Interview | Union-Fan zum Stadion-Neubau - "Es wird kein Kommerztempel, die Alte Försterei behält etwas Individuelles"

Di 15.11.22 | 14:33 Uhr
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Helfer beim Umbau des Stadions an der Alten Försterei im Jahr 2008 (imago images/Matthias Koch)
Video: rbb24 Abendschau | 15.11.2022 | U. Wichert | Bild: imago images/Matthias Koch

Union-Fan Andreas Polös hat vor einigen Jahren beim Bau der Alten Försterei mitgeholfen. Die jetzigen Abriss- und Neubaupläne machen ihn emotional. Im Interview verrät er, warum dennoch die Freude auf das neue Stadion überwiegt.

Zwischen 2008 und 2013 wurde das Stadion an der Alten Försterei umfangreich renoviert und zu dem gemacht, was es heute ist. Damals halfen viele Fans des 1. FC Union freiwillig bei den Baumaßnahmen an der Heimat ihres Vereins mit. Nur acht Jahre später soll das Stadion nun größtenteils wieder abgerissen und neugebaut werden, um die Kapazität von 22.012 auf über 37.000 Plätze zu erhöhen. Während des Bauprozesses werden die Köpenicker mindestens eine Saison ins Olympiastadion ausweichen müssen, in dem Hertha BSC seine Heimspiele austrägt.

Andreas Polös ist einer der Fans, die das Stadion mit renoviert haben.

rbb|24: Herr Polös, waren Sie überrascht als Sie von den Stadion-Plänen des 1. FC Union gehört haben?

Andreas Polös: Der geplante Stadionneubau hat mich nicht überrascht. Das ist seit 2018 in der Planung. Aber dass nun auch das Grundstück Union gehört, das hat mich hochgradig überrascht und sehr erfreut.

Ein Großteil des Stadions soll abgerissen und neu gebaut werden. Sie waren damals dabei als die Fans die Tribünen mit ihren eigenen Händen gebaut haben. Nun sollen die Abrissbagger vorfahren. Wie fühlen Sie sich bei dieser Vorstellung?

Ein bisschen habe ich damit gerechnet. Es war eigentlich geplant, dass einfach auf die bestehenden Tribünen eine Etage raufgebaut wird. Da hatte ich mir schon gedacht, dass das gar nicht machbar ist, weil das Stadion nicht steil genug ist. Trotzdem ist es sehr traurig, dass das Stadion, das von den Fans aufgebaut wurde, nun wieder abgerissen wird. Präsident Dirk Zingler hat zwar gesagt, dass man versuchen wird, es so detailgetreu wie möglich wieder nachzubauen, aber ich muss ehrlich sagen: Ich habe da ein lachendes und ein weinendes Auge.

Das weinende, weil der aufwendige Stadionbau der Fans wieder eingerissen wird. Das lachende, weil dann 37.700 Zuschauer in einer superschönen neuen Alten Försterei den puren Fußball leben können. Und diese Freude überwiegt bei mir.

Wird trotzdem eine kleine Träne fließen, wenn Sie das letzte Mal vor dem Abriss auf einer der Tribünen stehen werden, die Sie selbst mit geschaffen haben?

Ich werde davor auf jeden Fall alles noch einmal Revue passieren lassen und mit alten Freunden, die auch beim Bau dabei waren, darüber reden, in Erinnerung schwelgen und alte Fotos angucken. Ob dann auch eine Träne fließt, weiß ich jetzt noch nicht. Es passiert ja nicht gleich morgen. Aber ich werde bestimmt emotional sein.

Es passiert ja nicht gleich morgen, aber ich werde bestimmt emotional sein

Andreas Polös über das letzte Spiel vor dem Abriss

Gab es den Austausch mit den alten Freunden auch schon jetzt? Wie sehen die Menschen in Ihrem Umfeld die Pläne?

Naja, es gibt Leute, die sowieso die 1. Bundesliga sehr kritisch sehen. Die lehnen dieses "immer weiter, schneller und höher" komplett ab. Einige gehen deshalb gar nicht mehr ins Stadion, obwohl sie weiterhin glühende Unioner sind. Teilweise kann ich das sogar verstehen, weil die Alte Försterei jetzt immer proppenvoll ist und das früher natürlich anders war. Aber der Großteil meiner Jungs freut sich wahnsinnig darüber, dass dann endlich mehr Leute ins Stadion kommen können. Ich habe viele Bekannte, die keine Dauerkarte haben und für die ist es schön, wenn sie dann endlich auch Union live erleben können.

Ist die gesteigerte Kapazität für Sie also der größte Vorteil am Neubau?

Im Großen und Ganzen schon. Ich habe auch die Bilder der Planung gesehen und es wird kein riesig großer Kommerztempel werden. Die Alte Försterei wird etwas Individuelles behalten. Da freue ich mich wahnsinnig drauf.

Während der Bauphase wird der 1. FC Union für mindestens eine Saison ins Olympiastadion umziehen müssen, in dem der große Stadtrivale Hertha BSC spielt. Wie finden Sie das?

Das ist mir relativ egal und die Freude auf das, was danach kommt, überwiegt. Ich erinnere mich noch an unsere eine Saison im Jahn-Sportpark. Und man darf auch nicht vergessen, dass wir in der Fremde aufgestiegen sind (Anm. d. Red.: Aufstieg aus der dritten Liga in die 2. Bundesliga im Jahn-Sportpark). Vielleicht werden wir dann auch in der Fremde deutscher Meister (lacht). Das ist natürlich Quatsch.

Klar wird es komisch werden, eine ganze Saison im Olympiastadion zu spielen. Bei der Conference League hatten wir ja schon das zweifelhafte Vergnügen. Es hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist eindeutig: Das ist halt das Olympiastadion. Der Vorteil: Auch dort können schon mehr Leute zu Union kommen. Klar, ist es nicht unser Stadion, ich muss aber auch betonen, dass es auch nicht Herthas Stadion ist. Die sind einfach nur Mieter. Die eine Saison werden wir also schon überstehen und dann geht es mit voller Kapelle in der neuen Alten Försterei weiter.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 15.11.2022, 18 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Der Westen, der auf dem Kompass dem Osten gegenüber liegt. Wenn ein regionaler Verein aus dem Osten wachsen will ist das eine Natürliche Richtig. Die andere Richtung wäre schon Brandenburg. Schauen Sie doch mal in einen Atlas.

  2. 21.

    Imerwider Schede wen Rechtschreibfeler Komentirt werde
    Haben Sie sich vielleicht auch mal Gedanken gemacht das es vielleicht auch seine Gründe haben könnte
    Kommentare 15 und 16

  3. 20.

    also sorry, bitte auch mal vor dem Versenden die Rechtschreibung prüfen oder halt einfach still sein - Danke

  4. 19.

    Union hat das Gelände von Berlin gekauft OK für 50 Euro der qm.
    Wahrlich ein Schnäppchen.
    Über 60 Millionen Schulden Abbau war nur möglich durch den Awonji Verkauf. Stand heute bei den Zinsen ein neues Stadion zu bauen und das als wirtschaftlichen Erfolg zu feiern ist schon tolldreist. Auch der Abriss und Neubau in 2 Jahren. Träume sind Schäume.

  5. 17.

    Antwort füt Ule: Vergessen, wir haben euch richtig abgeschossen als wir im Olypiastadion gespielt haben. Und wir zeigen euch wie es weiter geht. Warum bist du so neidisch? Wenn es keine Konkurrenz gibt, ist Fußball langweilig und der bessere soll gewinnen, damit habe ich kein Problem, aber leider du.

  6. 16.

    Da gebe ich Ihnen recht
    Solche Kritiken muss ich auch oft einstecken, da ich mit einem Stumpf mit einem kleinen Teil des rechten Daumen schreibe kommt es auch bei mir vor das ich auf den falschen Buchstaben komme oder falsch groß oder klein schreibe ( habe auch eine leichte Form der Lese Rechtschreibschwäche )
    Solche Leute wie " Fritzi " machen sich da keine Gedanken drüber, lieber werden Leute hier Blosgestellt
    Das finde ich ist schade das es sowas in unserer Gesellschaft gibt

  7. 15.

    Als Schuldirektor würde ich fragen: Gibt es einen Grund für die Rechtschreibfehler? Lese- Rechtschreibschwäche? Und warum darf der Verfasser trotz Rechtschreibfehler seine Meinung äußern? Meinungsfreiheit? Liebe Frau Lehrerin, mit sofortiger Wirkung suspendiert!

  8. 14.

    So ist wenigstens sicher dass um Olympiastadion weiterhin Erstligafußball zu sehen ist

  9. 13.

    Sorry, überlese (-sehe) ich es, auch in der Bildergalerie -
    aber ich war ende der 70ige (freiwillig bei Aufbaustunden/Arbeitseinsatz im/am Stadion.
    Ist das nicht irgenwie dokumentiert bzw. erwähnenswert?
    Fans gaben schon damals Schweiß und Blut.

  10. 12.

    Lieber Optometrist,

    Sie haben natürlich völlig recht. Der Aufstieg kam damals aus der neu eingeführten Dritten Liga, die ihre erste Saison hinter sich hatte. Haben wir korrigiert, danke für den Hinweis!

    Ihre Redaktion

  11. 11.

    Als Lehrer würde ich sagen " Inhalt 6, Rechtschreibung 6, setzen ". Wie kann man nur so unsäglichen Müll produzieren

  12. 10.

    Es war der Aufstieg aus der 3. Liga in die 2. Liga, nicht aus der Regionalliga, Herr Redakteur.

  13. 9.

    Bernhards und mein Kommentar bezog sich auf den Artikel und den Stadionumbau.
    Das Olympiastadion wurde überhaupt nicht erwähnt.
    Wenn Sie " Blödsinn " schreiben sollten Sie bitte mal den Artikel lesen.
    Hauptsache wieder beleidigen?

  14. 8.

    Blödsinn.Union würde das Olympia Stadion auch nicht gefüllt bekommen. Hertha dagegen das kleene Union Schüßelchen schon. Also mal den Ball flach hallten. Dieses peinliche, "Union ist ja so anders", glaubt eh keiner mehr als in Köpenik. Ist genauiso ein Komerz Verein wie alle anderen auch. Und übrigens auch nicht der erste der 2/3 Jahre gut Spielt und dann auch wieder verschwindet.

  15. 7.

    Auch wenn man nicht in die Zukunft schauen kann und man nicht weiß ob Unionin 10 Jahren noch in der 1.BL spielt...es ist egal. Das neue Stadion wird trotzdem immer gut gefüllt sein.
    Spätestens zum alljährlichen Weihnachtssingen wird die Stimmung und der Gesang, von noch mehr Menschen, bis weit in den Westen zu hören sein und daran erinnern das das ganze neidvolle Gemecker eigentlich gar keinen Sinn ergibt und für ein paar Tage Frieden und Ruhe in Berlin herrscht.

  16. 5.

    Ich bin kein Union-Fan, finde aber aus der Ferne betrachtet, das man bei Union in den letzten Jahren vieles richtig gemacht hat und absolut zu Recht dort steht wo sie jetzt stehen.
    Ich bin selbst Fan einer Mannschaft bei der es auch ne ganze Weile steil aufwärts gegangen ist, bis zu dem Punkt als man sich als selbstverständlichen Teil der Bundesliga gesehen hat und der Meinung war, dort hin zu gehören. Die Realität ist die Regionalliga.
    Ich mußte daran denken als ich vom Stadionausbau laß.

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