Cottbus-Heimspiel fällt aus - "Ein Geisterspiel können wir uns nicht leisten"

Eigentlich sollte Energie Cottbus am Samstag gegen den Berliner AK antreten. Ein drohendes Geisterspiel wegen der Corona-Krise wollte der Verein verhindern. Nun schob auch die Stadt einer solchen Variante den Riegel vor. Von Andreas Friebel
Ganz wohl war Sebastian Abt nicht, als er am Donnerstag auf der wöchentlichen Pressekonferenz der Cottbuser über den Berliner AK - eigentlich am Samstag (13:30 Uhr) Gegner in der Fußball-Regionalliga - sprach. "Wir sind gut vorbereitet und wollen spielen", so Abt. Doch der Trainer der Lausitzer wusste genau, dass die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering ist. Auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch auf die endgültige Entscheidung der Brandenburger Landesregierung warteten, dass Großveranstaltungen ab 1.000 Besuchern abgesagt werden müssen oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
NOFV will Verlegung wohlwollend prüfen
Inzwischen ist die Absage erfolgt und so blieben Energie drei Optionen. Ein Geisterspiel, wie bereits in der Bundesliga praktiziert. Unter 1.000 Zuschauer ins Stadion lassen. Oder aber die Partie verschieben.
Für letztere Variante wollte sich Energie Präsident Matthias Auth entscheiden, denn "ein Geisterspiel kostet uns etwa 70.000 Euro, das können wir uns nicht leisten. Bei über 2.000 Dauerkartenbesitzern, fällt die Variante mit unter 1.000 Besuchern auch weg. Deshalb stehen wir mit dem Nordostdeutschen Fußballverband in engen Kontakt." Der hat Cottbus zugesichert, den Antrag auf Verlegung wohlwollend zu prüfen.
Stadt Cottbus lässt auch Spiele vor leeren Rängen nicht zu
Die Lage änderte sich abermals, nachdem die Stadt Cottbus darauf verwies, auch Geisterspiele nicht zulassen zu wollen, um Szenen wie unter der Woche in Mönchengladbach (beim Spiel gegen den 1. FC Köln) oder Paris (gegen Borussia Dortmund) zu vermeiden, bei denen Fans zwar nicht in, sehr wohl aber in großer Zahl vor das Stadion gekommen waren.
Eine Entscheidung, die Energie Cottbus ausdrücklich und "im Sinne der Gesundheit aller" begrüße, wie Pressesprecher Stefan Scharfenberg-Hecht gegenüber rbb|24 bestätigte. Zudem habe der Verein die Allgemeinverfügung der Stadt an den Verband weitergeleitet, "der nach Spielordnung eine Absage des Regionalliga-Spiels zwischen unserem FC Energie und dem Berliner AK veranlassen kann."
Bei Saisonabsage droht die Pleite
Abgerückt ist Energie inzwischen von dem Plan - aus Gründen der Chancengleichheit - die nächsten beiden Regionalliga-Spieltage komplett zu verschieben. "Da es einige Vereine gibt, die keine 1.000 Besucher haben, sehen wir da keine Chance, dass der NOFV da mitgeht", so Präsident Matthias Auth.
Inzwischen wird aber in den Profiligen über eine wochenlange Pause oder sogar die komplette Absage der Saison diskutiert. Das es so weit kommt, will auch Auth inzwischen nicht mehr ausschließen. "Dem können wir uns nicht entgegenstellen. Dafür hätten wir Verständnis. Die sportlichen Folgen daraus kann aber noch keiner abschätzen. Denn in so einem Fall gäbe es wieder Aufsteiger noch Absteiger."
Und noch ein Problem würde daraus resultieren. Bei einer Absage der Saison wäre der Klub wahrscheinlich pleite. Ohne Zuschauer, aber mit den Gehältern für die Spieler kann der Viertligist einfach nicht überleben. Denn Fernsehgelder wie in den Profiligen gibt es in der Regionalliga nicht. Der Cottbuser Präsident fordert deshalb einen Hilfsfond. "Wir wissen, dass die Bundesregierung Unternehmen mit Kurzarbeitergeld unterstützt. Wir sind aber kein Unternehmen, sondern ein Verein, der auf diesen Kosten sitzen bleiben würde. Deshalb müsste uns die Politik dann helfen."