Pumpversuche in Region Fürstenwalde - Tesla sucht selbst nach Grundwasservorräten

Mi 07.12.22 | 19:12 Uhr
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Das Werksgelände der Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg (Luftaufnahme). (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Audio: Antenne Brandenburg | 07.12.2022 | Philip Barnstorf | Bild: dpa/Christoph Soeder

Tesla benötigt für seine Fabrik in Grünheide Wasser. Das ist in der Region aber knapp - rund um die Fabrik ist der Verbrauch für Privathaushalte schon jetzt teilweise gedeckelt. Das Unternehmen will nun selbst auf die Suche gehen.

Der US-Elektroautobauer Tesla will für seine Autofabrik in Grünheide (Oder-Spree) selbstständig nach Wasser in der Region Fürstenwalde suchen. Das hat der Wasser- und Abwasserzweckverband Fürstenwalde gegenüber dem rbb bestätigt. Zunächst hatten "Stern" und "RTL" darüber berichtet. Die Region Fürstenwalde liegt nahe der Fabrik.

Auch das Unternehmen selbst bestätigte die Pläne. Es gehe um Pumpversuche, um die Datenlage zu verbessern und auf dieser Basis wasserwirtschaftliche Entscheidungen treffen zu können, hieß es von Tesla am Mittwoch. Die Kosten dafür übernehme der Autobauer selbst. Es handle sich um einen siebenstelligen Betrag.

Bohrungen im Raum Spreeau

Wasser selbstständig fördern will der E-Autobauer nach eigenen Angaben nicht. Das sei nicht das Ziel und rechtlich so auch gar nicht möglich. Man habe überlegt, wie Kommunen und Wasserverbände unterstützt werden können, um die existierende veraltete Datengrundlage aus den 1970er Jahren zu verbessern, hieß es.

Für die Suche nach Grundwasservorräten sind nach Angaben von Tesla Hydrogeologen hinzugezogen worden. Pumpversuche sollen bei Genehmigung durch die Wasserbehörden in Gebieten des Fürstenwalder Wasserverbandes unternommen werden. Der Verband bestätigte das auf Nachfrage.

Wie dem rbb aus Behördenkreisen am Mittwoch bestätigt wurde, will Tesla im Raum Spreeau selbst bohren. Dazu frage der Elektroautobauer derzeit die dafür zuständigen Behörden an. Der Anfrageprozess sei jetzt gestartet. Am Ende dieses Prozesses könnte demnach stehen, dass Tesla selbst Brunnen bohrt und Wasser fördert auf Grundstücken, die das Unternehmen kaufen oder pachten könnte. Außerdem müsste Tesla in dem Fall auch eine Wasserleitung zum Werk legen.

Teslas Eigeninitiative stößt bei Umweltverbänden auf Kritik

Die Wassertafel Berlin-Brandenburg kritisierte die Pläne. Die Bürgerinitiative sieht die geplante Suche als Vorwand dafür, den weiteren Wasserbedarf für die nächste Ausbaustufe zu decken. Der ortsansässige Wasserverband Strausberg-Erkner hatte Tesla vertraglich Wasser nur für die erste Ausbaustufe zugesagt. Der Vertrag sieht eine Lieferung von 1,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr an den Autobauer vor.

"Tesla sucht hier nun Abhilfe und bietet an, bei der Wassersuche behilflich zu sein. Sollte diese Hilfe zum Ziel führen und der Mehrbedarf des Autobauers so gedeckt werden, ändert das nichts am Wassermangel der Region", sagte Heidemarie Schröder von der Wassertafel. Sie warnte vor Versuchen, sich über den vorhandenen Wassermangel hinwegsetzen zu wollen und so die Quantität und Qualität der Ressource Trinkwasser zu gefährden.

Auch beim Naturschutzbund Umwelt (Nabu) stoßen Teslas Pläne laut den Medienberichten auf Unmut. "Wir betrachten das Bestreben von Tesla, selbst Grundwasserressourcen zu erschließen, mit sehr großer Sorge", wird Christiane Schröder zitiert, Geschäftsführerin des Nabu. Nicht nur die Natur werde unter weiteren Wasserentnahmen massiv leiden, sondern es werde auch die Trinkwasserversorgung für eine ganze Region gefährdet. Der Nabu werde sich die Planungen zur Wasserentnahme genau ansehen und juristische Schritte prüfen, hieß es weiter.

Wasserrechtliche Genehmigung für Pumpversuche fehlt

Grundsätzlich sei Tesla bewusst, dass das Thema perspektivische Wasserverfügbarkeit die Region sehr bewege, so der US-Konzern. Man habe deshalb überlegt, wie Kommunen und Wasserverbände in dieser Hinsicht unterstützt werden können, um die existierende veraltete Datengrundlage aus den 1970er Jahren zu verbessern.

Für die Suche nach Grundwasservorräten sind nach Angaben von Tesla Hydrogeologen hinzugezogen worden. Pumpversuche sollen bei Genehmigung durch die Wasserbehörden in Gebieten des Fürstenwalder Wasserverbandes unternommen werden.

Aktuell fehlt dem Unternehmen nach eigenen Angaben für die Pumpversuche noch die wasserrechtliche Erlaubnis. Bei der Antragseinreichung sei man in der Vorbereitung.

Wasserverbrauch für Privathaushalte schon jetzt teils gedeckelt

Hintergrund der Wassersuche dürfte die geplante Erweiterung der Fabrik sein, über die am Donnerstag die zuständige Gemeindevertretung Grünheide entscheidet. 100 Hektar sollen zusätzlich bebaut werden. Ende Oktober wurde deshalb mit der Rodung von 70 Hektar Kiefernwald begonnen.

Gleichzeitig ist das Wasser vor Ort knapp. Der örtliche Wasserverband Strausberg Erkner hat sogar schon damit begonnen, das Wasser für Anwohner zu rationieren. "Es gibt nicht genug Wasser hier. Das wäre ein massiver Eingriff in die Wasservorräte unserer Region", sagte Anwohner Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative Grünheide laut den Medienberichten: "Weder darf Tesla selbstständig Wasser fördern, noch die Fabrik erweitern."

Umweltministerium sucht ebenfalls nach Grundwasservorkommen

Parallel untersucht auch das Brandenburger Umweltministerium mögliche Grundwasservorkommen im Grünheider Ortsteil Hangelsberg. Ergebnisse gibt es bisher jedoch keine.

Derzeit arbeiten auf bislang 300 Hektar nach Tesla-Angaben rund 7.000 Beschäftigte. 12.000 sollen es werden, die bis zu 500.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr fertigen sollen. Das Tesla-Areal liegt zum Teil in einem Wasserschutzgebiet.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.12.2022, 17:30 Uhr

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46 Kommentare

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  1. 46.

    Das war vorherzusehen! Planung ist nicht die Stärke von Hr. Musk. Entlassungen aber schon.

  2. 45.

    Trinkwasser für Autos, während Brandenburg austrocknet und nun lasst den Mann machen, schließlich ist er reich und wer reich ist, der darf in dieser Welt des globalen Kapitals alles.

  3. 44.

    Die Standortentscheidung wurde vor 20 Jahren getroffen und über die Wasserproblematik seit mehr als 2 Jahren.

    Mit dem entsprechenden Willen sind die Probleme lösbar.

  4. 43.

    Dann soll man das notwendige Wasser, aber nicht der boomenden Hauptstadtregion entziehen, sondern richtige Summen investieren und das Wasser von viel viel weiter herleiten. In der Hauptstadtregion ist doch überall Wasserknappheit und Trockenheit. Aber die Entnahme von Wasser merkt ja auch der ,,dumme Bürger nicht,, passiert ja Alles im Untergrund !?

  5. 42.

    "Bei Neubewohner wird schon jetzt die Abnahmemenge rationiert," NEIN! Wer verbreitet denn ständig dieses Märchen? Der *JAHRESVERBRAUCH* wird mit einer täglichen Menge von 105l/p.P angesetzt. Darüber liegende Verbräuche werden einfach mehr kosten.
    Und Nein, das hat nicht der Landkreis angeordnet!

    Hier wollen viele sooo schlau sein und sehen den Gesamtdeutschen Rechtsfrieden durch eine Industrieansiedlung in Gefahr. Und bei einfachsten Sachverhalten hapert es schon am Verstehen, nachdem das mit dem lesen vielleicht gerade so geklappt hat.

  6. 41.

    Andere Regionen in Brandenburg/Bundesrepublik benötigen ihr Trinkwasser aber genauso. Man beschneidet durch solchen Wasser Klau, andere Regionen in ihrer eigenen Entwicklung.

  7. 40.

    "Das war ein rbb artikel vom 14.4.22 wo das szenario beschrieben wurde: " Nein. Bitte nochmal lesen, was in dem Artikel steht und was @Gregor geschrieben hat.

    Sie unterliegen hoffentlich nicht dem selbem Fehlschuß.
    Und nein, es ist nicht egal.

  8. 39.

    Bei Lesen des verlinkten Tweets hätte Ihnen auffallen müssen, dass der nicht von mir, sondern vom RBB ist. Fernwasserleitungen sind übrigens in Deutschland weit verbreitet, so z.B. vom Harz in Richtung Bremen und Wolfsburg, vom Bodensee nach Stuttgart oder aus den Alpen gen München. Und warum nicht die Oder in Betracht ziehen. Schließlich sitzt dort mit der PCK der zweitgrößte industrielle Wasserverbraucher Brandenburgs.

  9. 38.

    "Elektroautobau bleibt ein Segen für die Menschheit"
    Dann gehen Sie mal dorthin, wo die Rohstoffe für die Batterien der E-Autos gefördert werden! Mal sehen, ob Sie diese Aussage dann immer noch so treffen würden! Aber stimmt, ist ja weit weg und interessiert hier keinen!

  10. 37.

    @rbb24 Bitte berichtigen: 4.Absatz, letzter Satz.
    Der Nabu sich die Planungen ansehen...
    Will oder wird oder was?

  11. 36.

    Steht z.B. in der Märkischen Allgemeinen und lt. Information des Wasserverbandes Strausberg. Bei Neubewohner wird schon jetzt die Abnahmemenge rationiert, bei Altanschlüssen in den kommenden Jahren. Teilweise werden Baugenehmigungen zurückgehalten bis Wasserfrage geklärt ist.

  12. 35.

    Das war ein rbb artikel vom 14.4.22 wo das szenario beschrieben wurde:

    Wasserverband Strausberg-Erkner rationiert Wasser für Neukunden
    https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/tesla/wse-strausberg-erkner-rationiert-wasser.html

  13. 34.

    Wasser aus der Uckermark/Meckl. Seenplatte oder aus der Oder heranpumpen. Machen andere OEMs anderswo ähnlich.

  14. 33.

    Na, Sie als ganz Belesener zu fast allen Problemen im Land Bbg werden wohl bei kritischer Hinterfragung Ihres Tweets (nach Sinn & Zweck)feststellen müssen, dass, obwohl wir nun schon leider sehr große Wasserverbraucher haben, ob man da noch was draufsetzen kann! Allein die theoretische Größe zum um1,5 m abgesunkenen Grundwasserstandes auf der gesamten Fläche des BL Bbg (die Zahl ist aber schon älter)sagt doch einiges über die angespannt. GW-Verhältnisse aus. Nun wollen Sie noch Wasser über Fernleitungen heranführen? Der Effekt im Verhältnis zu den Kosten wäre m.E. nicht hoch genug, da an den Entnahmeorten derzeit auch schon das(Niederschlags)Wasser fehlt. Im Falle der von Ihnen ggfs. betrachteten Oder sieht es auch nicht so gut aus(vgl. August 2022). Also bitte auf dem Teppich bleiben!

  15. 32.

    https://teslamag.de/news/105-liter-tag-person-wasser-verband-tesla-gebiet-rationierung-47758

    Zwar nicht der Landkreis, aber nicht aus der Luft gegriffen. Und falls Sie nicht aus Ihrer rbb-Blase herauskommen-auch hier wurde darüber berichtet.

  16. 31.

    Das EAuto ist die klimafreundlichERE Variante der INDIVIDUELLEN Mobilität, um ein mehrfaches unschädlicher als Autos mit Verbrennungsmotoren. Das ist schlicht Fakt.

    Klimafreundlicher als ein EAuto ist natürlich ein EBike oder noch besser ein normales Fahrrad und am besten natürlich laufen, unter den individuellen Möglichkeiten.

    Unter den nicht individuellen Möglichkeiten ist natürlich ÖPNV auch super.

    Dass die Menschen aber zu 80-90% nicht bereit sind umzudenken oder sich einzuschränken zeigen Empörungswellen über Autobahnlimit und Klimakleber.

    Leute die sich über EAuto Fabriken echauffieren und munter weiterdieseln kann ich nicht ernst nehmen.

  17. 30.

    "Schon die alten Römer kannten Fernwasserleitungen"
    Das ist war, aber in Brandenburg will man nichts schaffen sondern zuteilen. Das es selbst daran scheitert, ist der Tatsache geschuldet, dass man nicht wusste/weiß, wieviel Wasser überhaupt da ist. Und wenn man notgedrungen doch was bauen muss, wird es kein Geschäft mehr für Brandenburg.... Bahnhof verlegen, Autobahnanschluss, Fernwasserleitung: Sie bereiten die Leute darauf vor...unsinnig viel Geld zu verbraten, so wie immer?

    P.S. Jeder Bauer trifft sinnvollere Standortentscheidungen.

  18. 29.
    Antwort auf [Jablonkski] vom 07.12.2022 um 10:52

    Die Wasserproblematik ist der letzte große Strohhalm, mit dem die Umweltverbände noch hoffen das Werk behindern zu können.
    Wenn es Deutschland schafft in nicht mal einem Jahr 3 LNG-Terminals aus dem Boden zu stampfen und ans Gasnetz anzuschließen, warum soll es da nicht möglich sein eine Wasserleitung ins Gewerbegebiet zu verlegen.
    Meine Meinung zu den Umweltverbänden:
    Man kann nicht gegen den menschgemachten Klimawandel sein und gleichzeitig gegen E-Mobilität. Man kann nicht die Natur um das Tesla-Werk schützen wollen und gleichzeitig gegen einen umweltschonenden Ausbau der Infrastruktur drumherum sein.

  19. 28.

    Stimmt der Privatpool mit 20000 Kubikmeter feinstem Trinkwasser im Garten und der grüne Rasen im Sommer ist bedroht. Der Rasen will natürlich zur Mittagszeit täglich ausgiebig gewässert werden.

    Eine Region macht sich lächerlich. Besonders wenn man auf den extrem hohen Durchschnittsverbrauch der Privatanschlüsse der Region schaut.

    Aber wo Wasser eben spottbillig ist, wird es schlicht verschwendet.

  20. 27.

    Tesla sucht allerdings laut diesem Bericht nicht im überplanten Industriegebiet nach Wasser, sondern scheint eine Versorgung aus größerer Entfernung anzustreben. In der Verordnung zum WSG wird dabei zudem bekanntlich mehrfach auf die bestehenden Bebauungspläne hingewiesen. Die Gemeinde Grünheide hatte seit 2014 in mehreren öffentlichen Anhörungen zu der WSG-Verordnung darauf gedrängt.

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