Nach Corona-Lockerungen - Baseballer der Berlin Flamingos warten auf Trainingsstart

So 10.05.20 | 10:00 Uhr | Von Simon Wenzel
Die Spieler Tim und Niklas Wägner am Zaun des Flamingoparks. Bild: rbb
Bild: rbb

Auch die Baseballer der Berlin Flamingos wurden von der Corona-Krise ausgebremst. Im vergangenen Jahr stiegen die Flamingos in die Bundesliga auf. Eigentlich sollte im April die neue Saison starten, daraus wurde bisher nichts. Von Simon Wenzel

Ein scharfes "Klack" ertönt als der harte Baseballschläger auf den Ball trifft. Dann noch eins, als dieser in den Zaun klatscht. Tim Wägner steht im "Batting Cage" - im Schlagkäfig - der Berlin Flamingos und trainiert. Einen Ball nach dem anderen feuert der Kapitän der Flamingos in den Zaun. Er ist immer noch ganz ordentlich in Schwung, denn Tim Wägner darf trotz der Corona-Beschränkungen im Schlagkäfig trainieren.

Improvisiertes Training beim Bundesligisten

Er hat einen "legalen" Trainingspartner: Hinter einem schützenden Zaun sitzt ihm gegenüber sein Bruder Niklas auf einem Hocker, vor sich einen Eimer mit Baseball-Bällen. Stoisch wirft er Tim einen Ball nach dem anderen vor dem Schläger. Die beiden spielen zusammen im Team der Berlin Flamingos und sie wohnen zusammen in einer WG. Deshalb durften sie auch in den Wochen des strengen Kontaktverbotes gemeinsam in dem Trainingskäfig trainieren.

Ansonsten ruht der Trainingsbetrieb auf dem Sportplatz am Märkischen Viertel. Das Feld des Baseball-Bundesligisten, das auf den schönen Namen Flamingo Park hört, ist gesperrt. Für den Spielbetrieb sowieso, aber auch fürs Gruppentraining. Gänseblümchen statt Ligabetrieb. Harte Zeiten für das Team, was im vergangenen September in die erste Bundesliga aufgestiegen ist. Eigentlich wäre es im April mit dem Ligabetrieb losgegangen. Und jetzt? 

Tim Wägner im Spiel kurz vor dem Schlag des Baseballs. Bild: imago images / F. Anthea Schaap
Das will er wieder erleben: Tim Wägner holt bei einem Spiel der Berlin Flamingos zum Schlag aus.Bild: imago images / F. Anthea Schaap

"Wir versuchen uns natürlich fit zu halten, auch wenn wir ja alle hauptberuflich etwas anderes machen. Wir verabreden uns zum Beispiel zu Zoom-Trainings um den Teamgeist beizubehalten", beschreibt Tim Wägner den neuen Trainingsalltag der Mannschaft. "Es gibt schon Übungen, die man auch zu Hause machen kann, Trockenschwünge und so. Einige Mitspieler haben auch in ihren Gärten Netze aufgehangen." Trotzdem: "Ich bin sehr gespannt auf welchen Niveau dann alle sind, wenn es wieder losgeht."   

Gänsehaut beim Vorbeigehen

Lange muss er sich vielleicht nicht mehr gedulden, bis er das sportliche Level seiner Mitspieler begutachten kann. Zumindest das Klacken der Schläge könnte schon in einer Woche wieder regelmäßig im Flamingo Park ertönen. Denn mit den zuletzt angekündigten Lockerungen der Politik für Gruppentraining unter freiem Himmel, hoffen auch die Flamingos ab dem 15. Mai wieder auf den Platz zu dürfen. In Achtergruppen und mit Abstand zwar, aber immerhin. Der dementsprechende Antrag liegt jetzt beim zuständigen Bezirksamt.

Der Platz, der gleichzeitig Trainingsort und Stadion für Pflichtspiele ist, ist ein Sehnsuchtsort für Tim Wägner. Im Winter wurde der Flamingo Park nochmal verschönert, bekam ein neues Flutlicht für den frischgebackenen Bundesligisten. "Ich wohne hier direkt am Platz", erzählt Wägner, "wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, komme ich oft hier vorbei. Das tut dann schon weh. Aber da hat man natürlich auch immer ein bisschen geträumt, wie es dann wird wieder drauf zu dürfen zum Bundesligastart mit dem Flutlicht - das gibt dann direkt Gänsehaut." 

Saison ab Ende Juni denkbar - ohne Wertung?

Auch über einen möglichen Zeitpunkt für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs wird schon wieder nachgedacht. Der Bundesligastart könne allerdings frühestens Ende Juni erfolgen, schreibt der Deutsche Baseballverband auf seiner Homepage. Wie die Saison dann genau aussieht, ist noch nicht klar. In der taktisch hoch komplexen Mannschaftssportart reichen wenige Wochen kaum um das vorherige Spielniveau zu erreichen. 

"Klar, es starten dann alle mit gleich wenig Vorbereitung. Aber das könnte für uns als Liganeuling eher zum Nachteil werden, weil wir sowieso mehr als die anderen trainieren müssten um mitzuhalten", gibt Tim Wägner zu bedenken. Möglich ist aber auch, dass die Saison neutralisiert stattfindet - also ohne einen Meister und ohne Auf- und Absteiger, einfach um Baseball zu spielen. "Wir sind froh, wenn wir überhaupt eine Saison spielen können, deshalb wäre ein solches Modell aus meiner Sicht fast das beste", sagt Wägner. 

Amerikaner sind noch in der Heimat

Auch organisatorisch haben die Flamingos noch einige Arbeit vor sich, bis sie bereit für den Ligastart wären. Ihr Trainer, der US-Amerikaner Don Freeman ist seit Beginn der Corona-Krise Mitte März in seiner Heimat, in den USA. Er coacht das Team derzeit per Whatsapp und Mail. Einmal in der Woche kriegen die Spieler Hausaufgaben zugeschickt.

Auch die drei Top-Spieler aus Übersee - traditionell die stärksten bei den meisten deutschen Teams - sind im März direkt in den USA und in Kanada geblieben. Sie alle können erst nach Berlin zurückreisen, wenn interkontinentale Flüge wieder in Deutschland landen. Es bleibt also noch einiges zu tun, bis im Flamingo Park wieder echte Bundesliga-Euphorie ausbricht. Dabei hatten sie sich im Winter so sehr auf diese Saison gefreut.

Sendung: rbb UM6, 07.05.2020

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Beitrag von Simon Wenzel

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