Berlin und Brandenburg - Wohnungsunternehmen: Heizkosten für Mieter könnten um die Hälfte steigen

Mi 13.07.22 | 15:11 Uhr
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Symbolbild: Ein Mann stellt in einer Wohnung den Thermostat ein. (Quelle: dpa/Christin Klose)
Bild: dpa/Christin Klose

Durch die Energiepreise wird auch das Heizen teurer - in Berlin und Brandenburg könnten die Kosten laut Wohnungswirtschaft sogar um mehr als 50 Prozent steigen. Der Verband hat Vorschläge, um in Not geratene Mieter zu unterstützen.

Die Heizkosten für Berliner und Brandenburger Mieter werden aus Sicht der Wohnungswirtschaft in diesem Jahr um mehr als die Hälfte steigen. "Das ist ein enormer Preissprung, den auch die steuerpflichtige Einmalzahlung des Bundes in Höhe von 300 Euro nicht auffängt", sagte Maren Kern, Vorstandsmitglied des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, am Mittwoch. Für einen Durchschnittshaushalt in einer 60-Quadratmeter-Wohnung bedeute dies zusätzliche Kosten von mindestens 360 Euro in diesem Jahr.

Eine Umfrage des Verbands unter den rund 340 Mitgliedsunternehmen im Juni habe außerdem gezeigt, dass bei fast 85 Prozent von diesen die Energiepreise seit Anfang des Jahres erhöht worden seien. "Die Heizkosten werden auch weiter deutlich steigen", sagte sie mit Blick auf das kommende Jahr.

Haupttreiber sind die stark gestiegenen Gaspreise in Folge des Kriegs in der Ukraine. Die Gaskrise hat sich mit den Unsicherheiten rund um Lieferungen aus Russland zuletzt weiter verschärft. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kündigte jüngst an, dass im Falle einer Gasmangellage auch Verbraucher einen Beitrag zum Energiesparen leisten müssten. Seither gibt es eine Diskussion über niedrigere Heiztemperaturen in Mietwohnungen.

BBU schlägt Deckelung der warmen Betriebskosten vor

Um in Not geratene Mieter zu unterstützen, sei der vom Senat auf den Weg gebrachte Härtefallfonds in Höhe von 380 Millionen Euro zwar ein erster Schritt. Doch Menschen mit niedrigen Einkommen müssten stärker entlastet werden, etwa durch einen Deckel für die Energiepreisbelastung.

Zum Beispiel könnten die warmen Betriebskosten bei 40 Prozent der Nettokaltmiete gedeckelt werden. Die Differenz zu den Marktpreisen könnten staatliche Transferfonds decken. "Ein solches Modell würde eine Überschreitung bestimmter Steigerungsgrenzen bei den Energiepreisen vermeiden."

Außerdem hätten viele Wohnungsunternehmen ihren Mietern schon empfohlen, die Vorauszahlungen für die Heizkosten freiwillig zu erhöhen. Kern appellierte, diese Angebote anzunehmen oder Rücklagen zu bilden.

Zahl der Grundsteinlegungen eingebrochen

Die BBU-Vorstandsvorsitzende Kern sieht auch die Branche selbst vor hohen wirtschaftlichen Herausforderungen. Steigende Energiepreise und Baukosten, die Inflation sowie Lieferengpässe und Fachkräftemangel hätten unmittelbare Auswirkungen auf das Wohnen, so Kern. Die Unternehmen hätten zum ersten Mal seit acht Jahren einen Rückgang bei Baufertigstellungen gemeldet (minus 20,3 Prozent). Auch die Zahl der Grundsteinlegungen sei 2021 im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 Prozent eingebrochen.

Mit Blick auf die Pläne des Senats, in zehn Jahren 200 000 neue Wohnungen zu bauen, - 100 000 noch in dieser Legislaturperiode - ist Kern skeptisch. "Ich halte das für dieses Jahr für schwierig oder kaum noch machbar", betonte sie.

Umfrage: Mehrheit will Temperatur nachts nicht senken

Die Temperatur in der Nacht zu senken, wie es der Immobilienkonzern Vonovia plant, sei in Berlin laut Umfrage von der Mehrheit der Unternehmen allerdings nicht vorgesehen, betonte BBU-Chefin Kern. Für solche Maßnahmen fehle eine einheitlich gesetzliche Regelung. Bislang gebe es lediglich Rechtssprechungen, die eine Temperatur zwischen 20 und 22 Grad tagsüber und zwischen 17 bis 18 in der Nacht vorschrieben. Weichen die Vermieter davon ab, sei das grundsätzlich ein Grund für eine Mietminderung.

Gasag wird Preise wohl weiter erhöhen

Am Dienstag hatte bereits der Chef des Berliner Grundversorgers Gasag weitere Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen. Georg Friedrichs sprach in der "Berliner Zeitung" von einer "sehr ernsten Lage". Aus seiner Sicht müssen sich vor allem das Gewerbe und die Industrie in Berlin Sorgen machen, ob für diese im kommenden Winter genug Energie zur Verfügung stehe.

Friedrichs bat die Kundinnen und Kunden in Berlin und Brandenburg, von Herbst an die Raumtemperatur in den Wohnungen so weit zu reduzieren, wie es gehe. Jeder solle schauen, wo seine "Schmerzgrenze" liege. "Schon ein Grad Raumtemperatur weniger spart bis zu sieben Prozent am Energieverbrauch. Die einzige Bitte, die wir haben: Bitte unbedingt sofort starten, nicht auf den Winter warten - und es unbedingt ernst nehmen.", so Friedrichs gegenüber der Zeitung.

Sendung: rbb24 Abendschau, 13. Juli 2022, 19:30 Uhr

66 Kommentare

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  1. 66.

    Ich weiß nicht woher Sie Ihre Weisheiten haben.
    80% können nichts zurücklegen und die Allermeisten bekommen nichts vom Staat.
    Ganz im Gegenteil: Steuern, Steuern, Steuern.
    Wahrscheinlich müssen Sie aber nicht für Ihr Geld arbeiten und leben von ererbten oder gehören sonst einer "privilegierten Klasse", die meint, andere Gängen zu müssen.

  2. 65.

    Bei mir wächst das Geld auf dem Baum. man muss nur einen grünen Daumen haben, am besten zwei.

  3. 64.

    Etwa 80% der Haushalte können etwas zurücklegen, wenn es sein muss, und die restlichen 20% bekommen eine Unterstützung vom Staat.
    Die Bevölkerung von Deutschland ist nicht das Armenhaus der EU. aber manche reden permanent davon.

  4. 63.

    Schön das sie genug Geld bekommen. Ich bezweifel jedoch, daß sie es verdienen, bei ihren Aussagen!!!!!!!

  5. 62.

    A. Wundert mich, dass hier Kommentare vom RBB durchgewunken werden, in denen Foristen als krank bezeichnet werden.
    B. Sehr geehrtes Momo, wer redet denn von "Alles abschaffen"? Ich wollte nur sagen, dass man sich entscheiden muss, ob man eine kalte Wohnung hat und stattdessen lieber die Fernreise antritt oder umgekehrt. Es gibt im Leben manchmal nur ein "oder" statt eines "und".

  6. 61.

    Was für ein Unsinn!
    Wenn Sie es können, freuen Sie sich über ein gutes Einkommen.
    Ganz viele Menschen können trotz schwerer Arbeit für geringe Einkommen nichts zurücklegen. Das Geld reicht sowieso kaum zum Leben.
    Und für unnützes ist erst recht kein Geld da.

  7. 60.

    Nochmal die Frage: Was haben die derzeitige rot-grün-gelbe Bundesregierung und die hohen Zinsen miteinander zu tun ... außer dass sie zeitgleich auftreten?

    Wir beobachten die Nachwirkungen einer 2-jährigen Störung des globalen Wirtschaftskreislaufes, eines Angriffskrieges und der Untätigkeit mehrerer Vorregierungen ... aber rot-grün soll Schuld sein.

    Sie machen es sich sehr einfach.

  8. 59.

    Die allemeisten Haushalte sind in der Lage monatlich eine gewisse Summe beiseite zu legen, natürlich oft nur, wenn man sich manche unnötige Ausgabe verkneift.

  9. 58.

    Aufgrund der explodierenden Energiekosten soll finanziell vorgesorgt werden.
    Wie soll ich das verstehen?
    Ist das ein Aufruf zur Planung eines Banküberfall???
    Oder wo soll das Geld herkommen?
    Bei den allermeisten Menschen wächst Geld nicht auf dem Baum.

  10. 57.

    Dann hoffe ich mal, dass es kleinere Wohnungen, die gut gedämmt sind werden, sonst kann man sich weder Miete noch Betrieb leisten. In der DDR nannte man diese Bauweise Plattenbau.

  11. 56.

    400.000 neue Wohnungen wollte die Ampel-Regierung pro Jahr bauen. Es gibt keinen monokausalen Zusammenhang. Unter rotgrün jedenfalls verschlechtert sich die Möglichkeit, neuen Wohnraum zu schaffen. Habeck selbst hat zur Verunsicherung beigetragen. Wegen viel zu vieler Anträge stoppte Habeck im Januar wichtige Förderprogramme. Fachleute halten die gewollten 400.000 Wohnungen für ein Märchen.

    Ein Bauträger, der für sein Projekt 2021 mit 3300 Euro Baukosten pro Quadratmeter kalkuliert hat (ohne Grundstückskosten) und dies zu 100 Prozent über Kredite finanziert, hätte 2021 mit einer Zinslast von 2,92 Euro pro Quadratmeter rechnen müssen. Wegen der gestiegenen Baukosten kostet der Quadratmeter heute 3775 Euro. Dies u n d d i e h ö h e r e n Z i n s e n führen zu Finanzierungskosten von 8,31 statt 2,92 Euro pro Quadratmeter und Monat.

    Diese Kosten müssten in der einen oder anderen Form auf Miete oder Kaufpreis umgelegt werden.

  12. 55.

    Eine wirkliche Lösung der Probleme wird es erst geben, wenn von den Parteien wieder Fachleute statt Ideologen aufgestellt werden!

  13. 53.

    Steigende Energoekosten führen zu hohen Bauzinsen? Welche Linksgrüne Energiewende? Haben wir nicht 16 Jahre schwarzrote Behäbigkeit hinter uns?

  14. 52.

    etzt wird die Immobilie zum Privileg der Oberschicht. Der Hauskauf erfordert so viel Geld wie noch nie."
    Na, da kommt ja allerhand zusammen.
    Die Bauzinsen liegen immer noch weit unter dem Schnitt dessen, was in der Zeit bis 2010 üblich war. Damals hat niemand davon gesprochen, das sich nur die Oberschicht noch ein eigenes Häuschen leisten könne. Und wenn die Baupreise so exorbitant hoch sind, dann liegt das, zumindest zum größten Teil, an der Spekulationsblase, angetrieben durch zu viel, billiges, vagabundierendes anonymes Kapital.
    Also nix mit Rot-Grün wirkt, sondern eher der Kapitalismus tobt sich aus.

  15. 51.

    Wird nicht besser bei Ihnen!

    Deutschland leistet sich 16 Bauordnungen! Alleine dieser Umstand, macht das Bauen schon mal 20% teurer!

    Die EEG zahlten nur Privathansel, aber keine Firmen die Häuser Produzieren, oder Bauen!
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154902/umfrage/strompreise-fuer-industrie-und-gewerbe-seit-2006/

    Wie sie auf einen Zusammenhang zu Steigenden Zinsen bei der Baufinanzierung kommen, keine Ahnung!

    Das einzige was die letzten Jahrzehnte wirklich teurer wurde, sind Mieten, die haben sich in 20-25 Jahren locker verzehnfacht, und damit konnten dann eben viele nichts mehr ansparen, und natürlich die Arbeitsverhältnisse (sicherer Job bis zur Rente) und ein wenig Schuld werden auch Banken, Hedgefonds, 30 Jahre CumCum/Ex/etc haben…

    Für Vermieter insgesamt allemal Lohnenswert, für Mieter und Sparer weniger!
    Trotzdem sei nochmal erwähnt, das Klimawandel genau so wenig politisch ist, wie Kondenswasser im Kochtopf!

  16. 50.

    Wer genau hat denn diesen strengen Winter prognostiziert, schon jetzt im Juli - dürfte man das erfahren? :-)

  17. 49.

    Habeck, der sonst Kinderbücher schreibt, will nun Wärmepumpen fördern. Wärmepumpen laufen nur dann effektiv, wenn die Vorlauftemperatur bei ca. 40°C liegt. Und das reicht dann nur bei Neubauten mit Fußbodenheizung. Die Mehrzahl aller deutschen Gebäude ist aber zu alt und sie haben teilweise noch Holzdielen als Fußboden und dann kann man keine Fußbodenheizung nachrüsten ohne das ganze Gebäude im Kern zu sanieren. Was sich bei Altbauten in dörflicher Lage ganz sicher nicht mehr rechnet. Die Mieten, die man nach diesen Renovierungsmaßnahmen fordern muss will oder kann keiner mehr Zahlen. Im Prinzip wäre ein Abriß und ein Neubau billiger!

  18. 48.

    Dieser Krieg dient doch nur den Grünen und ihrem Kanzler als Vorwand, ihre grünen Interessen und grüne Ideologie endlich der Bevölkerung aufzuzwingen. Denen ist es auch egal, wieviele sich dann im Herbst die Köppe einschlagen. Nämlich dann, wenn die Preise noch mehr explodieren, der Sprit knapp wird und wir eine kalte Wohnung ohne Warmwasser zu haben. Danke an die Grünen, ich hoffe eure Zahlen gehen endlich bald stark zurück!!!!!Ihr habt kläglich versagt!!

  19. 47.

    Nee, genau anders herum. Wir machen dieses Jahr von Dezember-Februar Homeoffice auf den Capverden. Dann bleibt die Heizung Zuhause nämlich aus.

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