WWF fordert Überprüfung wegen toter Tiere - Landrätin der Uckermark beklagt "Shitstorm" wegen ASP-Zaun

Fr 04.02.22 | 17:36 Uhr
Rotwildkalb im Januar 20222 am ASP-Zaun in der Uckermark verendet. (Quelle: rbb/Riccardo Wittig)
Audio: Antenne Brandenburg | 04.02.2022 | Fred Pilarski | Bild: rbb/Riccardo Wittig

Mindestens 18 Rehe und andere Wildtiere sind am ASP-Zaun im Nationalpark Unteres Odertal bereits verendet. Die Naturschutzorganisation WWF fordert eine Überprüfung der Zäune. Die uckermärkische Landrätin will den Schutzzaun vorerst nicht verändern.

Die Naturschutzorganisation Word Wide Fund for Nature (WWF) Deutschland fordert, alle Wildschweinzäune gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Naturschutzgebieten zu überprüfen. Die WWF-Wildtierexpertin Nina Gandl sagte am Freitag bei einer Online-Veranstaltung, dass ein fundiertes Begleitmonitoring nötig sei. Dabei müsse untersucht werden, wie effektiv der Zaun ist und wie er sich auf andere Wildtiere auswirkt.

Gandl betonte, es brauche Lösungen für Wildtiere, die nachweislich funktionierten. Die Artenvielfalt dürfe nicht unter den Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest leiden.

Landkreis will Schutzzaun vorerst nicht verändern

Mehr als 100.000 Unterschriften hatten Naturschützer gesammelt, um eine Rückverlegung des sogenannten Schweinezauns im Nationalpark zu erreichen. Doch weder das Verbraucherschutzministerium noch die Landrätin der Uckermark, Karin Dörk (CDU), sind im Moment dazu bereit, den Zaun zu verrücken. Dörk beklagte, es sei für sie unerträglich, welch ein Shitstorm gegen ihre Mitarbeiter von Tierschützern aufgebaut werde. Das Engagement gegen die Tierseuche ASP werde dabei außer Acht gelassen, so Dörk.

Immerhin seien bereits Zaunfelder in der Höhe abgesenkt und Schlupflöcher für Rehe eingebaut worden. Die Durchlässe für das Rehwild seien der Landrätin zufolge deshalb nicht angenommen worden, weil Menschen Äpfel und Heu ausgelegt hätten, um den Tieren den Weg zu zeigen. "Aber man sieht eindeutig, dass das Rehwild genau dort einen Bogen drum macht, weil es nach Menschen riecht und sie dadurch diese Durchlässe nicht annehmen."

Problem könnte sich im Frühjahr verschärfen

Der Leiter des Nationalparks Unteres Odertal, Dirk Treichel, berichtete im Rahmen der WWF-Onlineveranstaltung von zahlreichen verendeten Wildtieren in den eingezäunten Polderflächen. Betroffen seien inzwischen mindestens 18 Rehe und ein Rotwild. Auch Singschwäne und Graureiher fielen dem Zaun zum Opfer.

Im Frühjahr werde sich das Problem noch verschärfen, wenn zehntausende Wat- und Wasservögel im Nationalpark rasten, so Treichel: "Gerade Gänse und Schwäne fliegen dann regelmäßig raus auf die angrenzenden Landwirtschaftsflächen und abends wieder zu ihren Schlafplätzen im Nationalpark. Da der Zaun unmittelbar im Überflutungsbereich steht und von den Vögeln gar nicht als Zaun wahrgenommen werden kann, besteht also eine erhebliche Gefahr."

Neue Lösung vor nächstem Hochwasser

Nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums ist es möglich, dass der Verlauf des Schutzzauns später doch noch verändert wird. In den nächsten Wochen soll ausgewertet werden, wie gut die Maßnahmen des Landkreises funktionieren. Noch vor einem möglichen Frühjahrshochwasser soll eine dauerhafte Lösung gefunden werden. Ein Ministeriumssprecher räumte ein, dass die Schutzziele des Nationalparks dabei stärker als bisher Beachtung finden müssten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.02.2022, 16:40 Uhr

Mit Material von Fred Pilarski und Riccardo Wittig

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