Freiland-Ernte in Brandenburg verzögert sich - Die Erdbeere - wo ist sie?

Fr 05.05.23 | 06:07 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
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Zwei Erntehelferinnen pflücken Erdbeeren. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 04.05.2023 | Theresa Majerowitsch | Bild: dpa/Patrick Pleul

Eigentlich sollte die Freiland-Erdbeere schon da sein. Aber es gibt Verzögerungen. Wenn sie dann aber in einigen Tagen kommt, punktet die Beere aus der Mark gegenüber dem spanischen Produkt mit klaren Vorteilen. Und dann ist da noch ein Trend. Von Stefan Ruwoldt

Die Kultur-Erdbeere ist ein süßes Streitobjekt: manche sind gut und manche böse. Den Unterschied zwischen guter und böser Erdbeere macht die Herkunft. Als Klima-Ignorantin etwa liegt sie als Großpackung bei den Sonderangeboten der Discounter. Als korrekt grünes Bioobst wird sie dagegen vor allem am Erdbeerstand auf der Straße und im Bioladen angeboten.

Natürlich ist diese Unterscheidung eine sehr grobe.

Die Brandenburger Freilandkultur-Erdbeere ist gut für den insgesamt schlechten Klimaruf ihrer Art. Für ihr Siegel "regional und bio" braucht diese Freiland-Erdbeere allerdings Sonne und Wärme. Das kühle Frühjahrswetter in diesem Jahr macht es der Brandenburger Freiland-Erdbeere schwer: Die geringen Temperaturen hatten einen Wachstumverzug zur Folge. Da half es auch nicht, dass der Regen stimmte, und er den Erdbeer-Durst bislang fast allein löschen konnte.

Die Brandenburger Freiland-Erdbeere ist spät dran, weil lange die Wärme fehlte, aber sie kommt: statt Anfang Mai nun eben Mitte Mai.

Ökologische Nieten aus Spanien

Die aus Spanien stammenden importierten Früchte sind meist ökologische Nieten. So jedenfalls rechnen es etwa "Ökotest" [oekotest.de] oder die Berliner Produkt-Aktivisten der Plattform "Codecheck" [codecheck.info] vor: "Bei einem Kilogramm frischer Erdbeeren aus der Region fallen 0,3 Kilogramm CO2-Äquivalent an." Zwar komme die gleiche Menge der in Spanien geernteten Erdbeeren auf nur 100 Gramm mehr, also auf 0,4 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Erdbeer-Kilo, verhagelt werde diese Ökobilanz der hier angebotenen und aus Spanien stammenden Erdbeere aber vom Transport, denn der erhöhe das CO2-Äquivalent auf 0,8.

Die meisten der in Brandenburg verkauften Erdbeeren stammen noch immer aus Spanien, und zwar aus einer Region im Südwesten des Landes. Dort standen einst riesige Wälder, in denen vor allem Pinien wuchsen, die mit Wassermangel gut umgehen können. Jetzt aber stehen auf Tausenden Hektar Erdbeerfelder und Folienzelte und verbrauchen das in der Region sehr rare Wasser.

Hinzu kommen die oft sehr geringen Löhne für die Ernte-Arbeiterinnen und -Arbeiter. Und die Ökobilanz der Spanien-Erdbeere verhageln die nicht selten ebenfalls auch in den Erdbeeren nachweisbaren Pestizid-Rückstände, weil die Felder oft noch immer sehr intensiv gespritzt werden.

Insgesamt allerdings ist die Menge der in Deutschland geernteten Erdbeeren - von Jahr zu Jahr ein wenig schwankend - ähnlich hoch wie die Menge der importierten Erdbeeren: 131.000 Tonnen Erdbeeren wurden 2021 in Deutschland geerntet [de.statista.com], dazu wurden rund 131.330 Tonnen Erdbeeren importiert. (Statistisches Bundesamt, Stand: 2021) Dabei stammten deutschlandweit rund 98.000 Tonnen aus dem Freiland und rund 34.000 Tonnen aus dem Erdbeeranbau unter Glas.

Erdbeere ja, aber nicht von ganz weit her

Wenn also Erdbeere - dann eine von hier und dann eine mit Regenwasser gezogene, biologisch mit Kompost aus eigenem Anbau gedüngte und mit dem Fahrrad abgeholte Erdbeere. Die nachhaltigste Erdbeere kommt dabei natürlich aus dem eigenen Garten.

Die Haupterntezeit der Erdbeere beginnt im Mai und dauert bis Ende Juli.

Anbaufläche in den letzten Jahren zurückgegangen

Genau das betont auch Sylvia Schießer, Pressesprecherin beim Gartenbauverband Berlin-Brandenburg: die Ökobilanz der in Brandenburg gewachsenen Erdbeere. Schießer betont auch, dass die hier angebauten Erdbeeren nur dann auch hier wachsen und als vermarktbare Produkte reifen können, wenn die Erdbeer-Bauern investieren. Grob ist der Trend, so weisen es die Statistiken aus, dass die Anbaufläche für Erdbeeren in Deutschland und auch in Brandenburg im vergangenen Jahrzehnt gewachsen ist, in den letzten fünf, sechs Jahren aber schrittweise wieder zurückgegangen ist - auch in Brandenburg.

Eine der Erklärungen ist für Sylvia Schießer, dass für den wirtschaftlichen Anbau in der Region aus Gelder nötig seien, die eben nicht alle aufbringen könnten: "Ausreichend Wasser, besseren Frostschutz im Frühjahr, Schutzabdeckungen, der Einsatz von Nützlingen, etwa Hummeln - all das ist auch mit Investitionen verbunden." Die Logik des Erdbeergeschäfts für regionale Produzenten sei: "Es werden weniger, die anbauen, denn wer existieren will, muss expandieren und diversifizieren. So bekommt das Geschäft die nötige Grundlage."

Das regionale Produkt ein wenig teurer - aber vitaminreicher

Die größten Erdbeer-Anbauregionen Deutschlands liegen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Brandenburg gehört eher zu den Schlusslichtern. In Zahlen heißt das: Erbeerbetriebe in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bauen auf etwa 2.000 Hektar Erdbeeren an und ernten je etwa 30.000 Tonnen, in Brandenburg auf etwa 200 Hektar mit rund 2.000 Tonnen Ertrag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes [de.statista.com]. Dabei weichen die Angaben von Verbänden und Ministerien ein wenig voneinander ab aufgrund der unterschiedlichen Einbeziehung verschiedener Anbaumethoden und der Größe der anbauenden Betriebe.

Dass sich der Anteil der heimischen Erdbeere bei Anbau und Absatz perspektivisch erhöhe oder zumindest stabilisiere, dafür könnte auch ein besseres Preisbewusstsein der Verbraucher sorgen, sagt Sylvia Schießer. Die Verbraucher müssten sich klar machen, dass die Erdbeere aus Spanien Tausende Kilometer unterwegs sei und darum natürlich früher geerntet werden müsse: "Vitamingehalt und Süße - also auch der Geschmack - leiden darunter."

Schießer erinnert außerdem daran, dass in Brandenburg höhere Löhne gezahlt werden als in Spanien. Die Brandenburger Erdbeere sei genau darum auch teurer. Aber sie sei es eben auch wert, sagt Schießer und schließt mit einer Beschwichtigung an alle ungeduldig Wartenden: "Hey Leute, ja, es wird Erdbeeren aus Brandenburg geben. Ausreichend und gut - aber ein paar Tage später, weil sich bei der Freiland-Erdbeere wegen des Wetters auch mal was verschieben kann."

Beitrag von Stefan Ruwoldt

52 Kommentare

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  1. 52.

    Bei mir gibt es nur Erdbeeren aus dem Garten. Die ersten blühen zumindest schon. Spanische schmecken nicht und einheimische sind mir echt zu teuer. Obwohl ich absolut dafür bin, dass die Pflücker einen anständigen Lohn erhalten, rechtfertigt natürlich den Preis.

  2. 51.

    Ich warte auf die Erdbeeren von Elskarl.

  3. 50.

    Schmecken die Erdbeeren in Südamerika genauso oder ändert sich der Geschmack auf dem Transport nach Europa?

  4. 49.

    Erdbeeren ; Als Ersatz Sonnenschein für Reife , mal ein paar schlechte Politiker Witze erzählen dann wird`s auch mit der Erdbeeren - röte/ Farbe.

  5. 47.

    Doch,es gibt schon einheimische Erdbeeren.
    Beim Freizeitpark-Erdbeerproduzenten, 250 g für 3,30 Euro.

  6. 45.

    Sie haben mich auf DIE Idee gebracht!
    Ich werde mir meine drei leeren Ampeltöpfe aus dem Keller mit Erdbeerpflanzen befüllen. Ich freu mich schon und bin schon sehr gespannt, was draus wird.

  7. 44.

    War das jetzt alles dazu in diesem Beitrag oder kommt noch was geistvolles? Vielleicht sollte der Stefan mal 1 Tag Erntehelfer machen um produktiv tätig zu sein. Die Spargel-Story hier war auch schon Anti-Brandenburg gegen Bauern. Bitte lieber RBB - sortiert Grüne Ideologie hier aus

  8. 43.

    Was für sinnloser Beitrag

  9. 42.

    So macht man billige Erdbeeren. Was hier nicht falsch priorisiert werden darf ist der Mensch. Klimaschutz, Tierwohl, Artenvielfalt, die Umwelt und niedrige Preise sind viel wichtiger als jedem Philanthrop zu sein. Denn diese Dinge sind für die Welt wichtig und nicht der Mensch. Wenn es weniger Geld in der Tasche der meisten gibt dann werden auch pro Kopf weniger Emissionen verursacht. Da sollte man drüber nachdenken.

  10. 41.

    Heimisches Superfood und die Gute-Laune-Beere, soviel Ideen und so wenig Zeit ;-).

  11. 40.

    Na wie schön, dass Sie auf die gesunden und leckeren Beeren verzichten, danke, bleibt mehr für uns!

  12. 39.

    Die extremen Dürren und Hitzewellen in Spanien sind in erster Linie Folge der Abholzung und nachfolgenden Nutzung durch die Landwirtschaft. Wald kühlt und speichert Wasser. Er erzeugt auch neuen Niederschlag. Die ausgebeuteten Erntearbeiter sind zumeist illegale Einwanderer aus Afrika. Also Aufforstung in Spanien und Stop der illegalen Einwanderung. Dann gehts dem Klima besser und Menschen eerden nicht mehr versklavt.

  13. 38.

    Interessant, dass sich bei Ihnen beim Lesen dieses Artikels das Gewissen meldet.
    Für mich ist das ein rein informativer Artikel.
    Warum glauben Sie, dass Ihnen jemand "ein schlechtes Gewissen einreden will"?
    Warum unterstellen Sie dies anderen Leuten?
    Glauben Sie wirklich, dass man Menschen ein schlechtes Gewissen einreden kann?

  14. 37.

    Interessant, dass sich bei Ihnen beim Lesen dieses Artikels das Gewissen meldet.
    Für mich ist das ein rein informativer Artikel.
    Warum glauben Sie, dass Ihnen jemand "ein schlechtes Gewissen einreden will"?
    Warum unterstellen Sie dies anderen Leuten?
    Glauben Sie wirklich, dass man Menschen ein schlechtes Gewissen einreden kann?

  15. 36.

    Und schließlich ist da ja auch noch die AFD und die Rechtsextremen!

  16. 35.

    Du kannst dich ja gleich zur Ernte anmelden und auf deinen Lohn (anteilig) verzichten. Steht dir alles frei ;)
    Im Übrigen gab es bereits mehrfach Berichte, dass die billigen Arbeitskräfte in Spanien, Griechenland etc sogar keine Löhne bekommen. Die rennen ihrem Geld nach ohne großartige Handhabe sich dagegen zu wehren....

  17. 33.

    Die Erdbeere wird meiner Meinung nach überbewertet, für mich geht nichts über die gute alte klassiche Heidelbeere ;}

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