Trockenheit in Deutschland und Polen - Wasserstand der Oder nur wenige Zentimeter über historischem Extremwert

Do 04.08.22 | 18:42 Uhr
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Archivbild: Blick von der polnischen Seite über das Niedrigwasser auf die Stadt Frankfurt (Oder) in Brandenburg. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 04.08.2022 | Magdalena Dercz | Bild: dpa/P. Pleul

Sowohl in Polen als auch in Deutschland liegen die Wasserstände der Oder fast so tief wie in den Trockenjahren 2015 und 2018. Darüber, wie mit der wiederkehrenden Dürre umgegangen werden soll, haben die Länder jedoch unterschiedliche Auffassungen.

Rund 13 Zentimeter liegt der Wasserpegel der Oder bei Frankfurt am Donnerstag über dem dort jemals gemessenen Niedrigwasser-Wert von 77 Zentimeter aus dem Jahr 2015. Zu Beginn der Woche war der Fluss diesem Extremwert mit einem Wasserstand von 81 Zentimeter bereits äußerst nah, wie die Pegeldaten des Landesamts für Umwelt zeigen.

"Lokale Niederschläge spüren wir kaum"

Aktuell sagen die Prognosen im Pegelportal des Landesamts für Umwelt für die nächsten Tage einen steigenden Wasserstand voraus. Cornelia Lauschke, Hydrologien am Wasser- und Schifffahrtsamt, will jedoch nicht ausschließen, dass in diesem Jahr neue Extremwerte erreicht werden. "Ich habe gesehen, dass es im obersten Einflussgebiet in Polen geregnet hat. Aber wenn es immer nur lokal regnet, spüren wir das kaum." Solange sich die Situation in den polnischen und tschechischen Einflussgebieten von Oder und Neiße nicht ändere, könnten die Wasserstände in Brandenburg weiter fallen.

In Polen sorgt sich Grzegorz Walijewski, Hydrologe am Polnischen Institut für Meteorologie und Wasserwirtschaft, ebenfalls über die ausbleibenden Niederschläge in diesem Jahr. Regenfälle über mehrere Tage seien nicht in Sicht. "Die hohen Temperaturen verursachen hingegen Verdunstungen, die das Flusswasser noch weniger werden lassen", sagt Walijewski.

Trockenheit verändert langfristig Auenwald

Schiffe können auf der Oder bereits seit Wochen nicht mehr fahren. Momentan könne nicht einmal die Fahrrinne ermittelt werden, da der Wasserstand auch für die Messschiffe der Behörde zu niedrig sei, sagt Lauschke. Die Hydrologin schätzt die Tiefe der Fahrrinne bei Frankfurt noch auf etwa einen halben Meter.

Den Wassermangel der Oder bekommt nicht nur die Binnenschifffahrt zu spüren. Auch Industriebetriebe und Landwirte im Osten Brandenburgs und der angrenzenden Woiwodschaft Lebus sind betroffen. In Polen fehlt zudem in manchen Brunnen, die noch Haushalte mit Wasser versorgen, das Wasser. Negative Auswirkungen fürchtet Dirk Treichel, Leiter des Nationalparks Unteres Odertal, unter anderem für die Auen-Wälder in den Uferbereichen. Sie sind auf das Wasser angewiesen. Wenn niedrige Wasserstände häufiger werden, würden sich die typischen Arten zurückziehen. "Arten, die mit Trockenheit klarkommen, werden sich dann dort ausbreiten", sagt Treichel.

Polen will weitere Staustufen bauen

Extrem niedrige Wasserstände führte die Oder bereits 2015 und 2018. Im weiteren Verlauf des Klimawandels sollen Dürreperioden im Sommer zunehmen. Polen will den drohenden Wassermangel mit einem Infrastrukturprogramm mildern. Mit 22 Milliarden Zloty, umgerechnet rund 4,5 Milliarden Euro, will das Infrastrukturministerium verstärkt Niederschlagswasser auffangen. "Mit diesen Mitteln soll vor allem der Bau von Rückhaltebecken für Niederschlagswasser, sogenannte Retentionsbehälter, finanziert werden"sagt Mariusz Przybylski von der Wasserbehörde "Polnische Gewässer".

Er hält auch den Bau weiterer Staustufen in der Oder für eine sinnvolle Maßnahme. "Der Ausbau von Staustufen wird helfen, Wasser im Fluss zu behalten", so Przybylski. Umweltschützer aus Deutschland sehen das anders. Flussregulierungen wie diese zerstörten die Ökosysteme des Flusses. Das sei nicht mehr zeitgemäß, findet Sascha Maier, Gewässerreferent beim Bund für Umwelt- und Naturschutz. Auch die auf polnischer Seite geplanten Vertiefung der Fahrrinne lehnen Umweltschützer in Deutschland wie auch das Land Brandenburg ab.

Derzeit gibt es keine andere Wahl, als Wasser zu sparen. Wie lange die angespannte Lage andauere, sei vollkommen offen. "Ich kenne keine positiven Prognosen", sagt Cornelia Lauschke, vom Wasser- und Schifffahrtsamt.

Mit Material von Magdalena Dercz

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.08.2022, 16:42 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Nein, nicht der Mensch im Allgemeinen.
    Dies wäre Sippenhaft.
    Es gibt viele Menschen, die wenig haben und auf vieles verzichten, Blumen gießen, Vögel füttern usw.
    Diese Menschen werden jedoch ständig von Vielfliegern und Großkonsumenten sowie "moralischen Eliten" belehrt, was sie in Zukunft alles noch so sein lassen müssen.
    Dass da die Leute nicht mitmachen, wundert mich überhaupt nicht.
    Die Grünen wollen ja den Atomausstieg auch nicht rückgängig machen. Warum soll dann der Bürger weniger duschen?

  2. 12.

    Die beste Idee die hier jemals einer Hatte
    Wir können ja noch ein paar Fische draufmalen und dann ist alles Perfekt
    Ironie aus

  3. 11.

    Nachtrag: Neue Kommentare werden auch nicht auf Rechnern gezeigt, in denen das Kommantarsymbol nicht mehr gefüllt ist, auf Rechnern mit normalen Kommentarsymbol sind aber neue Kommentare sichtbar. Ich bin mir recht sicher, daß so bestimmte Rechner gesperrt werden sollen. Was ist der Grund dafür? Ich bitte um eine Erläuterung, da das sicher von allgemeinem Interesse ist für alle Kommentatoren.

  4. 10.

    Ich hab da eine Idee.
    Wir sollten die ausgetrockneten Flüsse mit Beton füllen und als Straßen nutzen.
    Auch die ausgetrockneten Seen könnten wir mit Beton füllen und daraus werden die so dringend gebrauchten Parkplätze.
    Mit ein wenig blauer Farbe könnte ja dem Ganzen die Illusion von Wasser hinzugefügt werden.

  5. 9.

    @rbb24: Warum wird das Symbol für den Link in den Kommentarbereich manchmal als weiße Sprechblase mit rotem Rand anstatt der normalen roten Füllung angezeigt? Ein Kommentieren ist dann auch nicht mögluch, obwohl der Kommentarbereich prinzipiell noch offen ist und auch andere Kommentare weiterhin erscheinen.

  6. 8.

    Da Sie das Oderbruch erwähnen. Wie ist eigentlich die Situation im Warthe- und Netzebruch im Vergleich zum Oderbruch? Es gäbe da doch sicher viele Anknüpfungspunte mit der polnischen Seite für gemeinsame Strategien.
    PS: komischerweise kann man den Artikel nicht mehr von allen Rechnern kommentieren. Warum?

  7. 7.

    Ich folge Ihren Befürchtungen! Wir „Alten“ werden es nicht erleben. Aber unsere Kinder und Enkel.
    Wenn wir es nicht bald schaffen, die egoistische Gier nach Reichtum und die fatale Forderung „Macht Euch die Erde untertan“ zu beenden, werden die Folgen fatal sein. Fataler als wir es uns derzeit ausdenken können!

  8. 6.

    Die Gelegenheit für grenzüberschreitenden ökologischen Wasserbau... Mal sehen wer die Gelegenheit nutzt um Großartiges zu leisten und wer zuguckt? Nichtsmachen nutzt nur den „Faul*innen“...Und wir hätten dann auch kein Oderbruch, was heute als schützenswert angesehen wird. Wer hat es geschafften? Der Mensch.

  9. 5.

    Wenn ich es richtig verstehe, funktioniert die Idee der Buhnen so eigentlich nicht.
    Wenn man die Buhnen tiefer in den Fluss reinbaut, um die Geschwindigkeit hoch zu halten, muss man auch die Zwischenräume regelmässig ausbaggern. So wie momentan hat das mit Hochwasserschutz wenig zu tun. Die Buhnen sollen ja für höheren Abfluss in der Fahrrinne und gleichzeitig Stauraum und Dämpfung von Hochwasser erbringen. Wenn ausgebaggert würde da auch länger Wasser stehen und auch den Fischen Lebensraum geben.
    Bei dem derzeit niedrigen Stand sicher nicht aber wie Sie schon erwähnten die Sandbänke gucken nun schon einige Jahre raus auch bei Normalwasserstand.
    Hat Polen nun Interesse an Hochwasserschutz oder eben doch nur an der schnellen Fahrrinne?
    Wenn die Buhnen nicht wären, würde die Oder bei Hochwasser den Sand selbst wegräumen.
    Ob es so auch vor jedem Stauwehr im Oberlauf aussieht?

  10. 4.

    "Flussregulierungen wie diese zerstörten die Ökosysteme des Flusses. Das sei nicht mehr zeitgemäß, findet Sascha Maier, Gewässerreferent beim Bund für Umwelt- und Naturschutz." Die Zwickmühle dabei ist, daß ein extremes häufiges Niedrigwasser (oder sagar ausgetrocknete Flußlaufteile bei anderen Flüssen) auch Ökosysteme zerstören.

  11. 3.

    Das Bild Richtung Ochsenwerder ist zwar besser als die Bilder in der Artikeln vorher. Allerdings sieht man auch hier neben dem Niedrigwasser im Hauptstrom haupsächlich die versandeten Zwischenbuhnenbereiche, welche wohl schon länger nicht mehr vom abgelagerten Sand befreit wurden. Warum nimmt ihre Lokalredaktion nicht einmal aussagekräftigere Bilder auf, welche deutlich den Wasserstand im Hauptstrom zeigen.

  12. 2.

    So wird es wohl bald fast in ganz Deutschland und Europa aussehen
    Für einige aber alles normal, alles gut

  13. 1.

    " Derzeit gibt es keine andere Wahl, als Wasser zu sparen "

    natürlich, andere Möglichkeiten gibt es nicht , und wenn die Quellen so langsam versiegen - abschmelzende Gletscher zB-
    dann hilft auch das Sparen nicht mehr , der Rhein führt auch Niedrigwasser und nicht nur der , auch Elbe , " Der Straussee schrumpft " der Po in Noritalien auch .... ohne Wasser nichts los , aber auch in den USA führt der große Salt Lake historisch wenig Wasser, wird die Erde irgendwann wie der Mars aussehn ?

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