Wechsel von Hertha - Wieso Lucas Tousart perfekt ins Team von Union passt

Mo 24.07.23 | 06:07 Uhr | Von Till Oppermann
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Ex-Herthaner Lucas Tousart im Trikot des 1. FC Union. / imago images/Matthias Koch
Bild: imago images/Matthias Koch

Sein Wechsel zu Union versetzte viele Hertha-Fans in Aufruhr: Lucas Tousart. Gleich bei seinem ersten Spiel als Köpenicker hat er angedeutet, wie er Union verstärken könnte. Ist Manager Ruhnert ein neuer Coup gelungen? Von Till Oppermann

Als Lucas Tousart vor seinem ersten öffentlichen Training als Unioner etwas schüchtern den Rasen betrat, trug er ein kleines Pflaster auf seinem bärtigen Kinn. Einige witzelten schon, der Mittelfeldspieler habe nach der Verkündung seines Wechsels zu Union Besuch von Hertha-Keeper Marius Gersbeck bekommen, gegen den wegen einer Schlägerei ermittelt wird. In dieser Hinsicht gab es schnell Entwarnung: Tousart hatte im nichtöffentlichen Training am Tag zuvor einen Stollen abbekommen.

Aber der Zorn der Herthaner ist ihm auch ohne körperliche Angriffe gewiss. Nach einem Abstieg als ehemaliger Vizekapitän zum Lokalrivalen wechseln? Das macht nur ein Söldner, da waren sich zumindest die Blau-Weißen einig. Schließlich hatten sie Tousart wegen seiner kämpferischen Spielweise ins Herz geschlossen.

Union-Fans begrüßen Tousart herzlich

"Warum eigentlich nicht?", könnte man ihnen antworten. Als Tousart 2020 durch ein horrendes Gehalt vom Champions League-Teilnehmer Lyon zu einem Verein gelockt wurde, der sich erst noch zum Topklub entwickeln wollte, begrüßte ihn schließlich auch kein Herthaner mit "Söldner"-Rufen. Und dass sich der Franzose und seine Frau in der Hauptstadt wohl fühlen und hierbleiben wollten, kann ihnen wohl kein echter Berliner ernsthaft übelnehmen.

Aber im Fußball geht es eben oft mehr um Emotionen als um rationale Argumente. Das gilt auch in Köpenick und so war Tousart vor seinem ersten Testspieleinsatz für den 1. FC Union sicher sehr gespannt, wie ihn die neuen Fans begrüßen würden. Die Antwort ist einfach: Vor dem Spiel gab es für ihn von den Rängen ein "Fußballgott" wie für jeden anderen Unioner auch. Tousart belohnte die Zuschauer mit vielversprechenden ersten 60 Minuten im zentralen Mittelfeld.

Gegen Kiel zeigte Tousart seine Klasse

Gegen Holstein Kiel stellte Urs Fischer seinen Neuzugang auf der halblinken Achterposition im Union-Mittelfeld auf und man merkte Tousart nicht an, dass er erst zwei Tage mit seiner neuen Mannschaft trainieren konnte. Er lief die Gegner an, als würde er schon seit Jahren Unioner sein, bewegte sich agil und den Ball mit sauberen Pässen sicher über das Feld und glänzte mit einigen guten Offensiv-Ideen. Lucas Tousart hat die Klasse, sich bei Union durchzusetzen. Das ist gewiss.

Er wird perfekt zu uns passen.

Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Sport des 1. FC Union

Nicht umsonst sagte Sportdirektor Oliver Ruhnert bei der Vorstellung des Neuen: "Er wird perfekt zu uns passen." In der vergangenen Saison war Tousart der zweitlaufstärkste Spieler der Bundesliga. Herthas Mannschaft insgesamt schaffte es in der gleichen Statistik nur auf Rand 14 von 18. Außerdem gehörte er zu den besten Kopfballspielern der Liga. Dürfte sich Urs Fischer auf Grundlage der Spielweise der letzten Jahre den perfekten Union-Mittelfeldspieler backen, würde das Ergebnis Tousart sehr ähnlichsehen.

Tousart ergänzt ein starkes Mittelfeldteam

Mit Kampf und Einsatz grätschte er sich ins Herz vieler Fans. Seine fußballerische Klasse konnte Tousart bei Hertha BSC aber selten zeigen. Das hatte verschiedene Gründe, zum Beispiel musste er sich häufig für seine Mitspieler aufreiben. Erst am Samstag sagte Pal Dardai, die Hertha-Mannschaft der vergangenen Saison habe zu 70 Prozent aus faulen Spielern bestanden. Wenn man Tousarts Laufwerte mit denen der gesamten Mannschaft vergleicht, ist man geneigt dem zuzustimmen.

Dazu kommt, dass Herthas 25 Millionen-Euro-Rekordeinkauf im Westend unter einem ganz anderen Druck stand als jetzt bei Union. Er sollte die Mannschaft leiten und gleichzeitig defensiv wie offensiv das Mittelfeld dominieren. Kein Wunder, dass das bei ständigen Trainerwechseln nicht funktioniert hat.

Bei Union findet Lucas Tousart eine ganz andere Situation vor: Er ergänzt eine funktionierende Mannschaft. Neben ihm stehen mit Rani Khedira, Alex Kral, Janik Haberer, Aissa Laidouni und Brenden Aaronson fünf weitere mögliche Stammspieler in der Zentrale bereit. Gegen Kiel deutete Tousart an, dass ihm der geringere Druck helfen könnte. Abgesichert von einem herausragenden Sechser wie Khedira, spielte er deutlich befreiter nach vorne.

Die Chancen stehen gut, dass die Eisernen in diesem Sommer endlich auch ihr Mittelfeld nachhaltig weiterentwickeln. Auch weil Tousart zusätzlich zu den defensiven und kämpferischen Tugenden, die auch ein Morten Thorsby verkörpert, ein Fußballer ist, der mit einem guten Passspiel und viel Ruhe ein Spiel ordnen kann.

Tousart ist ein typischer Ruhnert-Deal

Der Wechsel zu Union ist für viele Herthaner besonders demütigend, weil er die gegensätzliche Entwicklung beider Vereine aufzeigt. Ein Spieler, der nach Berlin kam, um Champions League zu spielen, spielt jetzt Champions League, aber nicht für die große "alte Dame", sondern für die Emporkömmlinge. Union hat den Transfer aber nicht getätigt, um Hertha das unter die Nase zu reiben. Vielmehr handelt es sich um einen typischen Oliver-Ruhnert-Deal.

Der Manager sucht stets nach talentierten Spielern, die durch Abstiege, Formdellen oder andere Umstände günstig zu haben sind. Im ruhigen Union-Umfeld sind schon viele von ihnen aufgeblüht. Die kolportierten drei Millionen Euro Ablöse für einen Spieler wie Tousart sind ein Schnäppchen. Das ist kein Zufall. Viel mehr ist es Ausdruck der Tatsache, dass Ruhnert die finanzielle Notlage von Hertha ausgenutzt hat, um den Preis so weit wie möglich zu drücken. Der 1. FC Union hat so einen Spieler gewonnen, der perfekt in die Mannschaft passt. Das noch junge Berliner Derby eine Geschichte, an die sich Fans noch in fünfzig Jahren erinnern werden.

Sendung: Fritz, 22.07.2023,

Beitrag von Till Oppermann

14 Kommentare

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  1. 14.

    Haselhorster Bürger, Herr N. aus der Rankestr, lachender Herthafan, BCC Fan,und und und.
    Sie sind wirklich erfinderisch.

  2. 13.

    "... Ich könnte weinen, wenn ich so etwas lese,..."
    Sie weinen doch die ganze Zeit. Dieser Verein ist abgestiegen und ich hoffe, es bleibt so die nächsten Jahre.
    Bis dato hat dann Palle seine ganze Familie untergebracht.
    Dann heißt der Verein Big City Club Dardai. Die Sponsoren um 777 sind ausgenommen, wie alle vor denen und die Truppe dümpelt in der Regionalliga.

  3. 12.

    "... Ich könnte weinen, wenn ich so etwas lese,..."
    Sie weinen doch die ganze Zeit. Dieser Verein ist abgestiegen und ich hoffe, es bleibt so die nächsten Jahre.
    Bis dato hat dann Palle seine ganze Familie untergebracht.
    Dann heißt der Verein Big City Club Dardai. Die Sponsoren um 777 sind ausgenommen, wie alle vor denen und die Truppe dümpelt in der Regionalliga.

  4. 11.

    Mal wieder voll am Thema vorbei kommentiert, denn Dardai hatte mit diesen Verpflichtungen nichts zu tun. Aber hey, wird schon keiner merken....

    Ich freue mich für Tousart, sagte das schon bei anderer Gelegenheit. Viel Spaß bei Union, ein Verein der seit Jahren alles richtig macht. Chapeau

    Ha Ho He

  5. 10.

    "... Ich könnte weinen, wenn ich so etwas lese,..."
    ... wie hier versucht wird einen unbequehmen Kommentator zu diskreditieren und unter dessen Namen zu schreiben ...
    ABER ihr Stil ist allgemein bekannt. Nehmen Sie doch in Zukunft wieder ihre schon bekannten Nicks ...

    Zu Tousart: ist zwar schade für Hertha, aber Lucas wurde 2020 für eine viel zu hohe Ablöse geholt und auch sein Vertrag wurde zu hoch dotiert. In der zweiten Liga sprengt das Gehalt Herthas Finanzen.
    Union bekommt einen guten Spieler dem ich viel Glück wünsche

  6. 9.

    Ein Jahr vergeudete Zeit bei dieser Trümmertruppe BCC777. Nun entlich, wird er gefördert und gefordert.
    Palle, der nur die Truppe in die 2.Liga führte, konnte nur im Größenwahn das Geld des Sponsoren ausgeben, ohne einen Plan für den Einsatz der Eingekauften zu haben. Geld spielte ja keine Rolle, das war da und konnte mit vollen Händen ausgegeben werden.
    Ein Glück für Lucas Tousart, dass er zu einer Mannschaft und einem Trainer kommt, die sein Können umsetzen können. Und dazu kommt noch, dass der Diamant im ansonsten Fallobst-Angebot ein absolutes Schnäppchen war. Für drei bis vier Millionen und sollte er wirklich gehen wollen, wird sein Preis um das Zehnfache gestiegen sein. Ein gutes Geschäft dazu noch. Auch bin ich mir sicher, dass Lucas Tousart der Liebling ALLER Unioner wird.

  7. 8.

    Ich sehe das auch ganz wie "toberg". Das sind ganz normale Geschäftsgebaren im Profi-Fußball. Und mal ehrlich, andere Bundesligisten hätten auch den Tousard unter Vertrag nehmen können. Die Chance war da. Das war jetzt keine besondere Leistung des Management Unions, ohne denen zu Nahe treten zu wollen. Und wenns passt ist gut so.
    Die Hertha hat jetzt etwas Luft zum atmen was den Haushalt angeht.

  8. 7.

    Ich könnte weinen, wenn ich so etwas lese, wie „… Tousart sich zu einem Liebling bei Hertha entwickelte, geht er plötzlich "fremd".“ Leider hat die zweitklassige Trümmertruppe nicht im entferntesten das Potenzial des Spielers erkannt und genutzt, sonder, wie Schmarotzern gleich, das ihnen zur Verfügung gestellte Geld mit vollen Händen ausgegeben. Peinlich.
    Jetzt, bei Union, kann und wird Tousart sein Potenzial ausspielen, weil Fischer es erkennt, nicht wie die Nebelkerze, der dreimal angekrochen kam.

  9. 6.

    Diese Einstellung finde ich viel besser, als wie die damalige Geschichte um Max Kruse

  10. 5.

    >“ dass Ruhnert die finanzielle Notlage von Hertha ausgenutzt hat, um den Preis so weit wie möglich zu drücken.“
    Spätestens mit dieser rein rationalen Analyse des Geschäfts um den Fußballzirkus sollte jeder Herthaner, der mindestens ein TV Abo hat für eine Fußballliga, ohne Gram einsehen, dass… Geld regiert die Fußball-Welt… und ein Spieler darf seinen Arbeitgeber wählen je nach Angebot.

  11. 4.

    Lieber Pierre,
    grundsätzlich gebe ich dir recht. Jeder kann frei arbeiten, wo er möchte. Jedoch ist es bei Menschen eben auch so, dass wir Beziehungswesen sind. Und nachdem Tousart sich zu einem Liebling bei Hertha entwickelte, geht er plötzlich "fremd". Das ist im Kontext davon, dass wir Beziehungen zu unseren Spielern aufbauen einfach etwas emotionales. So habe ich beim Abschied von Grischa Prömel geheult, als hätte ich meinen Bruder verloren. Ich bin ehrlich gesagt Tousart gegenüber noch etwas zurückhaltend. Da fand ich die Haltung von Jessic Ngankam im Gegenzug sehr löblich. Aber ich gebe ihm eine Chance, uns seine Qualitäten zu zeigen. Nur ist das für Herthaner eben eine andere Gemütslage.

  12. 3.

    Naja... anscheinend wollte auch kein anderer Verein nicht einmal diese Summe für diesen antrittsschnellen, sprint und dribbelstarken an Torgefährlichkeit kaum übertroffenen Spieler ausgeben.
    Einfach nur unverständlich.

  13. 2.

    Für die sogenannten Ultras: wer immer noch denkt, die Bundesliga wäre im Zustand der 60er Jahre, hat die Zeit verschlafen. Bzw wird er sie nicht kennen, weil weder dieser Ultra-Kindergarten, und wahrscheinlich nicht einmal deren Eltern, zu diesem Zeitpunkt Erdenbürger waren. Dies ist ein Job für die Fußballer, und nichts anderes. Dieses Söldnergequatsche ist so etwas von an jeglicher Realität vorbei. Ach ja, auch 60ern gab es schon Handgelder i.H. von einigen 1000 DM.

  14. 1.

    Perfekt und ich versteh die Aufregung nicht, jeder kann doch arbeiten wo er möchte.

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