Gespräche über PCK Schwedt - Vorerst wird weiter Öl fließen - aber wie?

Mo 19.12.22 | 17:07 Uhr | Von Michael Schon
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Archivbild: Dietmar Woidke (4.v.l, SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, eröffnet am 03.11.2022 in der Staatskanzlei die von der Brandenburger Landesregierung einberufene Auftaktsitzung der Task Force zum Raffineriestandort Schwedt. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: Antenne Brandenburg |19.12.2022 | Torsten Sydow | Bild: dpa/Soeren Stache

Trotz des bevorstehenden Öl-Embargos gegen Russland ist die Versorgung der PCK-Raffinerie in Schwedt gesichert. Einige Fragen sind aber offen. Dazu kam am Montag erneut die Taskforce zusammen. Von Michael Schon

  • Auslastung der PCK-Raffinerie ab Januar scheint gesichert
  • Zukünftige Struktur des Unternehmens weiter offen
  • Umbau-Pläne zum Wasserstoff-Standort werden vertieft

Die PCK-Raffinerie soll auch ab Januar zu mindestens 70 Prozent ausgelastet sein, wenn voraussichtlich kein Tropfen russisches Öl mehr über die Druschba-Pipeline an der Oder ankommen wird.

Die dazu nötigen Gespräche mit der polnischen Seite seien erfolgreich gewesen, sagte Michael Kellner (Grüne), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, am Donnerstag im Bundestag. "Wir haben Versorgungssicherheit in der Region gegeben", sagte Kellner. "Wir werden weiter daran arbeiten, die Zahlen nach oben zu bringen. Auch da gibt es positive Signale."

Polen habe zugesichert, dass die entsprechende Menge Öl über eine polnische Pipeline aus dem Hafen Danzig nach Schwedt geleitet werden kann. Zudem soll Öl aus Kasachstan kommen.

Weitere Verhandlungen mit Kasachstan

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verwies auf die vereinbarte Beschäftigungsgarantie. "Die Beschäftigung am Standort wird auch über den Jahreswechsel hinaus gesichert sein", sagte Woidke. PCK-Chef Ralf Schairer habe in einer Videoschalte gesagt, jeder Mann und jede Frau würden gebraucht. Die Bürgermeisterin von Schwedt/Oder, Annekathrin Hoppe (SPD), sagte mit Blick auf Fördermittel für ihre Stadt: "Es ist heute ein sehr hoffnungsvoller Tag für Schwedt."

Auch im Brandenburger Wirtschaftsministerium wurde diese Nachricht mit Freude registriert. Derzeit arbeite die Raffinerie mit einer Auslastung von 85 Prozent, sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) am Freitag im rbb24-Inforadio: "Mit 70 Prozent haben wir das Loch zu 85 Prozent relativ weit geschlossen", so Steinbach.

Er sei zuversichtlich, dass in einem weiteren Schritt im Frühjahr die Lücke vollends gefüllt werden könne.

Polen gegen weitere Rosneft-Beteiligung

Doch abgesehen davon bleiben Fragen zur Zukunft der Raffinerie offen. So pocht die polnische Regierung darauf, dass der Mehrheitseigner Rosneft Deutschland aus dem Unternehmen gedrängt wird. Die Deutschland-Tochter des russischen Staatskonzerns ist mit 54 Prozent am PCK beteiligt.

Sie steht derzeit unter Treuhandverwaltung der Bundesregierung. Diese läuft jedoch im März aus. Zudem sähe es Polens Regierung gerne, wenn der polnische Mineralölkonzern Orlen in Schwedt einstiege.

Viele offene Punkte

Beim Treffen der PCK-Taskforce am Montag in der Brandenburger Staatskanzlei gab es also trotz erster ermutigender Nachrichten genügend Stoff für weitere Krisengespräche. Neben den aktuellen Fragen zur Versorgungssicherheit sollte auch über die Transformation der Raffinerie zu einem Wasserstoff-Standort gesprochen werden.

Thema ist derzeit das Genehmigungsverfahren für neue Anlagen. Die Raffinerie plant eine Testanlage mit eigenem Elektrolyseur zur Herstellung von Wasserstoff. Darüber hinaus soll die Verwendung von Fördergeldern konkretisiert werden, die für die Strukturentwicklung am Standort Schwedt vorgesehen sind.

Fünf Mitglieder der Landesregierung in Taskforce

Bei der PCK-Taskforce handelt es sich um ein auf Landesebene hochkarätig besetztes Gremium: Neben Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) werden vier weitere Mitglieder der Landesregierung an dem Gespräch teilnehmen: Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD), Finanzministerin Katrin Lange (SPD), Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) und Umweltminister Axel Vogel (Bündnis 90 / Die Grünen).

Außerdem der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), sowie Ralf Schairer, Sprecher der PCK-Geschäftsführung, und zwei Vertreterinnen der kommunalen Ebene: die Landrätin des Kreises Uckermark, Karina Dörk (CDU), und die Schwedter Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe (SPD).

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.12.2022, 07:30 Uhr

Beitrag von Michael Schon

64 Kommentare

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  1. 64.

    Dürfte der hier sein.
    https://www.vesselfinder.com/de/vessels/details/9230048
    Und der wartet wahrscheinlich zum Entladen Richtung Lubmin.
    https://www.vesselfinder.com/de/vessels/details/9378307

    Wird langsam Zeit, dass die Skeptiker etwas auftauen. Scheint doch alles so zu funktionieren, wie man es versprochen hat.
    Vielleicht sind die anderen, also die die es praktisch umsetzen doch nicht so doof.

  2. 63.

    Kellers Aussage zur 70 % igen Auslastung wurde auch nicht weiter konkretisiert. Da existieren von außerhalb auch nur Schätzungen zu den bestimenden Nadelöhr-Kapaziäten der Pipeline APR (Rostock-Schwedt) und der Pommersche Erdölpipeline (Danzig-Plock).
    Jetziger Stand, also ohne zusätzliche erschlossene polnische und deutsche Quellen muss Polen komplett mit Tankeröl aus Danzig versorgt werden. Zusätzlich hat sich die Total-Raffenenrie Leuna feste Kapazitäten aus Danzig gesichert. Was dann noch über bleibt, kann das PCK beziehen. Die größte Menge wurde mit knapp 3 Mill. T Rohöl angegeben.

    Nun hat aber Kellner von einer "vertraglich" zugesicherten 70% igen Auslastung des PCK durch Orlen gesprochen. Und das ist die nächste Lüge! Orlen kann max. eine absolute Menge für das PCK garantieren, aber nicht für eine relative Auslastung garantieren!! Denn Orlen müsste im worst case dann über 8 Mill. T für Schwedt vorhalten.

    UNMÖGLICH!!

  3. 62.

    Da ich Ihnen gleich 2 Kommentare wert war? Danke, da zeigen Sie Ihre wahre Größe. Schönen Abend noch.
    Oh Gott, Lincoln, so eben kam in den Nachrichten, das der erste LNG Tanker für Lubmin in Mukran auf Reede geht. Hoffentlich kam der nicht durch die Kadettrinne geschippert. Auf was für Gefahren sich die Seeleute so begeben.

  4. 61.

    Wo habe ich geschrieben es geht nicht? Ich habe auf den niedrigen Tiefgang in den betreffenden Seegebieten hingewiesen, Ein wirtschaftlicher Transport mit einem 100.000. Tonnentanker ist in der Ostsee schon aus Gründen des Tiefganges nicht möglich. Je kleiner der Tanker um so höher sind die Anteile der Transportkosten pro Tonne Öl. Wirtschaftlich betrachtet wäre, so habe ich damals argumentiert eine Pipeline vom Tiefwasserhafen im Jadebusen wohl sinnvoller. Zudem wenn Sie sich einmal die Mühe machen nachzuelsen, wie dicht der Schiffsverkehr in der Kadettrinne ist und wie groß die Haveriegefahr, dann müssten Sie nicht mit so unsachglichen Argumenten kommen und schreien. Anscheinend habe ich bei Ihnen einen wunden Punkt getroffen.
    Was mein Wissen betrifft, durch meinen Beruf habe ich ein breites Spektrum an Fachwissen erworben und durch Gespräche mit vielen Leuten, darunter auch z.B. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, Ingenieure oder Kapitäne auch ein erhebliches Erfahrungswissen.

  5. 60.

    Ich habe das Gefühl, dass Sie die verschiedenen Faktoren nicht einbeziehen. Durch diesen Beitrag zeigen Sie erneut, dass ein vernünftiger Diskurs nicht möglich ist. Sie gehen auf Ebene die persönlich wird und ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich die Art von Diskussion nicht für Foren geeignet halte. Sie bringen keine Sachargumente sondern argumentieren nur emotional.

  6. 59.

    Das ist mir klar. Aber der rbb hatte da wohl mal anderes behauptet, wenn ich den Kommentator dort richtig zitiert hatte.

  7. 58.

    Ihre Beiträge zeigen auch gute Sachkenntnisse und ich lese sie auch gern. Zu einem guten Diskurs gehört dass man auf der Sachebene bleibt. Leider gibt es hier in den Foren auch Foristen die ohne Kenntnis einfach eine Behauptung in den Raum stellen oder vorherige Beiträge nicht lesen. Auch scheint so zu sein, dass teilweise versucht wird politische Meinung als die einzige Wahre darzustellen oder es werden einfach Nicks gekapert um die betreffende Person unglaubwürdig zu machen.

  8. 57.

    Nun das gäbe eine neue Form von Erpressbarkeit und die ist nicht tolerabel. Wenn Boykott, dann ohne wenn und aber. Ich frage mich auch warum dann, sofern die Aussage von Keller stimmig ist sowohl für ein 80% Auslastung die Pipelines aus Rostock und Danzig genutzt werden sollen und die Pipeline aus Rostock in ihrer Kapazität vergrößert werden soll? Das macht keinen Sinn! Auch wäre ein Umstellung von PCK auf sog. süße Öl sinnvoller, da weniger Energie bei der Verarbeitung eingesetzt werden muss.

  9. 56.

    Sie haben in Ihren Kommentaren, als ich den Vorschlag mit der Erdgaseinspeisung vom Schiff/ Lubmin gemacht habe mich belehrt es geht nicht .Das wäre der Supergau durch die Kadettrinne mit einem LNG Tanker. Und haben Sie sich SACHKUNDIG gemacht? Vor Monaten haben Sie hier in verschiedenen Foren geschrieben Leuna verarbeitet kein russisches Erdöl mehr. Und haben Sie sich dazu SACHKUNDIG gemacht? Auch möchte ich keine Staatswirtschaft, sondern durch den Vorschlag der Beteiligung von D an PCK verhindern, dass sich Konzerne wieder die Taschen vollstopfen. Wie gesagt, zu Ihren früheren Aussagen beziehen Sie nicht Stellung. Sie werden einfach unsachlich und stellen Ihre Bildung über die Ihrer Mitmenschen. Und natürlich besitzen auch nur Sie die beruflichen Fähigkeiten um andere zu belehren und unsachlich zu argumentieren. Frei nach dem Motto:"Wer nicht meiner Meinung ist, ist ungebildet und mein Feind".

  10. 55.

    Wurscht, wo das Öl herkommt, Hauptsache die Ampel ramponiert die Klimaziele und den Geldbeutel von Otto normal Verbraucher. War es der Wirtschaftsmin. von Brbg. der da meinte, dass die Mangellage an Öl auch den Spritpreis in Höhe treiben würde, aber an eine Verdopplung glaubt er nicht.

  11. 54.

    Ich habs im Bundestag gesehen und in die Tagesschau hat es bestätigt, Keller setzt darauf, dass Russland kasachisches Rohöl über ihr Pipelinesystem und letztendlch über Drushba einspeist!!
    Halten sie das ernsthaft für eine glaubhafte Energiepolitik in ihrem definierten Sinne?

    Mich erinnert die gesamte deutsche Energiepolitik an das "Hornberger Schießen" bzw. "Ringelpiez mit Anfassen". Alle erdölfördernden Länder verdienen sich jetzt dumm und dämlich und auch Russland kommt dabei nicht zu kurz.
    Was war nochmal gleich das eigentliche Ziel dieses ganzen Verschiebebahnhofs? Helfen sie mir mal bitte kurz.

  12. 53.

    Also ich lese gerne Ihren Standpunkt. Den von „Paul“ aber auch.
    Mein Zauberwort, was auch im Kinderzimmer klappt: Anreize...

  13. 52.

    Nur wenn Sie sich noch zusätzlich die EU-Gesetzgebung anschauen, dann werden Sie sehen, dass die Rettung eines Unternehmens mit Staatsgeldern nur untzer extremen Auflagen möglich ist. Diese Auflagen verhindern es zumeist, dass wie in den USA nach der Finanzkrise Unternehmen wirtsschaftlich so gestützt werden können, dass sie im Endeffekt kein Milliardengrab für den Steuerzahler werden.
    Beim Foristen Paul vermisse ich, dass er sich vorher nicht kundig macht. Schon in Wikipedia sind für Laien viele Basisinformationen enthalten. Meinen Kenntnis zur Ostsee habe ich aus anderen maritimen Quellen, darunter Kapitäne. Durch meine berufliche Tätigkeit bin ich gezwungenermaßen mit vielen Themen beschäftigt, darunter auch aus BWL.

  14. 51.

    Das Öl wird über Aserbeidschan in eine türkischen Hafen über eine Pipeline gliefert und kommt dann per Schiff nach Rostock. Diverse andere Foristen haben schon darauf hingewiesen!

  15. 50.

    „Paul“ sieht das anders als Sie. Der Reiz, dass hier zu sagen ist groß, aber erlaubt. (Höflich ist er auch)
    Die staatliche Regulierung hat Vorteile und Nachteile. Gas nicht aus Russland zu kaufen ist genauso falsch wie es aus Katar zu beziehen. Der Energiemix ist es, der einen nicht so verwundbar macht. Der Staat kann Anreize setzen, mehr nicht, sonst geht es schief.

  16. 49.

    Und wenn der Uwe dann nicht mehr weiter weiß, möchte er am liebsten die Menschen mit einer anderen Meinung aus dem Land schmeißen. Das sind halt echte Demokraten ,da sieht man mal wieder was solche Menschen von Meinungsfreiheit halten.

  17. 48.

    Nach dem Treffen der alten Männerrunde mit Quotenfrau geht es dann in den Weihnachtsurlaub auf die Kanaren, damit aus PCK wieder PPP ( Party,Party,Party ) wird. Nächstes Jahr stehen Wahlen an und diese Veranstaltungen dienen nur um sich beim Wähler beliebt zu machen. Sonst nur BLABLA.

  18. 47.

    Und wollen wohl eher Gas und Öl aus Russland beziehen und damit die Fehler der Vergangenheit erneut begehen und sich von Putin erpressbar machen?

  19. 46.

    Ich glaube, dass Sie keine Ahnung von Seefahrt haben und die Gefahren der Kadettrinne, des Kattegat und Skagerrak kennen. Auch scheinen Sie nicht die Faktoren zu kennen, die sich in Transportkosten niederschlagen. Es wäre sinnvoll, ehe Sie weiter diskutieren sich erstmal mit den verschiedenen Faktoren bekannt zu machen. Im Übrigen dürfte ja wohl deutlich sein, dass Sie für eine Staatswirtschaft zu sein scheinen und die schon bekanntlich gescheitert.

  20. 45.

    Angenommen, Rußland läßt tatsächlich kasachisches Öl über sein Territorium nach Schwedt durch, dann würden Scholz, Habeck u. Kellner ihre eigenen Sanktionen gegen Putin unterlaufen. Putin würde mit Durchlaßgebühren kräftig seine Kriegskasse weiter füllen. Und nun?

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