Mann mit vier Kopfschüssen getötet - Angeklagter Hobby-Jäger in Rüdersdorfer Mordfall schuldfähig erklärt

Di 28.03.23 | 16:51 Uhr
Landgericht am 10. August 2021 in Frankfurt (Oder)
Audio: Antenne Brandenburg | 28.03.2023 | Torsten Glauche | Bild: Tony Schönberg/rbb

Seit Jahresbeginn muss sich ein Hobby-Jäger vor Gericht verantworten. Er soll einen Mann aus Rüdersdorf mit vier Kopfschüssen ermordet haben. Dabei soll es um Drogengeschäfte gegangen sein. Nun wurde der Angeklagte für schuldfähig erklärt.

Der Angeklagte im Prozess um einen Mord in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) am Landgericht Frankfurt (Oder) ist voll schuldfähig. Das bestätigten Gutachter am Montag vor Gericht. Der 42 Jahre alte Mann aus Jännikendorf im Landkreis Oder-Spree soll im Mai vergangenen Jahres einen 27 Jahre alten Mann mit vier Kopfschüssen getötet haben.

Angeklagter mit sozialer Verhaltensstörung

Sowohl ein Psychologe als auch ein Psychiater haben am Landgericht ausgesagt, dass der Angeklagte durchschnittlich intelligent sei, wie Reporter des rbb berichten. Allerdings gebe es eine soziale Verhaltensstörung. Die resultiere aus früherem Alkoholmissbrauch und fehlender Bildung. Vor Gericht wurde angeführt, dass der Angeklagte weder einen Schul- noch einen Ausbildungsabschluss hat.

Bis zu seiner Festnahme habe er sich seinen Unterhalt mit Hilfsarbeiten in der Landwirtschaft verdient. Nach früheren Aussagen von Kriminalbeamten lebte der 42-Jährige in einer Einraumwohnung mit mehreren Reptilien und Hunden zusammen. Die Polizei sicherte in der Wohnung insgesamt 22 Lang- und Kurzwaffen sowie Munition. Die habe er legal besessen. Allerdings werde eine Waffe vermisst.

Bereits 2019 wurde der Mann wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz vom Amtsgericht Fürstenwalde (Oder-Spree) zu einer Geldstrafe verurteilt. Zudem ermittelt seit kurzem auch die Staatsanwaltschaft Cottbus wegen des Besitzes von Kinderpornografie gegen ihn. Entsprechendes Material soll auf seinem Handy gefunden worden sein.

Angeklagter bestreitet die Tat

Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte sein Opfer unter dem Vorwand eines Waffengeschäfts abgeholt haben und mit ihm in ein abgelegenes Waldstück gefahren sein, wie es zum Prozessauftakt im Januar hieß. Dort soll er den 27-Jährigen mit mehreren Kopfschüssen aus kurzer Distanz getötet haben. Zusätzlich soll der 42-Jährige seinem Opfer ein Handy und mehrere tausend Euro Bargeld abgenommen haben.

Der Angeklagte bestreitet, den Mann - einen Freund - ermordet zu haben. Er beschuldigt vielmehr einen bislang unbekannten Mann aus dem Rocker-Milieu. Er soll zum Angeklagten und dem Opfer ins Auto gestiegen sein, mehrfach geschossen haben und unerkannt entkommen sein.

An einem früheren Verhandlungstag berichtete der 42-Jährige im Zeugenstand bereits von mutmaßlichen Drogengeschäften des Opfers.

Bislang 60 Zeugen vernommen

An den mittlerweile 15 Verhandlungstagen wurden inzwischen rund 60 Zeugen vernommen, darunter Bekannte sowohl des Angeklagten als auch des Opfers. Hinzu kommen Beamte der Landeskriminalämter aus Berlin, Brandenburg und der Mordkommission Frankfurt (Oder). So lud das Gericht beispielsweise auch Experten der Spurensicherung oder des sogenannten Rocker-Milieus in Ostdeutschland vor.

Urteil wohl frühestens im Mai

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Dann soll das Video mit der Vernehmung des Angeklagten durch die Polizei gezeigt werden. Weitere Verhandlungstage sind bis in den Mai angesetzt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.03.2023, 09:30 Uhr

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