Hohe Infektionszahlen - Kliniken in Ostbrandenburg sehen sich am Limit

Fr 16.04.21 | 18:10 Uhr | Von John-Alexander Döring
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Symbolbild: Auf der Covid-Station, einem Bereich der Operativen Intensivstation vom Universitätsklinikum Leipzig, wird ein Patient von Ärzten und Schwestern mit angeschlossenen Geräten zu einem CT gefahren. (Quelle: dpa/Waltraud Grubitzsch)
Audio: Antenne Brandenburg | 16.04.2021 | John-Alexander Döring | Bild: dpa/Waltraud Grubitzsch

Wegen der Corona-Pandemie werden Intensivbetten knapp - die Belastung für das Pflegepersonal groß. Auch Krankenhäuser in Ostbrandenburg stoßen an die Belastungsgrenze. Von John-Alexander Döring

In einigen Brandenburger Kliniken und deren Intensivstationen ist die Lage äußerst angespannt. Freie Intensivbetten sind knapp, die Belastung für das Pflegepersonal groß. Bei steigenden Inzidenzzahlen stoßen bereits mehrere Krankenhäuser in Ostbrandenburg an die Belastungsgrenze.

In Schwedt nur noch ein Bett frei

So gibt es etwa in den Krankenhäusern in Strausberg und Wriezen keine freien Intensivbetten mehr. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht für Märkisch-Oderland vom Freitag hervor.

Und auch auf der Intensivstation im Asklepios Klinikum Uckermark in Schwedt werden die Betten äußerst knapp, wie Geschäftsführer Ulrich Gnauck sagt. "Derzeit ist noch ein Bett übers Wochenende frei. Wir gehen von Verlegungen aus, werden am Montag aber mit den Chafärzten besprechen, inwieweit das elektive Programm eingeschränkt wird." Als elektiv werden Eingriffe bezeichnet, die medizinisch nicht unbedingt dringend geboten sind und daher aufgeschoben werden können.

Sprecher der Intensivmediziner warnt

Ähnlich wie in den Landkreisen Märkisch-Oderland und Uckermark sieht es auch im Barnim aus. Am Immanuel Klinikum in Bernau spricht Chefarzt Dr. Georg Fritz von einer "dramatischen Lage". Als Sprecher aller Intensivmediziner in Brandenburg hat er einen guten Überblick auf die Brandenburger Intensivstationen.

"Die Belastung der Intensivstationen ist fast schon so, wie sie zur Hoch-Zeit der zweiten Welle war", sagt er. "Wenn diese Entwicklung nicht gebremst wird, wird unser Gesundheitssystem unter erheblichen Druck geraten."

Personal wird knapp

Angespannt, aber stabil ist die Situation auch am GLG Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde. Schriftlich teilte es dem rbb mit, dass es teilweise zu einer ausgeprägten Personalknappheit komme.

Klinikpersonal an der Belastungsgrenze, das beobachtet auch der Leitende Oberarzt Matthias Jäger vom Klinikum in Frankfurt (Oder). "Aktuell sind wir noch im grünen Bereich, aber nicht weit entfernt von gelb", sagt er. "Wenn sie mich fragen, wie die Situation morgen oder übermorgen ist, könnte ich ihnen keine verbindliche Auskunft geben. Das müssen wir sehen."

Die Asklepios Klinikum Uckermark GmbH in Schwedt.Das Asklepios Klinikum Uckermark

Inzidenzen weiterhin hoch

Die Ampel steht auch im Helios Klinikum in Bad Saarow noch auf grün und das Klinikum teilte außerdem mit, dass die Anzahl der Betten im Intensiv- und Normalstationsbereich bei Bedarf aufgestockt werden könnte. Die Lage sei aber insgesamt auch dort angespannt.

Eine Entspannung für die Intensivstationen ist nicht absehbar, denn die Inzidenzwerte sind in der Region weiterhin hoch. 223 vermeldete der Landkreis Oder-Spree am Freitag, gefolgt von Frankfurt (Oder) mit 155 und Märkisch Oderland mit 151 Infektionen bezogen auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner innerhalb von sieben Tagen. 137 waren es in der Uckermark, im Barnim lag der Wert bei 99,9.

Kliniken müssen wieder Operationen verschieben

Mehrere Brandenburger Kliniken können derweil wegen der steigenden Anzahl Corona-Patienten nur dringend notwendige Operationen durchführen. Der Geschäftsführer des Ernst von Bergmann-Klinikums in Potsdam, Hans Ulrich Schmidt, erklärte dem rbb am Freitag, das Klinikum mache eine 180-Grad-Drehung und müsse wieder reduzieren. Die Notfallversorgung sei sichergestellt, aber andere Operationen müssten abgesagt werden, die eigtentlich nötig wären.

Schmidt berichtet von immer jüngeren Covid-Patienten, die auch deutlich kränker seien als in der zweiten Welle. 96 Prozent der nachgewiesenen Infektionen seien das B117-Virus. Die Lage sei hoch angespannt, aber noch machbar. Schmidt mache sich aber Sorgen darüber, was noch auf das Klinikum zukomme.

Auch Vertreter des Carl-Thiem-Klinikums in Cottbus und des Klinikums Niederlausitz in Senftenberg haben berichtet, dass immer mehr geplante Eingriffe verschoben werden müssten.
Der Süden Brandenburgs ist derzeit Corona-Hotspot. Dort liegen die Sieben-Tage-Inzidenzen um etwa 200.

 

Sendung: Brandenburg aktuell, 16.04.2021, 19:30 Uhr

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Beitrag von John-Alexander Döring

8 Kommentare

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  1. 8.

    Ich kann Sie nur unterstützen. Dazu kommt die katastrophale Coronapolitik und die mangelhafte Impfstrategie. So werden wir noch lange im Lockdown hängen. Von Fehlereingestehen und Verantwortungsübernahme fehlt jede Spur. Schuld sind immer die Anderen. Einfach nur noch zum Verzweifeln.

  2. 7.

    Das ist nicht die Schuld der Bürger, die für jahrelanges Missmanagement der Regierungen in Geiselhaft genommen werden sondern einzig und allein geschah das Zusammensparen des Gesundheitswesens unter Zwang und Druck der Politik.

    Die selben Politiker die jetzt scheinheilig jammern, wie schlimm die Situation in den Krankenhäusern ist, hat im vergangenen Abrechnungsjahr 20 Kliniken geschlossen und will dieses Jahr 30 weitere dicht machen.

    Ich habe weder Verständnis noch Mitleid. Einzig und Allein die Politiker, die jetzt die Bürger als Strafe für das Versagen der Regierungen wegsperren, haben diese Situation verursacht!

  3. 6.

    Mit Angst und Panik ist sehr gutes Geschäft zu machen, Milliardenumsatzsteigerungen wie wir wissen! Trotzdem werden Krankenhäuser geschlossen, Bettenkapazitäten verringert, Personal ist unterbezahlt und wird abgebaut! Eine echte Pandemie braucht Ärzte und Krankenhäuser!

  4. 5.

    verstehe ich Sie Richtig? Sie sehen erst dann Handlungsbedarf, wenn alles zu spät ist.

  5. 4.

    Eigentlich wollten wir doch alle solidarisch agieren und eine Auslastung vermeiden, denn Thüringer Patienten werden schon nach Hamburg geflogen.

  6. 3.

    Ich denke jeden Tag an die überlasteten Pfleger und Ärzte, 9000 haben schon gekündigt, 17.000 sind weltweit an Corona gestorben, aber gleichzeitig sehr verwunderlich, dass die Helios Kliniken die Dividendenausschüttung erhöht und gleichzeitig Ärzte entlässt.

  7. 2.

    Solange unsere Politik die Priorität in einem gegenseitigen Anmotzen legt und Schuldzuweisungen oder Unterlassen und nicht auf endlich mal den Schutz der Bevölkerung bzw endlich mal die Impfungen ohne diese, Entschuldigung, scheiss deutsche Bürokratie durchzuführen , wird sich nichts ändern oder bessern. Unser aller Wunsch ist „nur“, möglichst schnell ein doch normales Leben zu führen und nicht noch mehr Todesopfer beklagen zu müssen. Aber nein, die Befindlichkeiten JEDER Partei steht im Vordergrund. Weiter so, macht zur Zeit echt Sinn! Ich dachte lange trotz Widrigkeiten, dass Politik für uns Bürger gemacht wird. Schon lange nicht mehr. Alle Kraft nun mal wieder den Verantwortlichen in den Krankenhäusern. Einfach nur noch traurig für so ein Land.

  8. 1.

    Ich weiß nicht, was Herr Gnauck uns hier glauben machen will, aber nach den nüchternen Zahlen mit 11 Prozent ITS-Belegung durch Covid-Patienten ist er in Schwedt Lichtjahre von der Überbelegung entfernt. Nun ja, jeder Klinikgeschäftsführer trommelt in diesen Zeiten, die Motive sind meist durchsichtig

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