Pläne der Landesregierung - Brandenburger Kirchen könnten bald Solarstrom produzieren

Di 29.11.22 | 14:33 Uhr
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Photovoltaik auf einem Kirchendach (Bild: dpa)
Photovoltaik auf einem Kirchendach (Symbolbild) | Bild: dpa

Auf den Dächern von Brandenburger Kirchen sollen bald Solarpaneele Strom produzieren - so will es die Landesregierung. Dafür müsste allerdings der Denkmalschutz gelockert werden. Aber: Warum gerade Kirchen?

Gottesdienst feiern während einige Meter darüber Strom produziert wird? Nach Plänen der Brandenburger Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) soll das bald möglich sein. Vor Kurzem erklärte Schüle, dass auf Kirchendächern und den Dächern anderer historischer Gebäude künftig vermehrt Solaranlagen gebaut werden sollten; dazu sei eine gesetzliche Änderung geplant, mit der der Denkmalschutz gelockert wird. Derzeit vehindert dieser häufig den Bau von Photovoltaik-Anlagen auf historischen Dächern.

In einer gemeinsamen Erklärung mit der katholischen und der evangelischen Kirche vereinbarte Schüle bereits den Vorrang Erneuerbarer Energien. Darin heißt es: "Ausbau von Erneuerbaren Energien und Denkmalschutz stehen vom Grundsatz her nicht im Widerspruch
zueinander, sie leiten sich aus den gleichen Werten ab."

Immer eine Dachseite nach Süden

Allerdings will die Ministerin die Solaranlagen nicht um jeden Preis: Solartechnologie solle immer dann möglich sein, wenn das Erscheinungsbild nicht erheblich beeinträchtigt werde und der Einbau auch wieder entfernt werden könne, sagte Schüle.

Dass ausgerechnet auf Kirchen Strom produziert werden soll, ergibt Sinn. Kirchen sind grundsätzlich in einer Ost-West-Ausrichtung gebaut. Eine Dachseite zeigt dadurch immer nach Süden, der besten Himmelsrichtung für Photovoltaik-Anlagen.

Solaranlagen eher für Dorfkirchen

Die meisten Kirchengebäude in Brandenburg gehören zu protestantischen Gemeinden; vor allem deren rund 1.700 Kirchen wären von der Neuregelung betroffen. Im evangelischen Kirchenkreis Bad Liebenwerda (Elbe-Elster) zeigt man sich aufgeschlossen - aber auch, weil den Plänen zufolge bestimmte, zentrale gelegene Kirchen in Städten ausgenommen sein sollen. "Es gibt Dorfkirchen, die absolut geeignet sind und wo wirklich große Dachflächen zur Verfügung stehen", betont der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Bad Liebenwerda, Christoph Enders. "Da haben wir im Umfeld andere Gebäude, wo wir das machen können."

Die Solaranlagen würden zudem vor allem die Kirchen selbst mit Strom versorgen, sagt Enders. "Idealerweise hat man ein Kirchendach und daneben noch ein altes Pfarrhaus", so Enders. Dann könnte sich eine Gemeinde praktisch selbst mit Energie versorgen.

Gesetz für Frühjahr 2023 geplant

Eine geeigente Kirche in Elbe-Elster wäre laut Klaus Richter, Mitglied des Kreiskirchenrates, beispielweise das Gotteshaus in Rehfeld. Dort ziehe auch die Gemeinde mit, sagt Richter, "aus der reinen Überzeugung einen ganz aktiven Beitrag zum Umweltschutz und zur Energieversorgung zu leisten". Zudem stehe bei der Rehfelder Kirche ohnehin eine Dachsanierung an.

Noch gibt es allerdings keine festgeschriebene Regelung. Richter erhofft sich deshalb eine "klare Ansage" der oberen Denkmalbehörde an die unteren Denkmalbehörden. Selbst dann handelt es sich aber bei jeder Kirche um Einzelfallentscheidungen, erklärt die Sachgebietsleiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde im Elbe-Elster-Kreis, Claudia Folkerts. Einen Freibrief für alle Kirchen gibt es daher nicht.

Laut Wissenschaftsministerin Manja Schüle soll die gesetzliche Regelung im Frühjahr 2023 verabschiedet werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 29.11.2022, 14:10 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Oha - ausgerechnet die historischen Kirchen.
    Die freiwilligen Feuerwehren bedanken sich für die zusätzliche Gefahr beim ggf. Löschen der alten Dachstühle...

  2. 10.

    Mit welchem Recht wird einem Besitzer eines Denkmal geschützten EFH PV verweigert?
    @Thomas 8 , Martin hat vollkommen Recht, spreche aus eigener Erfahrung die Sie bestimmt nicht haben.

  3. 9.

    Was für eine entsetzliche Idee - Hände weg von denkmalgeschützten Gebäuden!

    Es gibt so viele andere Flächen und Möglichkeiten.

  4. 8.

    Anscheinend hattest du schon "richtig viel" mit Denkmalschutz zu tun, denn anders kann ich mir diesen Blödsinn nicht erklären!

  5. 7.

    Selbstverständlich bleibt ein Spannungsfeld oder Zielkonflikt, was die Beibehaltung einer uralten Bautradition angeht und dem Bestreben, technisch recht nüchterne, leider keinesfalls nach ästhetischen Gesichtspunkten gestalteten Solaranlagen, dort draufzusetzen.

    Das sollte in jedem Einzelfall auch i. S. dieses Zielkonflikts gelöst werden. Wundern tue ich mich allerdings immer wieder, wie phantasielos die Branche daherkommt, was die Gestaltung derartiger Solaranlagen angeht. Allein die Effizienz gilt offenbar als Erfolgsmaßstab, das jedoch ist in Richtung jh. alte überlieferte Kultur zu wenig.

    Übrigens: Die Ost-West-Ausrichtung der (brandenburgischen) Kirchen betrifft die ganz alten, die vor dem 18. Jh. gebaut worden sind. Sie sind, was die Apsis angeht, nach Osten ausgerichtet. Später dann tendenziell in alle Richtungen.

  6. 6.

    Frau Schüle liest hier wahrscheinlich nicht mit.
    Trotzdem der Versuch.
    MIT DIESEM GESETZ HABEN SIE DEN KNALL IMMER NOCH NICHT GEHÖRT!!!

  7. 5.

    Und schon wieder ein "könnte"-Artikel. Die Kirchen wären die Macher, Bezahler, Beantrager usw. Das Land muss die Gesetze anpassen. Eine lösbare Sache, wenn man (arbeiten) will.

  8. 4.

    "Eine Dachseite zeigt dadurch immer nach Süden, der besten Himmelsrichtung für Photovoltaik-Anlagen." Mit 90°! gedrehten Anlagen kann man immer noch 80%-90% des Ertrages erzielen und erntet vor allem dann mehr Strom, wenn man ihn eher für die Eigenversorgung benötigt, nämlich morgens und abends.

  9. 3.

    Man was der Denkmalschutz in Deutschland alles verhindert. Eine wahre Schande. Es hört ja nicht bei den Panelen auf, auch jegliche energetische Sanierung der Gebäude wird effektiv verhindert.

  10. 2.

    Ich stelle mir gerade im Zusammenhang mit Solaranlagen immer wieder die Frage, was eigentlich wichtiger sein soll: Denkmalschutz auf Teufel komm raus oder der Ausbau erneuerbarer Energie und somit aktiver Klimaschutz. Wäre letzteres nicht wichtiger? Es gibt jede Menge freie und geeignete Dachflächen (nicht nur auf Kirchen), die sollten auch mit Solarpanelen bebaut werden können – auch wenn das Gebäude denkmalgeschützt ist.

  11. 1.

    Also ich verstehe das Schneckentempo bei der Förderung von Solarstrom nicht. Warum nur der Denkmalschutz in Brandenburg? Wäre es nicht an der Zeit sämtliche Bürokratiehemmnisse bundesweit auf den Prüfstand zu stellen!

    Um von den fossilen Brennstoffen in Deutschland loszukommen müsste sich die Stromproduktion in Deutschland verdoppeln! Also private Investitionen in alternative Energien steuerlich fördern. Photovoltaikanlagen auf jedes Haus, jeden Schulhof, jeden Parkplatz...

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