Onlinehändler will Filialen betreiben - Wer ist der Galeria-Interessent "buero.de"?

Mi 09.11.22 | 06:04 Uhr | Von Oda Tischewski
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Symbolbild: Stifte, Hefte,Ordner und weitere Artikel werden in einem Papierwarenladen angeboten (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.11.2022 | Bild: dpa/Jens Kalaene

Zum zweiten Mal in zwei Jahren ist Galeria Karstadt Kaufhof insolvent. 2020 wurden 42 Filialen geschlossen, nun sollen es 130 sein. Aber für 47 Filialen könnte es weiter gehen - mit "buero.de". Ein Blick auf den wenig bekannten Händler. Von Oda Tischewski

47 Häuser der insolventen Galeria Karstadt Kaufhof hat "buero.de"-Vorstandschef Markus Schön auf seiner Liste notiert, ausgewählt nach Kriterien wie Kaufkraft am Standort, Strukturen und Lage - auch die Größe der Stadt war ein wichtiges Kriterium, wie er sagt: Mehr als 250.000 Einwohner sollte sie nicht haben.

Welche 47 Standorte genau nun das Interesse des bundesweit weniger bekannten Händlers wecken, hat der Konzern noch nicht genannt - ob sie identisch ist mit jener Aufzählung, die der Springer-Verlag veröffentlicht hat, will Schön nicht kommentieren. In Brandenburg aber scheint Cottbus ein sicherer Kandidat.

Kaufinteresse wohl unabhängig vom Insolvenzverfahren

Aspekte des Insolvenzverfahrens waren für Schön bei der Auswahl unerheblich, wie er sagt. "Wir haben gesagt, wir haben ein Kaufinteresse und haben dann analysiert, welche Häuser wir kaufen würden. Wir haben uns da - ehrlicherweise - bislang wenig Gedanken gemacht, ob diese Häuser verkauft werden können oder müssen oder ob das Häuser sind, die geschlossen werden sollen."

Wie der Name "buero.de" bereits vermuten lässt, dreht sich das Kerngeschäft des Unternehmens mit Sitz in Detmold um den Online-Vertrieb von Schreibwaren und Büroartikeln. Mehr als 60.000 Artikel umfasse das Sortiment, so "buero.de" auf seiner Webseite.

Mit seinem Übernahmeangebot wagt sich das Unternehmen nun gleich doppelt aus der Komfortzone: Zum einen steigt der bisherige Online-Händler damit im großen Stil ins stationäre Geschäft ein - ein Plan, der bereits länger besteht und mit drei Warenhäusern in Frankfurt am Main bereits in ersten Schritten umgesetzt wird.

47 Filialen auf der Liste

Zum anderen soll es in den 47 neuen Filialen eben nicht nur Schreibwaren geben, sondern - ähnlich wie bei Galeria Karstadt Kaufhof, allerdings unter einem neuen Namen - ein echtes Vollsortiment. "An den 47 Standorten wird derzeit ungefähr die Hälfte des Umsatzes mit Kleidung, Schuhen und Accessoires gemacht - da wäre es geradezu fatal, wenn man diesen Bereich nicht bedienen würde. Wir werden sicher einige andere Schwerpunkte setzen, aber im Grunde sollen Sie im Warenhaus nahezu alles vorfinden, was Sie für Ihr tägliches Leben benötigen“, sagt Markus Schön.

Eine gute Nachricht auch für die Belegschaften der 47 Häuser: "buero.de" will die etwa 6.000 Beschäftigen nach eigenen Angaben behalten. Betriebsbedingte Kündigungen und auch Vorruhestandlösungen schließt der Online-Händler aus. "Aus unserer Sicht sind die Mitarbeiter der größte Schatz, den man unbedingt bewahren muss", so Markus Schön. "Mit einem Konzept, das wieder mehr Perspektive bietet, glauben wir, dass wir eine tolle Kombination haben aus motivierten Mitarbeitern und einem Konzept, das sich positiv entwickeln kann."

Gespräche wohl nächste Woche

Bereits zum dritten Mal hat "buero.de" nun sein Interesse an der Übernahme von Karstadt-Filialen bekundet. Bislang seien die Bemühungen jedes Mal gescheitert oder im Sande verlaufen, so Markus Schön, diesmal hoffe er auf einen positiven Ausgang. Voraussichtlich in der kommenden Woche wolle er mit Vertretern von Galeria Karstadt Kaufhof und deren Insolvenzverwalter sprechen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.11.2022, 17:20 Uhr

Beitrag von Oda Tischewski

22 Kommentare

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  1. 22.

    Wer geht denn zu Galleria? Vielleicht wäre ein Voting interessant. Die haben keine Chance mehr.

  2. 21.

    Sie haben mit vielen was Sie schreiben natürlich recht....bei Höffner haben Sie Glück gehabt. Mein Papa hat sich eine Couch von Rolf Benz ausgesucht. Ziemlich teuer und dann nur Lieferung bis zur Bordsteinkannte.
    Finde ich bei diesem Preis ziemlich heftig.
    Die Couch wurde online 500 Euro preiswerter gekauft und die Alte wurde mitgenommen.
    Und das ist keine "Geiz ist geil Mentalität". Nicht in dieser Preisspanne.

  3. 20.

    Der Onlinehandel kommt an seine Grenzen. Die Paketdienste schaffen nicht mehr die Mengen. Paket-Stationen sind überlastet. Lieferungen an die Wohnungstür mittlerweile bis zu vier Tage. Da passt die Wiederbelebung der stationären Kaufhäuser. Signa setzt eher auf Rendite in seinem Geschäftsmodell. Wenn Büro.de schon sagt, das die Mitarbeiter der größte Schatz sind, lässt das auf eine andere Mentalität schließen. Ich selbst war die Tage bei Höffner. Die Auswahl war immer noch beeindruckend. Der gewünschte hochpreisige Artikel war zum Mitnehmen vorhanden. Die Qualität sehr gut. Bar bezahlt ging's nach Hause und kein Stress wegen dem Warten auf den Lieferservice, wann er denn kommt. Mittlerweile muss man fast schon einen Urlaubstag einplanen, weil man nicht weiß, wann die Lieferung kommt, vormittags, nachmittags oder abends?

  4. 19.

    "Als erstes, sollte der neue Betreiber, die grauenhafte Musik abstellen."
    Was spielen die denn da so?

  5. 18.

    :-) was für ein erfrischender Kommentar. Danke. Mein Papa ist über achtzig Jahre und war früher ein treuer Kunde von Hertie und dann von Karstadt...
    Er liebt heute den Online- Einkauf weil diese sogenannten Kaufhäuser mehr und mehr abgebaut haben und für ältere Leute nichts mehr sind. Und er ist noch recht Fit.
    Auch ich bin online Einkäuferin. Den einzigen Spaß den ich mir könne, ist die Lebensmittelabteilung im KADEWE. Ein Erlebnis fürs Auge und den Gaumen.

  6. 17.

    Reicht Ihnen Google auch nicht? Mehr als dort steht, wird der rbb auch nicht schreiben können. Was vermissen Sie denn?
    Wirecard wurde groß gefeiert, und was hatten die Kunden davon? Papier ist geduldig.

  7. 16.

    ....und das ist gut so, obwohl "rotec" in Cottbus jetzt bestimmt der Schweiß auf der Stirn steht.

  8. 15.

    Kaufhaus ist besser als online … Kann da alles bar (und anonym) bezahlen … Habe es sofort in der Hand … Finde sehr viele Produkte und Marken unter einem Dach, gleich nebeneinander … Nix hin und her fahren … Kann alles anfassen, anprobieren … Brauche nur einmal anreisen/parken … Kann mir notfalls auch alles online in „meine Filiale“ senden lassen und es dann da VOR dem Kauf nochmal „testen“ … Und die Rabattaktionen sind meistens auch noch richtig gut … Bequemer und schneller geht es nirgendwo anders !

  9. 14.

    Wahrscheinlich ist das ganze nichts weiter als ein PR-Gag. Der bisher unbekannte Online-Händler will sich ins Gespräch bringen, um seinen Online-Shop bekannt zu machen. That's all. Ganze Kaufhäuser zu betreiben wird man wohl nicht erwarten können. Hauptsache, man ist in aller Munde.

  10. 13.

    Das reicht nicht... Wollen Sie sich so etwa eine Meinung bilden?

  11. 12.

    War auch schon ewig nicht im in solchen Läden. Bin sehr skeptisch was die Firma an geht. Aktuell sehe ich da nen mega PR Hype, denn alle Medien stürzen sich drauf und nen unbekanntes Unternehmen sonnt sich im kurzen Ruhm. Vielleicht irre ich da und mein Gefühl irrt sich und die haben wirklich DIE Idee. Drücke die Daumen für die Beschäftigten.

  12. 11.

    Steht doch recht ausführlich im Artikel. Eben ein Online-Büroartikelhändler, buero.de .
    Die Fa hat schon einige Kaufhof-Häuser übernommen.

  13. 10.

    „ Diese Kaufhäuser, müssen für uns ältere auf jeden Fall erhalten bleiben.“
    Ich bin 67 Jahre alt und kann mich nicht erinnern, jemals in solch einem „Massentempel“ eingekauft zu haben, von mir aus können die großen Klopper alle weg! Dann doch lieber online.

  14. 9.

    0815 Warenhäuser haben keine Zukunft mehr, egal mit welchem Sortiment. Und ein Online Händler will sie übernehmen... noch paradoxer geht es kaum.

  15. 7.

    Fast jeder klagt darüber, eigentlich überall. Wenn Lautstärke, Musikgeschmack u.ä. dafür sorgen „nur noch raus hier“ , dann fragt man sich, wer diesen Einfluss hat, unnatürliche Geräuschuntermahlung, wie sie im realen Leben nicht vorkommen, auch anderswo ständig überbordend einzusetzen? Wie lange dauert ein Erkenntnisprozess?

  16. 6.

    Was für ein widerliches Gezocke. Man geht mal kurz in die Insolvenz, natürlich zur Weihnachtszeit, um der Angelegenheit Nachdruck zu verleihen und streicht den Arbeitnehmern erst mal die geleisteten Überstunden. Dann werden alle entlassen, um neue Arbeitsverträge zu schließen. Igitt! Was gibt es bloß für Gesetze.

  17. 5.

    Wer ist denn nun buero.de?
    Das man sich erlauben konnte, ihn zu übergehen?
    Bitte mehr Qualität.

  18. 4.

    Anders als diverse Unkenrufer bin ich nicht der Meinung, dass sich ein Warenhaus überlebt hat, lediglich das Konzept muss angepasst werden.
    Vergangenes Wochenende mit meiner Frau bei Karstadt Steglitz: Bummel vom 2.OG ins UG - Ausbeute: Bettwäsche, eine Wolldecke, neues Markengeschirr, Socken, Pullover, Geburtstagskarte, Parfum und Wechsel der Uhrenbatterie.

    Die Alternative ohne Warenhaus: Teile der Sachen hätte ich in evt. in Läden vor Ort bekommen, den Rest im Internet bestellt-also Schwächung des Einzelhandels. Bei Nichtgefallen/falscher Größe erfolgt ein Hin-und Herschicken der Ware, inkl. Wartezeit und Co2 Bilanz des Grauens.

    Was sich aber bei Galeria/Karstadt definitiv ändern muss, ist die Belegschaft und Ihre Einstellung zur Arbeit. So unfreundliche, desinteressierte und rotzfreche Verkäufer wie dort, erlebe ich nirgendwo anders.

  19. 3.

    Hoffentlich werden auch Kurzwaren und andere Nischenprodukte angeboten statt immer nur Klamotten, Schuhe, Taschen, Schmuck und Parfümerie. Ich drücke buero.de die Daumen, dass ihr Konzept aufgeht.

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