Gemeinde feiert 25-jähriges Bestehen - Jüdisches Leben ist in Frankfurt angekommen

Di 14.11.23 | 14:37 Uhr
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Archiv: Die erste Thorarolle wird am Sonntag (16.03.2008) in Frankfurt (Oder) seit dem Zweiten Weltkrieg in der jüdischen Gemeinde der Stadt feierlich übergeben. Damit kann die jüdische Gemeinde hier künftig wieder richtige Gottesdienste feiern. (Foto: dpa)
Bild: dpa

Seit 25 Jahren gibt es wieder jüdisches Leben in Franfurt (Oder). Die Menschen fühlen sich an der Oder angekommen. Offen eine Kippa zu tragen, trauen sich jedoch die Wenigsten.

Jüdinnen und Juden leben in Brandenburg ihren Glauben. In Potsdam, Bernau, Königs Wusterhausen oder in Frankfurt gibt es jüdische Gemeinden. Wegen des Terror-Angriffs der Hamas in Israel erleben die Mitglieder in Deutschland Anfeindungen. Viele der Jüdinnen und Juden trauen sich nicht mehr öffentlich die Kippa oder den Davidstern an einer Halskette zu tragen. Synagogen und Wohnorte von Jüdinnen und Juden werden mit antisemitischen Symbolen beschmiert. In dieser Zeit begeht die jüdische Gemeinde in Frankfurt (Oder) ein Jubiläum.

Herausforderung war, in Frankfurt heimisch zu werden

Das jüdische Leben ist vor 25 Jahren wieder nach Frankfurt zurückgekehrt, sagte Dagmara Jajesniak Quast von der Europauniversität Viadrina jetzt auf einer Feierstunde der jüdischen Gemeinde zum Jubiläum. Der frühere Oberbürgermeister Martin Patzelt erinnert sich noch gut daran, als die Menschen jüdischen Glaubens vor mittlerweile einem Vierteljahrhundert aus der früheren Sowjetunion wie der Ukraine an die Oder kamen. "Also da kommt eine kleine Gruppe, eine Minderheit, und kommt auch noch zwangsweise hierher, weil sie nach Frankfurt verordnet wurde. Die Voraussetzung zu schaffen, dass sie sich hier heimisch fühlen, das war die Herausforderung", sagte Patzelt dem rbb.

Heute leben die Zugewanderten ihren jüdischen Glauben unter anderem n ihrem Gemeindehaus aus. Auch gibt es wieder einen jüdischen Friedhof in Frankfurt. "Wir sind angekommen", sagte Larissa Bargtel von der jüdischen Gemeinde. "Ich bin seit 25 Jahren Frankfurterin. Wir haben so viele Freunde in der Stadt", so Bargtel weiter.

Offen eine Kippa zu tragen, ist aber nicht leicht

Jüdisches Leben heute, aber auch die Geschichte jüdischen Lebens haben die Gemeindemitglieder in einer Ausstellung im Gemeindehaus zusammengetragen. "Das ganze Haus ist sozusagen ein riesiges Museum mit unterschiedlichen Facetten der jüdischen Kultur. Es ist sehr stark fokussiert, was hier in Frankfurt gewesen ist und was es hier heute gibt", so Historiker Conrad Tschäpe.

Die Ausstellung kann jederzeit vor Ort besichtigt werden. Die Ereignisse im Nahen Osten führen vor allem in Berlin dazu, dass Jüdinnen und Juden angefeindet und Synagogen beschmiert werden. Davon berichtet der Viadrina-Student Julian Bondarenko und zieht daraus Konsequenzen. "Ich traue mich jetzt in Frankfurt nicht, mit einer Kippa rumzugehen, obwohl die Gemeinde nur zehn Minuten entfernt ist, was auch einfach an einer Gefahr, die auch bestätigt ist, liegt, dass man möglicherweise Opfer eines Angriffs wird", so Bondarenko. Antisemitische Übergriffe habe es aber in Frankfurt bisher noch nicht gegeben, so Gemeindevertreter.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.11.2023, 15:10 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Manchmal frage ich mich, ob nun alle Menschen mit jüdischen Namen, die Sara oder Judith oder Ruth oder Rebecca oder Hannah heißen, Angst haben müssen? Es ist eine fatale Unsicherheit da, die uns alle betrifft. Die Selbstverständlichkeit, der freie Mensch zu sein, der man ist. Eine Gruppe beansprucht für sich alle Freiheiten und dringt in die Freiheiten der anderen ein, unfassbar. Die einen verstecken sich und ihre religiöse Zugehörigkeit, während die anderen sich mit all ihrem Hass und ihrem und politischen Fanatismus breitmachen? Ich habe furchtbare Angst vor Menschen, die das Recht und das Leid anderer nicht sehen wollen und Täter-Opfer Umkehr betreiben. Terror schüchtert uns ein, was tun wir dagegen als breite Gesellschaft, wir sind doch so viele. Schweigen?

  2. 1.

    Ich bin in Gedanken bei allen jüdischen Mitbürgern und ich sage das als Mensch zu den Menschen, die in Deutschland Angst haben vor Antisemitismus und Hass von anderen Menschen, die zu uns kamen und die Nächstenliebe, die sie durch die jüdisch/christliche Leitkultur erfahren haben, nicht verstehen konnten.
    Unsere Gesellschaft besteht aus einer bunten Mischung aller Menschen dieser Erde und die meisten sind friedlich und weltoffen. Lassen wir es nicht zu, dass der Hass auf andere die Herzen verseucht, stehen wir wehrhaft vor allen Menschen, unvoreingenommen und solidarisch. Ein Mensch zu sein, ist so einfach, verlernen wir es nicht, es ist die größte Gabe überhaupt.

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