Kommentar | Entlassung von Sandro Schwarz - Eine Niederlage für die Hertha-Vereinsspitze

So 16.04.23 | 15:45 Uhr
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(v.l.n.r.) Sportdirektor Benjamin Weber, Präsident Kay Bernstein und Geschäftsführer Thomas Herrich (imago images/Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 16.04.2023 | Tabea Kunze | Bild: imago images/Matthias Koch

Für die Entlassung von Sandro Schwarz als Trainer von Hertha BSC gab es viele Argumente. Trotzdem sieht Herthas Führung dabei nicht gut aus: Sie hatte sich entschieden zum Weg mit dem Trainer bekannt - um ihn am Ende doch zu entlassen. Von Till Oppermann

Fast zwei Tage brauchte Hertha BSC, um offiziell zu verkünden, was längst sowieso alle wussten: Sandro Schwarz ist nicht mehr Trainer von Hertha BSC. Schon am Samstagvormittag hatte der glücklose Coach nach einem Gespräch mit Geschäftsführer Tom Herrich, Sportdirektor Benjamin Weber und Teammanager Andreas Neuendorf das Olympiagelände verlassen, noch während die Mannschaft durch den Nieselregen trabte.

Es folgten Beratungen der Vereinsspitze, die an eine Papstwahl erinnern. Immerhin: Während dieses herthanischen Konklaves kam lange nichts Handfestes an die Öffentlichkeit. Am Sonntag sickerte dann durch: Es übernimmt zum dritten Mal Pal Dardai, der Hertha schon zweimal vor dem Abstieg bewahrte.

So oder so: Für die sportliche Führung ist die Schwarz-Entlassung eine Niederlage. Sie hatte sich wieder und wieder zum gemeinsamen Weg mit dem Trainer bekannt und lange an ihm festgehalten.

Vereinsführung wollte Stabilität

Vielleicht folgte auf die Niederlage gegen Schalke deshalb dieses Wochenende der langen Wartezeit auf das Unausweichliche. Präsident Kay Bernstein und Sportdirektor Benjamin Weber wollten doch alles anders machen als ihre Vorgänger in den wilden Jahren mit Ex-Investor Lars Windhorst, in denen Hertha zwar ebenfalls gegen den Abstieg spielte, aber dabei seine Trainer wechselte wie Unterhosen.

Noch nach der desolaten 2:5-Niederlage auf Schalke sprach Weber von einer "klaren Haltung und Überzeugung", die der Klub habe, und führte aus, was zum Hertha-Weg gehören solle: "Wonach lechzen wir denn? Nach Kontinuität, nach Stabilität."

Gute Argumente gegen Schwarz

Weil aber die von Schwarz aufgestellte Abwehr gegen die schlechteste Offensive der Liga von Stabilität so weit entfernt war wie der Aquadom und Hertha deshalb kurz vor Saisonende auf den letzten Platz abrutschte, haben die Entscheidungsträger nun doch das Vertrauen in den Trainer verloren.

An Argumenten mangelt es ihnen nicht: Mit einem Durchschnitt von 0,78 Punkten in dieser Saison taumelt Hertha der zweiten Liga entgegen. Schwarz reagierte auf die Leistungen seiner Truppe zuletzt reichlich ratlos. Sogar der 36-jährige Prince Boateng rotierte wieder in die Startelf und sollte mit seinem maladen Körper leisten, was Spieler wie Suat Serdar selbst im besten Fußballeralter nicht können.

Mannschaft verantwortet Misere

Positiv formuliert haben die Hertha-Bosse mit ihrer Treue zu Schwarz lange den Reflexen des Profi-Fußballs widerstanden. Ihr Plan A war Sandro Schwarz und das ist eine verständliche Haltung. Dafür, dass Trainerwechsel nicht automatisch den Aufschwung garantieren, liefert die Bundesliga in dieser Saison einige Beispiele. Da muss man nur mal in München nachfragen.

Und Herthas Misere verantwortet in allererster Linie die von Fredi Bobic und Dirk Dufner zusammengestellte Mannschaft. Das wissen alle, die ihre regelmäßigen Totalausfälle im Stellungsspiel und Zweikampfverhalten sehen. Dennoch war eben Sandro Schwarz dafür verantwortlich, diese Mannschaft einzustellen.

Kein Plan B?

In der Hinrunde hatte Schwarz dabei mit seinem Pressing-Fußball noch verhaltenen Erfolg – zumindest spielte Hertha endlich nach einer erkennbaren Idee. Das wurde begleitet von einem Umfeld, das sich nach der Wahl von Bernstein so sehr eine ruhige Hertha wünschte, dass auch auf schlechte Spiele mit geschlossener Unterstützung reagiert wurde.

Während die Aufräumarbeiten der Windhorst-Gegenbauer-Trümmer mit der Freistellung leitender Mitarbeiter wie Bobic und Dufner, den Sorgen um die Lizenz und den Verhandlungen mit dem neuen Investor 777 viel Aufmerksamkeit brauchten, machte sich im sportlichen Kerngeschäft eine "Es wird schon alles gut gehen"-Haltung breit. Dabei gingen die Leistungen spätestens seit Jahresbeginn steil bergab.

In Gelsenkirchen verlor die Vereinsspitze dann das Vertrauen in ihren Plan A Sandro Schwarz. Dass sie nach seiner Abfahrt vom Friesenhaus so lange brauchten, um das auch Mitgliedern und Fans mitzuteilen, gibt kein gutes Bild ab. Die Hertha-Entscheider haben es versäumt, rechtzeitig einen Plan B zu entwickeln. Zu ihrem Glück war Pal Dardai – der beste Plan B auf dem Markt – nie wirklich ganz weg, weil er seine Hertha auch nach zwei hässlichen Trennungen noch liebt.

Sendung: rbb24, 16.04.2023, 18 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Wenn Pal es schafft, die Lliga zu halten, muss das. neue Stadion unbedingt nach ihm benannt werden:
    "
    Dardai-Dampfer"

  2. 23.

    Das Artikelbild sagt alles aus.
    Ne Menge Flaschen, die Körperspannung von Siegern, der Gesichtsausdruck spiegelt unbedingten Kampfwillen aus.
    Da reicht eher für die 3. als für die 1.Liga aus.

  3. 22.

    Richtig, allerdings lassen sich 22 vertraglich-gebundene Lizenzspieler nicht einfach terminieren. Vor Pal liegt eine verdammt schwere Aufgabe diem Dreckigen Haufen Mut und Zuversicht einzuhauchen.

  4. 21.

    Da kann ich Ihnen nur zustimmen .Kein Trainer passt besser zu Hertha , man spielt zwar nicht den schönsten Fußball aber einen soliden ergebnisorientierten , vielleicht schafft er ja noch das Wunder !

  5. 20.

    Möglicherweise wird Dardai es schaffen, Hertha wieder in die Relegation zu führen. Dann könnte es wieder gegen den HSV gehen und die wollen eh nicht hoch. Zum Lohn für den Klassenerhalt wird Dardai wieder entlassen und ein super neuer Trainer vorgestellt, der ein super modernes Konzept von Fußball hat, das super zu Hertha passt. Er schafft es bis zur Winterpause, den Punkteschnitt von Schwarz noch zu unterbieten. Anruf bei Dardai… Mittlerweile hat Netflix die Rechte an der Geschichte gekauft. Als Dardai ist Bill Murray eingeplant, das Murmeltier soll auch mal durchs Bild laufen.

  6. 19.

    Wenn es einer schafft , dann Pal Dardai . Leider viel zu spät . Das hätte schon zur Bobic Entlassung passieren sollen dann wäre man jetzt nicht letzter. Das kommt davon ,wenn man einen Ultra zum Präsidenten eines Vereins macht , sowas kann sich nur die Hertha ausdenken .

  7. 18.

    Spielergehälter auf Erstliga-Niveau, Leistungen eher Regionalliga.
    Das kann nicht funktionieren. Egal, wie der Trainer heißt.
    Ein Trainer kann immer nur Vorgaben machen - ob die Spieler sie dann auf dem Platz auch umsetzen, kann er nicht mehr beeinflussen.

  8. 17.

    Wenn Pal Dardai,
    den Verein nun schon zum 3ten mal rettet,
    bekommt Er dann endlich,
    eine Festanstellung ?
    Wie Tief ?
    kann Hertha ?
    Noch sinken ?

  9. 16.

    Die Mannschaft stark zu reden, sich vor sie zu stellen und auch kleine Fortschritte anzuerkennen ist natürlich sehr freundlich und uneigennützig von Sandro Schwarz gewesen. Ob es aber sportlich die richtige Entscheidung war, in der Winterpause, trotz zwar leicht verbessertem Spiel, aber nicht ausreichender Punkteausbeute, solche Signale an die eigenen Spieler zu senden, die eigentlich alles verbessern können, wage ich zu bezweifeln.

  10. 15.

    Dardai ist ein Ehrenmann, aber er sollte es für diese seit Jahren nur noch verkommene DRECKS-HERTHA nicht mehr richten. Einen reudigeren Hauptstadtclub gibt es weltweit bestimmt nirgendwo. Hertha ist eine Beleidigung für das altehrwürdige Olympiastadion. Der Abstieg wäre nur verdient.

  11. 14.

    ..wenn man sich das Titelbild so richtig ansieht.
    14 Flaschen im Vordergrund und 3 dahinter.
    Bei dem Management und der wenig inspirierten Mannschaft kann man Pal Dardei nur Glück wünschen.

  12. 13.

    Da bin ich 100% bei dir das wäre Mal ein Plan

    Wie sehr muss Pal die Hertha lieben ,um nach der miesen Behandlung wieder zu helfen ,wenn die Mannschaft auch so wäre ,hätten wir keine Sorgen

  13. 12.

    Verantwortlich für de sportlichem Teil….ok! Aber für die Einkäufe der Spieler ist er ja wohl nicht…wenn nur beratend…verantwortlich!? Die Männer auf dem Platz verdienen Unsummen und schieben ihr Unvermögen auf den Trainer ab…egal, welche Mannschaft. Diese ganze System stinkt. Sollte man hier mal nach dem Leistungsprinzip oder Wichtigkeit entlohnen….

  14. 11.

    Ich finde es von einigen hier an dieser Stelle unmöglich wie sie über Hertha spotten. Dann seid doch einfach ruhig. Ihr seid doch keine Fans.
    Dardai wünsche ich viel Glück. Er ist ein guter Trainer und menschlich klasse.
    Sandro kann trotzdem nichts dafür und ich wäre für seinen Verbleib gewesen. Toller Charakter. Nie die Mannschaft schlecht geredet. Immer fair. Die Aufgabe liegt allein bei den Spielern. Moral zeigen. Kämpfen!!

  15. 10.

    Kein schlechter Trainer?Vielleicht ein netter Mensch?
    Nur der Erfolg zählt,wie bei jedem Arbeitnehmer!
    Meiner Meinung nach ist die Entlassung leider schon zu spät erfolgt! Der Letzte Funken Hoffnung liegt jetzt bei PAL
    der Hertha liebt und lebt!

  16. 9.

    Was soll Dardai aus dieser Elendisch schlechten Mannschaft machen,
    Hertha ist der lächerlichste Fußballverein Deutschlands

  17. 8.

    Hertha ist und war schon immer ein elendlicher Haufen.
    Ohne Führung. Amateur Liga eben

  18. 7.

    Zum Glück hat dich niemand gefragt.
    Natürlich ist der Trainer nun mal für den sportlichen Teil verantwortlich. Insofern muß er auch die Konsequenzen tragen. Das trifft irgendwann jeden Trainer in jeder Mannschafft.

  19. 6.

    Schlechter kann es gar nicht mehr laufen, Pál Dardai braucht "nur" eine Mannschaft zu formen in der es eine Abwehr gibt, die auch diesen Namen verdient und das traut man dem Pál zu. Wenn dann die Verteidigung steht, kommt Sicherheit ins Spiel und mit dem gar nicht so schlechten Mannschaftsteil Attacke können dann auch entscheidende Spiele gewonnen werden. Sandro Schwarz ist bestimmt kein schlechter Trainer, bloß für seine Pressing-
    Spielweise fehlten ihm bei der Hertha nur die richtigen Leute.

  20. 5.

    Donnerwetter ,hat ja lange gedauert bis die Oberen gemerkt haben das das nicht so weiter gehen kann ! Leider aber 4 Wochen zu spät,meine ich ! Ich habe immer gesagt, der Trainer muß weg,und das so schnell wie möglich! Wenn Pal Dardai nun noch den Torwart Christensen auf die Bank setzt und die Mannschaft an Ihre Leistungsgrenze geht ist Mi großen Wunschdenken vielleicht die Liga noch zu retten! Viel Glück und Erfolg Pal Dardai

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