Pumpversuche in Region Fürstenwalde - Tesla sucht selbst nach Grundwasservorräten
Tesla benötigt für seine Fabrik in Grünheide Wasser. Das ist in der Region aber knapp - rund um die Fabrik ist der Verbrauch für Privathaushalte schon jetzt teilweise gedeckelt. Das Unternehmen will nun selbst auf die Suche gehen.
Der US-Elektroautobauer Tesla will für seine Autofabrik in Grünheide (Oder-Spree) selbstständig nach Wasser in der Region Fürstenwalde suchen. Das hat der Wasser- und Abwasserzweckverband Fürstenwalde gegenüber dem rbb bestätigt. Zunächst hatten "Stern" und "RTL" darüber berichtet. Die Region Fürstenwalde liegt nahe der Fabrik.
Auch das Unternehmen selbst bestätigte die Pläne. Es gehe um Pumpversuche, um die Datenlage zu verbessern und auf dieser Basis wasserwirtschaftliche Entscheidungen treffen zu können, hieß es von Tesla am Mittwoch. Die Kosten dafür übernehme der Autobauer selbst. Es handle sich um einen siebenstelligen Betrag.
Bohrungen im Raum Spreeau
Wasser selbstständig fördern will der E-Autobauer nach eigenen Angaben nicht. Das sei nicht das Ziel und rechtlich so auch gar nicht möglich. Man habe überlegt, wie Kommunen und Wasserverbände unterstützt werden können, um die existierende veraltete Datengrundlage aus den 1970er Jahren zu verbessern, hieß es.
Für die Suche nach Grundwasservorräten sind nach Angaben von Tesla Hydrogeologen hinzugezogen worden. Pumpversuche sollen bei Genehmigung durch die Wasserbehörden in Gebieten des Fürstenwalder Wasserverbandes unternommen werden. Der Verband bestätigte das auf Nachfrage.
Wie dem rbb aus Behördenkreisen am Mittwoch bestätigt wurde, will Tesla im Raum Spreeau selbst bohren. Dazu frage der Elektroautobauer derzeit die dafür zuständigen Behörden an. Der Anfrageprozess sei jetzt gestartet. Am Ende dieses Prozesses könnte demnach stehen, dass Tesla selbst Brunnen bohrt und Wasser fördert auf Grundstücken, die das Unternehmen kaufen oder pachten könnte. Außerdem müsste Tesla in dem Fall auch eine Wasserleitung zum Werk legen.
Teslas Eigeninitiative stößt bei Umweltverbänden auf Kritik
Die Wassertafel Berlin-Brandenburg kritisierte die Pläne. Die Bürgerinitiative sieht die geplante Suche als Vorwand dafür, den weiteren Wasserbedarf für die nächste Ausbaustufe zu decken. Der ortsansässige Wasserverband Strausberg-Erkner hatte Tesla vertraglich Wasser nur für die erste Ausbaustufe zugesagt. Der Vertrag sieht eine Lieferung von 1,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr an den Autobauer vor.
"Tesla sucht hier nun Abhilfe und bietet an, bei der Wassersuche behilflich zu sein. Sollte diese Hilfe zum Ziel führen und der Mehrbedarf des Autobauers so gedeckt werden, ändert das nichts am Wassermangel der Region", sagte Heidemarie Schröder von der Wassertafel. Sie warnte vor Versuchen, sich über den vorhandenen Wassermangel hinwegsetzen zu wollen und so die Quantität und Qualität der Ressource Trinkwasser zu gefährden.
Auch beim Naturschutzbund Umwelt (Nabu) stoßen Teslas Pläne laut den Medienberichten auf Unmut. "Wir betrachten das Bestreben von Tesla, selbst Grundwasserressourcen zu erschließen, mit sehr großer Sorge", wird Christiane Schröder zitiert, Geschäftsführerin des Nabu. Nicht nur die Natur werde unter weiteren Wasserentnahmen massiv leiden, sondern es werde auch die Trinkwasserversorgung für eine ganze Region gefährdet. Der Nabu werde sich die Planungen zur Wasserentnahme genau ansehen und juristische Schritte prüfen, hieß es weiter.
Wasserrechtliche Genehmigung für Pumpversuche fehlt
Grundsätzlich sei Tesla bewusst, dass das Thema perspektivische Wasserverfügbarkeit die Region sehr bewege, so der US-Konzern. Man habe deshalb überlegt, wie Kommunen und Wasserverbände in dieser Hinsicht unterstützt werden können, um die existierende veraltete Datengrundlage aus den 1970er Jahren zu verbessern.
Für die Suche nach Grundwasservorräten sind nach Angaben von Tesla Hydrogeologen hinzugezogen worden. Pumpversuche sollen bei Genehmigung durch die Wasserbehörden in Gebieten des Fürstenwalder Wasserverbandes unternommen werden.
Aktuell fehlt dem Unternehmen nach eigenen Angaben für die Pumpversuche noch die wasserrechtliche Erlaubnis. Bei der Antragseinreichung sei man in der Vorbereitung.
Wasserverbrauch für Privathaushalte schon jetzt teils gedeckelt
Hintergrund der Wassersuche dürfte die geplante Erweiterung der Fabrik sein, über die am Donnerstag die zuständige Gemeindevertretung Grünheide entscheidet. 100 Hektar sollen zusätzlich bebaut werden. Ende Oktober wurde deshalb mit der Rodung von 70 Hektar Kiefernwald begonnen.
Gleichzeitig ist das Wasser vor Ort knapp. Der örtliche Wasserverband Strausberg Erkner hat sogar schon damit begonnen, das Wasser für Anwohner zu rationieren. "Es gibt nicht genug Wasser hier. Das wäre ein massiver Eingriff in die Wasservorräte unserer Region", sagte Anwohner Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative Grünheide laut den Medienberichten: "Weder darf Tesla selbstständig Wasser fördern, noch die Fabrik erweitern."
Umweltministerium sucht ebenfalls nach Grundwasservorkommen
Parallel untersucht auch das Brandenburger Umweltministerium mögliche Grundwasservorkommen im Grünheider Ortsteil Hangelsberg. Ergebnisse gibt es bisher jedoch keine.
Derzeit arbeiten auf bislang 300 Hektar nach Tesla-Angaben rund 7.000 Beschäftigte. 12.000 sollen es werden, die bis zu 500.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr fertigen sollen. Das Tesla-Areal liegt zum Teil in einem Wasserschutzgebiet.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.12.2022, 17:30 Uhr
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