Bezirksamt relativiert Mitteilung von Union - Noch keine Entscheidung über Zuschauer bei Spiel gegen Bayern

Di 10.03.20 | 22:42 Uhr
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Union-Präsident Dirk Zingler telefoniert (Quelle: imago images/Jan Huebner)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.03.2020 | O-Ton Dirk Zingler | Bild: imago images/Jan Huebner

In einem Pressestatement hatte Union Berlin am Dienstagnachmittag erklärt, das Spiel an der Alten Försterei gegen den FC Bayern werde vor Publikum ausgetragen. Das Bezirksamt, auf das sich der Klub zuvor bezogen hatte, widersprach inzwischen der Mitteilung.

Was Sie jetzt wissen müssen

Das Bezirksamt Treptow-Köpenick hat am Dienstagabend der Darstellung von Union Berlin widersprochen, dass das Spiel gegen den FC Bayern München am Samstag im Stadion An der Alten Försterei trotz der Corona-Krise definitiv wie geplant vor Zuschauern stattfindet. "Aufgrund der Presseberichterstattung am heutigen Tag durch rbb24 [...] teilt das Bezirksamt Treptow-Köpenick mit, dass das zuständige Gesundheitsamt und auch der zuständige Dezernent keine Entscheidung zur Durchführung des Spieles am 14.03.2020 mit Zuschauerbeteiligung getroffen haben", heißt es in dem Statement des Bezirksamts.

Der 1. FC Union Berlin habe sich "professionell mit dem Thema Gefahrenanalyse auseinandergesetzt und dem Bezirksstadtrat die geplanten Schutzmaßnahmen vorgestellt". Die geplanten Maßnahmen müssen allerdings weiter "von unserem bezirklichen Gesundheitsamt geprüft werden", so die Mitteilung weiter. Eine Entscheidung des Gesundheitsamts, ob das Spiel der Eisernen gegen Bayern München wirklich vor Zuschauern stattfinden kann, steht also weiterhin aus.

Der Verein hatte zuvor in einem Statement noch deutlich - und mit Bezug auf die Köpenicker Behörden - erklärt, die Partie werde mit Zuschauern vor vollen Rängen ausgetragen.  "Die örtlichen Behörden im Berliner Stadtbezirk Treptow-Köpenick haben den 1. FC Union Berlin informiert, dass sie nach umfangreicher Prüfung der aktuellen Risikobewertung in Bezug auf die Ausbreitung des Corona-Virus entschieden haben, keine Anordnung über einen Ausschluss von Zuschauern für das Heimspiel am 14.03.2020 zu erlassen", heißt es in der Mitteilung der Köpenicker.

Viele Absagen in der Bundesliga

Zuvor waren das Rheinderby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am Mittwoch sowie das Revierderby zwischen Dortmund und Schalke am Samstag wegen der Ausbreitung des Coronavirus zu Geisterspielen erklärt. Im Laufe des Tages wurde zudem entschieden, dass die für das Wochenende geplanten Partien zwischen Fortuna Düsseldorf und dem SC Paderborn (13. März), dem 1. FC Köln und dem 1. FSV Mainz 05 (14. März), dem FC Augsburg und VfL Wolfsburg (15. März)und Werder Bremen und Bayer Leverkusen (16. März) vor leeren Rängen stattfinden.

Auch das Gastspiel von Hertha BSC bei der TSG Hoffenheim am Samstag wird ohne Publikum ausgetragen, wie am Abend bekannt wurde. Für die Spiele Leipzig gegen Freiburg (14. März)  und Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach ist noch keine Entscheidung gefallen.

Unions-Präsident Dirk Zingler hingegen hatte bereits vor dem offiziellen Statement des Vereins mit Verweis auf die Entscheidung des Bezirksamts deutlich gemacht, dass das Heimspiel der Berliner am Samstag (18.30 Uhr) wie geplant mit Zuschauern stattfindet. "Wenn wir alle sachlichen Gründe untersuchen - und wir haben eine Risikoanalyse laut Robert-Koch-Institut gemacht -, gehe ich davon aus, dass kein Grund dafür besteht, das Spiel ohne Zuschauer stattfinden zu lassen", so der Präsident.

Kritik an Absage-Empfehlung von Spahn

Zingler kritisierte die allgemeine Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn, alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern abzusagen. "Es sollte eine sachliche Analyse stattfinden und nicht pauschal beurteilt werden, dass Veranstaltungen mit unter oder über 1.000 Zuschauern abgesagt werden", so der 55-Jährige. "Denn dann sollten wir anfangen, in Berlin den öffentlichen Personennahverkehr einzustellen und nicht Veranstaltungen aufzukündigen."

Gesundheitsminister Spahn hatte am Montag erklärt, es sei wichtig, in dieser Situation die richtigen Prioritäten zu setzen. "Es ist zum Beispiel leichter, auf ein Konzert, einen Clubbesuch oder ein Fußballspiel zu verzichten als auf den täglichen Weg zur Arbeit, in die Kita oder die Schule", sagte Spahn.

Zingler stellte zudem fest, die Entscheidungen müssten vor Ort getroffen werden - "nicht Herr Spahn, sondern die Gesundheitsbehörde in Köpenick". Mit dieser sei der Verein im Kontakt.

Für den Verein wären eine Absage oder ein Zuschauerausschluss auch mit wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden. "Uns wird die Unternehmensgrundlage entzogen", sagte Zingler. Andere Wirtschaftszweige hätten dem gegenüber einen Vorteil. "Herr Spahn hat ja auch nicht empfohlen, dass BMW in Marienfelde die Produktion einstellt, deshalb kann er uns auch nicht empfehlen, dass wir unseren Betrieb einstellen", so Zingler.

"Behörde muss wirtschaftlichen Schaden ersetzen"

Falls die Gesundheitsbehörde in Köpenick eine Spielabsage oder einen Zuschauerausschluss beschließen sollte, müsste sie für die wirtschaftlichen Ausfälle des Vereins aufkommen, forderte Zingler. "Wenn eine Behörde aus Präventionsgründen Anordnungen erlässt, muss sie den wirtschaftlichen Schaden daraus ersetzen."

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56 Kommentare

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  1. 56.

    Wer schreibt uns eigentlich vor, ob ein Event stattfindet, oder nicht. Wer die Hosen voll hat, braucht doch nicht hin zu gehen. An alle Befürworter, fährt man alle weiter mit den Öffentlichen ins Büro und holt euch dort den Virus ab. Wer redet eigentlich von den Grippe Toten die jedes Jahr dran glauben müssen. Da werden auch keine Veranstaltungen abgesagt. Einfach nur Panik mache. Bin voll hinter unserem Präsidenten Herrn Zingler eisern

  2. 55.

    Als Berlinerin und begeisterte "Fußballfännin" bin ich einfach nur entgeistert über die unverantwortliche Entscheidung von Union. Ich hoffe, sie ist nicht endgültig.
    Ich ärgere mich jetzt schon über die Stadionbesucher, die dann aufgrund ihres so unverzichtbaren Sporterlebnisses später die Schlange der besorgten Wartenden vor den Krankenhäusern verlängern, einen C-Virus-Test vergeuden, der später dann vielleicht mal fehlt, und die wertvollen Kapazitäten unseres Krankenhauspersonals in Anspruch nehmen, die einen großen Job gerade machen. Das regt mich wirklich auf.
    Für mich ist es natürlich ein Unterschied, ob ich es riskiere, mich zu infizieren und schließlich andere Menschen dann gefährde, weil ich mich vergnügen musste oder weil ich mit die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen musste, um zur Arbeit zu fahren. Ich denke, wir sollten gerade den Verzicht üben. Wir sind nicht unantastbar und müssen an die Immungeschwächten denken.

  3. 54.

    So, wie es aussieht, wird es wohl doch leer bleiben.

    Wer weiß, was sich der Union-Präsident dabei gedacht hat. Vielleicht: "Wie bekommt man 22.000 Menschen schnellstmöglich in Quarantäne? Richtig: Fussballspiel durchführen und in der Halbzeit die Tore abschließen." Der Mann ist doch schlauer, als ich dachte!

  4. 53.

    Ist doch wahnsinn, was für ne fahrlässigkeit wenn man immer noch tausende Menschen in Stadien lässt! Auf der Ganzen Welt versucht man alles um die Seuche aufzuhalten und bei uns zuckt man nur mit den Schultern, wird schon gut gehen. Dieser Herr Zingler sollte hochkant abgesägt werden und jeder Politiker / Behördler auch der den Schuss noch nicht gehört hat. Niemand will chinesische Verhältnisse und klar muss das Leben weiter gehen, aber man wird doch wohl mal ein paar Wochen auf Teile seines Unterhaltungsprogramms verzichten können. Massig mehr kranke ist sicher n größerer wirtschaftlicher Schaden wenn man damit argumentieren will.

  5. 52.

    "Wohlgemerkt, in Köpenick gibt es zurzeit 0 Infizierte." Jaja, haben wir das nicht schon mal gehört? Südtirol ist kein Ansteckungsgebiet. Da gibt es einen Infizierten und der ist gut isoliert. Südtirol ist sicher.

    [Jetzt drehen wir mal kurz an der Uhr]

    Dutzende Menschen sind infiziert aus dem Südtirolurlaub zurückgekommen. Südtirol ist Risikogebiet. Alle Skigebiete werden geschlossen. Italien wird zum Risikogebiet erklärt.

    Zudem müssen Sie sich die Frage gefallen lassen: Ist Union so ein Dorfverein, dass nur Köpenicker kommen? Kommen da keine anderen Menschen aus anderen Teilen Berlins, Brandenburg oder Bayern?

    Statistisch gesehen, gibt es noch gar keine Statistik, die die Ansteckung mit SARS-CoV-2 in Fußballstadien untersucht hat. Wenn Sie darauf Wert legen, sollten Sie das Spiel wissenschaftlich begleiten lassen. [Ethisch wäre das wohl kaum vertretbar]

  6. 51.

    Ich empfehle mal diesen Artikel zu lesen:

    https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/aerzte-in-mailand-der-verzweiflung-nahe-16672571.html

    Wer dann immer noch nicht begriffen hat was los ist, dem ist nicht zu helfen.
    Passend zu der Diskussion ist auch, dass die Regierung erst mal über Hilfen für die Wirtschaft berät, anstatt endlich angemessen auf die Bedrohungslage zu reagieren. Allein die Diskussion darüber, ob dieses Spiel vor vollen Rängen stattfinden soll ist absurd.

  7. 50.

    Der Bundesgesundheitsminister ist an Gesetze gebunden und die Zuständigkeiten sind in diesen Gesetzen geregelt. Punkt. Mehr als empfehlen kann er nicht, so gern er auch mehr tun würde.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/jens-spahn-und-das-coronavirus-minister-machtlos-a-5dea5eed-e09f-413e-bfa8-ad745eef345c

  8. 49.

    Hier gilt ganz klar , Allgemeinwohl vor Profit. Spiel ja , Zuschauer nein, die Brauereien und Co. werden es überleben.

  9. 47.

    Da bin ich bei Ihnen aber das wird nicht passieren. Ich empfehle Herrn Zingler hierzu den Beitrag der "Neuen Osnabrücker Zeitung" von heute.

  10. 46.

    Sehr guter Kommentar der auf den Punkt bringt worum es geht, Danke! Abgesehen davon ist TK bislang der einzige Berliner Bezirk ohne Fallzahlen - gerade Union sollte sich seiner sozialen Verantwortung bewusst sein damit das auch so bleibt!

  11. 45.

    “Vor 42.146 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften Red-Bull-Arena stellte Sabitzer (10./21.) schon frühzeitig die Weichen aufs Weiterkommen und sorgte dafür, dass sich RB in der nächsten Rund...“
    Warum soll in Köpenick nicht gehen was in Leipzig geht???
    An alle Egoisten hier: Ihr müsst doch nicht zu Union gehen und ja, es geht auch um viel Geld.
    UnvEU

  12. 44.

    Die Karteninhaber von Union sind alle namentlich und mit Adresse erfasst, da nur Dauerkarteninhaber die zugleich Mitglieder sind und Mitglieder im Losverfahren, die sich namentlich dafür anmelden mussten, eine Karte erwerben konnten.
    Kann mir mal jemand sagen wie viele Fußballfans sich schon in einem Stadion infiziert haben. Bisher war wohl die häufigste Ansteckungsquelle die Arbeitsstelle und der Aufenthalt in geschlossenen Räumen. Statistisch gesehen ist es wahrscheinlich am Gesündesten in ein offenes, belüftetes und kühles Stadion zu gehen, als sich in geschlossenen Räumen wie Büros, Firmen, Klubs oder öffentlichen Verkehrsmitteln aufzuhalten.

  13. 43.

    Warum sollten sich denn bitte plötzlich 2000 Menschen in Köpenick infizieren?
    Dazu müssten sehr sehr viele Infizierte ins Stadion gelangen, (die Chance ist recht gering)
    Ebenso müssten diese mit sehr vielen anderen in Kontakt kommen (im Schnitt „trifft“ man auf 100-200 Menschen) im Stadion. Da treffe ich mehr Menschen im normalen Alltag (ÖPNV, Einzelhandel, Dienstleistung, Freizeitaktivitäten und Job)
    Wohlgemerkt, in Köpenick gibt es zurzeit 0 Infizierte. In Berlin haben sich bisher nur unter 50 Clubgänger infiziert. 50... von 3.600.000 Menschen.

  14. 42.

    @36: Das Problem liegt darin, dass der Bundes-Gesundheitsminister nicht mehr machen kann, als zu Empfehlen. Er würde gerne, aber mehr kann er nunmal nicht tun, denn im Föderalismus ist geregelt, dass die verbindlichen Entscheidungen dann von den lokalen Behörden getroffen werden.

  15. 41.

    Unfassbar ist ihre meinung!
    Ist der Präsi hier Gott?
    Es wird niemand gezwungen solch ein Stadion zu betreten. Wer meint er habe Angst oder gehöre zur Risikogruppe, der kann zuhause bleiben. Ansonsten wird es recht schwer werden sich in Berlin nicht anzustecken. (ÖPNV, Einzelhandel, Dienstleistungsgewerbe, BARGELD)

    Rechnen sie mal durch, wieviele Leute sie tagtäglich so in Berlin „treffen“ und rechnen sie mal durch, wie viele Menschen man letztlich effektiv im Stadion trifft. Glauben sie mir, im Stadion trifft man weniger.

    Am Ende sind es ca 100-200 Menschen, im Alltag treffe ich mehr Menschen.

  16. 40.

    Ich bin mit Leib und Seele Fussballfan. Trotzdem ... absagen .... auf jeden Fall. Das Zingler so daherschwafelt ist wurscht. Der Typ und seine Meinung ist schlicht gesagt scheissegal.

  17. 38.

    @Wissender: So weit her scheint es mit dem Wissen aber nicht zu sein. Ansonsten würden Sie und Herr Zingler auch begreifen, dass Fussball in vollen Stadien ein Unterschied zur vollen S-Bahn ist. Der öffentliche Personennahverkehr ist für die Meisten in unserer Gesellschaft notwendig um einkaufen zu können, zum Arzt zu fahren und zur Arbeit zu kommen. Fussball, Theater, Kino usw. gehören nicht dazu. Für die kleinen Clubs ist das bezüglich der Einnahmen ohne Frage bitter. Aber für unsere Gesellschaft verringert sich damit die Ansteckungsgefahr zum jetzigen Zeitpunkt. Und darum geht es jetzt vorrangig. Es geht um Zeitgewinn. Wann geht das endlich in die Hirne? Das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein.

  18. 37.

    UNFASSBAR
    Ich hoffe, dass diese Äußerung den Präsidenten des FC Union den Kopf kosten wird.
    Er hat sich im hohen Maße disqualifiziert! Tief rote Karte!!! Er ist verpflichtet den Verein verantwortungsvoll zu führen, Spieler und Fans zu schützen und soziale Verantwortung zu übernehmen.

    Ich sehe die Fans immer auf ihren Rädern zum Stadion fahren, viele sind schon weit ü 60! Ich hoffe die Leute besinnen sich und bleiben zu Hause.

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