Energie Cottbus erlebt schwarzen Nachmittag - Ausschreitungen statt Aufstiegsjubel

So 11.06.23 | 17:34 Uhr
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Polizei vor dem Cottbuser Block, Trainer Claus-Dieter Wollitz versucht zu beruhigen. / imago images/Matthias Koch
Video: rbb24 | 11.06.2023 | Sebastian Meyer | Bild: imago images/Matthias Koch

Energie Cottbus wollte sich in Unterhaching den Traum von der Rückkehr in den Profifußball erfüllen. Stattdessen verloren die Lausitzer auf dem Platz und auch daneben. Was passiert ist - und was die Vereinsverantwortlichen dazu sagen.

Sebastian Lemke hat Tränen in den Augen. Der Präsident von Energie Cottbus steht nach dem Spiel an der Trainerbank beim rbb-Interview. Auf dem Platz steigt eine Party in Rot und Blau. Spieler und Fans der SpVgg Unterhaching feiern den Drittliga-Aufstieg, mittendrin ihr prominenter Trainer und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner. Lemke hingegen ringt um Fassung. "Wir haben zwei Jahre dafür gekämpft, haben alles versucht", sagt er mit brüchiger Stimme. "Wir haben unser Spiel nicht geschafft. Ich kann nur sagen: Entschuldigung, es tut uns leid."

Versuchter Platzsturm

Mit 0:2 hat Energie Cottbus zuvor im Sportpark Unterhaching verloren. Vor 12.500 Zuschauern, mindestens 5.000 davon sind Cottbus-Fans. Es ist eine rote Stimmungswand mit der Mission: Heimspiel-Atmosphäre schaffen. Das gelingt zunächst. Doch am Ende sind es andere Bilder, die im Gedächtnis bleiben.

In Minute 68 wird es beim Stand von 0:1 hektisch vor dem Block der Lausitzer. Ein Tor wird aufgetreten und drei, vier Fans stürmen aufs Feld. Das berichtet ein rbb-Reporter vor Ort. Zuvor seien Bierbecher und Leuchtraketen auf den Rasen geflogen. Die Ordner und Ordnerinnen wollen die Fans aufhalten, eine von ihnen stürzt bei dem Versuch.

Unmittelbar darauf stürmt die Polizei in den Innenraum des Stadions. Sie drückt das Tor zu, drängt die Anhänger der Lausitzer zurück in den Block und sprüht dabei auch kräftig mit Tränengas. Eine Viertelstunde dauert es, ehe das Spiel fortgesetzt werden kann.

Präsident und Trainer am Block

Trainer Claus-Dieter Wollitz hat zuvor auf die Fans eingewirkt. Er ist direkt zum Ort des Geschehens gelaufen. "Wir wollten beruhigen. Ich war nicht der Einzige, aber schon relativ weit vorne", sagt der 57-Jährige im Nachhinein. "Ich habe versucht, zu deeskalieren. Die Polizei hat mich nicht richtig durchgelassen, sonst wäre ich zum Zaun gegangen." Er wolle nicht gutheißen, was dort passiert sei. "Es hätte das nicht gebraucht, das ist klar", sagt er, "trotzdem ist im Vorlauf der beiden Spiele vieles schiefgelaufen. Aber nicht von Energie Cottbus."

Wenn man hier als Drecks-Ossi bezeichnet wird, wenn man da oben sitzt. Immer wieder Unterbrechungen, immer wieder Provokationen.

Sebastian Lemke, Präsident von Energie Cottbus

Bei Präsident Lemke klingt das ähnlich. Er wolle sich "dazu fast gar nicht äußern. Wenn man hier als Drecks-Ossi bezeichnet wird, wenn man da oben sitzt. Immer wieder Unterbrechungen, immer wieder Provokationen", sagt er. "Das ist scheiße da vorne, aber wie es passiert ist, ist eine andere Sache." Lemke hatte sich schon in der Halbzeit mit einem Mitarbeiter der Hachinger gestritten, der den Rasen noch bearbeitete, während sich Energies Spieler aufwärmen wollten.

Lemke: "Haching hat es verdient"

Tiefer sitzt die Enttäuschung über die sportliche Niederlage. "Haching hat zwei Spiele gewonnen und es damit auch verdient", sagt Lemke. Der Frust, als Meister nun tatsächlich mit leeren Händen dazustehen, ist riesig. "Enttäuschter kann man nicht sein. Im Prinzip haben wir durch zwei Einwürfe unsere ganze Arbeit kaputtgemacht", sagt Wollitz.

Der 57-Jährige klagt über den ersten Gegentreffer ("Ein dämlicheres Tor kannst du nicht bekommen.") und die Chancenverwertung: "Wenn du diese Möglichkeiten nicht machst und gleichzeitig so einfache Fehler, steigst du eben nicht auf. Wir haben nichts in der Hand. Wir sind zwar Meister und Pokalsieger, aber haben den großen Wurf in den letzten beiden Spielen nicht hinbekommen."

Und dann gibt er sich - auch in diesem Moment - doch so, wie man ihn kennt: kämpferisch. "Wer hinfällt, hat auch wieder aufzustehen", sagt Wollitz. "Der Klub ist stark, der Klub hat eine Wucht, der Klub kann leiden. Da brauchst du ein paar Tage, aber wir werden wieder angreifen." In der kommenden Saison, wenn dann dieser "irsinnige Wettbewerb" der Aufstiegsspiele pausiere und der Meister der Regionalliga Nordost direkt aufsteigt. Favorit sei man nicht. Aber: "Das wäre schön, wenn wir das hinkriegen könnten."

Sendung: rbb24, 11.06.2023, 18 Uhr

37 Kommentare

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  1. 37.

    Ich finde ja, im Gegensatz zum Spielkommentator, das Auftreten von Vereinsteilen und etlichen Fans FCE ist seit Jahren eine einzige Provokation. Und das soll der gegnerische Verein ausbaden (stichwort Ordnerkonzept)? Nee, mein lieber Scholli. Wer sich so aufführt wie die einschlägigen Fans von Energie hat im Stadion nichts(und eigentlich nirgends was) verloren und sollte schon gar keine Bühne haben. Hier hat die Polizei mal wirklich nicht angefangen, sondern schnell und umsichtig reagiert. Und wenn die einzige Sorge des Reporters die unschönen Bilder sind und der Makel, der jetzt auf den blütenweißen Sport und den unschuldigen Verein geworfen wird, dann kann er gleich mit zu den offenbar notwendigen Resozialisierungsstunden. Sorry, aber das leidige Thema nervt nur noch, weil sich nichts ändert und alles einfach bleibt wie es ist. Nein, schlimmer wird, siehe Schiris. Die physische und verbale Gewalt sind immenanter Teil der Fußballkultur. Und das ist schlecht.

  2. 36.

    Wir können froh sein, daß wir Wollitz als Trainer haben! Auf geht's Cottbus: kämpfen und siegen!

  3. 35.

    Immer sind andere schuld...

  4. 34.

    Dann gehören Sie aber zum wenig sichtbaren Teil der Energie-Fans...

  5. 33.

    Na Frank, und beim Spiel in Hannover, da waren die Hannoveraner alle ganz lieb, oder?

  6. 32.

    Bin auch Cottbus Fan und alles andere als Rechts.
    Danke für die Verallgemeinerung.

  7. 31.

    Respekt, Pele Wollitz hat sich als Fairer Verlierer gezeigt und ist absolut sympathisch und authentisch. Im Gegensatz dazu der Cottbuser Präsident, wenn ich sein Verhalten sehe dann wundert mich nicht das ein Teil der Cottbuser Fans sich so verhält wie am Sonntag. Das Publikum zu provozieren gehört sich nicht.

  8. 30.

    Herzlichen Glückwunsch nach Unterhaching
    Ich sage nur 1997 Hannover 96
    Wir waren damals die Scheiss Wessis
    LG

  9. 29.

    Ich finde das viele Kommentare einfach nur unterirdisch sind . Es sind nicht DIE Cottbuser Fans, sondern nur einige wenige Chaoten denen nicht der Verein am Herzen liegt , sondern Krawalle und Selbstdarstellung. Als BFC - Fan werde ich Energie bestimmt nicht in mein Abendgebet einschließen, aber man sollte auch den normalen Cottbuser Fans gegenüber fair bleiben . Sport frei.

  10. 28.

    Spielerisch gesehen hat es diese Gurkentruppe einfach nicht verdient
    aufzusteigen. Basta. Und sich an den ganzen Provokationen hoch zu ziehen ist lächerlich.

  11. 25.

    Bisschen schwach nach dem verpassten Aufstieg gleich die gesamte Leistung der Saison zu vergessen.
    Ohne Wollitz wären Kicker wie Hottmann, Wähling oder Hofmann nicht in CB.

  12. 24.

    Wollitz raus!!!!! Jetzt. Bitte.

  13. 23.

    Es nützt nichts, wenn Herr Wollitz sich nach der miserablen Vorstellung aufs Herz schlägt. Er hat die Mannschaft nicht weiterentwickelt. Bitte raus mit ihm. Was für ein Grossmaul. Vorstand und Präsidium bitte endlich aufwachen!!!!

  14. 22.

    Das frage ich mich auch, aber die Antwort wissen wir ja alle: Es sind eben die Guten, sie denken ja wie die meisten Polizisten,

  15. 21.

    Immer sind die anderen Schuld und kein Wort wie immer zu den überwiegend extrem rechtsradikalen Fans von Cottbus.

    Ich hoffe dieser Verein verschwindet ganz aus unserem Land!

  16. 20.

    Aber das die Polizei sich vor der Vottbusser Trainerbank stellt war provokativ oder wollten sie wollitz schützen :)

  17. 19.

    Das die Cottbuser "Fans" schlechte Verlierer sind, ist ja schon lange bekannt. Vielleicht sollte man Vereine mit solchen "Fans" eine Weile vom Spielbetrieb ausschließen. Dann kühlt sich vielleicht das Mütchen.

  18. 18.

    Habt ihr wirklich,nach den Provokationen im Hinspiel was anderes erwartet.
    Klar war das Verhalten einiger Cottbuser blöd.

  19. 17.

    Schade, ich hab Cottbus so die Daumen gedrückt. Nun müssen wir uns rassistische Entgleisungen und Relativierungen seitens der Verantwortlichen mindestens ein weiteres Jahr anhören.Aber irgendwann gehen auch in der Lausitz endgültig die Lichter aus, nicht nur bei Relegationen wie anno 1997 gegen Hannover, wo auch schon übelst rassistisch und homophob beleidigt wurde.Braun ist nicht nur die Kohle.

  20. 16.

    Ich wusste gar nicht, dass Energie Cottbus in der 4. Liga spielt. Wie ist es dazu gekommen? Zu viel Jänschwalder Luft eingeatmet und zu viel aus dem Ostsee getrunken?

  21. 15.

    1. Cottbus hat zwei Spiele klar verloren. Was gibt's da zu meckern? Der Sinn der Relegation ist allerdings fragwürdig, wenn dadurch ein Meister nicht automatisch aufsteigen kann.
    2. Der Trainer von Cottbus, Wollitz hat gegenüber der Presse auf allen Trainerstationen, auch im Westen, immerschon den schlechten Verlierer gegeben. Mag sein dass er etwas vom Fußball versteht, in Sachen Öffentlichkeitsarbeit völlig unterirdisch.
    3. Der Verein hat sich noch nie wirklich um die Chaotischen Ultras gekümmert und denen die Levieten gelesen... Von daher bin ich eigentlich froh, dass diese "Fankultur" nicht auf die ganze Republik los gelassen wird.

    Wenn Cottbus das irgendwann mal in den Griff bekommt, können sie gerne aufsteigen....

  22. 14.

    Ich freu mich über das Ergebnis. Cottbus ist in Höhenschönhausen ein gern gesehener Punktelieferant. Wir freuen uns schon jetzt auf den Besuch der Cottbuser und von Frau Wollitz.

  23. 13.

    Wenn's mit dem Sportsfreunden nicht geht, dann geht's eben ohne. Vielleicht ist ein Geisterspiel bei solchen Wettkämpfen die bessere Alternative. Keine Ordner, keine Polizei, keine Randale, keine Sachschäden.

  24. 12.

    Ich habe auch auf BR das Spiel geschaut. Bis auf einen Fehler, wo er Halle mit Zwickau verwechselt hat(Spielabbruch Zwickau gegen Essen), war er wirklich gut. Hat kurz danach gleich sein Irrtum korrigiert, Fand ich gut.

  25. 11.

    Warum wurden die Randalierer eigentlich wieder unbehelligt zurück in den Block geschoben? Woanders wäre alles drumherum zum Erliegen gekommen und die Störer und deren Sympathisanten stundenlang gekesselt.
    @rbb: wie viele Festnahmen gab es? Wie viele sitzen jetzt in Präventivgewahrsam? (Das bayerische PAG gibt das für einen Monat her...) Wie viele Strafverfahren wurden eingeleitet? Und wann bekommen die Randalierer die Rechnung für den Polizeieinsatz?

  26. 9.

    Als neutraler Zuschauer und Mitglied des FC CARL ZEISS JENA kann ich deiner Meinung nur zustimmen. BGW-Grüsse

  27. 8.

    Als Brandenburger Bürger/in muss man sich für die ständige Provokation der Cottbusser "Fans" in Grund und Boden schämen! Und ist noch nett ausgedrückt. Je nach Mannschaftsgegner wird mehr oder weniger stark Randale gemacht. Sowas macht kein echter Fan. Das ist von denen gewollte Provokation und andere werden öffentlich dafür verantwortlich gemacht. Das Schlimme ist: das Management unterstützt durch ähnliche Zuweisungen und erreicht dadurch keine Besserung, eher ein weiter so!

  28. 7.

    Habe das Spiel Bayerischen Rundfunk gesehen. Der Kommentator dieses Senders hat objektiv über das Spiel und die Geschehnisse ab der 70. Minute gesprochen .

  29. 6.

    Hab es ja schon im Live-Chat gepostet:

    Das der Präsident moniert, dass bei dem Wetter in der Halbzeit der Rasen gewässert/behandelt wird, ist nicht Anti-Cottbus, sondern völlig normal!
    Das der Kommentator bemerkt, dass Sandro Wagner die eigenen Fans zur Unterstützung auffordert, sei ein Indiz dafür, daß Haching mit allen Mitteln arbeitet, ist lächerlich bis ärgerlich und parteiisch!
    Der Kommentar war echt unterirdisch!

    Haching hat 4 Tore geschossen - Cottbus 1 - Punkt!

    Dieses ewige Benachteiligungsgewimmere nervt ungemein. Wundert sich da noch ernsthaft wer über den Begriff Jammer-Ossi?

    Und das Polizei in voller Montur aufmaschieren musste, ist wahrscheinlich auch eine Hachinger Inszenierung gewesen...

    Achso: was hat eigentlich vor Ende der Partie hinter dem Cottbus-Block gebrannt?

  30. 5.

    Ich stimme absolut zu, der Kommentator biederte sich in fragwürdiger Weise beim Cottbus zugeneigten Publikum an. Man kann natürlich den Organisatoren in Unterhaching vorwerfen, dass sie nicht über Hunderte von Ordnern verfügen um anreisende Cottbusfans in Schach zu halten. ist aber grotesk. Und dass sie zur Unterstützung Polizisten einsetzen, deren Anwesenheit in großer Zahl doch von einiger Voraussicht spricht. Aber sowas "provoziert" den gemeinen Cottbusfan natürlich, befand jedenfalls der Kommentator. Es wird Zeit nicht mehr das Verhalten von Chaoten zu verharmlosen, nur weil sie in bestimmten Gegenden unseres Landes allgegenwärtig sind. Und schon gar nicht die Schuld für deren Entgleisungen bei anderen zu suchen. Geht eigentlich die Rechnung für den Polizeieinsatz nach Cottbus?

  31. 4.

    Schade, hätte es euch gegönnt. Nächstes Jahr hoffe ich, dass ein anderer Traditionsverein das Rennen macht: der glorreiche FCC! Die Mannschaft ist zusammengeblieben und wurde punktuell verstärkt. Wie ihr wisst, ist Eingespieltheit ganz entscheidend im Aufstiegsrennen. Blau-gelb-weiße Grüße in die Lausitz. P.S.: Diese irrsinnige Relegation!!

  32. 3.

    Die Aussagen der Kommentatoren des RBB im Fernsehen zu den Ausschreitung war unterirdisch. Es wurde pemanent versucht die Schuld der Polizei oder Unterhaching zuzuschieben.
    Randaliert haben, wie eigentlich immer, die Fans von Cottbus.
    Zu sagen, das die Präsens der Polizei die Fans reizen würde, ist grotesk. Keine Krawalle durch Cottbusfans, kein Polizeiaufmarsch.
    Wo leben wir eigentlich, wenn Chaoten sich durch die Polizei gereizt fühlen dürfen und dadurch das Aufbrechen eines Tores gerechtfertig wird.
    Aber die Interviews von Lembke und Wollitz haben das ja bestätigt, der Ossi das Opfer und die bösen Wessis unterdrücken den Osten.

  33. 2.

    Auf geht's Cottbus: kämpfen und siegen!

  34. 1.

    BaDU hat die Chancen leider nicht verwerten können. Schade, jedoch Daumendrücken für die nächste Saison.

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