Einschulung mit zwei Spendernieren - "In den ersten Tagen werden bestimmt Tränen fließen"

Do 18.08.22 | 16:02 Uhr
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Söhnke Beyer kurz vor dem Schulstart (Bild: rbb/Blumenthal)
Audio: Antenne Brandenburg | 18.08.2022 | Anke Blumenthal | Bild: rbb/Blumenthal

Am Montag haben tausende Schüler in Brandenburg ihren ersten Schultag. Söhnke Beyer aus Lauchhammer freut sich besonders darauf. Dass er diesen Tag erleben kann ist keine Selbstverständlichkeit: Söhnke hat zwei Spendernieren.

Dass Söhnke Beyer aus Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) am Montag seinen ersten Schultag erleben darf, war lange keine Selbstverständlichkeit. Söhnke wurde mit einem seltenen Gendefekt geboren. Davon sind seine Nieren stark betroffen - am Ende arbeiten sie nur noch zu 14 Prozent. Nach anderthalb Jahren Wartezeit bekommt Söhnke zwei Spendernieren, ihm wurde dadurch vor fünf Jahren ein neues Leben geschenkt.

Am Wochenende kann Söhnke nun seinen Schulanfang feiern. Seine Eltern feiern dabei vor allem das Leben ihres jüngsten Sohnes - und dass es ihm heute so gut geht. "Die Werte sind super, es läuft alles perfekt. Die Nieren arbeiten ordentlich, ohne irgendwelche Abstoßungsmerkmale", erklärt Mutter Sandra. "Er macht auch alles super mit, weint nicht beim Blut abnehmen", wie sie sagt.

Regelmäßige Untersuchungen

Denn zur Blutabnahme muss Söhnke weiter regelmäßig, ein Mal im Monat. Obwohl die Nierentransplantation bereits 5 Jahre zurückliegt, sitzt Familie Beyer noch immer die Angst vor Abstoßungsreaktionen im Nacken. Söhnkes Infekte gehen aber immer weiter zurück, ins Krankenhaus musste er im letzten Jahr kein einziges Mal, sagt Sandra Beyer erleichtert.

Ab Montag besucht Söhnke dann die Grundschule in Ortrand, so wie sein Bruder Linus. Vorbereitet ist er, zumindest so weit, wie man es von einem angehenden Erstklässler erwarten kann. Beim Zählen bis 20 vergisst Söhnke lediglich die 15.

Ein Jahr ist Söhnke in der Kita zurückgestellt worden. Die Corona-Zeit war für ihn als Risikopatienten hart. Innerhalb der letzten zwei Jahre sei Söhnke maximal drei Monate in der Kita gewesen, sagt Sandra Beyer.

Familie Beyer in ihrem Garten (Bild: rbb/Blumenthal)Familie Beyer in ihrem Garten

Einzelfallhelferin unterstützt zum Anfang

Ganz normal wird für Söhnke auch der Schulanfang nicht. Eine Einzelfallhelferin wird den Siebenjährigen im Schulalltag begleiten. Söhnke muss besonders viel trinken, regelmäßig zur Toilette gehen und außerordentlich auf die Hygiene achten. In stehenden Gewässern, auch in Pools, darf Söhnke beispielsweise nicht baden.

Sein Vater Kai-Uwe Beyer wünscht sich, dass er weiter selbstständig werden kann und die Einzelfallhelferin bald wieder andere Aufgaben übernehmen kann. Nach einem Jahr, so denkt er, wird sie nicht mehr nötig sein.

"Die ersten Tage werden bestimmt Tränen fließen", denkt Mutter Sandra, doch Söhnke sei anderen gegenüber offen. "Wenn er die erste Woche überstanden hat, wird es klappen", sagt sie.

Die Sorgen, die Familie Beyer jetzt hat, sind nichts im Vergleich zu der Zeit, als Söhnke noch den halben Tag an der Dialyse hing, sagen seine Eltern. Auch deshalb sind jetzt alle Familienmitglieder froh, dass Söhnke ein weitgehend normales Leben führen kann.

Was in die Zuckertüte kommt verrät Sandra Beyer allerdings nicht. Wie jeder andere Erstklässler soll auch Söhnke sich einfach überraschen lassen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.08.22, 14:10 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Wenn die Kleinen den Zustand der WCs und Co sehen, dann bleiben die Tränen!
    In meiner gesamten Schulzeit, auch an der Uni, waren die Sanitäranlagen alle... Schrott.

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