Interview | Sportdirektor des SC Potsdam - "Wir wollen den Titel, aber brauchen uns nicht unter Druck setzen"

Do 27.04.23 | 13:42 Uhr
  6
Die Spielerinnen des SC Potsdam jubeln über den Finaleinzug (Quelle: IMAGO/Ostseephoto)
Audio: rbb|24 | 27.04.2023 | Toni Rieger | Bild: IMAGO/Ostseephoto

Die Volleyballerinnen des SC Potsdam sind zum zweiten Mal in Folge ins Finale um die Deutsche Meisterschaft eingezogen. Sportdirektor Toni Rieger spricht im Interview über den holprigen Weg dorthin und erklärt, was der Titel für Potsdam bedeuten würde.

rbb|24: Herr Rieger, wie war die Nacht, wie wurde der Finaleinzug gefeiert?

Toni Rieger: Naja, auf einen Mittwochabend ist natürlich in Potsdam nicht so viel los. (lacht) Aber wir haben das bei uns in der Halle noch ein bisschen zelebriert. Einige waren relativ spät zu Hause, aber alles im normalen Rahmen, denn es geht ja noch weiter.

Ihr Team hatte vor dem Start der Playoffs eine kleine Schwächephase und stand nach einer Heimniederlage gegen Suhl zu Beginn des Viertelfinals schon vor dem Aus. Haben Sie an diesem Punkt schon gedanklich mit der Saison abgeschlossen?

Natürlich geht einem viel durch den Kopf und für uns als Verantwortliche ist da immer viel Druck. Wobei man immer sagen muss, dass wir bis dahin eine hervorragende Saison gespielt haben, die beste Saison, seitdem wir in der Liga sind. Wir haben den Supercup und drei Spiele in der Champions League gewonnen und standen im Pokalfinale. Aber am Ende gucken doch viele nur auf das Ergebnis der Playoffs. Und wir haben auch einfach eine zu gute Mannschaft, um so früh schon auszuscheiden.

Was ist denn nach dieser 0:3-Niederlage gegen Suhl passiert, dass die Mannschaft wieder zu alter Stärke gefunden hat?

Ich glaube, es sind ganz viele Sachen. Natürlich haben wir auch intern geredet, das hilft manchmal. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wir den ganzen Januar und Februar über englische Wochen hatten. In der Phase war es auch nicht möglich, wieder Kraft aufzubauen. Dazu hatten wir nach dem Ausscheiden aus der Champions League und dem CEV-Cup wieder die Möglichkeit. Und das kam uns jetzt auch wieder zugute. Das hat man gesehen: Wir waren dynamischer, den Schritt schneller und in der Abwehr gut. Und das dritte Spiel in Potsdam gegen Suhl war dann für alle wie eine Befreiung.

Gegen Suhl hatte ich teilweise einen Puls von 140, beim ersten Halbfinal-Spiel in Schwerin war er bei 100.

Sportdirektor Toni Rieger über seine Achterbahnfahrt der Gefühle während der Playoffs

Wie war denn da die Stimmung in der Mannschaft?

Die war wieder wie Mitte Januar, wo wir sehr guten Volleyball gespielt haben. Weil von allen eine Last abgefallen ist. Keiner wollte im Viertelfinale ausscheiden. Es war auch für die Spielerinnen ein unheimlicher Druck. Aber wir haben es geschafft und dadurch war dann auch wieder eine gewisse Lockerheit da, die wir auch in der Hinrunde hatten. Ich kann es mal so beschreiben: Gegen Suhl hatte ich teilweise einen Puls von 140, beim ersten Halbfinal-Spiel in Schwerin war er bei 100.

Seither ging kein Spiel verloren, gegen den "Angstgegner Schwerin", wie Kapitänin Laura Emonts sagte, gegen den man in der Saison drei Mal unterlegen war, gab es jetzt einen überraschend klaren 2:0-Erfolg im Halbfinale. Wie erklären Sie sich das?

Wir haben auch in den Jahren zuvor immer ganz gute Spiele gegen Schwerin gemacht, aber erst drei oder vier Mal überhaupt gewonnen. Das hing jetzt mit dem Spiel gegen Suhl zusammen. Und der Satz, in dem wir gegen Schwerin acht Matchbälle abgewehrt haben, der gibt einem natürlich Auftrieb. Das motiviert nochmal und zieht die andere Mannschaft ein bisschen runter. Und natürlich träumt man vor dem Rückspiel davon, dass man alles perfekt machen kann. Und dann waren wir einfach die bessere Mannschaft und haben gegenüber dem ersten Spiel nochmal eine Schippe draufgelegt. Dann war da natürlich kein Halten mehr, dazu noch mit so vielen Zuschauern in der MBS-Arena.

Die letzten Tage waren für die Spielerinnen auch physisch herausfordernd, mit vielen und oft vor allem auch langen Spielen. Wie viel Kraft ist denn noch da für die Finalserie gegen Stuttgart - oder hat der Finaleinzug nochmal neue Kräfte freigesetzt?

Ja, na klar, absolut. Wir freuen uns darauf. Wir spielen das Finale, um Deutscher Meister zu werden - und nicht, um uns nach drei Spielen zu ergeben. Wir haben in den letzten zweieinhalb Wochen fünf Spiele gehabt. Jetzt kommt uns vielleicht zugute, dass wir die Vielzahl von Spielen aus der Champions League und dem Pokal auch gewöhnt sind.

Jetzt geht es gegen den Hauptrundensieger Stuttgart um den Titel - wie schon im letzten Jahr. Was für eine Serie erwarten Sie da?

Wir haben immer gute Spiele in Stuttgart gemacht. Es ist eine neue Situation und ich glaube schon, dass wir eine Möglichkeit haben. Dazu muss natürlich auch alles passen. Und wir müssen das nötige Glück haben. Das hatten wir in der letzten Saison im vierten Spiel nicht. [Potsdam vergab in eigener Halle zwei Matchbälle zur Meisterschaft; Anm. d. Red.] Vor allem freue ich mich für unsere Fans. Wir spielen jetzt das 19. Heimspiel, das ist auch toll für unsere Stadt.

Die Final-Termine

Spiel 1, 2. Mai (19 Uhr): Stuttgart - SC Potsdam

Spiel 2, 6. Mai (17 Uhr): SC Potsdam - Stuttgart

Spiel 3, 10. Mai (20:15 Uhr): Stuttgart - SC Potsdam

Spiel 4 (falls nötig), 13. Mai (17 Uhr): SC Potsdam - Stuttgart

Spiel 5 (falls nötig), 15. Mai (18 Uhr): Stuttgart - SC Potsdam

Mit Stuttgart haben Sie noch eine Rechnung offen, nachdem die Finalserie letztes Jahr knapp mit 2:3 verloren ging. Ist das ein zusätzlicher Ansporn?

Ja, natürlich. Aber auch Stuttgart hat so gesehen noch eine Rechnung mit uns offen, weil wir dort den Supercup gewonnen haben. Aber das kann man nicht miteinander vergleichen. Wir wollen natürlich den Titel, aber brauchen uns auch nicht unter Druck setzen. Der Favorit ist Stuttgart, das muss man ganz klar sagen. Wir haben gar keinen Druck. Wir sind im Finale. Das haben uns viele Leute nach dem Tief gar nicht zugetraut. Da muss ich auch ein ganz großes Lob an das Trainerteam aussprechen, das es immer wieder geschafft hat, die Mannschaft auf den Punkt fit zu bekommen.

Nach dem Gewinn des Supercups hat der SC Potsdam jetzt die Chance, mit der Meisterschaft den zweiten und gleichzeitig größten Titel der Vereinsgeschichte zu gewinnen. Was würde Ihnen das bedeuten?

Das ist das, wofür wir 2009 aufgestiegen sind. Wir spielen in der ersten Liga, um Titel zu gewinnen. Für uns als Verein bedeutet das, dass wir für die Arbeit, die wir reingesteckt haben, die Belohnung bekommen. Auch für mich persönlich ist das ein Mega-Erfolg, davon träumt man. Aber am meisten freut es mich am Ende für die Fans in Potsdam und für unsere ehrenamtlich Helfer.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lisa Surkamp-Erler, rbb Sport. Es handelt sich um eine gekürzte und leicht redigierte Version.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.04.2023, 6:15 Uhr

6 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 6.

    Erstmal herzlichen Glückwunsch zum Erreichen der Play-off-Finalspiele an den SC Potsdam!
    Ich drücke die Daumen für den Titelgewinn.

    @Hermann: Der von Ihnen beanstandete Text ist ein wörtliches Zitat. Bei Zitaten finde ich es absolut in Ordnung, dass man da nicht übermäßig dran herumwerkelt, bevor sie veröffentlicht werden. Oder richtet sich Ihre Kritik gar nicht an den rbb, sondern an Herrn Rieger, der diesen Satz gesagt hat?

  2. 4.

    @rbb24
    Zum Titel:Man kann Sturheit auch übertreiben!

  3. 3.

    @Hermann
    Vielleicht sollte man denen mal einen Duden schicken. Man kann natürlich auch im Netz nachschauen.

  4. 2.

    @Hermann
    Glauben Sie ernsthaft, da wird etwas berichtigt? Der rbb24 ist da stur. Da müssen noch Hinweise kommen. Mit 1 Rüge ist da wenig getan.

  5. 1.

    Zur Überschrift. Wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen überhaupt nicht zu gebrauchen.

Nächster Artikel