Bezirksamt relativiert Mitteilung von Union - Noch keine Entscheidung über Zuschauer bei Spiel gegen Bayern
In einem Pressestatement hatte Union Berlin am Dienstagnachmittag erklärt, das Spiel an der Alten Försterei gegen den FC Bayern werde vor Publikum ausgetragen. Das Bezirksamt, auf das sich der Klub zuvor bezogen hatte, widersprach inzwischen der Mitteilung.
Das Bezirksamt Treptow-Köpenick hat am Dienstagabend der Darstellung von Union Berlin widersprochen, dass das Spiel gegen den FC Bayern München am Samstag im Stadion An der Alten Försterei trotz der Corona-Krise definitiv wie geplant vor Zuschauern stattfindet. "Aufgrund der Presseberichterstattung am heutigen Tag durch rbb24 [...] teilt das Bezirksamt Treptow-Köpenick mit, dass das zuständige Gesundheitsamt und auch der zuständige Dezernent keine Entscheidung zur Durchführung des Spieles am 14.03.2020 mit Zuschauerbeteiligung getroffen haben", heißt es in dem Statement des Bezirksamts.
Der 1. FC Union Berlin habe sich "professionell mit dem Thema Gefahrenanalyse auseinandergesetzt und dem Bezirksstadtrat die geplanten Schutzmaßnahmen vorgestellt". Die geplanten Maßnahmen müssen allerdings weiter "von unserem bezirklichen Gesundheitsamt geprüft werden", so die Mitteilung weiter. Eine Entscheidung des Gesundheitsamts, ob das Spiel der Eisernen gegen Bayern München wirklich vor Zuschauern stattfinden kann, steht also weiterhin aus.
Der Verein hatte zuvor in einem Statement noch deutlich - und mit Bezug auf die Köpenicker Behörden - erklärt, die Partie werde mit Zuschauern vor vollen Rängen ausgetragen. "Die örtlichen Behörden im Berliner Stadtbezirk Treptow-Köpenick haben den 1. FC Union Berlin informiert, dass sie nach umfangreicher Prüfung der aktuellen Risikobewertung in Bezug auf die Ausbreitung des Corona-Virus entschieden haben, keine Anordnung über einen Ausschluss von Zuschauern für das Heimspiel am 14.03.2020 zu erlassen", heißt es in der Mitteilung der Köpenicker.
Viele Absagen in der Bundesliga
Zuvor waren das Rheinderby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am Mittwoch sowie das Revierderby zwischen Dortmund und Schalke am Samstag wegen der Ausbreitung des Coronavirus zu Geisterspielen erklärt. Im Laufe des Tages wurde zudem entschieden, dass die für das Wochenende geplanten Partien zwischen Fortuna Düsseldorf und dem SC Paderborn (13. März), dem 1. FC Köln und dem 1. FSV Mainz 05 (14. März), dem FC Augsburg und VfL Wolfsburg (15. März)und Werder Bremen und Bayer Leverkusen (16. März) vor leeren Rängen stattfinden.
Auch das Gastspiel von Hertha BSC bei der TSG Hoffenheim am Samstag wird ohne Publikum ausgetragen, wie am Abend bekannt wurde. Für die Spiele Leipzig gegen Freiburg (14. März) und Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach ist noch keine Entscheidung gefallen.
Unions-Präsident Dirk Zingler hingegen hatte bereits vor dem offiziellen Statement des Vereins mit Verweis auf die Entscheidung des Bezirksamts deutlich gemacht, dass das Heimspiel der Berliner am Samstag (18.30 Uhr) wie geplant mit Zuschauern stattfindet. "Wenn wir alle sachlichen Gründe untersuchen - und wir haben eine Risikoanalyse laut Robert-Koch-Institut gemacht -, gehe ich davon aus, dass kein Grund dafür besteht, das Spiel ohne Zuschauer stattfinden zu lassen", so der Präsident.
Kritik an Absage-Empfehlung von Spahn
Zingler kritisierte die allgemeine Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn, alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern abzusagen. "Es sollte eine sachliche Analyse stattfinden und nicht pauschal beurteilt werden, dass Veranstaltungen mit unter oder über 1.000 Zuschauern abgesagt werden", so der 55-Jährige. "Denn dann sollten wir anfangen, in Berlin den öffentlichen Personennahverkehr einzustellen und nicht Veranstaltungen aufzukündigen."
Gesundheitsminister Spahn hatte am Montag erklärt, es sei wichtig, in dieser Situation die richtigen Prioritäten zu setzen. "Es ist zum Beispiel leichter, auf ein Konzert, einen Clubbesuch oder ein Fußballspiel zu verzichten als auf den täglichen Weg zur Arbeit, in die Kita oder die Schule", sagte Spahn.
Zingler stellte zudem fest, die Entscheidungen müssten vor Ort getroffen werden - "nicht Herr Spahn, sondern die Gesundheitsbehörde in Köpenick". Mit dieser sei der Verein im Kontakt.
Für den Verein wären eine Absage oder ein Zuschauerausschluss auch mit wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden. "Uns wird die Unternehmensgrundlage entzogen", sagte Zingler. Andere Wirtschaftszweige hätten dem gegenüber einen Vorteil. "Herr Spahn hat ja auch nicht empfohlen, dass BMW in Marienfelde die Produktion einstellt, deshalb kann er uns auch nicht empfehlen, dass wir unseren Betrieb einstellen", so Zingler.
"Behörde muss wirtschaftlichen Schaden ersetzen"
Falls die Gesundheitsbehörde in Köpenick eine Spielabsage oder einen Zuschauerausschluss beschließen sollte, müsste sie für die wirtschaftlichen Ausfälle des Vereins aufkommen, forderte Zingler. "Wenn eine Behörde aus Präventionsgründen Anordnungen erlässt, muss sie den wirtschaftlichen Schaden daraus ersetzen."