Isolation als Schutz vor dem Coronavirus - Athleten könnten sich in Kienbaum auf Olympia vorbereiten

Di 17.03.20 | 20:58 Uhr
Der Eingangsbereich zum Trainingskomplex in Kienbaum. Bild: imago/Matthias Koch
Video: rbb UM6 | 16.03.2020 | Dennis Wiese | Bild: imago/Matthias Koch

Bisher hält das IOC an der Austragung der Olympischen Spiele Ende Juli in Tokio fest. Weil die Corona-Pandemie Deutschlands Spitzensportler in ihren Trainingsmöglichkeiten einschränkt, könnte Kienbaum zu ihrem vorübergehenden Zuhause werden. Doch es gibt auch Bedenken.

Was Sie jetzt wissen müssen

Bereiten sich Deutschlands Olympia-Teilnehmer bald abgeschottet im Trainingszentrum im brandenburgischen Kienbaum auf die Olympischen Spiele in Tokio vor? Angesichts der Corona-Pandemie prüft der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) derzeit zumindest, ob das eine Möglichkeit der Vorbereitung auf das wichtigste Sportereignis des Jahres wäre. Nötig ist ein solcher Plan, weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) bislang an der Austragung der Olympischen Spiele vom 24. Juli bis zum 9. August in Tokio festhält. 

Trainieren abgeschottet von der Außenwelt

Das Bundesleistungszentrum bei Berlin müsste demnach komplett abgeriegelt werden, vergleichbar mit einer Kaserne. Die deutschen Leichtathleten, Turner und Kanuten hätten dann dort die Möglichkeit, ihre Olympia-Vorbereitung in einer abgeriegelten Umgebung fortzusetzen. Wer sich entschließen würde teilzunehmen, müsste allerdings komplett in Kienbaum einziehen und sich von der Außenwelt abkapseln, um eine Ansteckung mit dem Corona-Virus zu verhindern. Auch Besucher wären nicht zugelassen.

Bevor ein solches Konzept umgesetzt werden könnte, müssen allerdings noch einige Aspekte geprüft werden. "Die Athleten müssten - wenn sie hier wären - natürlich essen und schlafen, die Zimmer müssten gereinigt werden, die Sportstätten müssten clean sein. Das sind alles Überlegungen, die mit den Auflagen des Robert-Koch-Institutes übereinstimmen müssten", sagte Kienbaum-Geschäftsführer Klaus-Peter Nowack dem rbb.

Kanute Rauhe: "Ich gehe nicht ohne meine Familie"

Fraglich ist allerdings, auf welche Akzeptanz ein solches Konzept bei den Sportlerinnen und Sportlern stoßen wird. Kanute Ronald Rauhe beispielsweise wollte sich gegenüber dem rbb noch nicht festlegen, ob er in das abgeschottete Trainingszentrum einziehen würde. "Schwer zu beantworten gerade", sagte Rauhe dazu. Der 38-jährige Potsdamer bereitet sich derzeit auf seine letzten Olympischen Spiele vor. Rauhe hat in seiner Karriere bereits vier Olympia-Medaillen gewonnen.

Der Familienvater stellt eine Bedingung, die wohl auch viele andere Athleten haben werden: "Ich gehe nicht ohne meine Familie. Das habe ich so beschlossen", sagte Rauhe. Nur wenn seine Frau Fanny und die Kinder mit ihm ins Trainingszentrum ziehen könnten, würde er zustimmen. "Ich habe das Glück, dass ich hier bei mir zu Hause trainieren könnte", erklärte Rauhe. Diese Möglichkeit haben nicht alle Sportlerinnen und Sportler.

Kanute Sebastian Brendel zeigte sich dem Projekt gegenüber kritisch. "Im Vorfeld müssten alle Sportler und auch Trainer getestet werden. Da ist es besser, am jeweiligen Stützpunkt zu bleiben", sagte der dreimalige Kanu-Olympiasieger aus Potsdam dem Sport-Informationsdienst.

Kienbaum hat Tradition als Vorbereitungsstätte

Das Trainingszentrum in Kienbaum wird bereits seit Anfang der 1950er Jahre für den Leistungssport genutzt. Bis 1990 durch den Deutschen Turn- und Sportbund der DDR, nach der Wende erhielt die Anlage 1997 den Status als "Bundesleistungszentrum". In Kienbaum bereiten sich zahlreiche deutsche Top-Athleten schon seit Jahren auf ihre Saisonhöhepunkte, die Welt- und Europameisterschaften sowie Olympische Spiele vor.

Wegen der Corona-Pandemie hatten der DOSB und das Innenministerium zuletzt bekannt gegeben, dass in Kienbaum bis Ende April ein "Notbetrieb" für die Sportler aufrechterhalten werden soll. Seit Samstag steht das Trainingszentrum leer - könnte aber bald zur Kaserne werden.

Trainingsort nur eine von vielen Fragen

Nötig ist eine solche Maßnahme, weil das IOC weiterhin keine Anstalten macht, die Olympischen Spiele zu verschieben. Präsident Thomas Bach sagte, bis zum Start der Spiele sei noch genug Zeit und diese werde man "nutzen, um die Spiele zum Erfolg zu führen." DOSB-Präsident Alfons Hörmann wollte den Spielen am Sonntag in der Sportschau noch keine Absage erteilen. "Es wird nicht im Laufe der nächsten Tage möglich sein, endgültige Klarheit zu haben", sagte Hörmann. Er erwarte eine Entscheidung spätestens zwei Monate vor den Spielen.

Die weltweiten Absagen von Sportveranstaltungen werfen allerdings schon jetzt einige organisatorische Fragen auf. Denn problematisch sind nicht nur die Trainingsmöglichkeiten, sondern es ist auch fraglich, wie die meisten Sportlerinnen und Sportler nun ihre geforderten Qualifikations-Normen erfüllen sollen - offizielle Wettkämpfe finden aktuell schließlich kaum statt. Auch dafür müssten also Lösungen gefunden werden.

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