Corona-Pandemie - Landkreise in Ostbrandenburg diskutieren über unterschiedliche Impfstrategien

Mo 01.02.21 | 15:02 Uhr
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Impfzentrum Frankfurt (Oder) 1
Audio: Antenne Brandenburg | 01.02.2021 | Marie Stumpf | Bild: John-Alexander Döring/rbb

Im Zuge des Bund-Länder-Gipfels zur weiteren Corona-Impfstrategie diskutieren auch die Landkreise in Ostbrandenburg über unterschiedliche Lösungsansätze. Während einige Kreise auf die Hausarztpraxen setzen, fordern andere mehr zentrale Impfzentren.

Die Impfungen gegen das Coronavirus gehen in Brandenburg nur schleppend voran. Erst war die Hotline für die Terminvergabe überlastet, die Wege zu den Impfzentren sind für viele vor allem ältere Brandenburger zu weit weg und inzwischen fehlt mit dem Impfstoff auch die Grundlage im Kampf für die Immunisierung. Am Montag treffen sich Bund und Länder zu einem Impfgipfel, um über Möglichkeiten zu diskutieren. Aus vielen Städten und Gemeinden Ostbrandenburgs gibt es aber jetzt schon Ideen, wie es mit dem Impfen weiter gehen könnte.

Oder-Spree setzt auf Hausärzte

Der Landkreis Oder-Spree ist vorgeprescht. Dort wollen die Verantwortlichen komplett auf Impfzentren verzichten, äußerte Landrat Rolf Lindemann Mitte Januar bei der Eröffnung des Impfzentrums in Frankfurt (Oder). Stattdessen ein Vorschlag von Beeskows Bürgermeister Frank Steffen (SPD): "Mir haben die Hausärzte vor Ort gesagt, sie würden am liebsten so schnell wie möglich in ihren Praxen impfen. Sie haben den Kontakt zu den Patienten. Sie haben die Patienten zum Teil schon registriert und mit ihnen gesprochen."

In Mecklenburg-Vorpommern ist das schon gängige Praxis. Die Hausärzte fungieren dort als ergänzende Außenstellen der Impfzentren. Über den Kreis Nordwestmecklenburg verteilt, beteiligen sich insgesamt acht Praxen an dem Testbetrieb, so ein Sprecher des Kreises gegenüber dem NDR [www.ndr.de]. Damit ist Nordwestmecklenburg deutschlandweit Vorreiter.

Zusätzliche Impfzentren im Barnim?

Aus Bernau im Barnim kommen dagegen skeptische Stimmen. Bürgermeister Andre Stahl (Die Linke) glaubt nicht, dass die Hausärzte den großen Ansturm stemmen könnten. Gegenüber dem rbb sagte Stahl: "Ich habe durchaus die Bedenken, dass neben dem normalen Geschäft der Hausärzte, die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, sehr schnell Überlastungssituationen eintreten können. Garde in der Situation, wo wir sehr viele Menschen sehr kurzfristig impfen, wird es nicht möglich sein, diese Aufgabe ohne Impfzentren zu bewerkstelligen." Prinzipiell finde Bürgermeister Stahl es sinnvoll, wenn Hausärzte impfen. Allerdings sieht der Linken-Politiker im Berlin nahen Raum keine ausreichenden Kapazitäten an Hausärzten.

Stahl möchte deswegen auch in Bernau neben Eberswalde ein zusätzliches Impfzentrum errichten.

Breite Strategie in Märkisch-Oderland

Der Kreis Märkisch-Oderland hat sich am Dienstag über die weitere Corona-Impf-Strategie verständigt. Als Impfzentrum ist das Kreis-Krankenhaus Strausberg ausgewählt worden. Die Einrichtung soll laut Kreissprecher Thomas Behrendt das Ankerzentrum werden. Auch Seelow und Wriezen könnten später in den Krankenhäusern impfen.

Zusätzlich wolle der Kreis auf mobile Teams und die Hausärzte setzen. "Auch immobile Menschen, also die, die aufgrund ihres Alters oder durch Vorerkrankungen nur schwer in die Impfzentren kommen, sollen in der eigenen Häuslichkeit besucht werden." In Märkisch-Oderland wird noch über das Einladungsverfahren zum Impfen diskutiert. Fraglich ist, ob es zusätzlich auch die Möglichkeit geben wird, Termine online zu buchen, so Berendt.

Uckermark offen für Vorgehen

Die Uckermark unterdessen hält sich alle Optionen offen. Möglich sind die selbst impfenden Hausärzte, mehr mobile Impfteams und neben Prenzlau ein zweites Impfzentrum am Asklepios Klinikum Schwedt, du hieß es von Seiten des Landkreises.

Gemeindeeigene Impfmaßnahmen in Buckow?

Aus dem ärztestarken Kurort Buckow in Märkisch-Oderland schließlich kommt ein ganz anderer Vorschlag. Bürgermeister Thomas Mix (SPD) will im Rahmen eines Pilotprojektes alle Einwohner seiner Gemeinde impfen. Dazu will er ein sogenanntes lokales Impfzentrum einrichten, welches von 50 ansässigen Ärzten betrieben wird. So sollen die zentralen Impfzentren entlastet werden. Geimpft werden sollen nach Mix Vorstellung aber ausschließlich die Einwohner von Buckow. Aus dem Gesundheitsministerium gab es dafür bisher aber keine Zusage.

Brandenburg vor dem Bund-Länder-Gipfel

Aus Sicht des Landes schließen sich Hausärzte und Impfzentren übrigens nicht aus. Staatssekretär Michael Ranft erklärt: "Wir brauchen die Strategie nicht zu ändern. Dieses Impfzentrum ist eine Notlösung, weil wir kaum Impfstoff haben und den zentral effektiv verteilen wollen. Unser Ziel war es schon immer in die Hausarztpraxen zu gehen."

Im Vorfeld des Bund-Länder-Gipfels zum weiteren Vorgehen, zeigte sich Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) offen für andere Lösungsansätze. Im Morgenmagazin von ARD und ZDF sprach er sich am Montag dafür aus, auch die Beschaffung von Impfstoffen aus China und Russland in Betracht zu ziehen.

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher fordert unterdessen Einschränkungen in der Alterszulassung, den schwedisch-britischen von Astrazeneca auszuliefern.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.02.2021, 14:10 Uhr

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1 Kommentar

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  1. 1.

    Das Impfen eines mRNA-Impfstoffs ist in den Hausarztpraxen nicht möglich und deshalb ist die Hausarztpraxen nicht vorrangig in Erwägung zu ziehen. Es würde aber Organisationsmängel bei der Terminvermerk verdecken. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

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