Rechtsstreit um Werk in Schwedt - Rosneft klagt gegen Zwangsverwaltung der PCK-Raffinerie

Do 13.10.22 | 21:30 Uhr
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Ein Blick auf die Raffinerie PCK in Schwedt. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.10.2022 | Ronald Schleif | Bild: dpa/Annette Riedl

So wie zuvor schon die deutsche Gazprom-Tochter hat die Bundesregierung auch die beiden deutschen Töchter des russischen Ölkonzerns Rosneft unter staatliche Verwaltung gestellt. Dagegen geht Rosneft nun juristisch vor.

Im Streit über die Treuhandverwaltung der deutschen Rosneft-Töchter verklagt der russische Ölkonzern den Bund. Rosneft habe am Donnerstag Klage beim Bundesverwaltungsgericht gegen das Wirtschaftsministerium eingereicht, teilte die Berliner Kanzlei Malmendier auf dem Karrierenetz Linkedin mit. Rosneft hatte diesen Schritt bereits Mitte September angekündigt.

Die Voraussetzungen für eine Zwangsverwaltung lägen nicht vor. Der Fall unterscheide sich grundlegend von dem der Deutschlandtochter des Gaskonzerns Gazprom. "Bis zum heutigen Tage kommt Rosneft seinen Rohöllieferverpflichtungen in vollem Umfang nach, es gibt keine Lieferunterbrechungen und keine Leistungsstörungen", argumentierten die Juristen. Das Wirtschaftsministerium kommentierte die Klage nicht.

Schwedt soll ab Januar kein russisches Öl mehr erhalten

Die Bundesregierung hatte im September angekündigt, die Mehrheitseigner der brandenburgischen Raffinerie PCK - zwei Rosneft-Töchter - unter staatliche Kontrolle zu bringen. Hintergrund ist ein geplantes Ölembargo gegen Russland, das ab 1. Januar greifen soll.

Deutschland hat sich wegen des Angriffs auf die Ukraine auf EU-Ebene verpflichtet, auf Pipelineöl aus Russland zu verzichten. Stattdessen soll die Raffinerie über die Häfen Rostock und Danzig versorgt werden. Rosneft warf der Bundesregierung schon damals eine "Zwangsenteignung" seiner deutschen Tochterfirmen vor.

Kanzlei: Gesetzesregelungen sind verfassungswidrig

Die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt wird seit Jahrzehnten über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl beliefert. Rosneft hatte nach Angaben des Wirtschaftsministeriums wenig Interesse an einer Abkehr von russischem Öl. Über das Werk an der polnischen Grenze wird der Nordosten Deutschlands, darunter Berlin, mit Kraftstoff versorgt.

Die Kanzlei Malmendier erklärte nun, die Versorgung "hängt von den weiteren Öllieferungen durch Rosneft und alternative Lieferungen, die Rosneft bereit ist, selber zu organisieren, ab". Zudem halten die Juristen nach eigenem Bekunden Regelungen im deutschen Energiesicherungsgesetz für verfassungswidrig: "Zwangsverwaltung, verbunden mit der Befugnis, die Geschäftsanteile an den deutschen Tochtergesellschaften von Rosneft an Dritte zu veräußern, und dies noch entschädigungslos, ist verfassungsrechtlich schlicht zu viel des Guten."

Auch bei der Gasversorgung liegt Deutschland im Streit mit Russland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte die Bundesnetzagentur bereits im April als Treuhänderin für die damalige Gazprom Germania eingesetzt, die inzwischen "Securing Energy for Europe" (Sefe) heißt. Der Minister hatte dies mit unklaren Rechtsverhältnissen und einem Verstoß gegen Meldevorschriften begründet. Russland hat die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 inzwischen eingestellt. Der Westen wirft dem Kreml deswegen vor, Energie als Waffe einzusetzen. Moskau hat dies zurückgewiesen.

Sendung: rbb24 Spätausgabe, 13. Oktober 2022, 21:45 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    Dass Sie sich nicht mit den diversen Prozessrechten auskennen ist eine Sache. Die andere ist, dass genau daran Ihre Wünsche scheitern werden.
    Die Sanktionen wirken und das ist auch gut so, bewiesen durch Putins Gebettel, die Sanktionen zu beenden. Links und rechts stoßen ins gleiche Horn. Auch Gysi kann sich nicht verstellen, auch wenn er denkt der größte Schauspieler zu sein. Russland braucht Westgeld, das war schon zu Sowjetzeiten so. Also verweigert es ihm Deutschland.

  2. 26.

    aus der Logik einer durchschnittlichen Allgemeinbildung.

  3. 25.

    Oh, da muss ich ja einen Nerv getroffen haben. Einer der wenigen aus der Dresdner Umgegend, der sich an Märchenbücher hält.

  4. 24.

    Bzgl. der Wahrnehmung des Klagerechtes bin ich bei Ihnen. Bei den Sanktionen wird es aber komplizierter. Gas ist weder von Deutscher noch offiziell von russischer Seite mit Sanktionen belegt. Da sind es halt zunächst angebliche "technische Probleme" gewesen, die Siemens nicht nachvollziehen konnte, weil z.B. mehrere Ersatzturbinen in Russland stehen.

    Anders ist das z.B. bei Tafeläpfeln aus Brandenburg oder auch Milchprodukte. Dazu gibt es seit Jahren russische Sanktionen.

  5. 23.

    War russisches Gas wirklich billig? Es gibt dich Zweifel, da andere Industrienationen teil s10 % oder noch weniger bezahlt haben. Und spätestens nach dem Krieg auf der Krim hätten Politik und Wirtschaft darauf auch noch einen Risikoprämie einkalkulieren müssen. Schließlich hat Putin schon auch mal an den Hähnen gedreht. Stattdessen hat man sich aber trotz warnender Stimmen in noch größere Abhängigkeit begeben.

  6. 22.

    1. Was liefert denn D nach Rußland vertragswidrig durch die Sanktionen nicht?
    2. Zwischenstaatliche Sanktionen können durchaus dem Gewaltverbot unterliegen wie kriegerische Angriffshandlungen und würden dann eigentlich eines Mandats des Weltsicherhaitsrates bedürfen.

  7. 21.

    Die Firma nimmt einfach ihr zustehendes Recht für sich und ihre Aktionäre war - würde jede andere Firma auch so machen, die sich zu unrecht behandelt fühlt. Dafür gibt es hier einen funktionierenden Rechtsstaat, welcher nach Anhörung der Parteien eine Entscheidung treffen wird - das würden Sie sicher genauso für sich erwarten.

  8. 20.

    Logik und skrupellosigkeit des russischen Mafiabosses/Kriegsverbrecher. Gerade in Kombination mit "1NS2 Röhre ist noch heil, soll ich euch liefern?" Erpressungsversuchen.

    Russland lügt wenn die den Mund aufmachen. Wenn man russische Propaganda schaut, fragt man sich in welcher Welt die Leben. Natürlich wird der Krieg in der UKR mittlerweile zu großen Teilen von NATO Soldaten geführt, gegen die Ukraine würde man ja nicht verlieren.

  9. 19.

    Welche selbstauferlegten Sanktionen wirken denn negativ in Deutschland.

    Ich bin gespannt.

    Sie sollten sich mal anschauen was sanktioniert ist und was Russlands Staatskonzern vertragswidrig nicht liefert.

    Nachdenken ist manchmal schwer, aber Sie schaffen das.

    PS: zwischenstaatliche Sanktionen sind keineswegs Willkür, sondern unterliegen Regeln.

  10. 18.

    Schon lange “bewundere” ich Ihre Weitsicht und die Gabe Zusammenhänge zu erfassen. Die Untersuchungen zur verlaufen recht schleppend, Gas so, als hätte man Sorgen die Täter zu erwischen. Für mich kommen die Ukrainer, die Amerikaner ebenso in Frage wie die Polen. Für reichlich Geld würden das sicher auch andere Kommandos erledigen. Die Genannten haben alle wichtige Gründe.

  11. 17.

    Erzählen Sie mehr. Für Rohöl gelten noch keine Sanktionen und beim Erdgas hat Putin wg. "technischer Störungen" NS1 komplett stillgelegt wie auch andere Gaspipelines schon länger außer Betrieb sind ohne dass es dazu Sanktionen gibt. Zufällig würde aber noch eine Röhre von NS2 funktionieren.

  12. 16.

    Das geklagt wird, war zu erwarten... Deutschland mit seinen Gehältern, dem Wohlstand und der teilweise vorhandenen Arroganz hat alles auf Grundlage günstiger Energie erschaffen (BASF usw.). Entweder wir entscheiden uns zwei Schritte zurück zu gehen und einen vor, oder wir akzeptieren den Fakt und damit die günstige Energie. Aber alles auf hohen Level zu halten ( Wohlstand usw.), aber gleichzeitig deutlich mehr für Energie zu zahlen, dass kann nicht funktionieren. Ich gehe nicht davon aus, dass unsere Nachbarländer uns aushelfen, wenn es auch deren Leuten schlecht geht. Oder Deutschland zahlt soviel, dass es anderen Ländern egal ist, wenn deren Leute frieren. Komische Welt derzeit.

  13. 15.

    Sie stärken (!) Diktatoren, wenn Sie die ökonomische Stärke Deutschlands schwächen. Denn das ist unser "Pfund".
    Es gibt Länder, die haben nicht den geringsten Skrupel, Dtl. zu schwächen oder in den Krieg zu schicken. Spüren Sie das nicht auch?

    P.S. Kommentatoren über die Hintertür politisch falsch einzuordnen hat nur einen Zweck: Sich erheben gegenüber anderen Meinungen. Das passt nicht zu diesem Forumformat. Lassen Sie es sein...

  14. 14.

    Im Falle Gazprom wurde der Gasspeicher Rheden entgegen der Weisung des BMWI fast auf Null gefahren. In Schwedt hängt an PCK weitere kritische Infrastruktur, wg Fernwärme und warmen Wasser. Auch hier dürfte eine entsprechender Eingriff durch Rosneft gegeben sein! Ging alles durch die Presse!

  15. 13.

    Was Sie alles so wissen! NS 1 wurde von den Russen komplett gesprengt, ihre Aussage. Woher nehmen Sie das Wissen?

  16. 12.

    In Dresden ist sicherlich noch nicht bei allen angekommen, dass die selbstauferlegten Sanktionen in Deutschland schon wirken.

  17. 11.

    Jeder der gegen die verhängten Sanktionen ist soll ruhig auch öffentlich dazu stehen, dass man sich damit aus der westlichen Welt verabschiedet.

    Was unsere dann Ex-Partner in EU und G7 von uns denken würde interessant. Nur mal nebenbei: das dürfte dann wohl zu massivsten Sanktionen gegen Deutschland führen als Sanktionsbrecher. Tschüss deutscher Maschinenbau ohne westliche Chipversorgung.

    So doof können eigentlich nur....Nationalisten sein.

  18. 10.

    Ich bin kein Jurist. Der Krieg gegen die Ukraine ist in keinster Weise zu rechtfertigen. Aber was war denn als Antwort auf die umfangreichen Sanktionen zu erwarten. Wir brüsten uns mit Rechtsstaatlichkeit - dann sollte man sich auch daran halten.

  19. 9.

    Würde schon reichen Russland bzw. Den Staatskonzern Gazprom wegen dem Gasliefwrstopp zu verklagen. Aber genau damit Gazprom keine Entschädigung Zahlen muss hat Putin NS1 komplett gesprengt.

    Schaden durch vertragswidrogen Lieferstopp Gazprom allein bei uns locker 200 Mrd. Euro.

  20. 8.

    Wird auch Zeit das man klagt. Hätte ich auch gemacht.

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