguckt. Also ich zumindest noch nicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lynn Kraemer.

Sendung: rbb24, 01.09.2022, 18 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Sieht auf dem Foto richtig sportlich aus der Mann. Aber Vorsicht vor Vespen bei offenem Mund!

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