Deutsche Fußball-Nationalmannschaft - Angeberwissen zu Länderspielen in Berlin

Sa 18.11.23 | 10:37 Uhr
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Fans bei einem Heimspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Türkei (imago images)
Bild: imago images

1.006 Länderspiele hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bisher absolviert. Die meisten davon in der Hauptstadt. Passiert ist so einiges. Von historisch bis peinlich und typisch Berlin. Von Ilja Behnisch

Das erste Länderspiel des Deutschen Fußball-Bundes in Berlin war zugleich auch das erste Heim-Länderspiel überhaupt. Nachdem der 1900 gegründete Verband am 5. April 1908 seine allererste Begegnung absolviert hatte (3:5 in Basel gegen die Schweiz), folgte der zweite Auftritt am 20. April 1908. Gegner war England, gespielt wurde auf dem Viktoria-Platz in Mariendorf, der Heimspielstätte des zweifachen deutschen Meisters Viktoria (1908, 1911).

Am Ende hieß es vor 6.000 Zuschauern 1:5 aus deutscher Sicht. Den Ehrentreffer erzielte der Karlsruher Fritz Förderer mit dem ersten, verwandelten Strafstoß der Verbandsgeschichte. Offenbar auf den Geschmack gekommen, verschoss Förderer anschließend auch noch den ersten Elfmeter der DFB-Historie.

86 Jahre später

Dass die Berlin-Premiere des DFB auf den 19. Geburtstag eines gewissen Adolf Hitler fiel, interessierte 1908 jenseits von Wien keine Seele. 86 Jahre später sah das anders aus. Das ursprünglich für den 20. April 1994 im Berliner Olympiastadion angesetzte Spiel gegen England wurde kurzfristig und aus Angst vor Ausschreitungen abgesagt.

Muzaffer, der Blonde

Auch das erste Länderspiel gegen die Türkei fand in Berlin statt, am 17. Juni 1951. Einziger deutscher Torschütze bei der 1:2-Niederlage war Hans Haferkamp, der bis heute als einer der besten Spieler in der Geschichte des VfL Osnabrück gilt. Das türkische Siegtor erzielte in der 85. Minute die Galatasaray Istanbul-Legende Muzaffer Tokac, Spitzname: Muzaffer der Blonde. Der galt als einer der besten Rechtsaußen seiner Zeit und zog, Fun Fact, nach seiner Karriere in die USA, wo er zum umtriebigen Geschäftsmann wurde und zugleich zum Korrespondenten der Tageszeitung Milliyet.

Ost wie West

Berliner Stadien, in denen Länderspiele deutscher Nationalmannschaften absolviert wurden: Viktoria-Platz, Union-Platz (Heimat von Blau-Weiß 90), Deutsches Stadion bzw. Olympiastadion, Poststadion, Walter-Ulbricht-Stadion bzw. Stadion der Weltjugend, Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.

Von Bockwürsten und der Stasi

Apropos Deutsche Demokratische Republik. Die Nationalmannschaft der DDR absolvierte insgesamt 293 Spiele (138 Siege, 69 Unentschieden, 86 Niederlagen), eines davon im West-Berliner Olympiastadion. Während der Fußball-Weltmeisterschaft ging es am 18. Juni 1974 gegen Chile. Das Publikums-Interesse war eher überschaubar, nur 20.000 Zuschauer wurden Zeuge eines 1:1-Unentschiedens.

Und von Schmährufen während des Abspielens der DDR-Nationalhymne. So heißt es im offiziellen Bericht des Ministeriums für Staatssicherheit [stasi-mediathek.de], dass wiederholt "Mauermörder" gerufen wurde. Auch Sprüche wie "Ihr seid doch eine ausgesuchte Truppe" oder "Ihr habt nur 1 Mark West mitbekommen — wir bezahlen euch die Bockwürste!" wurden vermerkt. Immerhin: "Es wurde nicht bekannt, dass aus der DDR-Delegation Personen in West-Berlin geblieben sind."

Stempel drauf

Zur 100-Jahrfeier des ersten deutschen Länderspiels brachte die Deutsche Post 2008 eine Sonderbriefmarke auf den Markt. Ein Anlass, der durch zwei Ersttagsstempel mit den Aufdrucken Berlin und Bonn gewürdigt wurde. Wer weiß, was ein Ersttagsstempel ist, ist darüber sicherlich freudig erregt.

Glück muss man haben

Warum zieht es die Menschen nach Berlin? Weil sie das Glück suchen. Manchmal finden sie es sogar, vor allem dann, wenn keine Wohnungssuche inbegriffen ist. So wie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, die am 24. Oktober 1920 im Deutschen Stadion mit 1:0 gegen Ungarn gewann. Und damit die längste DFB-Serie ohne Sieg (zehn Partien) beendete.

Felix Austria

Aber auch auf die Fresse gibt es in Berlin reichlich. Der Fußball macht auch hier keine Ausnahme. Die höchste Länderspiel-Niederlage setzte es am 24. Mai 1931 im Deutschen Stadion. 0:6 hieß es am Ende gegen Österreich.

In Franken bedanken

Noch ein Grund gefällig, weshalb es die Menschen nach Berlin zieht? Die Suche nach dem Neuen! Gilt auch für den Fußball und galt ganz besonders für jene Nationalmannschaft, die am 31. August 1924 im Deutschen Stadion mit 1:4 gegen Schweden verlor. Es war die höchste Länderspiel-Niederlage gegen die Skandinavier und die kam nicht von ungefähr.

Gleich sechs Debütanten kamen auf deutscher Seite zum Einsatz und das nur, weil sich die Spieler der Spinnefeind-Rivalen aus Fürth und Nürnberg weigerten, miteinander aufzulaufen. Apropos Schweden. Gegen die spielte die Nationalmannschaft am 16. Oktober ein 4:4 ins Olympiastadion. Es war das erste Mal in der Geschichte des DFB, dass auf eine 4:0-Führung kein Sieg folgte.

Volle Hütte

Ein Tor weniger gab es am 14. Mai 1938 zu bestaunen, beim 3:6 gegen England. Zeugen dafür gab es reichlich, schließlich spielte die Nationalelf erstmals vor mehr als 100.000 Menschen auf.

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin

Insgesamt 46 Länderspiele hat der DFB bis dato in Berlin bestritten. Dit is Rekord! Auf Platz zwei folgt Hamburg mit 38 Länderspielen. Darf sich dafür Tor zur Welt nennen. Ist doch auch was.

Sendung: rbb24, 17.11.2023, 22 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Frauenfußball existiert in der Welt von Herrn Behnisch offenbar nicht?

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