Tarifverhandlungen - Verdi ruft Beschäftigte im Einzelhandel zu dreitägigem Warnstreik auf

Mi 13.09.23 | 11:38 Uhr
  33
Teilnehmer einer Verdi Kundgebung halten am 21.07.2023 in Berlin Schilder mit der Aufschrift "Wir sind es wert." hoch. (Quelle: dpa/Hannes P Albert)
Video: rbb24 | 14.09.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/Hannes P Albert

Die Gewerkschaft Verdi ruft Beschäftige im Einzelhandel in Berlin und Brandenburg zu einem dreitägigen Warnstreik von Donnerstag bis Samstag auf. Man wolle damit "Druck in den festgefahrenen Tarifverhandlungen für den Einzelhandel" in der Region ausüben, teilte Verdi am Mittwoch mit.

Die Arbeitgeber würden demnach weiterhin an ihrer "Forderung nach Reallohnverlusten" für die Beschäftigten festhalten. Verdi bestehe dagegen in Berlin-Brandenburg und bundesweit auf eine Lohnerhöhung, die die Reallöhne sichere.

Konkret fordert Verdi eine Lohnerhöhung von 2,50 Euro pro Stunde. Diese Erhöhung müsse dauerhaft wirksam sein und nicht nur als Einmalzahlung erfolgen. Eine deutliche Lohnerhöhung sei auch deshalb nötig, weil vielen Beschäftigten im Einzelhandel bereits jetzt die Altersarmut drohe.

Die Arbeitgeber bieten bislang umgerechnet auf den Stundenlohn eine Erhöhung der Gehälter um 90 Cent an.

Verdi klagt "kreative Ausreden" der Arbeitgeber an

Dies sei "eine Differenz, bei der es nicht möglich ist, in konstruktive Tarifverhandlungen einzusteigen", heißt es weiter. Verdi fordert eine "deutliche Bewegung" der Arbeitgeber. Neben einer Entgelterhöhung fordert Verdi in Berlin und Brandenburg außerdem eine Angleichung der Laufzeit der Tarifverträge. Hintergrund sei, dass in Berlin und Brandenburg die Verhandlungen aufgrund der Laufzeit der Tarifverträge erst drei Monate nachgelagert zu den Verhandlungen in den anderen Bundesländern beginnen. Damit hätten die Unternehmen und die Beschäftigten in der Region keine Möglichkeit, von Beginn an in die Verhandlungen einzugreifen.

Am Donnerstag soll ab 11 Uhr eine Streikkundgebung auf dem Berliner Breitscheidplatz stattfinden. Auf der Kundgebung soll neben Verdi-Vertretern auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sprechen.

Letzter Warnstreik vor wenigen Wochen

Zuletzt hatte Verdi Mitte August zu einem Warnstreik aufgerufen. Betroffen waren damals unter anderem Filialen der Supermarktketten Kaufland, Rewe und Edeka sowie die Kaufhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof, das KaDeWe, H&M, Ikea und Thalia. Auch Lager der Supermarktketten in Berlin, Oranienburg und Lübbenau wurden bestreikt.

Auch im Juli streikten die Beschäftigten. Die Arbeitgeber nähmen die Streiks "als Signal ernst", sagte damals Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.09.23, 14:20 Uhr

33 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 33.

    Bei einer 30 Stunden Woche sind es 300€ Brutto mehr...
    Wow Effekt gleich Null.
    Den Rest holt sich der Einzelhandel, Tankstellen, steigende Energiekosten..... was bleibt?
    Nichts.

  2. 32.
    Antwort auf [Wolfram Schulz] vom 14.09.2023 um 16:23

    Ach Wolfram
    Vielleicht glauben sie es mir nicht, ich bin 71 Jahre alt und bin Rentnerin mit knapp 1600 Euro Monatlich.
    Nach ihren Worten würde ich mich selbst aus der Gemeinschaft entziehen??
    Nee mach ich net, bin ein sehr gesellschaftlicher Mensch.

  3. 31.

    Bitte einmal umrechnen!
    Bei einer 35-Stunden-Woche sind es ca. 320 Euro mehr im Monat.
    Bei der DB wurde eine Erhöhung von 410 Euro ausgehandelt - umgerechnet ca. 2,70 Euro pro Stunde.
    Ob die Erhöhung da oder dort, gut oder schlecht ist, lasse ich mal offen ...

  4. 30.

    Wer soll deiner Meinung nach die Regale auffüllen.
    Merkste selber wa.
    L.g.

  5. 29.

    Die Vorderung von 2,50€ von Verdi ist viel zu gering.
    Die Ketten verdienen Millionen und zahlen ihren Beschäftigten nur mittelmäßige Löhne. Überstunden werden in einigen Discounter nicht mal bezahlt!!!
    Oft müssen nur 2 Mitarbeiter einen Markt öffnen und sich
    um das komplette Sortiment, Bestellung und Kasse kümmern. Eine Corona Prämie wurde nach Stunden berechnet, nichts mit 1500 €... Prämie. Ein Inflationsausgleich wird auch nicht gezahlt.
    Ich bin der Meinung es Reicht!!! Die Jungs und Mädels im Einzelhandel haben es verdient jetzt eine richtige Erhöhung zu bekommen und nicht nur 2,50 € . Denn wer Löhne zahlt bei denen heute schon klar ist, das die Rente nicht reicht und Altersarmut droht, braucht sich auch nicht wundern, das man keine Mitarbeiter mehr findet!

  6. 28.

    Es wird Zeit, dass immer mehr Discounter und Supermärke SB Kassen und Bezahlsysteme einführen. Das spart viel Personal. Gerade im Einzelhandel sind die Personalkosten der größte Kostenfaktor.

    Da Lohnerhöhungen vollständig umgelegt werden, ist eine Preiserhöhung also vorprogrammiert. Ich denke, dass die Bürgergelderhöhung von 12 % nicht ausreicht

  7. 27.

    Aber Rentner sind von der weiterhin sehr hohen Inflation noch viel härter betroffen als viele Arbeitnehmner. Daher ist ein Inflationsausgleich erforderlich. Letztlich konnten sich auch Arbeitnehmer vor der Infektion schützen.

  8. 26.

    Somit werden Lebensmittel ect wieder teurer werden.

    Ich möchte mal wissen, wieviel Befürworter der unverhältnismäßigen Forderungen der Gewerkschaften sich über die viel zu geringe Erhöhung des Bürgergeldes furchtbar aufgeregt haben

  9. 25.

    Immer höhere Löhne sind keine Lösung, sondern schaffen nur noch mehr Probleme. Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Rezession mit 0,4%.

    Wenn in 10-15 Jahren Massen an babyboomern in Rente gehen, steigen Steuern und Abgaben für Arbeitnehmer deutlich an. Auf das Gejammer bin ich gespannt.

  10. 24.

    Antwort auf "Gerdi" vom Mittwoch, 13.09.2023 | 21:50 Uhr
    Ich hab es Ihnen mal rausgesucht, bittesehr:
    Während eines ungekündigt geltenden Tarifvertrages ist die Gewerkschaft nicht berechtigt zu streiken. Erst nach Ablauf der Kündigungsfrist endet die Friedenspflicht. Die Friedenspflicht soll die Mitglieder der Tarifvertragsparteien davor schützen, hinsichtlich der tariflich geregelten Materie mit Arbeitskampfmaßnahmen überzogen zu werden.

  11. 23.

    Weshalb streikt der Einzelhandel oder der ÖD respektive TV-L/ TV-ÖD eigentlich 3x im Jahr trotz Tarifvertrag und bei anderen Branchen Metall, Bau oder TV-N herrscht ständig Friedenspflicht? kann das mal einer erklären?

  12. 22.

    Sehr interessante These :(
    wer verdient denn an der Krise ? Wohl bestimmt nicht der normale Arbeitnehmer der 5 Tage die Woche arbeiten geht, aber der soll ja ihrer Meinung nach mehr arbeiten ! Arbeit soll sich bitte lohnen und man soll davon leben können !

  13. 21.

    Steigen die Löhne nicht, steigen auch die Renten nicht.
    Und Rentner konnten sich eher vor Kontakten während Corona schützen als viele Arbeitnehmer die auf der Arbeit eben Kontakt mit Kunden, Patienten usw. Haben. Also stellt sich die Frage coronabonus für Rentner nicht. Das gleiche gilt für den Inflationsausgleich, oder müssen Rentner zb. Jeden Morgen Pendeln.

  14. 20.

    Hallo zusammen, manchmal ist Streik das letzte Mittel um Forderungen durchsetzen oder ein besseres Angebot als das der Arbeitgeber zu verhandeln.
    Zum Glück gibt es das Streikrecht in Deutschland, denn wenn nicht würden jetzt alle die hier rum kritisieren genauso über zu wenig Geld zum Leben schreiben ! Ich arbeite bei Galeria Karstadt und wir bekommen Gehalt vom Tarif 2019 und kein Weihnachtsgeld und auch kein Urlaubsgeld unser Arbeitgeber ist aus der Tarifbindung ausgetreten !

  15. 18.

    Diesen Satz von ihnen formuliert lese ich immer wenn es um Streik und die Gewerkschaften geht. Bin ja auch gerne bei ihnen. Meine Frage, wann bekommen den nun die Rentner den Coronabonus, den Inflationsausgleich und eine ansehnliche Erhöhung der Rente. Alles was die Gewerkschaften schreiben und fordern trifft auch auf die Rentner zu. Merken sie nun wie scheinheilig die Forderungen sind und das es nur ums Image der Gewerkschaften geht.

  16. 17.

    Der Personalrat kann ja keine Lohnerhöhung durchsetzen. Was bleibt als Mittel, um an höhere Löhne zu kommen?

  17. 16.

    Sie werden es nicht glauben, aber die Beschäftigten sind auch Verbraucher. Und wie ich bereits geschrieben habe, ist alles teurer geworden lange vor dem Streikaufruf...

  18. 15.

    Bitte bedenken: Viele sogenannter Arbeitnehmervertretungen / Betriebsräte sind mittlerweile mehr dem Arbeitgeber zugewandt als dass sie die berechtigten Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten .
    Alles nur um den sicheren Betriebsratposten zu halten und der Geschäftsleitung zu gefallen...

  19. 14.

    Was ist eigentlich mit denen die Bürgergeld kassieren, nicht arbeiten wollen und nichts leisten ? Die bekommen doch auch Erhöhungen des Bürgergeld. Steuergelder.
    Sie hacken ständig nur auf die Leute ein die Leistung bringen.
    Es ist,Sorry, zum Kotzen ihre Kommentare zu lesen

Nächster Artikel